duruduru

Unser Interview mit Twisted Ramble über Duru

Von Dominik Probst am 19. November 2020

Wir haben ein Interview mit den Gründerinnen von Twisted Ramble Games geführt über ihr neues Spiel namens Duru. Vor Kurzem berichteten wir schon darüber in unserer Artikelserie Mehr als nur Mainstream – Indiespiele im Fokus #3.

Team

Dominik: Hallo Kerstin, Verena und Sandra! Ihr seid ja ein Team bestehend aus drei Frauen, wohnhaft in Berlin. Wie kam es zu dieser Konstellation? Seid ihr schon länger befreundet, habt ihr euch an der Uni kennengelernt oder wie ist eure Geschichte?

Twisted Ramble: Wir haben alle drei an der HTW Berlin Game Design studiert und uns dort kennengelernt. Während des Studiums haben wir schon in mehreren Projekten zusammengearbeitet. Das hat uns sehr geholfen, da wir später schon als Team eingespielt waren und einander vertrauen. Nach dem Studium haben zunächst Kerstin und Verena angefangen nebenberuflich an Duru zu arbeiten, Sandra haben wir ein Jahr später mit ins Boot geholt.

Dass unser Team aus drei Frauen besteht ist genauso Zufall, wie auch andere Teams ausschließlich aus Männern bestehen. Wir haben jedenfalls nicht bewusst die Entscheidung getroffen, dass dies ein rein weibliches Indie Studio wird. So eine Einstellung fänden wir auch ganz furchtbar und wenn wir irgendwann Ressourcen für mehr Teammitglieder haben, wird für uns auch keine Rolle spielen, welchem Geschlecht sich die Personen zugehörig fühlen.

Dominik: Euer Spiel namens Duru handelt von einem ernsten Thema: Depressionen. Wie kam es dazu?

Twisted Ramble: Wir wollen Spiele machen, aus denen man etwas hilfreiches mitnehmen kann, über die man auch noch nach dem Spielen nachdenkt. Auch nach Duru möchten wir somit Spiele konzipieren, die sich mit einem ernsten Thema auseinander setzen, das aber auch leichtgewichtig und bunt machen.

Depressionen sind unser erstes Thema, da es so viele betrifft und so wenig darüber gesprochen wird. Für uns drei ist dies auch ein persönliches Thema: wir alle haben Freunde, die mit Depressionen zu kämpfen haben und Kerstin hat selbst mit ihnen zu tun. Jeder fünfte in Deutschland hat einmal in seinem Leben mit einer Depression zu tun und durch Covid-19 und die Einschränkungen, die sich für das Leben ergeben, steigt diese ohnehin schon hohe Zahl schnell an. Es ist also wichtig, dass offen über diese Krankheit kommuniziert werden kann.

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Dominik: Und wie behandelt ihr das Thema in eurem Spiel?

Twisted Ramble: In Duru betrachten wir vor allem zwei Aspekte der Krankheit: zum einen ist da die Veränderung der Verhaltensweisen, die Depressionen mit sich bringen. Tuli, unser Hauptcharakter, bekommt eine Depression in Form von Bel, einem dunklen KI-Begleiter, der gegen die Spielenden arbeitet. Bel kann nur von Tuli gesehen werden, andere Mulle nehmen ihn nicht wahr.

Von außen her können wir sehen, wie Bel Tuli dunkle Gedanken einflüstert und sie denken lässt, sie könne weniger, sei weniger wert. Dies beeinflusst ihr Verhalten, vor allem gegenüber ihren Freunden. Tuli zieht sich zurück, glaubt zum einen, dass sie keine gute Gesellschaft ist und zum anderen hat sie Angst und schämt sich, dass sie diese dunkle Kreatur mit sich in die Kolonie bringt.

Der andere Aspekt sind die Missverständnisse, die aus dieser Verhaltensveränderung heraus entstehen. Andere Mulle wenden sich von Tuli ab, da sie vermeintlich kein Interesse an der Gemeinschaft mehr zeigt. Damit tun sie genau das Falsche.

In den Interaktionen mit den unterschiedlichen Charakteren können Spielende sehen, welche Verhaltensweisen Tuli schaden und welche ihr helfen. Mit diesem Wissen und dem um die „Warnzeichen“ im Verhalten einer erkrankten Person, können Spielende versuchen, einen Freund oder ein Familienmitglied in ihrem Umfeld zu unterstützen und dafür zu sorgen, dass sie über ihr Problem reden und Hilfe suchen.

Dominik: In der Beschreibung von Duru steht, dass es ein Spiel für Leute ist, die gerne etwas über Depressionen lernen wollen, oder aber für solche, die Angst vor dem Thema haben. Wie habt ihr im Vorfeld recherchiert? Hattet ihr hier Unterstützung von Ärzten, Psychologen oder anderen Personen?

Twisted Ramble: Durch unsere persönliche Betroffenheit zu dem Thema hatten wir bereits einige Erfahrung mit dem Thema. Wir hatten zu Beginn Rücksprache mit Psychologischen Psychotherapeuten, die unser Konzept validiert haben. Eine konstante Unterstützung über die gesamte Laufzeit gab es jedoch nicht. Wir haben viel aus Erfahrungsberichten von Betroffenen gelernt. Organisationen wie die Deutsche Depressionshilfe und die deutsche Depressionsliga, mit denen wir auch in Kontakt stehen, bieten zudem viele Informationen für Angehörige. Ebenso findet man auf den Seiten einiger Krankenkassen Verhaltenshilfen im Umgang mit Erkrankten. Diese Quellen sind essenziell für Duru.

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Dominik: Wie lange arbeitet ihr schon an Duru?

Twisted Ramble: Wir haben im Herbst 2017 die erste Idee für Duru gehabt und begonnen an dem Konzept zu arbeiten. Das musste nebenberuflich passieren, darum gab es durchaus Zeiten, zu denen wir nicht an dem Spiel arbeiten konnten. Ab Sommer letzten Jahres konnten wir dank des Berliner Startup Stipendium Vollzeit an Duru und unserem Studio, Twisted Ramble Games, arbeiten. Anschlussfinanzierung haben wir durch das Medienboard Berlin Brandenburg erhalten.

Dominik: Wie kommt es zu den Graumullen als Hauptcharaktere?

Twisted Ramble: Graumulle, speziell Damaraland-Graumulle, sind eine von wenigen Säugetieren, die sich ähnlich strukturieren wie z. B. eine Ameisenkolonie, wenn auch mit deutlich weniger Tieren. Jedes Tier hat seine Aufgabe in der Gemeinschaft, seine Arbeit. Ein wenig erinnern sie dadurch an Menschen 🙂
Für uns war es wichtig, das Thema fern vom eigenen Alltag und trotzdem nachvollziehbar zu behandeln. Außerdem bieten Graumulle uns die Chance ein einzigartiges Setting zu schaffen und in Spielen noch wenig gezeigte Flora, Fauna und Kultur zu nutzen. Graumulle leben in Westafrika und die Umgebung unseres Spiels ist stark von der Region inspiriert.

Dominik: Wie man auf eurer Website sehen kann, habt ihr Duru als Kickstarter-Kampagne gelauncht. Das Ganze sogar erfolgreich, mit einer Finanzierung von 110 Prozent! Herzlichen Glückwunsch hierzu. Wie kam es zu der Entscheidung für ein Crowdfunding-Projekt?

Twisted Ramble: Vielen Dank! 🙂 Wir haben uns für die Kampagne entschieden, nicht nur um unsere Restfinanzierung zu sichern sondern auch um während dieser Zeit verstärkt auf das Thema und unser Spiel aufmerksam zu machen. Wir haben dadurch auch unsere Community ausbauen können und aus der Kampagne heraus sind unsere regelmäßigen Twitch Streams entstanden.

Colony1 Mole Rat House

Dominik: Natürlich interessiert uns auch ein kleiner Blick hinter die Kulissen. Wie verteilt ihr die angedachten 15.000 Euro? Und was macht ihr mit den knapp 2.000 Euro, die ihr zusätzlich erhalten habt?

Twisted Ramble: Teile des Geldes gehen natürlich an Kickstarter als Trägerplatform, weitere nutzen wir, um die Belohnungen zu erstellen. Den Hauptteil des Geldes nutzen wir, um an Duru weiterarbeiten zu können, also uns zu bezahlen. Der Überschuss ist ursprünglich eingeplant, um auf den Switch Port hin zu arbeiten. Den Stretch Goal dafür haben wir leider nicht erreicht.

Covid-19 ist auch an uns und unserer Arbeit nicht spurlos vorbei gegangen und vor kurzem haben wir unser Veröffentlichungsdatum nach hinten korrigieren müssen. Jeder Euro mehr hat also die Zeit verlängert, in der wir nicht Aufträge annehmen oder von unseren privaten Rücklagen leben müssen und dafür sind wir unsagbar dankbar!

Dominik: Für welche Plattformen wird Duru erscheinen? Laut Kickstarter für Windows/Mac und später für Nintendo Switch. Wie kam es zu dieser Entscheidung? Sind spätere Versionen für PlayStation und Xbox, vielleicht sogar für mobile Endgeräte möglich?

Twisted Ramble: Wir sind ein kleines Studio und Duru ist unser erstes, kommerzielles Spiel. Für uns bietet der Release auf PC/Mac somit die geringsten Hürden. Wir drei lieben die Switch und v. a. auch die Indie Spiele die im Store zu finden sind. Duru würde sich gut für diese Platform eignen.

Über Playstation und Xbox sind wir derzeit noch unsicher. In Bezug auf mobile Endgeräte kommt es darauf an, ob wir dafür Funding finden können oder nicht. Wir müssten viel an Duru ändern, damit es sich gut auf Tablet oder Smartphone spielen lässt.

Mechanics Pushing Stones

Dominik: Und zu guter Letzt: Könnt ihr uns ein Veröffentlichungsdatum von Duru nennen?

Twisted Ramble: Wie oben angesprochen ist Durus Release leider derzeit ein etwas traurigeres Thema. Wir möchten Duru im Frühjahr 2021 veröffentlichen, doch sind wir vorsichtig mit einem genauen Datum.

Dominik: Möchtet ihr uns noch etwas mitteilen oder loswerden?

Twisted Ramble: Vielen Dank für das Interview! 🙂 Wir hoffen, dass ihr und eure Leser gut durch diese Zeit kommt! Wenn ihr mehr über Duru wissen wollt, schaut doch mal bei Steam vorbei und fügt uns eurer Wishlist hinzu.

Offen über mentale Probleme zu reden ist schwer, gerade in einer Umgebung, die ihnen noch immer ein Stigma auferlegt. Wir sprechen offen darüber und falls ihr mit Teil der Konversation sein wollt, schaut doch gern auf unseren Kanälen vorbei. Wir würden uns freuen 🙂

Dominik: Vielen Dank für eure Zeit!

Website: https://www.twisted-ramble.com/
Steam: https://store.steampowered.com/app/1387900/Duru/
Facebook: https://www.facebook.com/TwistedRamble/

Mechanics Finding Root Tuli Avoids Thorns Colony4 The Queen
Dominik Probst

Dominik Probst

Webentwickler, Technik-Nerd und Gamer aus Leidenschaft seit der Kindheit, mit einem Faible für die komplette The Legend of Zelda- und Halo-Reihe. Dazu fast keine Konsolengeneration ausgelassen und auch sehr interessiert an Indie-Games.