Stadia, es ist nicht deine Schuld!
Man stelle sich folgendes Szenario vor: wir gehen am Wochenende gemütlich mit Freunden shoppen, machen dabei einen kleinen Abstecher in unseren bevorzugten Klamottenladen und entdecken dort einen oder gleich mehrere Fashionprodukte, die unseren Geschmack treffen. Wir gehen also an die Kasse, bezahlen brav den geforderten Betrag und erfreuen uns dann an unseren neuen Kleidungsstücken, die uns fortan durch den Alltag begleiten. Nun steht einige Jahre später plötzlich wie aus dem Nichts der Besitzer des Modegeschäfts vor der Tür und klärt uns darüber auf, dass die Modelinie eingestellt wird und sie nun alle Einzelstücke wieder einsammeln müssen. Als Entschädigung erhalten wir aber natürlich den Kaufpreis zurück und wir dürfen das liebgewonnene Teil auch noch zwei Monate tragen, bevor es abgeholt wird, schließlich will man uns den Abschied ja etwas leichter machen. All die schönen Momente, die wir mit dieser Hose, diesem Pullover oder diesen Schuhen erlebt haben, lassen sich auf diese Weise aber natürlich nicht erhalten, aber das interessiert den Moderiesen selbstverständlich reichlich wenig.
Dass dieses abstruse Szenario im Einzelhandel so nicht stattfinden wird, sollte jedem von uns klar sein. Etwas Vergleichbares mutet Google allerdings allen Kunden zu, die über drei Jahre den Stadia-Service genutzt, dort Geld und Zeit investiert, und das Produkt damit vielfältig unterstützt haben. Okay, nach Ende des Dienstes im Januar erhalten wir aller Voraussicht nach unser investiertes Geld vollständig zurück, aber alle Spiele und natürlich auch die erreichten Achievements und Spielfortschritte gehen verloren, ganz zu schweigen von den Lücken, die dadurch in unsere Spielebibliothek gerissen werden. Heißt im Klartext, wir müssen alle liebgewonnen Stadia-Games auf anderen Plattformen kaufen, sofern verfügbar, und können dann noch mal ganz von vorne anfangen. Sorry Leute, Kundenservice sieht anders aus und wenn ihr nicht begriffen habt, dass Spielzeit und Achievements in Gamer-Kreisen sowas wie der Heilige Gral sind, habt ihr die gesamte Szene nicht verstanden. Am Ende können wir auch als Endverbraucher recht wenig dafür, wenn man zum Release des Dienstes offenbar mit völlig überzogenen Vorstellungen an den Start gegangen ist. Es ist zudem äußerst schade, dass jetzt, drei Jahre später, wo sich die anfangs gähnend leere Bibliothek im Stadia-Store allmählich mit interessanten Titeln gefüllt hat, von heute auf morgen – mit einer Gnadenfrist von vier Monaten – der Stecker gezogen wird, anstatt den Dingen mehr Zeit und eben auch mehr echte Gründe für die dauerhafte Nutzung des Dienstes zu geben. Auch ist es sehr fragwürdig, dass noch am selben Tag, an dem das Aus von Stadia verkündet wurde, Werbung für Vorbestellungen wie Fifa oder Skull and Bones prominent in der App platziert wurde, wohl wissend, dass diese Spiele niemals erscheinen werden. Die Tatsache, dass auf der offiziellen Homepage des Dienstes einen Tag nach Bekanntwerden des Endes alles so aussah, als wäre nichts gewesen, spricht leider ebenfalls Bände…
So steht für mich am Ende ein gelungenes technisches Konzept, das an zu hohen Erwartungen des Betreibers und eben auch am zähen und nicht ausreichend umfangreichen Spielenachschub gescheitert ist. Ich für meinen Teil hatte viel Spaß mit Stadia und werde das unkomplizierte Zocken großer Titel am Tablet oder Handy vermissen. Diesen unbefriedigenden Niedergang hat der Service in jedem Fall nicht verdient….
Daniel Walter
Ein begeisterter Konsolenspieler mit einem breit gefächerten Interessengebiet. Neben Shooter-Serien wie Battlefield oder Call of Duty gehören auch Action-Adventures wie klassische Assassin's Creeds, die Batman-Arkham-Reihe oder The Last of Us Part 1/2 zu den bevorzugten Titeln. Hinzu kommen Survival-Games wie ARK, Horror-Klassiker a la Resident Evil sowie Open-World-Abenteuer im Stile von Far Cry oder Red Dead Redemption. Sport-Franchises wie FIFA oder Tour de France erweitern das Interessenfeld, ebenso wie sämtliche Titel aus dem Star-Wars-Universum.