

Ruffy And The Riverside im Test: Heitere Bärenkraft gegen den finsteren Groll
In Ruffy And The Riverside flitzt der namengebende Bär mit besonderer FLIP-Kraft durch ein buntes Adventure mit Plattformer-Elementen. Mit einer Hommage an Klassiker wie Crash Bandicoot, Klonoa, Spyro oder Paper Mario folgt das Entwicklerstudio Zockrates Laboratories aus Nürnberg der Vision, mit seinem eigenen Genre-Beitrag ebenfalls für gute Unterhaltung zu sorgen. Ob jedoch das Bärchen Ruffy den Sprung zu den bekannten Größen locker schafft oder es doch lieber mit zurückgezogener Gemütlichkeit probieren sollte, erfahrt ihr in unserem Test.
Vermisst: Die Buchstaben von Riverside
Das Leben in Riverside ist durchweg beschaulich und friedvoll. Hier lebt unter anderem der junge Bär Ruffy, der eine besondere Fähigkeit besitzt. Durch den sogenannten FLIP kann er spielend leicht Strukturen auf andere Oberflächen kopieren. Mit dieser Kraft sowie eifriger Unterstützung durch seine beste Freundin, die plappernde Biene Pip, hilft er dem hiesigen Maler beim Übertragen seiner Kunstwerke auf zusätzliche Leinwände.
Die harmonische Idylle endet allerdings jäh, als der Maulwurf-Ritter Sir Eddler eines Tages von einem mysteriösen Fund berichtet. Der Legende nach bedeutet die entdeckte Murmel eine ernsthafte Gefahr für Riverside, die nur der Auserwählte abwenden kann. Und da Ruffy nun mal eine besondere Gabe besitzt, liegt es natürlich nahe, dass er ebenjener ist. Gerade als Ruffy sein überraschendes Schicksal annimmt und sich gemeinsam mit Pip und Sir Eddler zur Rettung seiner Heimat aufmacht, spitzt sich die Lage noch weiter dramatisch zu. Aus dem Nichts erscheint der als besiegt geglaubte Feind Groll und zieht wie ein Tornado eine Spur der Verwüstung nach sich. Alles geht so blitzschnell, dass die auserkorene Heldentruppe nur machtlos dabei zusehen kann. Als Groll schließlich ebenso unverhofft wieder verschwunden wie er aufgetaucht ist, kristallisiert sich heraus, dass er bei seiner Attacke auch vor dem Riverside-Schriftzug auf der Anhöhe über dem Ort nicht halt gemacht hat. Mit dem Feind ist in der Tat noch etwas anderes entschwunden: nämlich sämtliche Buchstaben des Ortschildes!
Nun sind die Schriftzeichen eben nicht nur eine schöne Dekoration, sondern mit dem Weltkern verbunden. Mit ihrem Entreißen hat Groll dafür gesorgt, dass der für das Fortbestehen von Riverside so essentielle Weltkern stark beschädigt wurde und nur noch gerade so läuft. Aber es gibt eine letzte Hoffnung. Für den Auserwählten finden sich in der Basilika Hinweise darauf, dass die Riverside-Buchstaben glücklicherweise weiterhin intakt sind. Gleichwohl wurden sie allerdings in alle Himmelsrichtungen verstreut. Kann Ruffy es mit seiner FLIP-Kraft schaffen, sie rechtzeitig zu finden und somit die Kraftquelle von Riverside zu reparieren, bevor ihre Energie unwiederbringlich erlischt?
Die FLIPers
In Ruffy And The Riverside schlüpfen wir durchweg in die Haut des titelgebenden Bären. Unsere Begleiter sind demnach nicht spielbar, sondern dienen hauptsächlich als Stichwortgeber. Während Pip permanent an unserer Seite bleibt und uns sogar bei Bedarf einen kleinen Gleitflug ermöglicht, nimmt Sir Eddler seinen eigenen Pfad. Er erscheint zu unserer Unterstützung aber, wie teilweise weitere Helfer, stets wieder an den Hauptwegpunkten. Trotz der finsteren Bedrohung durch Groll und anderen Hürden bleiben sämtliche Charaktere durchweg positiv gestimmt. Ferner ziehen sie sich mal gegenseitig auf, was zu einer stimmungsvollen Dynamik untereinander führt.
Die Geschichte des Spiels erfindet das Rad nicht neu und gibt sich nicht sonderlich tiefgründig. Damit passt sie aber zu der erzählerischen Präsentation von Inspirationsquellen wie Klonoa, die ebenfalls eher auf oberflächlicher, kindlicher Basis geschildert wurden. Dennoch liefert die Ausgangsbasis von Ruffy And The Riverside einen sehr schönen Rahmen für das Spielgeschehen, gerade für die jüngere Zielgruppe, auf die das Spiel hauptsächlich ausgerichtet ist. Zudem wird die Erzählung durch eine gute Prise Humor sehr unterhaltsam aufgelockert, was sowohl für jüngere als auch ältere Spieler gut funktioniert. Nun ja, immerhin droht der Weltuntergang und die Zeit drängt, aber es kann ja wohl nicht jeder einfach mal so den Titel „der Auserwählte“ für sich beanspruchen oder etwa direkt losziehen. Nein, das muss typisch deutsch natürlich alles erst einmal seine formelle Richtigkeit haben. Schön ist desweiteren, dass sich die Entwickler manchmal selbst nicht so ernst nehmen. So mimt Pip mehr als einmal den Advocatus Diaboli, warum unser Held denn nicht einen von Sir Eddler gegrabenen Maulwurftunnel ebenfalls zur Abkürzung nutzen kann, sondern stattdessen den beschwerlicheren Weg über Land nehmen muss.
Obwohl unser Held Ruffy in der Mission Rettung der Welt unterwegs ist, die ihn in separate Level abseits seiner Heimat führt, leistet er auch bei anderen Angelegenheiten Hilfe, die ihm unterwegs vor die Nase kommen. Dies bedeutet für uns, dass wir uns neben dem Hauptstrang der Geschichte einigen optionalen Sammelaufgaben in und um Riverside widmen können, die für zusätzliche Langzeitmotivation sorgen.
Copy and Paste
Das Kernelement des Spiels stellt die FLIP-Mechanik dar. Anders als in bekannten Gerne-Vertretern wie Crash Bandicoot oder Rachet & Clank liegt der Schwerpunkt von Ruffy And The Riverside somit nicht auf dem klassischen Plattformer-Gameplay mit diversen Sprungpassagen. Damit der Fokus auf Ruffys besonderer Fähigkeit beibehalten wird, handelt es sich stattdessen eher um ein Adventure, das mit zahlreichen Rätseln gespickt und um durchaus kreative Plattformer-Abschnitte ergänzt wurde.
Um den FLIP einzusetzen, visiert Ruffy auf Knopfdruck eine Oberfläche an und legt ihre Struktur für eine kurze Zeit in eine Art Zwischenspeicher. Anschließend können wir an anderer Stelle die soeben vervielfältigte Textur einfügen und damit die Welt nach unseren Wünschen umgestalten. Die Steuerung ist simpel gehalten und funktioniert zumeist fließend. Manchmal müssen wir aber explizit darauf achten, dass wir im eifrigen Werken oder durch einen eventuell ungünstigen Kamerawinkel nicht die falsche Textur erwischen, beispielsweise das Gehäuse statt des angedachten Bildschirms, und uns wundern, warum unser Tun nicht den gewünschten Effekt hat.
Abseits des FLIPs lässt Ruffy sich ebenfalls grundsätzlich gut und intuitiv sowohl durch die Welt als auch bei gelegentlichen Prügeleien mit Gegnern steuern. Vereinzelt falsche Kollisionsabfragen erschweren uns allerdings hin und wieder das Vorankommen. So tut sich unser Bärchen gerade mit dem Treppensteigen etwas schwer, weil es oftmals am Fuße der Treppe hängen bleibt, anstatt die Stufen zu erklimmen. Glücklicherweise lässt sich diese Hürde aber durch einen beherzten Sprung leicht beheben. Zudem sind uns in unserem Test kleinere Bugs begegnet. Zum Beispiel hatte Ruffy zwischendurch offenbar beschlossen, unterwegs mal noch schnell ein Kampftraining einzubauen, obwohl wir ihm den entsprechenden Befehl gar nicht gegeben hatten. Da die falsche Animation in Dauerschleife aber weder das weitere Vorankommen behinderte noch einen kompletten Spielabsturz zur Folge hatte, können wir hier großzügig ein Auge zudrücken.
Störender empfanden wir stattdessen manchen Übergang bei den Gebietswechseln. Während für das Betreten der separaten Level ein kurzer Ladebildschirm erscheint, der gut zum anvisierten Retro-Flair passt, kommt es in der Umgebung von Riverside leider öfter zu unschönen Laderucklern, wenn wir die Grenze zu einem neuen Abschnitt passieren. Ebenfalls hätten die Laufwege im Rahmen der Hauptquests etwas komfortabler gelöst werden können, da diese ohne ein umfangreiches Schnellreisesystem teilweise doch recht lang ausfallen.
Fantasievolle Perspektiven
Die Welt von Ruffy And The Riverside ist in einem fröhlich-bunten Comic-Look gehalten. Der charmante Hintergrund wartet dabei mit einer 3D-Perspektive auf, während die knuffigen, von Hand gezeichneten Charaktere im Vordergrund, ähnlich wie in Paper Mario, in einer 2D-Papieroptik dargestellt werden.
Die Spielwelt ist durch Ruffys FLIP stets wandelbar. So kann beispielsweise ein Wasserfall zu einem Lavastrom oder alternativ mit einer Kletterranke zu einer Leiter umfunktioniert werden. Störende Gewichte können weiterhin in ein leichteres Material verwandelt werden, um sie im Anschluss zu entfernen. Andersherum können wir Beschwerungen auf Wunsch aber auch erst einbringen. Und ist etwa die aktuelle Farbe nicht die Richtige? Nun gut, dann übertragen wir eben die Farbgebung einer anderen Außenseite an die gewünschte Stelle.
Der FLIP lässt uns zur Gestaltung der Welt weitestgehend freie Hand. Obwohl es ein paar wenige Einschränkungen gibt, wodurch wir eine Struktur nicht an absolut jeden Ort übertragen können, muss fast nichts bleiben wie es ist. Wir können unserer Fantasie freien Lauf lassen und uns ordentlich austoben. In Bezug auf die bereits erwähnten Rätsel der Hauptquests sowie der optionalen Sammelaufgaben, ist unser Einfallsreichtum sogar regelrecht gefragt. Um zur Lösung zu gelangen, bringt uns zumeist nur der FLIP weiter. Dabei fallen die Aufgaben vielfältig und abwechslungsreich aus. Sie sind sehr motivierend und entwickeln schnell einen Sog, noch eine anzugehen und dann noch eine, sodass die Spielzeit regelrecht verfliegt und wir manches Mal von unserem eigentlichen Weg abgekommen sind. Zum Beispiel erwarten uns Farbrätsel, um Türen zu öffnen, oder wir müssen bestimmte Muster entdecken und an anderer Stelle nachbilden. Dann können wir Boost-Zonen reparieren, um in einem späteren Strohballenrennen davon zu profitieren. Weiterhin können wir eine 2D-Wandmalerei von außen mit dem FLIP bearbeiten, damit wir dann in das Bild hineinspringen und darin den Weg bestreiten können. Die richtige Idee natürlich vorausgesetzt.
Um diese zu erlangen, liefert uns das Spiel Hinweise, teilweise durch den Einsatz von Ingame-Währung. Die Tipps sind durchaus hilfreich, bieten aber nur eine minimale Hilfestellung. Dennoch sind die Rätsel mit ein wenig Nachdenken und Augen-offen-halten gut lösbar. Gerade als Erwachsener liegt die Hürde manchmal eher darin, dass man etwas zu kompliziert denkt.
Insbesondere für die jüngere Zielgruppe hat uns zudem die fortgeführte Option der Sammelaufgabe rund um die Traumsteine gut gefallen, bei der die Kreativität weiter sprudeln kann. Hier können wir nämlich die Farbgebung verschiedener Texturen wie Wasser oder Sand überall in der Spielwelt verändern, wenn wir den entsprechenden Traumstein gefunden haben. Auf einem Raster, das wahlweise von 4 bis zu 32 Bit Auflösung reicht, schwingen wir den Pinsel nach Lust und Laune über die Textur und können somit exemplarisch ein wildes Farbeninferno oder Herzen im Wasser in die Welt hinaustragen.
Beschwingtes Fingerschnippen
Schon wenn wir Ruffy And The Riverside starten, empfängt uns Ruffy breit grinsend mit einem gut gelaunten Fingerschnippen im Takt der Musik. Diese positive Energie versprüht er ebenso bei all seinen weiteren Animationen. So flitzt und wuselt er zum Beispiel beim Rennen in positivem Stile unterhaltsam durch die Gegend. Erhält er unserseits keine Steuerungseingabe, verfällt er direkt wieder in sein charakteristisches Fingerschnippen. Zur guten Stimmung tragen neben ihm viele der anderen Charaktere bei, indem sie um die Wette strahlen, oder gerne mal wie Pip unübersehbar höchst vergnügt durchs Bild schweben.
Weiterhin wird die heitere Atmosphäre vor allem durch die Musik getragen. Diese ist durchweg fröhlich und mitreißend. Sie hebt sogleich die Laune und sorgt dafür, dass man es Ruffy gerne mal gleich tun und im Takt mit wippen möchte – was in der Tat auch als Ohrwurm hervorragend funktioniert.
Die Sprachausgabe in Textform steht in diversen Sprachen zur Verfügung. Auf eine Vertonung der Dialoge in regulärer Sprache wurde allerdings verzichtet. Die Charaktere äußern sich lediglich mit fantasievollen Lauten oder einem lustigen, ehrfurchtsvollen „Wow“ untermalend zu ihren Textpassagen. Dadurch erhält das Spiel analog zu verschiedenen seiner Inspirationsquellen wie zum Beispiel Klonoa einen ganz eigenen Charme, sodass wir das ausgesprochene Wort nicht vermisst haben.
Fazit
In Ruffy And The Riverside sticht die besondere FLIP-Mechanik heraus, mit der die Spielwelt nach Lust und Laune umgestaltet werden kann und soll. Eingefügt in einen guten Story-Rahmen mit unterhaltsamem Humor sowie gespickt mit abwechslungsreichen, motivierenden Rätseln und kreativen Plattformer-Abschnitten, verfliegt die Spielzeit schnell. Der charmante, bunte Comic-Look, die knuffigen Charaktere und insbesondere die beschwingte Musik sorgen für eine fröhliche Atmosphäre. Eine zusätzliche Langzeitmotivation bieten zudem optionale Sammelaufgaben.
Lediglich ein paar kleinere Schwächen trüben etwas das Spielgeschehen. So gibt es hin und wieder falsche Kollisionsabfragen, die Ruffy insbesondere beim Treppensteigen schwere Beine verursachen, und vereinzelte Bugs. Ferner verlangsamen Laderuckler bei manchen Gebietsübergängen in der Umgebung von Riverside und teilweise lange Laufwege im Rahmen der Hauptquests ohne umfangreiches Schnellreisesystem ein bisschen den Spielfluss.
Alles in allem überwiegen aber die positiven Aspekte. Mir hat der Ausflug mit dem gutgelaunten Bärchen Ruffy überraschend gut gefallen. Ich würde daher sagen, Ziel erreicht: Ruffy And The Riverside kann mit bekannten Klassikern wie Crash Bandicoot, Klonoa oder Paper Mario mithalten und leistet durch den FLIP seinen ganz eigenen Beitrag.
- Spannende FLIP-Mechanik mit Möglichkeiten zur kreativen Spielweltgestaltung
- Umfangreicher, motivierender Rätselspaß
- Kreative Spielideen und Plattformer-Abschnitte
- Heitere Atmosphäre
- Beschwingte, mitreißende Musik
- Unterhaltsamer Humor
- Fröhlich-bunter Comic-Look
- Knuffige, handgezeichnete Charaktere in 2D-Papieroptik
- Zusätzliche Langzeitmotivation durch optionale Sammelaufgaben
- Falsche Kollisionsabfragen insbesondere beim Treppensteigen
- Vereinzelte Bugs
- Laderuckler bei manchen Gebietsübergängen
- Teilweise lange Laufwege im Rahmen der Hauptquests


Konsolenzockerin seit der Kindheit, bevorzugt auf der PlayStation. Zu den Lieblingsspielreihen gehören Grandia, Project Zero, Tomb Raider, Uncharted und Tekken, aber es finden auch gerne mal Indie-Titel den Weg auf den Bildschirm.