HITMAN World of AssassinationHITMAN World of Assassination
Review

Hitman World of Assassination VR im Test: Wir werden buchstäblich zu Agent 47

Von Daniel Walter am 31. März 2025. Getestet auf PS5. Zum Spiel hier klicken.

Mit dem VR-Upgrade zu Hitman World of Assassination lässt sich die jüngste Hitman-Trilogie nun auch auf der PSVR2 erleben. Wie sich der Ausflug in die virtuelle Realität mit Agent 47 schlägt, verraten wir euch im Test.

Around the (Virtual) World 

Die Auswahl an VR-Titeln für die PSVR2 ist nach wie vor überschaubar. Daher lässt eine große Spielereihe wie Hitman natürlich auch aufhorchen, wenn sie für VR aufbereitet wird. Wer die World of Assassination Trilogie bereits besitzt, kann günstig upgraden, es gibt aber auch eine Komplettedition inklusive VR-Umsetzung, für alle, die neu einsteigen. Dabei glänzt die Trilogie zuerst einmal mit einer Vielzahl an epischen Schauplätzen auf dem gesamten Globus, wo Agent 47 die unterschiedlichsten Ziele ausschalten muss. Hierzu gehören eindrucksvolle Orte wie das wunderschöne Sapienza in Italien, das höchste Gebäude der Welt in Dubai, ein düsterer Club in Berlin oder auch eine beschauliche Kleinstadt in den USA, eine imposante Rennstrecke in Miami oder ein altehrwürdiges Herrenhaus in England. Jeder Schauplatz überzeugt dabei mit einer für die jeweilige Region typischen Atmosphäre und bietet auch dazu passende Interaktionsmöglichkeiten und Verkleidungen an, mit denen wir uns durch die jeweilige Sandbox arbeiten können. Die Stimmung der einzelnen Orte kommt in VR noch ein wenig intensiver rüber als im klassischen Spiel und lässt uns noch stärker mit der entsprechenden Szenerie verschmelzen. Hier und da merkt man dann aber doch, dass es eben "nur" ein VR-Port und kein von Grund auf für die virtuelle Realität entwickelter Titel ist, beispielsweise anhand der Tatsache, dass wir nur begrenzt Objekte in die Hand nehmen und näher untersuchen können - da geht bei spezialisierten VR-Spielen in der Regel etwas mehr. 

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Näher am Geschehen 

Besonders interessant ist natürlich die Umsetzung der VR-Steuerung. Hier bewegen wir uns klassisch über die Controller-Sticks, und zwar komplett frei wie im regulären Spiel. Die Kamerabewegung wurde dabei so gut umgesetzt, dass wir keine Probleme mit Motion Sickness zu beklagen haben. Das Ganze wird dabei aber natürlich in der Egoperspektive präsentiert, eine markante Änderung zum klassischen Hitman, wodurch wir sehr viel näher am Geschehen sind. Wir sind auch nicht nur eine körperlose Hand wie in vielen anderen VR-Titeln, sondern können an uns herunterblicken und den Körper des Agenten erkennen, was uns beispielsweise auch in Erinnerung ruft, welches Outfit wir gerade tragen. Durch die Egoansicht verändert sich natürlich auch die Perspektive bei allen Aktionen von Agent 47, so zum Beispiel auch beim Erwürgen eines unachtsamen Gegners, an den wir uns von hinten heran schleichen. Hier heben wir beide Controller nach oben und legen unsere Hände durch Drücken der Schultertaste um den Hals des Feindes. Durch hin und her Bewegen unserer Arme können wir den Würgeprozess dann auch noch etwas beschleunigen, was aus der Ich-Perspektive schon etwas beängstigend real wirkt, aber definitiv gut umgesetzt wurde. Cool ist auch, dass wir, um eine Verkleidung anzulegen, einfach den Gürtel des Bewusstlosen vor uns greifen und ihm in einem Ruck die Kleider vom Leib reißen können, um uns mithilfe selbiger zu tarnen. 

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Wir werfen mit allem 

Aufgehobene Gegenstände dürfen wir indes in den Händen drehen und von allen Seiten betrachten. Ein Griff an den Hals eines Bewusstlosen ermöglicht es außerdem, einen ausgeschalteten Feind zu ziehen und in einem geeigneten Versteck unterzubringen, damit er nicht entdeckt werden kann. Dabei müssen wir beispielsweise auch den Deckel von Kommoden und Truhen selbst anheben, um den Leblosen darin zu verstauen. Schön umgesetzt ist auch der Zugriff auf das Inventar, denn hier greifen wir uns an die Brust und ziehen den Arm dann nach vorne, so, als würden wir in die Innentaschen unseres Jackets blicken. Eine Funktion, die im Original-Hitman so nicht präsent war, ist das Werfen von X-beliebigen Gegenständen, die wir in der Umgebung finden. So haben wir die Möglichkeit, unsere unachtsamen Feinde mit allem Möglichen um uns herum zu attackieren, indem wir nicht nur klassische Wurfwaffen wie Messer, sondern zum Beispiel auch Äpfel, Fische oder Bügeleisen auf sie werfen. Dabei gibt es einen Schnellwurf, bei dem wir einfach nur eine Wurfbewegung in die Richtung des Gegners ausführen müssen. Wenn es präziser werden soll, können wir eine Ziellinie einblenden, indem wir die Schultertaste der freien Hand drücken, also ganz wie beim klassischen Egoshooter. Das Zielen geht dabei auch ziemlich präzise von der Hand, zum Beispiel dann, wenn wir einen bestimmtem NPC in einer Menge anvisieren möchten. Gut gefallen hat uns auch, dass wir die beiden Hände unabhängig voneinander mit potenziellen Waffen ausstatten können, was uns mehrere taktische Optionen zur selben Zeit ermöglicht. 

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(Zu) realistisches VR-Shooting? 

Wenn wir dann doch mal zur Schusswaffe greifen, zeigt uns Hitman World of Assassination VR eine weitere seiner Stärken, denn das Waffenhandling ist richtig gut gelungen. Hier Zielen wir mittels Handbewegung über Kimme und Korn, was sich schon sehr realistisch anfühlt. Gleiches gilt für das Wechseln eines Magazins, das wir zunächst per Knopfdruck auswerfen, um uns dann ein frisches von unserem Magazingürtel am Bauch zu greifen und dieses manuell in die Waffe zu schieben. Auch den Schlitten der Knarre müssen wir im Anschluss selbstständig zurückschieben, um die Kugeln durchzuladen. So hervorragend umgesetzt das Ganze ist, so kann es in brenzligen Situationen schon eng werden, wenn wir die ganzen Schritte halbwegs präzise umsetzen müssen, bevor wir einen rettenden Schuss abgeben können. Hier steht natürlich Realismus gegen Handling, was bei VR öfter ein Problem darstellt. Was man dagegen überhaupt nicht diskutieren muss, ist das Waffenfeedback mittels gelungener Vibration oder auch dem Widerstand der adaptiven Trigger, der den Abzug schon sehr natürlich wirken lässt. Ebenfalls sehr beeindruckend umgesetzt ist das Schießen mit einer großen Waffe wie einem Sturmgewehr, bei dem wir zwei Hände an die Waffe legen sollten. Eine liegt hier am Abzug, die andere muss als Stabilisierung am Lauf gehalten werden, wodurch man schon ein sehr gutes Gefühl davon bekommt, wie sich eine solche Waffe anfühlt.

Richtig krass ist dabei auch der Umgang mit einem Snipergewehr, denn hier merkt man erst einmal, was ein Scharfschütze leisten muss, wenn er seinen Arm über längere Zeit komplett ruhig hält und ein (bewegliches) Ziel genau treffen will. Hier ist uns schon bei der VR-Umsetzung fast der Schussarm abgefallen und wir mussten hierbei nicht mal das Gewicht einer Waffe, sondern lediglich den leichten Plastikcontroller in die Höhe halten. Der erreichte Realismus ist unfassbar beeindruckend, aber, wie bereits oben beim Nachladen erwähnt, fast ein wenig zu viel des Guten, da es schnell frustig werden kann. Es ist nämlich wirklich sehr anspruchsvoll, nur durch die Armbewegung zu zielen, dabei möglichst ruhig zu bleiben, die Flugbahn miteinzubeziehen und auch noch auf die Umgebung und die Restkugeln zu achten. Wer Simulationscharakter sucht, wird hier aber definitiv fündig. Ein wenig Zielhilfe erhalten wir allerdings durch unseren Instinkt, der uns unsere Ziele gut sichtbar rot markiert, wodurch wir auch in volleren Umgebungen den Überblick darüber behalten, wo wir hin müssen. 

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Bekannte Welten aus anderer Perspektive

Nun noch ein paar Worte zur Umsetzung der Spielwelt, denn hier haben die Entwickler sehr gute Arbeit geleistet. Alle Schauplätze besitzen genau den Flair, den wir aus dem Originalspiel kennen, nur, dass wir nun eben noch deutlich näher dran sind. Die Transformation der regulären Ansicht in die VR-Umgebung ist hierbei also wirklich richtig gut gelungen, wodurch wir uns sofort heimisch fühlen, nur dass sich alles greifbarer anfühlt. Auch das Hitman-Spielprinzip an sich funktioniert in VR genauso gut wie im Original. Dabei kommt dem Spiel aber natürlich auch sein insgesamt recht ruhiges Spieltempo zugute, wodurch einen die schon recht großen, vollen und mit vielen Eindrücken versehenen Umgebungen nicht erschlagen, was in VR schon gerne mal passiert. Dadurch, dass wir nur selten schnell reagieren müssen, haben wir auch ausreichend Zeit, die Schauplätze und ihre zahlreichen Möglichkeiten und natürlich auch ihre Handlungsoptionen zu studieren, was in der Egoperspektive tatsächlich etwas unübersichtlicher ist. Wäre es hier öfter hektisch, könnte man auch schnell den Überblick verlieren. In anderen Momenten sorgt gerade die Egoansicht aber für das gewisse Etwas, das man im Original so nicht empfunden hat, zum Beispiel dann, wenn man auf den Stahlträgern des Wolkenkratzers in Dubai steht und die Hunderte von Metern Höhe am ganzen Leib spürt. Ebenfalls richtig gut hat uns übrigens die räumliche Verteilung der Sounds gefallen, denn mit dem Headset der PSVR2 wirken die Umgebungsgeräusche wirklich sehr tief und lassen sich auch sehr gut im Raum lokalisieren. Dies hilft uns dabei, uns als Teil der Szenerie zu fühlen und kann auch beim Spielen hilfreich sein, wenn wir beispielsweise erkennen können, aus welcher Richtung ein alarmierter Gegner auf uns zu stürmt. 

So beeindruckend die grafische Präsentation der Welten ist, und das ist sie ohne Frage, so sind die Videosequeuenzen, die eben nur in einem klassischen Bildschirm-Format angezeigt werden und nicht in die virtuelle Realität transferiert wurden, etwas störend. Sie reißen uns leider immer wieder aus der Immersion heraus, da wir die Gespräche und Eingangssequenzen der Level eben nicht aus der Egoperspektive, sondern als Beobachter von außen erleben. Hier hätte man für unseren Geschmack gerne einen Schritt weitergehen dürfen, um die Immersion zu perfektionieren. Gleiches gilt beispielsweise auch für Kletterpassagen oder das Untertauchen an unterschiedlichen Orten, wo das Spiel in die Third-Person-Perspektive wechselt, was der VR-Erfahrung leider auch schadet. Auch ist es uns während des Tests öfters passiert, dass die Zentrierung der VR-Brille mal kurz verrutscht ist, wenn wir die Brille kurz abgelegt haben. Dadurch erschienen wir dann mitunter riesig groß, was schon etwas seltsam anmutete und so vermutlich auch nicht sein soll, nur weil wir die Brille kurz abgesetzt haben. Klar lässt sich das Ganze mit einem Knopfdruck beheben, das Versinken in der Welt wird dadurch aber nicht unbedingt gefördert. 

Fazit

Hitman World of Assassination VR präsentiert sich als wirklich wunderschöne und insgesamt sehr gelungene VR-Umsetzung der Hitman-Trilogie, die uns alle bekannten Schauplätze noch einmal intensiver erleben lässt. Innerhalb der Level ist die Immersion dabei wirklich sehr gut gelungen und auch die Umsetzung der VR-Steuerung, von der Interaktion mit der Umgebung bis hin zum Schießsystem, wirkt äußerst realistisch. In manchen Situationen haben es die Entwickler hier vielleicht sogar etwas zu gut gemeint, denn das Nachladen einer Waffe ist zwar richtig toll umgesetzt, im Ernstfall aber auch wirklich aufwendig und potenziell tödlich. Nichtsdestotrotz funktioniert das Hitman-Prinzip der offenen Sandbox mit zahlreichen Lösungsansätzen nicht zuletzt auch aufgrund des insgesamt geringen Spieltempos richtig gut und lässt uns glaubhaft in die Szenerien eintauchen. Etwas schade ist, dass die Sequenzen nicht für die virtuelle Realität aufgearbeitet wurden und auch die Wechsel zur Third-Person-Perspektive, beispielsweise beim Klettern, fanden wir für einen VR-Titel etwas störend. Alles in allem ist Hitman World of Assassination aber ein grundsolides VR-Erlebnis, das uns die ohnehin sehr starke Trilogie noch einmal in einem anderen Licht präsentiert.

Pro:
  • Wunderschöne VR-Umgebungen
  • Hitman Sandbox funktioniert richtig gut in VR
  • Steuerung sehr realistisch umgesetzt, von der Interaktion mit der Umgebung bis zum Schießen
  • Stimmung der bekannten Schauplätze in VR noch etwas intensiver
  • Egoperspektive sorgt für etwas anderen Blick auf die Spielwelt
  • Räumlicher Sound bringt uns noch näher ans Geschehen
Contra:
  • Sequenzen nicht für VR aufgearbeitet
  • In verschiedenen Situationen wechselt das Spiel zur Third-Person-Perspektive
  • Wenige Objekte zum Untersuchen in der Umgebung
  • Hoher Realismus, zum Beispiel beim Nachladen, kann auch für Frust sorgen
Story:
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Gameplay:
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Grafik:
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Sound:
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Atmosphäre:
5 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Unsere Wertung: 8.0 / 10
Spiel getestet auf: PS5
Daniel Walter

Daniel Walter

Ein begeisterter Konsolenspieler mit einem breit gefächerten Interessengebiet. Neben Shooter-Serien wie Battlefield oder Call of Duty gehören auch Action-Adventures wie klassische Assassin's Creeds, die Batman-Arkham-Reihe oder The Last of Us Part 1/2 zu den bevorzugten Titeln. Hinzu kommen Survival-Games wie ARK, Horror-Klassiker a la Resident Evil sowie Open-World-Abenteuer im Stile von Far Cry oder Red Dead Redemption. Sport-Franchises wie FIFA oder Tour de France erweitern das Interessenfeld, ebenso wie sämtliche Titel aus dem Star-Wars-Universum.

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