Gran Turismo 7Gran Turismo 7
Review

Gran Turismo 7 im Test - ein Next-Gen Feuerwerk für Rennspielfans

Von Daniel Walter am 8. März 2022. Getestet auf PS5. Zum Spiel hier klicken.

Mit Gran Turismo 7 wartet nach GT Sport endlich der nächste reguläre Ableger der Rennspielserie auf alle Motorsportfans. Wie sich der erste Ausflug des PlayStation-exklusiven Franchises auf die neue Konsolengeneration im Test geschlagen hat, verraten wir euch hier.

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Ein perfekt abgestimmtes Spielerlebnis für jeden Spielertyp

Bevor wir richtig loslegen, unternehmen wir bereits einen ersten Ausflug auf die Rennstrecke und können uns dabei nicht nur mit dem Fahrgefühl des Rennspiels vertraut machen, sondern auch direkt das durchaus unterhaltsame Minispiel Musik-Rallye kennenlernen. Hierbei geht es darum, Checkpoints rechtzeitig zu durchfahren, um die Beats der Hintergrundmusik am Leben zu erhalten. An dieser Stelle können wir auch direkt festlegen, ob wir das Spiel klassisch über die Sticks, auf gute alte Retro-Art mit Steuerkreuz oder mittels Bewegungssensor steuern möchten. Auch beim Beschleunigen und Bremsen stehen uns mehrere Optionen zur Auswahl, von der gängigen Schultertasten-Variante, über den Einsatz der gewöhnlichen Controllertasten, bis hin zur Nutzung der Sticks als Gashebel. Um auch wirklich für jeden Spielertyp das passende Spielgefühl bieten zu können, wählen wir darüber hinaus zwischen drei Fahrhilfe-Grundeinstellungen, sodass sich blutige Anfänger ebenso schnell heimisch fühlen sollten wie alteingesessene Profis. Zu guter Letzt legen wir noch die Schwierigkeit der KI-Gegner fest, um die für uns perfekte Herausforderung zu schaffen. Sämtliche Einstellungen lassen sich dabei selbstverständlich auch nachträglich wieder ändern. Nach einem, für unseren Geschmack etwas zu lang geratenen, Intro, bei dem Gran Turismo 7 einen historischen Ausflug in die Vergangenheit der Automobilindustrie unternimmt und gleichzeitig im Hinblick auf die Grafik ordentlich die Muskeln spielen lässt, finden wir uns endlich auf der Weltkarte des Spiels wieder, die als Dreh- und Angelpunkt des Rennspielabenteuers fungiert.

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Fahren und Sammeln – ein Paradies für Autofans

Hier empfängt uns sofort ein Guide namens Sarah, der uns die unterschiedlichen Hotspots der Spielumgebung näher vorstellt. So geht es ohne Umwege zum Gebrauchtwagenhändler, wo wir uns einen ersten fahrbaren Untersatz zulegen, um für die kommenden Rennherausforderungen gerüstet zu sein. Die Auswahl an Gebrauchtfahrzeugen kann sich dabei von Beginn an sehen lassen und hält einige Klassiker wie den Mazda RX-7, den Mini Cooper S oder auch den Porsche 911 Carrera für uns bereit. Unser anfänglich doch sehr bescheidenes Budget von lediglich 20.000 Credits zwingt uns allerdings dazu, uns zwischen einem von drei Kleinwagen der Marken Honda, Toyota oder Mazda zu entscheiden. Man fühlt sich also in etwa so, als würde man das erste Mal im Pokémon-Labor von Professor Eich stehen und das Starterpokémon für das große Abenteuer auswählen, wohlwissend, dass da noch sehr viele, weitaus bessere Optionen auf uns warten. Ist das Auto gekauft, wird dieses direkt eindrucksvoll präsentiert und beschert uns zudem eine gewisse Anzahl an Sammlerpunkten, die uns nach und nach in unserem Autosammlerrang aufsteigen lassen. Hier zeigt Gran Turismo 7 direkt zu Beginn, dass es sich, im Gegensatz zum direkten Vorgänger, nicht nur auf die eigentlichen Rennen beschränken wird, sondern sich auch an Autofans mit Sammelleidenschaft richtet. Wenn wir einen genaueren Blick auf unsere Fahrzeugsammlung werfen und die Autos von wirklich allen Seiten ausgiebig betrachten möchten, ist dies übrigens zu jeder Zeit in unserer Garage möglich.  Belohnungen für das Sammeln verschiedener Fahrzeugtypen oder das Erledigen anderer spielerischer Herausforderungen gibt es wiederum im gemütlichen Café der Spielwelt, wo wir nach und nach bestimmte vorgegebene “Menüs” mit festgelegten Zielen abarbeiten können. Dabei erhalten wir sogenannte Roulette-Tickets, die es uns erlauben, am Belohnungsglückspiel teilzunehmen und auf diese Weise Geld, Fahrzeuge oder Tuningteile zu gewinnen. Die “Menüs” ziehen sich dabei wie ein roter Faden durch die Kampagne und motivieren dazu, uns mit den unterschiedlichen Möglichkeiten des Spiels auseinanderzusetzen. Die Weltkarte, die optisch ein wenig an eine Nachbarschaft aus Die Sims erinnert, ist dabei eine komfortable und sinnvolle Lösung, um die einzelnen wichtigen Orte direkt anzuwählen. Eine frei begeh- oder befahrbare Umgebung wäre aber natürlich die kleine Kirsche auf der Sahnetorte gewesen.

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Ab auf die Rennstrecke

Um endlich ins Renngeschehen einsteigen zu können, müssen wir einen Blick auf die verfügbaren Rennkurse im “Weltstrecken”-Menü werfen, das uns Ziele in Amerika, Europa und Asien anzeigt. Nach und nach schalten wir weitere Strecken frei und dürfen uns dabei unter anderem auf bekannte Locations aus früheren Teilen freuen, wie Goodwood in UK, den Broad Bean Raceway in Japan oder den Northern Isle Speedway in den USA. Insgesamt stehen im Spiel 15 Kurse auf dem europäischen, zehn auf dem amerikanischen und neun auf dem asiatischen/ozeanischen Kontinent zur Verfügung. Hier warten diverse Rennherausforderungen auf uns, in denen es, je nach Platzierung, Credits und/oder Geschenk-Autos abzustauben gibt. Manche Rennen sind dabei auf ein bestimmtes Fahrzeuglevel beschränkt, sodass wir nicht sofort alle bestreiten dürfen. Neben klassischen Platzierungsrennen für den Karrierefortschritt können hier auch Zeit- und Driftrennen sowie individuell angepasste Arcade- und Benutzerrennen ausgewählt werden, bei denen sich unter anderem der Streckenabschnitt, das Wetter oder auch die Tageszeit variieren lassen. Das Wetter gehört übrigens zu den besonderen Merkmalen in Gran Turismo 7, denn hier haben die dynamischen Wetterveränderungen einen besonderen Einfluss auf das Fahrverhalten, da einzelne Pfützen beispielsweise für besonders kritische Bereiche auf der Fahrbahn sorgen können. Über den “Treffpunkt”-Reiter ist es zudem möglich, anderen Spielern virtuell zu begegnen sowie unkompliziert und zwanglos gegen sie anzutreten. Die gelungene Inszenierung der Kampagne, die übersichtlich gestaltete Spielumgebung und die zahlreichen Anpassungsoptionen des Spiels in allen Ehren, letztlich kommt es am Ende aber dann doch einzig und allein auf das Gefühl auf der Rennstrecke an. Und hier liefert Gran Turismo 7 in jeglicher Hinsicht so unfassbar stark ab, dass sich der Titel bei den anderen erwähnten Punkten auch durchaus den einen oder anderen Aussetzer hätte erlauben können – aber auch diese kleinen Patzer gibt es eben schlicht und einfach nicht.

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Schöner als die Realität

Das, was uns GT7 von der grafischen Seite her auf der Straße und im Cockpit bietet, setzt definitiv neue Maßstäbe für die Rennspielserie. Gestochen scharfe dynamische Armaturen, sowohl digital als auch analog, glänzende Chrom- und strukturierte Kunststoffverkleidungen im Innenraum oder auch die unglaublich detailreich ausgearbeiteten Stofffasern des Rennanzugs und der Handschuhe sind hier nur einige der optischen Highlights, die uns mit offenen Mündern zurückgelassen haben. Auch die spiegelnden Hochglanzoberflächen der Karosserie, die überzeugend realistischen Reifenspuren auf dem Asphalt oder auch Umgebungsdetails wie Maschendrahtzäune, Fensterscheiben oder Werbebanden lassen uns schnell vergessen, dass wir nicht mit unserem eigenen Auto in der Realität an einem Rennen teilnehmen. Ebenso überzeugend präsentieren sich der Lichteinfall der Sonne oder die Schattenwürfe auf der Piste und auch das Schadensmodell, das selbst kleinste Kratz- und Schleifspuren sichtbar macht, ist wirklich großartig umgesetzt. An dieser Stelle bleibt GT 7 allerdings im minimalistischen und eher kleinteiligen Bereich, sodass erkennbare Totalschäden nicht möglich sind. Einzig und allein die Zuschauer, deren Gesichter und Bewegungen doch deutlich hinter dem übrigen Detailreichtum zurückbleiben, wären hier noch optimierbar gewesen. Dies lässt sich aber auch wirklich nur dann erkennen, wenn man auf der Strecke anhält und bewusst einen Blick auf das Publikum wirft. Die beste und wegweisendste Entscheidung in Sachen Realismus ist aber sicherlich der Einsatz der DualSense-Funktionen. Das großartige haptische Feedback des PS5-Controllers lässt uns jede Unebenheit auf der Straße, jedes Schlagloch und jeden Bodenbelag so realitätsnah spüren, als würden wir selbst am Steuer sitzen. Auch jeder Rempler oder Auffahrunfall wird so noch um ein Vielfaches intensiver, was dem Rennspiel zu einer nie dagewesenen Immersion verhilft. Unterstützt werden die detailliert ausgearbeiteten Vibrationen durch den Widerstand der Schultertasten beim Bremsen und Beschleunigen, der uns das Gefühl gibt, wirklich ein Pedal herunterzutreten, wodurch auch ein Vom-Gas-Gehen absolut authentisch anmutet. Gran Turismo 7 dringt bei der Nutzung der neuen Controller-Möglichkeiten in die Sphären von Returnal oder der PS5-Version von Ghost of Tsushima vor und zeigt uns eindrucksvoll, wie sich ein Next-Gen-Rennspiel anfühlen muss.

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Auch abseits der Strecke gibt es einiges zu tun

Wer nicht nur Rennen bestreiten möchte, kann sich in Gran Turismo 7 auch anderweitig beschäftigen. So geht es im Lizenz-Center zum Beispiel zurück in die Fahrschule, wo wir verschiedene Fahrlizenzen erwerben können. Hierbei verbessern wir unsere Fähigkeiten als Fahrer in mehreren Bereichen und stellen uns beispielsweise Bremsherausforderungen oder anspruchsvollen Kurvenfahrten auf diversen Strecken, und zwar mit unterschiedlich schnellen Autos. Hier können wir bei jeder Aufgabe Bronze-, Silber- und Goldauszeichnungen verdienen und uns von der National-B- bis hin zur Superlizenz vorarbeiten. Die kurzen Challenges sind dabei eine gelungene Abwechslung für zwischendurch und machen sich im Laufe der Zeit durchaus auch bei unseren Ergebnissen auf der Strecke bemerkbar, gerade bei stärkeren KI-Gegnern. Aber auch in unserer Garage können wir uns auf mehrere Arten die Zeit vertreiben. Hier ist es beispielsweise möglich, Änderungen an den Fahrzeugeinstellungen unserer im Besitz befindlichen Modelle vorzunehmen und so unter anderem Details wie Bremsbeläge, Reifen oder die Radaufhängung anzupassen, um die Leistung des Wagens zu optimieren.  Erworbene oder gewonnene Tuningteile, die übersichtlich nach kompatiblen  Fahrzeugmodellen geordnet sind, können ebenfalls in der Garage montiert werden. Des Weiteren besteht hier auch die Chance, die eigenen Autos in beeindruckenden Scapes-Filmen zu bestaunen, die die Fahrzeuge an zahlreichen Orten auf der ganzen Welt in Szene setzen.

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Fazit:

Mit seiner gut strukturierten Kampagne, motivierenden Herausforderungen im Lizenz-Center und passenden Funktionen für Sammel- und Tuningfans legt Gran Turismo 7 den Grundstein für ein großartiges Spielerlebnis. Zu wahrer Größe läuft das Rennspiel aber dann auf der Strecke auf, wo mich die atemberaubende Grafik, die authentischen Licht-, Schatten- und Schadenseffekte und vor allem der intelligente Einsatz der DualSense-Funktionen rundum begeistert haben. Ich hatte selten so viel Spaß an einem Rennspiel mit Realismusanspruch wie an diesem Next-Gen-Meilenstein und freue mich auf das, was die Serie in Zukunft noch für uns bereithalten wird. Wenn man etwas kritisieren möchte, dann vielleicht das übertrieben lange Bombast-Intro oder das nicht ganz so realistisch gestaltete Publikum am Streckenrand, aber keiner dieser Punkte kann diesem wirklich gelungenen Exklusivtitel einen Zacken aus der wohlverdienten Krone brechen!

Pro:
  • Atemberaubende Grafik
  • Gut strukturierte Kampagne
  • Intelligenter Einsatz der DualSense-Funktionen
  • Dynamisches Wetter mit realistischen Auswirkungen auf die Strecke
  • Auch abseits der Rennen ist für Beschäftigung gesorgt
  • Für Rennspielfans, Bastler und Autosammler gleichermaßen empfehlenswert
Contra:
  • Publikum kann grafisch nicht ganz mithalten
  • Introsequenz übertrieben lang
Gameplay:
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Grafik:
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Sound:
4 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Atmosphäre:
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Unsere Wertung: 9.0 / 10
TestingBuddies Award Silber
Spiel getestet auf: PS5
Daniel Walter

Daniel Walter

Ein begeisterter Konsolenspieler mit einem breit gefächerten Interessengebiet. Neben Shooter-Serien wie Battlefield oder Call of Duty gehören auch Action-Adventures wie klassische Assassin's Creeds, die Batman-Arkham-Reihe oder The Last of Us Part 1/2 zu den bevorzugten Titeln. Hinzu kommen Survival-Games wie ARK, Horror-Klassiker a la Resident Evil sowie Open-World-Abenteuer im Stile von Far Cry oder Red Dead Redemption. Sport-Franchises wie FIFA oder Tour de France erweitern das Interessenfeld, ebenso wie sämtliche Titel aus dem Star-Wars-Universum.

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