Final Fantasy VII Rebirth im Test: Die Reise geht weiter
In Final Fantasy VII Rebirth geht das Abenteuer von Cloud und seinen Mitstreitern erst so richtig los. Wie uns die fantastische Reise der jungen Rebellen gefallen hat, verraten wir euch in unserem Test.
Ein Schritt nach vorn, ein Blick zurück
In Midgar liegen nach der Reaktorexplosion und dem Einsturz der Platte von Sektor 7 die Gebäude in Schutt und Asche. Es herrscht Chaos pur. Große Schäden ziehen sich von Sektor 0 bis Sektor 2. Laut Medien geht die Zerstörung auf Avalanche zurück und während Cloud und Zack es zunächst geschafft haben, unentdeckt zu bleiben, werden die anderen Teammitglieder bewusstlos am Ort des Geschehens gefunden und abtransportiert.
An dieser Stelle schlüpfen wir in die Rolle von Zack und begeben uns auf die Suche nach dem Gefangenentransport, denn der Heli ist abgestürtzt. Lange währt der Einstieg nicht, denn nach wenigen Metern und einer Einführung in die Steuerung und das Kampfsystem ist der etwas abrupte Einstieg auch schon vorbei und wir tauchen direkt in die Vergangenheit ein.
In einem Rückblick reisen wir an der Seite von Sephiroth in Clouds Heimatort Nibelheim. Dort dürfen wir den gefallenen Helden auch direkt im Kampf steuern und richtig mit ihm angeben. Außerdem lernen wir hier die junge Version von Cloud kennen, die frech und ambitioniert versucht, ihr großes Vorbild zu beeindrucken. Alle Spieler der Demo kennen das recht lange Intro, das einen guten Einblick in die Gefühlswelt der Charaktere gibt, bereits. Richtig los mit der eigentlichen Story geht es dann in der wunderschönen mittelalterlichen Stadt Kalm, von wo aus sich uns die offene Welt mit vielen Orten und Nebenmissionen offenbart.
Schöne Atmosphäre mit leichter Staubschicht
Egal, ob düstere Mine, malerisches Städtchen oder offene Welt, Final Fantasy VII Rebirth überzeugt vor allem mit viel Atmosphäre. Die Stadt Kalm ist beispielsweise übersät mit bunten Blumen, hölzernen Balkonen, kleinen Nischen und vielen NPCs, die ihrem Alltag nachgehen. Die Gebäude sind mit viel Liebe zum Detail eingerichtet und lassen uns richtig in die magische Welt eintauchen. Hinzu kommen tolle Lichteinfälle und ein abwechslungsreiches Design in der Open-World mit weiten Wiesen, kleinen Bauernhöfen oder düsteren Sümpfen.
Was die Stimmung dann aber doch etwas trübt, ist die grafische Präsentation. Die Texturen wirken bei näherem Hinsehen etwas verwaschen und flach und auch die Gesichter der Charaktere sind so makellos glatt und gebügelt, dass die Mimik etwas ausdrucksarm daherkommt. Zwar sind die Videosequenzen mit ihrer Action, den Farben und Schnitten wirklich sehenswert, trotzdem fehlt hier der Wow-Effekt. Definitiv gelungen ist der nahtlose Übergang der Sequenzen ins Spiel selbst.
Ein absolutes Highlight ist auf jeden Fall der unglaublich schöne Soundtrack, der die Stimmung einfach perfekt untermalt. Die Serien-typischen melancholischen Streicher und Klaviermelodien verbinden sich mit treibenden Bläsern und Percussion zu einer dichten Umarmung. An dieser Stelle hat man definitiv, wie nicht anders zu erwarten, alles richtig gemacht.
Holt das Panzerschwert raus!
Das Kampfsystem von Final Fantasy VII Rebirth bietet uns viele Möglichkeiten, unsere Figuren unserem Spielstil entsprechend weiterzuentwickeln. Angriffe laden unseren ATP-Balken auf. Ist dieser gefüllt, können wir Fertigkeiten, Magie oder Gegenstände einsetzen, die dann entsprechende ATP-Einheiten verbrauchen. Auch das erfolgreiche Ausweichen oder Blocken füllt unsere Leiste.
Jeder Charakter hat dabei eigene Spezialfertigkeiten. So kann Cloud beispielsweise zwischen einer gut ausbalancierten Allround-Haltung und der stärkeren Offensivhaltung wählen. Letztere setzt dem Gegener auf Kosten der Defensive stärker zu. Gelingt es uns, unseren Gegner in einen Schockzustand zu versetzen, ist er besonders verwundbar und unser ATB-Balken lädt sich schnell auf, was es uns erleichtert, den Kampf zügig zu beenden.
Zusätzlich zu den normalen Fähigkeiten können wir auch immer wieder besonders starke Limitangriffe nutzen oder Synchro-Fähigkeiten einsetzen. Bei diesen mächtigen Attacken greifen Teammitglieder gemeinsam an, ohne dabei ATB-Einheiten zu verbrauchen. Unsere absolut tödlichste Waffe sind aber wieder die Esper, die für kurze Zeit an unserer Seite kämpfen und empfindliche Treffer landen können.
Waffen, Rüstungen und Accessoires können wir, wie bereits aus dem Vorgänger bekannt, mit Materia verbessern. Wir dürfen unter anderem unsere Statuswerte verbessern, neue Fähigkeiten und Zauber nutzen oder elementare Effekte hinzufügen. Hier haben wir die Möglichkeit, frei zu kombinieren, wie es unserem Spielstil entgegenkommt. Nach dem Kampf erhalten Waffen und Rüstungen Fertigkeitspunkte und werden so nach und nach verbessert, damit wir beispielsweise stärkere Zauber nutzen können. Eine weitere Möglichkeit zur Entwicklung unserer Charaktere sind die Kodizes. Hierbei handelt es sich um Wissensknoten mit verschiedenen Fertigkeiten, die mit Waffenpunkten freigeschaltet werden. Hier lassen sich auch neue Synchro-Fähigkeiten und Statusverbesserungen entdecken.
Wir haben übrigens die meiste Zeit die Wahl, wie wir unser Team zusammenstellen. Wie wir uns mit unseren Teammitgliedern verstehen, hat allerdings einen direkten Einfluss auf unsere Fähigkeiten. Die Gruppenstufe kann durch Interaktionen mit unseren Gefährten gesteigert werden, aber auch, wenn wir Herausforderungen trotzen oder anderen unsere Hilfe in der Not anbieten. Clouds Dialoge mit seinen Kollegen können übrigens auch Einfluss auf die Story nehmen. Antwortet man richtig, wird es vielleicht auch romantisch...
Auf dem Schlachtfeld selbst geht es sehr schnell zu. Wir wechseln munter zwischen den Mitgliedern unserer Partie hin und her und decken den Gegner mit Angriffen ein. Da kann es dann doch schon mal unübersichtlich werden. Immerhin verlangsamt sich der Kampf, wenn wir uns für eine Fähigkeit entscheiden und wir erhalten etwas Zeit zum Durchatmen. Grundlegend macht das Kampfgeschehen Spaß, man muss sich im Verlauf des Spiels aber schon etwas hineinfuchsen, um seinen eigenen Stil zu finden und den Bossgegnern zu trotzen. Diese Kämpfe können allein durch ihre Dauer schon etwas langatmig werden.
Ist viel vielleicht zu viel?
Open-World, ja oder nein? Daran scheiden sich die Geister. In jedem Fall lockert die Weite der offenen Welt das begrenzte und schlauchige Gameplay des Vorgängers auf, das uns aber schon damals nicht wirklich gestört hat. Uns erwarten jetzt in jedem Fall viele verschiedene Nebenquests und Herausforderungen. Dazu gehören beispielsweise die Kampfplätze, an denen man auf verschiedene Ungeheuer trifft, die Chocobo-Schatzsuche, das Finden von Lebensquellen, die uns mehr über die Orte auf der Karte verraten, oder verschiedene Minigames. Wer Freude daran hat, auf Schatzsuche zu gehen und jeden Winkel der Welt zu untersuchen, wird hier sicher seine Freude haben. Für alle, die keine Lust auf repetitive Aufgaben, lange Wege und mäßig spannende Sidestorys haben, ist die offene Welt natürlich ein mäßiger Gewinn.
Zusammen mit der ohnehin üppigen Story und den zahlreichen Möglichkeiten, die das Spiel sowieso schon bietet - wir können nun unter anderem Zutaten sammeln und durch Synthese neue Gegenstände herstellen – erhalten Final-Fantasy-Fans natürlich das volle Paket. Dieses könnte allerdings auch etwas zu viel für alle sein, die sich eine knackigere Story wünschen.
„Schüttel dein Haar für mich!“
Die Story von Final Fantasy VII ist natürlich nach wie vor toll und die Figuren sind gut gezeichnet, dennoch sollte man sich auf eine ordentliche Portion an japanischem Klischee einstellen. Ein nahezu sprachloser Cloud, der oft nicht mehr zustande bringt als einen verblüfften Blick und ein übertriebens Keuchen, trifft hier auf nicht mehr wirklich zeitgemäße Frauendarstellungen. Wir sind japanischen Rollenspielen definitiv nicht abgeneigt, aber die NPCs, die uns mit frenetischen Ausrufen wie „Sephiroth, schüttel dein Haar für mich!“ überschüttet haben, waren dann doch etwas zu viel für uns. Trotz kleinerer Fremdschäm-Momente, hat das Remake aber natürlich auch an vielen Stellen einen durchaus charmanten Humor im Gepäck.
Natürlich merkt man aber nicht nur an den Charakteren das Alter des Titels. So muss man sich an vielen Stellen schon auf einige anstrengende Gameplay-Aspekte einstellen, wenn Cloud in Zeitlupe Makogase absaugt oder eine gefühlte Ewigkeit wie eine Schnecke über die Dächer schleicht. Auch die kleinen Umgebungsinteraktionen, bei denen man immer mal wieder eine Taste drücken muss, sind nicht mehr wirklich up to date. Da hilft es dann auch nicht viel, dass die adaptiven Trigger an einigen Stellen gut eingesetzt sind oder die Vibration des DualSense, beispielsweise, wenn wir von Wasser umspült werden, sehr gelungen sind.
Fazit
Ich glaube, dass Fans des Urspiels Final Fantasy VII Rebirth lieben werden. Eine tolle Atmosphäre, eine riesige Welt, in der es viel zu entdecken und zu tun gibt, und ein wunderschöner Soundtrack sind echte Pluspunkte und sollten jeden, der die Story rund um Avalanche liebt, begeistern. Trotzdem gibt es mit der etwas angestaubten Grafik, einigen Retro-Aspekten in Sachen Gameplay und vielen Klischees auch einige Schattenseiten. Auch an der Open-World scheiden sich mit Sicherheit die Geister. Vielleicht fällt es mir deshalb etwas schwer, zu hundert Prozent warm mit Final Fantasy VII Rebirth zu werden, weil das Original etwas vor meiner Zeit als Gamerin erschien und mir die Figuren deshalb nie so wirklich ans Herz wachsen konnten. In jedem Fall bietet die Neuauflage aber ein sehr üppiges Gesamtpaket mit sehr vielen Möglichkeiten und Freiraum.
- Wunderschöne Atmosphäre
- Unglaublich toller Soundtrack
- Zahlreiche Details
- Viele Anpassungen für den eigenen Spielstil
- Jede Menge zu entdecken
- Grafik nicht ganz auf der Höhe der Zeit
- Viel Klischee
- Einige anstrengende Retro-Passagen
Leidenschaftliche Fantasy-Farmerin mit einem Faible für Japan-Rollenspiele der Marke Final Fantasy oder Persona. Als Sims-Fan gehören bei ihr aber auch nahezu alle Hauptspiele und Erweiterungen von EAs Personensimulation zum Standardrepertoire. Das Interessengebiet wird erweitert durch Shooter und Rollenspiele aus dem Star-Wars-Universum sowie durch Rätselspiele und Point-and-Clicks im Stile von Gray Matter oder Black Mirror.
Kommentare
Finch2k am 15. März 2024 um 10:30
Also ich empfinde es tatsächlich auch so, dass Rebirth gerade im Hinblick auf Texturen und Gesichter nicht mehr ganz so frisch wirkt. Nichtsdestotrotz sehen Sequenzen und Spielwelt richtig toll aus, aber ich finde bei den genannten Punkten ist durchaus Luft nach oben.
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Shepi89 am 15. März 2024 um 02:55
Wo ist die Grafik denn bitte nicht "Up To Date"? : D : D : D FF7Rebirth ist wohl das schönste Spiel, welches man aktuell auf einer Heimkonsole zocken kann.
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