Anger Foot im Test: Kick it like a Badass
Willkommen in der Welt von Anger Foot, einem Spiel, das nicht nur unsere Reflexe, sondern auch unser Frustrationslevel auf die Probe stellt. Entwickelt von Free Lives, den Machern des kultigen Broforce, erwartet uns hier ein Shooter, der einen etwas anderen Ansatz wählt. Statt uns mit einem Arsenal an Schusswaffen zu überhäufen, setzt Anger Foot auf ein sehr direktes, sehr physisches Mittel der Gewalt: unseren Fuß. Doch kann ein Spiel, das sich auf das simple Konzept des Tretens konzentriert, tatsächlich überzeugen? Oder tritt es sich selbst ins Abseits? In unserem Test haben wir uns jeden Winkel von Anger Foot genau ansehen.
Welcome to Shit City
Die Story von Anger Foot dreht sich um ein überraschend kurioses, aber zugleich geniales Motiv: Unser namenloser, wütender Protagonist hat es geschafft, einen extrem seltenen Sneaker für seine Sammlung zu ergattern. Doch kaum steht das edle Stück in seiner Vitrine, schlagen die Kriminellen der Stadt zu und klauen nicht nur den neuesten Fang, sondern auch die anderen drei limitierten Schuhe aus seiner Sammlung. Diese Diebe gehören zu vier rivalisierenden Banden, die sich über die gesamte Stadt verteilt haben. Jetzt ist unser Held außer sich vor Wut und tritt sich durch die vier Areale, fest entschlossen, seine wertvollen Schuhe zurückzuholen.
Die Geschichte dient dabei weniger als tiefgründiges Narrativ, sondern mehr als unterhaltsames Beiwerk, das das wilde Treten und Zerstören motiviert. Die kurzen, humorvollen Zwischensequenzen und die ironische Präsentation sorgen dafür, dass Anger Foot trotz seiner simplen Handlung nicht ohne Charakter bleibt. Hier steht der Spaß im Vordergrund – und der ist garantiert!
Kick it like Beckham
Anger Foot lässt uns von Anfang an keine Sekunde im Unklaren darüber, was uns erwartet. Schon im Startbildschirm donnert uns ein basslastiger Elektrobeat entgegen, der uns in eine Welt voller Chaos und Adrenalin eintauchen lässt. Die Steuerung ist einfach und schnell erlernt: Laufen, Treten und, na ja, hauptsächlich Treten. Hier gibt es keine komplizierten Kombinationen, keine tiefgründigen taktischen Manöver – nur pure, ungefilterte Action.
Das Herzstück des Gameplays ist unser Fuß. Er ist nicht nur unsere Hauptwaffe, sondern auch unser Schlüssel, um Türen zu öffnen, Gegner zu beseitigen und die Level im Nu zu durchqueren. Anger Foot ist ein Spiel, das keine halben Sachen macht: Jeder Tritt ist kraftvoll, hat Gewicht und hinterlässt Spuren. Gegner fliegen durch die Gegend, Möbel werden umgeworfen und Türen aus den Angeln gerissen. Es fühlt sich unglaublich befriedigend an, mit einem einzigen, gut gezielten Tritt ganze Gegnergruppen auszuschalten. Doch trotz der simplen Mechanik bleibt das Spiel fordernd. Die Gegner sind schnell, sie sind zahlreich und sie warten nicht darauf, von uns weggekickt zu werden.
Je weiter wir im Spiel voranschreiten, desto mehr erweitert sich unser Arsenal. Neben dem allmächtigen Fuß kommen nach und nach auch verschiedene Waffen ins Spiel, die uns zusätzliche Möglichkeiten bieten, das Chaos zu steigern. Egal ob Pistolen oder Maschinengewehre: Die Waffen fügen eine weitere Ebene der Zerstörung hinzu und ermöglichen es uns, noch kreativer mit den Gegnern umzugehen. Diese neuen Tools machen die ohnehin intensive Action noch dynamischer und lassen uns immer neue Wege finden, uns durch die Feindeswellen zu schlagen.
Die Level sind kurz und knackig, perfekt für schnelle Sessions, aber auch ideal, um den "Nur noch ein Versuch"-Effekt hervorzurufen. Jedes Level bringt neue Herausforderungen, sei es in Form von härteren Gegnern, verschachtelteren Umgebungen oder neuen Elementen, die das Tempo verändern. Besonders herausfordernd wird es, wenn wir versuchen, unsere bisherigen Bestzeiten zu schlagen.
Alles nice in Scheißhausen
Anger Foot punktet nicht nur mit seinem Gameplay, sondern auch mit seiner einzigartigen Atmosphäre. Die Welt von Shit City – ja, so heißt die Stadt wirklich – ist ein wilder, neon-durchfluteter Albtraum, der gleichzeitig bizarr und faszinierend ist. Überall lauern skurrile Kreaturen, die wie eine Mischung aus Gangstern und mutierten Tieren wirken. Die Level-Designs sind abwechslungsreich und bieten eine Vielzahl von Umgebungen, von düsteren, verfallenen Gebäuden bis hin zu surrealen, fast psychedelischen Szenarien. Die Farbpalette ist grell, die Lichteffekte sind blendend und alles fühlt sich so an, als wäre man in einem überdrehten Albtraum gefangen. Es ist ein bisschen wie Hotline Miami auf Steroiden, nur mit mehr Kicks und weniger Schießereien.
Die Umgebungen erzählen dabei oft ihre eigene kleine Geschichte. Überall in den Levels gibt es kleine Details, die die dystopische Welt von Shit City lebendig machen. Von Graffitis an den Wänden bis hin zu den schäbigen, verwahrlosten Gebäuden – alles schreit förmlich nach Anarchie und Verfall. Doch gerade diese Details machen den Charme von Anger Foot aus. Es ist eine Welt, in der es Spaß macht, sich auszutoben, gerade weil sie so völlig überdreht und jenseits der Realität ist.
Missionen und Ziele
Anger Foot legt den Fokus weniger auf Crafting oder Exploration, sondern vielmehr auf schnelles und direktes Gameplay. Statt Ressourcen zu sammeln oder weitläufige Welten zu erkunden, bietet uns das Spiel pro Mission drei klare Ziele, die es zu erfüllen gilt. Für jedes erfolgreich abgeschlossene Ziel erhalten wir Sterne, die wir wiederum für neue Schuhe einlösen können. Diese Schuhe sind mehr als nur kosmetische Upgrades – sie verleihen uns handfeste Vorteile im Spiel. So gibt es etwa einen Schuh, der uns schrumpfen lässt, sodass wir schwieriger zu treffen sind, oder einen anderen, mit dem wir nach einem Tod einmalig wiederauferstehen und sozusagen ein Extra-Leben erhalten.
Viele dieser Aufgaben sind allerdings nicht einfach beim ersten Durchlauf zu bewältigen. Oft erfordern sie spezifische Schuhe oder besondere Taktiken, um sie erfolgreich abzuschließen. Das bedeutet, dass wir später noch einmal zurückkehren müssen, wenn wir die richtigen Schuhe freigeschaltet haben, um auch die anspruchsvolleren Ziele zu erreichen. Dieses System sorgt für eine zusätzliche Motivation, die Level erneut zu spielen und alle Sterne zu sammeln, um die vollen Vorteile der freigeschalteten Schuhe nutzen zu können. So bleibt das Spiel spannend und abwechslungsreich, auch wenn wir es mehrmals durchlaufen.
Tritt um Tritt
Grafisch ist Anger Foot ein Fest für die Sinne – allerdings eines, das nicht jedermanns Geschmack trifft. Die überzeichneten, fast comicartigen Charaktere und Umgebungen passen perfekt zur überdrehten Atmosphäre des Spiels. Die Animationen sind flüssig, die Effekte eindrucksvoll und der Stil bleibt durchgehend konsistent. Trotz des simplen Grafikstils gibt es viele Details, die das Spiel lebendig wirken lassen. Besonders die Gegneranimationen, wenn sie nach einem kräftigen Tritt durch die Luft segeln, sind ein Highlight.
Technisch gibt es an Anger Foot wenig auszusetzen. Das Spiel läuft selbst auf durchschnittlicher Hardware flüssig und ohne nennenswerte Probleme. Die Ladezeiten sind kurz, die Steuerung präzise, und es gibt keine spürbaren Einbrüche in der Framerate, selbst, wenn auf dem Bildschirm die Hölle los ist. Das ist besonders wichtig, da ein Spiel wie dieses, das so stark auf schnelle Reaktionen setzt, unter technischen Mängeln erheblich leiden könnte. Glücklicherweise haben die Entwickler hier solide Arbeit geleistet.
Lied für Lied - Elektrobeat
Wenn es um den Sound in Anger Foot geht, kann man eines sagen: Hier wird nicht gekleckert, sondern geklotzt. Der Soundtrack besteht aus einem Mix aus treibenden Elektrobeats und düsteren Synth-Klängen, die perfekt zur pulsierenden Action passen. Die Musik ist nicht nur Hintergrundrauschen, sondern ein aktiver Teil des Spielerlebnisses. Sie treibt uns an, gibt uns das Gefühl, in einem endlosen Rausch aus Chaos und Zerstörung gefangen zu sein. Jeder Schlag, jeder Tritt wird von einem dröhnenden Bass begleitet, der das Adrenalin in die Höhe schießen lässt. Und je mehr Tritte wir austeilen, umso lebendiger wird die Musik. Schauen wir uns beispielsweise etwas um, wird der Fokus von und die Energie aus der Musik genommen.
Aber nicht nur die Musik kann überzeugen, auch die Soundeffekte sind auf den Punkt. Die dumpfen, knallenden Geräusche der Tritte, das Splittern von Türen und das Aufprallen von Gegnern an Wänden sind so befriedigend, dass sie fast schon süchtig machen. Es ist ein Sounddesign, das sich nahtlos in das Spielgeschehen einfügt und für eine unvergleichliche Atmosphäre sorgt. Doch dabei wird es nie übertrieben oder zu aufdringlich. Die Balance zwischen Soundeffekten und Musik ist gut abgestimmt, sodass das Spiel akustisch intensiv, aber nie erdrückend wirkt.
Fazit
Anger Foot ist ein Spiel, das genau weiß, was es sein will: ein schneller, brutaler und unglaublich befriedigender Kick-in-your-face-Shooter, der keinen Wert auf tiefgründige Geschichten oder komplexe Mechaniken legt. Stattdessen konzentriert es sich auf das Wesentliche – Spaß und Action. Es ist ein Spiel, das dich packt und nicht mehr loslässt, bis du jeden Gegner getreten, jedes Level gemeistert und jede Bestzeit geschlagen hast.
Die Stärken von Anger Foot liegen ganz klar in seinem simplen, aber suchterzeugenden Gameplay, seiner stylishen Präsentation und der perfekt abgestimmten Soundkulisse. Wer ein schnelles, intensives und extrem befriedigendes Spielerlebnis sucht, wird von Anger Foot nicht enttäuscht.
- Unglaublich befriedigende Trittmechanik
- Rasantes, actiongeladenes Gameplay
- Stylishe, neongetränkte Atmosphäre
- Perfekt abgestimmte Soundkulisse
- Kurze, knackige Levels, ideal für schnelle Sessions
- Hoher Wiederspielwert dank Bestzeitenjagd
- Witziger, selbstironischer Humor
- Flüssige Performance auch auf durchschnittlicher Hardware
- Fehlende narrative Tiefe
- Simples Gameplay ohne größere Abwechslung
- Grafikstil trifft nicht jeden Geschmack
- Manchmal frustrierend hohe Schwierigkeitsgrade
Webentwickler, Technik-Nerd und Gamer aus Leidenschaft seit der Kindheit, mit einem Faible für die komplette The Legend of Zelda- und Halo-Reihe. Dazu fast keine Konsolengeneration ausgelassen und auch sehr interessiert an Indie-Games.