Old-School-Grusel at its best
Halloween steht vor der Tür – ein guter Anlass, um die eigene Spielesammlung mal wieder nach guten Horrorgames zu durchforsten. Hier ist die Bandbreite natürlich besonders breit gefächert, von gruseligen Shootern à la Dead Space über klassischen Teenage-Horror im Stile von Until Dawn oder The Quarry bis hin zu echten Schockern wie der Outlast-Reihe. Dass es für eine gute Horrorstimmung aber nicht immer eine effektüberladene Inszenierung und ein Jump-Scare-Feuerwerk braucht, zeigt uns ein Blick in die Vergangenheit. Früher, als wir noch jung und unsere Gaming-Rechner noch eine Kartoffel mit CD-Laufwerk waren, war das Point-and-Click-Genre auf seinem Höhepunkt. Wer es dabei etwas düsterer mag und keinesfalls auf intelligente Rätsel und eine vielschichtige und überraschende Geschichte verzichten möchte, kommt um die Black-Mirror-Reihe eigentlich nicht herum.
Die Story dreht sich um einen mysteriösen Selbstmord auf dem sagenumwobenen Black Mirror Castle, dem Sitz der nicht weniger berüchtigten Familie Gordon. Als jüngster Nachfahre Samuel Gordon, der seit dem grausamen Feuertod seiner Frau nicht mehr wirklich viel mit seiner schrulligen Verwandtschaft zu tun hatte, reisen wir auf das weitläufige Anwesen, das seine besten Tage definitiv schon hinter sich hat. Anlass hierfür ist der Tod seines Großvaters, der sich aus dem Fenster des höchsten Turmes des Schlosses gestürzt und seinem Leben damit ein fulminantes Ende gesetzt hat. Im Laufe der Geschichte gehen wir dem angeblichen Freitod genauer auf den Grund und graben dabei einige Leichen aus der Vergangenheit der Familie aus, die für eine abwechslungsreiche und immer wieder überraschende Handlung sorgen. Die Auflösung am Schluss, die mich damals beim ersten Durchspielen wirklich aus den Socken gehauen hat, bleibt für immer in meinem Gedächtnis und macht das Adventure zu einem meiner absoluten Lieblingsspiele. Hinzu kommen clever aufgebaute und gut nachvollziehbare Kombinations- und Umgebungsrätsel, die für mich bis heute zu den besten des gesamten Genres zählen. Außerdem ist Schloss Black Mirror wirklich einer der spektakulärsten Schauplätze der Videospielgeschichte und der perfekte Ort für alle, die einen gewissen Hang zur Grufti-Romantik haben. Dank der beiden direkten Fortsetzungen erleben wir Black Mirror Castle auch noch zu anderen Zeitpunkten und damit auch in unterschiedlichen Zuständen. Während das Schloss im ersten Teil noch weitestgehend intakt ist, nagt in Teil 2, wenn wir mit einem weiteren Gordon das Anwesen erkunden, schon deutlich der Zahn der Zeit an den alten Mauern. Teil 3 verleiht der Umgebung noch einmal eine ganz eigene Note, denn hier ist nach einem verheerenden Brand nur noch recht wenig vom früheren Glanz des Schlosses zu erkennen. Alle drei Adventures zusammen erzählen eine gut durchdachte und immer wieder unvorhersehbare Story, die nach und nach die zwiellichtige Vergangenheit einer großen englischen Familie aufarbeitet und dabei die einzelnen Puzzleteile sehr geschickt miteinander verbindet.
Im Jahr 2017 erhielt Black Mirror ein Reboot und erschien erstmals auch für Konsolen. Hier wurde die Geschichte der Familie Gordon noch einmal neu aufgerollt und mit einer zeitgemäßen Optik und modernen Spielmechaniken versehen. Auch, wenn der deutlich horrorlastigere Ansatz dem Spiel definitiv gut steht, kann die Neuauflage den alten Klassikern nie ganz das Wasser reichen, gerade im Hinblick auf die Rätsel. Dennoch ist das jüngste Black Mirror eine gute Möglichkeit, sich mit der Thematik rund um Black Mirror Castle und die Familie Gordon vertraut zu machen, um dann vielleicht doch noch die alten Teile am heimischen PC zu erleben.
Wir hoffen, wir konnten euch das Point-and-Click-Urgestein ein wenig schmackhaft machen und wünschen euch in jedem Fall ein schaurig-schönes Halloween.
Daniel Walter
Ein begeisterter Konsolenspieler mit einem breit gefächerten Interessengebiet. Neben Shooter-Serien wie Battlefield oder Call of Duty gehören auch Action-Adventures wie klassische Assassin's Creeds, die Batman-Arkham-Reihe oder The Last of Us Part 1/2 zu den bevorzugten Titeln. Hinzu kommen Survival-Games wie ARK, Horror-Klassiker a la Resident Evil sowie Open-World-Abenteuer im Stile von Far Cry oder Red Dead Redemption. Sport-Franchises wie FIFA oder Tour de France erweitern das Interessenfeld, ebenso wie sämtliche Titel aus dem Star-Wars-Universum.