Windjammers 2Windjammers 2
Review

Windjammers 2 im Test: Locker aus dem Handgelenk

Von Alex Jung am 7. Februar 2022. Getestet auf PS4. Zum Spiel hier klicken.

Auf manche Dinge muss man länger warten. Zum Beispiel auf den Bus oder den nächsten Urlaub. Oder auf Fortsetzungen beliebter Videospiele. Ganz so lange wie im Falle von Windjammers 2 dauert es dann in der Regel aber doch nicht. So folgt nun sage und schreibe 28 Jahre nach dem Erstling, welcher damals auf dem Neo Geo sowie in Spielhallen für Furore sorgte und sogar heute noch ein beliebtes eSport-Game ist, mit Windjammers 2 der Nachfolger des Flying Disc Games. Zum Glück müsst ihr nicht weitere 28 Jahre auf den Test warten, denn der folgt natürlich direkt für euch.

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Einfach zu lernen, schwer zu meistern

Sollte man den ersten Teil nicht kennen, weil man keine Berührungspunkte mit dem Neo Geo hatte oder schlicht und ergreifend noch nicht geboren worden war, so ist das natürlich kein Problem.

Das Spiel ist grundsätzlich schnell erklärt. Zwei Spieler stehen sich auf einem Feld gegenüber, ähnlich wie beim Tennismatch oder beim Air-Hockey. Spielgerät ist ein Diskus, welcher von den beiden Kontrahenten geschleudert wird. Trifft der Diskus in das Tor hinter dem Gegner, so erhält man Punkte. Je nach Trefferzone gibt es dabei sogar mehr oder weniger zu holen. Fällt der Diskus auf den Boden, ohne dass ihn der Spieler rechtzeitig erreichen kann, so zählt dies als Aus und es gibt ebenfalls Punkte.

Aus diesem überaus simplen Spielprinzip, das unter anderem an die legendären Diskus-Duelle aus Tron erinnert, generiert Windjammers 2 ein extrem unterhaltsames Spiel, welches richtig viele unterschiedliche Kniffe erlaubt. Man kann normal werfen, wobei die Richtung frei wählbar ist und die Bande eine entscheidende Rolle spielen kann. Aber auch kürzere Lobs sind möglich, die irgendwo im Spielfeld runterkommen und den Gegner fies überraschen können.

Kommt einem ein Diskus entgegen, so kann man diesen fangen oder aber auch per Tastendruck direkt abwehren. Auf diese Art wird das Spielgerät immer schneller, was natürlich entsprechende Reflexe erfordert.

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I’ve got the power

Mit jeder Aktion lädt sich ein Powerbalken auf, welcher uns bei voller Aufladung ermöglicht, auch eigentlich verlorene gegnerische Würfe noch einzufangen. Dank des Powerbalkens verfügt jeder der auswählbaren Charaktere zudem noch über einen Spezialangriff, der besonders effektvoll umgesetzt ist und teils physikalisch unmögliche Flugbahnen ermöglicht.

Etwas ungünstig ist die Steuerung jedoch in dem Punkt, dass die Taste für die direkte Abwehr des Diskus und den schnellen Dash für Hechtsprünge über den Court identisch sind. Im Eifer des Gefechts kann es so schnell passieren, dass man eigentlich den Diskus brachial zurückschicken will, diesem dann jedoch elegant ausweicht, weil statt der Abwehr der Dash aktiviert wird. Mit etwas Übung kommt man damit aber zurecht.

Ähnlich wie in einem Beat ’em up ergeben sich dank der Steuerung spannende Möglichkeiten, um seinen Gegner fertigzumachen. Oder selbst gebügelt zu werden, wenn der andere Spieler klar besser ist. Bei Windjammers 2 gilt definitiv die alte Regel, dass es zwar einfach zu lernen, aber schwer zu meistern ist.

Auch Neulinge oder weniger geübte Spieler können durch simples Buttonmashing oder glückliche Aktionen Spiele gewinnen. Die Steuerung bietet aber extrem viel Tiefgang, so dass ein geübter Spieler letztlich immer einen Vorteil hat.

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Die volle Ladung 90er

Bereits im Startmenü besticht Windjammers 2 mit seiner Oldschool-Präsentation samt handgezeichneter Optik. Sämtliche Grafiken und auch die Sounduntermalung könnten so auch direkt aus einem Videospiel der 90er stammen. Das verleiht Windjammers 2 einen richtig schönen Charme. Die tollen Musikstücke untermalen den sportlichen Retro-Gedanken. Das gilt dann auch für die auswählbaren Charaktere in ihren Sportoutfits. Muskulöse Typen mit Schnauzbart und Vokuhila-Frisur oder auch junge Damen in Outfits, die so auch aus einem Aerobic-Video stammen könnten, stehen zur Auswahl. Insgesamt zehn Recken aus der ganzen Welt können angewählt werden, wobei sie sich bezüglich Stärke und Schnelligkeit unterscheiden und ihre Aktionen auch in der jeweiligen Landessprache kommentieren. Während die Japanerin H. Mita richtig flott agiert, ist der Deutsche K. Wessel ein extremes Powerhouse, der noch dazu seine Würfe mit Ausdrücken wie „Raketenwurf“ unterlegt. Eine klare Ansage an jeden Gegner.

Dieser leicht übertriebene Ansatz bei den Figuren trägt viel zu der unterhaltsamen Präsentation bei. Ein zusätzlicher Charakter kann über einen simplen Trick freigeschaltet werden.

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Willkommen in der Arena

Die heimlichen Stars des Spiels sind definitiv die Stages. Sie bestechen wie die Charaktere mit handgezeichneter Optik und vielen netten Details rund um die Spielfelder, die diesen thematisch ganz unterschiedliche Richtungen geben. Das erinnert ein wenig an die Stages eines 2D-Prügelspiels wie Street Fighter.

Doch haben die unterschiedlichen Courts auch spielerische Änderungen in petto. So stehen bei manchen Spielfeldern starre oder bewegliche Hindernisse an der Mittellinie, die dem Diskus eine ganz andere Richtung und Dynamik geben können. Bei anderen Stages wiederum sind die Trefferzonen verändert.

Während wir also bei der offiziellen Windjammers-Arena bei einem mittigen Treffer mehr Punkte erhalten, so sind es in einem Wrestling-Ring die äußersten Ecken, die uns einen Vorteil verschaffen.

Ein besonderes Highlight ist die Casino-Stage, in der die Punkte bei jedem neuen Diskus zufällig ausgewürfelt werden. Zudem besticht diese Stage mit vielen beleuchteten Elementen, die teils zwar die Übersicht verschlechtern, aber nett anzuschauen sind.

Das alles sorgt dafür, dass die Matches stets unvorhersehbar und spannend bleiben. Man kann zwar vermeintlich komfortabel mit 14:10 führen, aber ein glücklicher Treffer des Gegners in das 5-Punkte-Feld, und schon hat man den Satz verloren. Selbst Spiele, die 0:14 stehen können noch gedreht und gewonnen werden.

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Was soll ich tun? – Überleben!

Wir sagten ja schon, dass Windjammers 2 leicht zu lernen, aber schwer zu meistern ist. Das trifft dann leider auch auf den Arcade-Modus des Spiels zu, der neben dem obligatorischen Online- und Versus-Modus das Herzstück für Singleplayer bildet.

Wie bei Arcade-Modi üblich, kämpfen wir nacheinander gegen immer stärker werdende Gegner, um uns schließlich zum Champion zu küren, was dann charakterspezifisch in einer speziellen Endsequenz gefeiert wird. Aufgelockert wird dieser Modus durch zwei Minispiele, in denen wir entweder im Stile einer Ballmaschine Disken auffangen müssen oder einen unterhaltsamen Diskusweitwurf durchführen.

Nach insgesamt fünf Begegnungen, wobei wir immer die Wahl zwischen zwei unterschiedlichen Gegnern haben, ist der Spaß auch schon wieder vorbei. Aber so weit muss man erstmal kommen, denn der Schwierigkeitsgrad von Windjammers 2 ist nicht ohne. Die Kl agiert bereits auf dem niedrigsten von drei auswählbaren Schwierigkeitsgraden mit starken Reflexen und verlangt uns direkt alles ab.

Ein sanfter Einstieg in die Spielmechanik sieht leider anders aus und kann dazu führen, dass komplette Neulinge schnell die Lust an dem Spiel verlieren, da sie kein Land sehen. Zwar können wir im Versus-Modus den Schwierigkeitsgrad der Computergegner immerhin in zehn Stufen verändern, das bringt uns für den Arcade-Modus jedoch herzlich wenig.

Verlieren wir eine Begegnung, so haben wir zumindest auf Easy immerhin noch zwei Continues. Auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad heißt es sofort Game Over. Das unterstreicht natürlich den Spielhallenhintergrund der Reihe, wirkt aber im Jahr 2022 nur noch bedingt zeitgemäß. Verschiedene, deutlicher abgestufte Schwierigkeitsgrade wären schon eine angenehme Sache gewesen.

Haben wir den Arcade-Modus geschafft, dann haben wir vom Prinzip auch schon alles gesehen. Windjammers 2 zieht seine Langzeitmotivation daraus, dass wir uns stetig verbessern und verschiedene Charaktere ausprobieren. Freischaltbares gibt es leider nicht.

Hier verschenkt das Spiel einfach zu viel Potential. Wie wäre es mit einem etwas längeren Arcade-Modus mit kleinen Einspielern zu den Hintergrundgeschichten der Charaktere, wie in einem Beat ’em up? Oder chaotischen Doppel-Matches mit 4 Spielern? Auch ein Survival-Modus oder zusätzliche freischaltbare Outfits wären denkbar und würden dem Umfang des Spiels sicherlich gut tun.

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Fazit

Windjammers 2 ist ein richtig cooles Retro-Erlebnis, welches im Test vor allem mit seinem Charme, seinem klasse Soundtrack, den toll designten Stages und natürlich dem griffigen Spielgefühl überzeugen kann. Leider mangelt es aber bei den Punkten Umfang sowie Schwierigkeitsgrad. Windjammers 2 ist für eine Runde zwischendurch durchaus eine gute Wahl, wer aber hauptsächlich als Singleplayer unterwegs ist, wird abseits des Verbesserns der eigenen Fähigkeiten nicht wirklich etwas zu tun haben. Einsteiger wiederum beißen sich die Zähne am hohen Schwierigkeitsgrad aus. Das verwehrt Windjammers 2 letztlich eine höhere Wertung, die das Spiel eigentlich locker verdient gehabt hätte.

Pro:
  • Extrem viel 90er-Flair
  • Tolle, handgezeichnete Grafik
  • Eingängiger Soundtrack
  • Gutes, griffiges Spielgefühl
  • Einfach zu lernen, schwer zu meistern
  • Jede Arena spielt sich anders
  • Spiel erlaubt durchgehend spannende Matches
Contra:
  • Teilweise ungünstige Tastenbelegung
  • Hoher Schwierigkeitsgrad
  • Recht hohe Einstiegshürde
  • Geringer Umfang, außerhalb des Arcade-Modus wenig zu tun
Gameplay:
4 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Grafik:
5 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Sound:
5 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Atmosphäre:
4 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Unsere Wertung: 7.5 / 10
Spiel getestet auf: PS4
Alex Jung

Alex Jung

Seit dem ersten Gameboy begeisterter Konsolenzocker. Neben Rennspielen, Action-Adventures und JRPGs sind auch Indie-Perlen gerne im Laufwerk gesehen. Zu den Lieblingsspielen gehören GTA Vice City, Metal Gear Solid, Overboard, Ys VIII, die Uncharted- und Forza-Horizon-Reihe sowie Gran Turismo 7.

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