

Assassin's Creed Shadows im Test: Ubisofts Meisterstück im feudalen Japan
Mit Assassin's Creed Shadows erfüllt Ubisoft den Fans einen ganz besonderen Wunsch und schickt die Kultreihe ins feudale Japan. Wie das Franchise dort zurechtkommt, zeigen wir euch im Test.
Ein Erlebnis nach unseren Wünschen
Bevor wir richtig loslegen, wählen wir zwischen vier Schwierigkeitsstufen aus, um unser Spielerlebnis an unsere Wünsche anzupassen, vom Story-Modus bis hin zum Experten. Darüber hinaus haben wir die Möglichkeit, uns für oder gegen eine geführte Erkundung zu entscheiden. Entscheiden wir uns dafür, lotst uns das Spiel wie gewohnt zu unserem nächsten Ziel und auch andere Quest- und Zielmarkierungen sind für uns auf der Karte sichtbar. Ohne die geführte Erkundung sind wir bei unserem Abenteuer darauf angewiesen, uns in der Welt umzuschauen und auch umzuhören, um alle relevanten Orte zu finden. Interessant ist auch, dass wir zudem zwischen einem linearen und einem nicht linearen Modus wählen können. Der nicht lineare ermöglicht es uns, wie in den jüngeren AC-Ablegern, mit Dialogoptionen in den Cutscenes Einfluss auf die Geschichte zu nehmen. Der lineare Modus richtet sich dagegen offensichtlich an AC-Fans der ersten Stunde, die einfach eine Geschichte erzählt bekommen wollen, und entfernt entsprechend alle Dialogoptionen - ein guter Gedanke, um beide Seiten zufrieden zu stellen. Interessant ist auch der immersive Modus, der die Sprachausgabe auf Japanisch stellt und bei den Dialogen Japanisch und Portugiesisch mischt, um uns so noch näher an die Geschehnisse heranzuholen und die Authentizität zu erhöhen.
Von der Sklaverei in den Dienst des Kriegsfürsten
Shadows hält wie bereits Syndicate zwei Hauptfiguren für uns bereit. Einer der beiden, dem Afrikaner Yasuke, begegnen wir direkt in der Eröffnungssequenz, als er zusammen mit einer Gruppe von missionierenden Jesuiten aus Portugal, denen er als Leibwächter dient, in Kyouto eintrifft. Dort kommt es kurz darauf zu einem Treffen mit dem mächtigen Fürsten Oda Nobunaga, der von der Erscheinung des Kriegers mit der dunklen Hautfarbe derart fasziniert ist, dass er ihm kurzerhand befiehlt, sich dem Treffen anzuschließen, was ihm sein Stand als Sklave aus der Sicht der Portugiesen eigentlich verbietet. So wird er Zeuge, wie der japanische Fürst seine portugiesischen Unterdrücker nicht nur diskreditiert, sondern sie auch kurzerhand vor die Tür setzt, um allein mit ihm zu reden. Nach dem Gespräch bittet der Fürst seine portugiesischen Gäste wieder herein und erlaubt ihnen, ihre christlichen Prediger auf seinem Land auszusenden, verlangt dafür aber, dass Yasuke bei ihm bleibt. Dieser soll seine kriegerischen Fertigkeiten unter Beweis stellen und sein volles Potenzial als Teil seines Gefolges entfalten. Nach einem Zeitsprung von sechs Monaten finden wir uns mitten in einer blutigen Schlacht gegen iganische Shinobi wieder. Hier will der Fürst mit Yasukes Hilfe eine aufständische Provinz erobern und setzt dafür auf eine brutale Invasion mitten in der Nacht.
Wuchtige Assassinen-Action im Asia-Gewand
An dieser Stelle präsentiert uns Assassin's Creed Shadows auch gleich den ersten Teil des Kampfsystems, nämlich das von Yasuke. Hier dürfen wir uns auf wuchtige Schläge mit ordentlich Wumms freuen sowie auf sehr hochwertig inszenierte Katana-Action. Die Besonderheiten des japanischen Schwertkampfes mit seinen typischen Bewegungsmustern wurden dabei sehr gut eingefangen und fühlen sich auch entsprechend ein wenig anders an als in vergangenen Assassin's Creed-Teilen. Trotzdem wirkt das Grundsystem natürlich vertraut, sodass wir uns als Kenner der Reihe sofort heimisch fühlen. Neben schnellen Schlägen lassen sich beispielsweise auch aufgeladene Haltungsangriffe wirken, die wir durch längeres Halten der Schlagtaste auslösen. Diese verursachen logischerweise mehr Schaden und lassen unsere Gegner auch gerne mal nach hinten taumeln, sie dauern aber eben auch ein Stück weit länger.
Wie stark wir unseren Feinden zusetzen, erkennen wir wie üblich an deren HP-Leiste, die es auch wieder ins Spiel geschafft hat, ebenso wie die Level-Anzeige jedes Feindes. Wir können gegnerische Angriffe auch wieder parieren und haben hierbei, bei gutem Timing, die Chance, den Angreifer dadurch in einen verwundbaren Zustand zu versetzen, wodurch er ein leichteres Ziel ist. Da Yasuke aufgrund seiner Statur insgesamt eher träge unterwegs ist, ist es sehr schön, dass uns dennoch Fähigkeiten wie der mächtige Sprint zur Verfügung stehen, mit dem wir uns schnell ein gutes Stück weiter bewegen können. Dadurch gleichen wir die Nachteile seines kräftigen Körperbaus im Kampfgeschehen teilweise aus und haben die Chance, brenzligen Situationen zu entkommen oder Gegner zu überraschen. Aber auch andere Fähigkeiten, wie zum Beispiel ein beherzter Tritt in die Bauchregion des Feindes, stehen uns ergänzend zu den Standardangriffen zur Wahl. Diese verfügen allerdings, im Gegensatz zu den einfachen Schlägen, über eine Abklingzeit.
Eine zweite Perspektive
Was uns von Anfang an richtig gut gefallen hat, ist, dass der Animus, also die Gegenwart, wieder einen größeren Stellenwert einnimmt als dies in den letzten Ablegern der Reihe der Fall war. So führt uns eine mystische Computerstimme zunächst von einer Erinnerung zur nächsten und redet dabei besonders eindringlich mit uns, während wir Yasukes erste Abenteuer meistern. Auch der neue Hub, der Informationen zu den anderen Ablegern der Reihe für uns bündelt, erinnert uns daran, dass Assassin's Creed im Herzen erst einmal ein Spiel in der Gegenwart ist. Wir fanden es in der jüngeren Vergangenheit immer etwas schade, dass die Verbindung zum Animus über weite Teile etwas unter den Tisch fiel, da es doch anfangs gerade dieser Mix aus Vergangenheit und Neuzeit war, der das Franchise ausgemacht hat.
Haben wir die Anfänge von Yasuke miterlebt, stellt uns Shadows mit Naoe gleich auch die zweite Protagonistin des Assassinen-Abenteuers vor, die aber zunächst einmal auf der anderen Seite steht. Denn sie gehört zu eben jenen Shinobi, die der Fürst mit seinem nächtlichen Angriff auslöschen möchte, nur, dass sie mit ihrem Vater unterwegs ist und auf dem Heimweg den Beginn der Invasion bemerkt und so frühzeitig ein anderes Ziel ansteuert und der Falle vorerst entgehen kann. Auf dem Rücken ihres Pferdes reitet sie durch dichte Wälder vorbei an brennenden Häusern und tobenden Kämpfen ihrem Vater hinterher. Ihre Wege werden allerdings getrennt, als Naoe von einem der Invasoren vom Pferd geschossen wird und sich in ihrem ersten Kampf beweisen muss.
Flink und dynamisch - ein perfekter Gegenpol
Schon nach wenigen Sekunden merken wir, dass sich Naoe gänzlich anders spielt als ihr männliches Pendant. Sie ist leicht, beweglich und flink und dadurch beispielsweise in der Lage, feindlichen Angriffen mit einer dynamischen Rolle auszuweichen. Dies verschafft ihr bei richtigem Timing sogar einen solchen Vorteil, dass sich die Gegner für eine kurze Zeit im verwundbaren Zustand befinden, sodass wir zum temporeichen Gegenschlag ansetzen können. Gerade bei unblockbaren Attacken ist die Ausweichrolle überlebenswichtig. Die Schwerthiebe der jungen Shinobi sind merklich schwächer als die des afrikanischen Kriegers, dafür kann sie innerhalb kürzester Zeit sehr viele Treffer landen. Auch sie ist übrigens mit einem regulären und einem aufgeladenen Schlag ausgestattet - letzterer kann die Deckung der Feinde durchbrechen. In Sachen Brutalität steht sie ihrem männlichen Gegenpart im Übrigen in nichts nach, eher im Gegenteil, wenn sie einem besiegten Feind auf die Schultern springt, um ihm dann von hinten die Kehle durchzuschneiden. Naoe ist darüber hinaus auch mit Wurfmessern ausgestattet, mit denen wir Feinde aus einiger Distanz angreifen können.
Ist der erste Kampf vorüber und wir haben Naoe wieder mit ihrem Vater vereint, trennen sich ihre Wege erneut, denn ihr alter Herr macht sich auf zur angegriffenen Burg, um dort die Verbündeten zu unterstützen, während er Naoe mit einer ganz besonderen Klinge an einen ebenso besonderen Ort schickt. Mit der Assassinen-Waffe ihres Vaters im Gepäck soll die junge Shinobi dort einen Schrein finden, der sich nur mithilfe der versteckten Klinge öffnen lässt. Das wertvolle Kästchen in seinem Inneren soll sie anschließend an sich nehmen und mit ihrem Leben beschützen, da es unter keinen Umständen dem Feind in die Hände fallen darf. Was in der geheimnisvollen Schatulle aufbewahrt wird, wie sich die Geschichten der beiden Hauptfiguren Yasuke und Naoe dann am Ende kreuzen und wie die Verbindung zum Assassinenorden aussieht, erfahren wir im Verlauf einer sehr gut inszenierten Story, die definitiv zu einer der besten des gesamten Franchises gehört.
Assassin's Creed Shadows brilliert mal laut, mal leise
Die Auswahl an Feinden ist im Großen und Ganzen vergleichbar mit anderen Assassin's Creed-Teilen und hält neben einfachen Nahkämpfern mit Schwertern und Stöcken sowie Fernkämpfern mit Bogen und Schusswaffen auch gepanzerte Feinde mit extra Lebensleiste sowie hartnäckige Bossgegner mit richtig viel Lebenspunkten und mächtigen Spezialangriffen für uns bereit. Erledigen wir letztere, dürfen wir uns auf eine richtig coole Tötungssequenz in stimmungsvollem Schwarz-Weiß freuen, die ein wenig an Kill Bill erinnert und den AC-typischen Eliminierungen von Zielpersonen eine ganz eigene Note verleiht. Doch nun noch einmal zu den Besonderheiten der jungen Shinobi, die, ebenso wie der afrikanische Krieger, für einen ganz speziellen Spielstil steht, was, je nach Situation und Gegnertyp ein Vor- oder Nachteil sein kann.
Während wir mit Yasuke auch ohne Weiteres mit dem Kopf durch die Wand rennen können, ist bei Naoe in der Regel ein bedachteres Vorgehen die richtige Wahl. Wir haben also einen Assassinen fürs Grobe und eine lautlose Schleichexpertin, sodass jeder AC-Fan auf seine Kosten kommt. Aufrund von Naoes körperlicher Statur empfiehlt sich bei ihr natürlich der klassische Stealth-Weg, bei dem wir uns an Feinde heranschleichen sowie in Verstecken oder hohem Gras untertauchen, um die Gegner dann mit Pfiffen zu locken und mit der versteckten Klinge per Attentat ins Nirvana zu befördern. Dabei können wir übrigens nicht nur in die Hocke gehen, sondern uns nun auch komplett hinlegen, um uns noch ein bisschen effektiver zu verstecken. Die Sichtbarkeitsanzeige hilft uns dabei, unentdeckt zu bleiben und unser Vorgehen zu planen. Als coole Neuerung erlaubt es uns Shadows, bestimmte Lichtquellen zu löschen, um uns besser verbergen zu können - also ein Hauch von Dark Project.
Mittels Parcourslauf können wir natürlich auch wieder höhere Ebenen erreichen und Gebäude, Hügel oder Baumstämme erklimmen, zum Beispiel, um ein Attentat von oben auszuführen und einen nichts ahnenden Gegner aus der Luft zu erledigen. Das Parcours-System geht dabei wieder richtig gut von der Hand, man muss allerdings schon konzentriert bleiben, um beim Springen von einem Dach zum nächsten den richtigen Zielpunkt zu erwischen. Eine kleine Unachtsamkeit reicht bei dem nicht immer ganz genauen Anvisieren aus, um statt hoch über den Feinden mitten im Trubel zu landen, was gerne mal brenzlig werden kann - vor allem dann, wenn man sowieso gerade schon vor Feinden wegrennt. Insgesamt fällt das Parcourslaufen aber schön flüssig und dynamisch aus und nicht so träge wie in AC-Ablegern der jüngeren Vergangenheit. Eine nette Ergänzung zum Parcours ist der Kletterhaken, der es uns erlaubt, uns an entsprechenden Ankerpunkten einzuhaken und schnell und komfortabel an ihnen nach oben zu klettern oder zu schwingen.
Ein japanisches Stimmungs-Monster
In Sachen Atmosphäre zeigt Assassin's Creed Shadows schon gleich zu Beginn, wo die Reise hingeht. Egal, ob es um das beschauliche japanische Städtchen Kyouto geht, das mit authentischer Architektur, glaubhaft inszenierten Bewohnern mit traditioneller Kleidung oder auch stimmig eingerichteten Innenräumen punktet oder, ob wir die wunderschöne Natur betrachten. Hier dürfen wir den typischen Wechsel aus Wäldern und Wiesen bestaunen, in den sich auch homogen die ländlichen Befestigungen und Tempelanlagen einfügen. Optisch überzeugt das Spiel mit einer Vielzahl an Details, wie beeindruckenden Feuer- und Raucheffekten, Bäumen und Gräsern, die sich stimmungsvoll im Wind bewegen oder auch einem eindrucksvollen Spiel mit Licht und Schatten - bei Tag und bei Nacht. Weiterhin gehören auch kleine Partikel in der Luft, wie Funken, Blätter oder Staub zur optischen Präsentation, was für eine noch lebendigere Umgebung sorgt. Auch die Gewässer sehen wieder richtig toll aus, egal, ob es um Wasserfälle und Bachläufe beim bloßen Betrachten geht oder, ob wir die Bewegungen des Wassers beim Eintauchen und Schwimmen unter die Lupe nehmen.
Hinzu kommen hochwertig animierte Sequenzen, bei denen die Gesichter auch richtig viel Emotion transportieren, In-Game wirken sie dagegen hier und da etwas hakelig. Soundtechnisch kann Shadows ebenfalls punkten und liefert einen überzeugenden Mix aus orchestralem Score mit tragenden Streichern und markanten asiatischen Holzbläsern sowie temporeichen rhythmischen Passagen, die die treibenden Kämpfe sehr schön untermalen - teilweise warten auch richtig tolle Gesangseinlagen auf uns, die für eine ganz besondere Gänsehautstimmung sorgen. Auch die Synchronisation kann sich hören lassen und trägt mit stimmig besetzten Sprecherrollen, die die Charaktere sehr gut einfangen, zu einem rundum professionellen Gesamtbild bei. Hinzu kommen äußerst hochwertige Natur- und Hintergrundgeräusche, die die ohnehin sehr dichte Atmosphäre der Welt noch einmal abrunden. Eine weitere tolle Entscheidung der Entwickler ist es, uns die Spielwelt in unterschiedlichen Jahreszeiten zu präsentieren, die wir später sogar manuell ändern dürfen.
Offene Welten treffen auf lineare Passagen
Der äußerst lineare Anfang des Spiels ist für ein modernes Assassin's Creed schon sehr ungewöhnlich. Die Bereiche sind dabei teilweise so stark begrenzt, dass wir kaum die Straße verlassen können, auf der wir uns befinden. Dieser sehr beschränkte Einstieg macht die Geschehnisse zu Beginn aber auch richtig intensiv, da wir den vorgegebenen Pfad eben nicht nach Belieben verlassen können. Während alle Open-World-Fans hier sicherlich schon mit den Hufen scharren, ist es für Fans der ersten Stunde mal richtig angenehm, ein stark linear ausgerichtetes AC wie früher zu erleben, bevor man uns in die stimmungsvolle Welt des feudalen Japan entlässt und wir unserem Erkundungstrieb nachgeben dürfen.
Sobald wir hier angekommen sind, offenbart sich uns gleich eine coole neue Funktion, nämlich der Fährtensucher, der uns als feine weiße Linie den Weg zum nächsten Ziel zeigt, was die Navigation in der offenen Welt von Assassin's Creed komfortabler macht als je zuvor und in seinen Grundzügen an den Wind in Ghost of Tsushima erinnert, der ähnlich dezent eingebaut wurde. Die Fortbewegung erfolgt Assassinen-typisch zu Fuß oder bei längeren Wegen auf dem Rücken unseres Pferdes, das uns direkt mit Einstieg in die Open-World zur Verfügung steht. Spannend ist auch, dass wir auf dem Rücken des Reittiers unsere Haltung verändern dürfen. So können wir uns entweder fest in den Sattel setzen oder uns mit den Füßen auf das Pferd stellen, was es uns erlaubt, bei Bedarf schnell abzuspringen. Die Navigation des Reittiers erweist sich dagegen, wie der eben erwähnte Parcours, ebenfalls als etwas hakelig, sodass wir gerade im Galopp nicht immer dort ankommen, wo wir hinwollen und somit auch mal im Baum enden können. Mit etwas Übung gewöhnt man sich aber auch recht schnell an die nicht ganz runde Pferdesteuerung.
Selbstverständlich gibt es in Shadows auch wieder Aussichtspunkte zu erklimmen, wo wir uns einen Überblick über unsere Umgebung verschaffen und wichtige Elemente wie Beute, Gegner oder Ziele hervorheben und markieren können - natürlich inklusive Todessprung in den Heuhaufen. Überall in der Welt, vor allem natürlich in den Dörfern und Städten, warten auch zahlreiche Nebenaufgaben auf uns. Hier scheint sich Ubisoft aber im Vergleich zu den letzten großen RPG-Ablegern in Sachen Anzahl auch etwas zurückgenommen zu haben, was der Qualität der Aufgaben auch gut tut. Nicht gespart haben die Entwickler dagegen bei der Tierwelt, die vielseitig, lebendig und mit einer Vielzahl an frei lebenden Arten ausgestattet ist. Dabei hat uns auch sehr gut der Respekt gefallen, den das Spiel gegenüber der Natur vermittelt, was natürlich auch hervorragend zur japanischen Kultur passt. Insgesamt wurde diese sehr gut eingefangen, zum Beispiel damit, dass Kunstformen wie Malen oder Musizieren einen hohen Stellenwert im Spiel haben oder auch durch den allgegenwärtigen Respekt gegenüber dem japanischen Glauben. So werden wir an Toriijs beispielsweise darauf hingewiesen, dass wir an den Schreinen nicht klettern sollen, um ihren Spirit nicht zu stören.
Auch können wir uns auf die Suche nach verlorenen Seiten begeben, die sich in der Nähe von Tempeln aufspüren lassen, um Wissenspunkte zu sammeln, die wir dann in neue Fertigkeiten investieren dürfen. Diese sind in unterschiedliche Kategorien unterteilt, wie Katana, Assassine oder Hilfsmittel, sodass wir unsere Hauptfiguren vielseitig verbessern können. Zusätzlich zu den linearen und offenen Abschnitten warten übrigens auch immer wieder kürzere Flashbacks auf uns, die uns in die Vergangenheit der Figuren eintauchen und verschiedene Zusammenhänge verstehen lassen. Solche Flashbacks gibt es nicht nur im Storyverlauf, sondern können von uns auch bewusst ausgelöst werden, indem wir an bestimmten Orten eine Meditation ausführen, bei der wir eine vorgegebene Tastenfolge immer wieder drücken müssen, um zu innerer Ruhe zu kommen.
Fazit
Assassin's Creed Shadows ist genau das Meisterstück, das die Reihe gebraucht hat. Hier verschmelzen eine wunderschöne und äußerst stimmungsvolle Spielwelt mit einer sehr schön umgesetzten emotionalen Story und einem sehr gelungenen Kampfsystem mit zwei Schwerpunkten. Die Entscheidung für zwei unterschiedliche Protagonisten, die für verschiedene Herangehensweisen der Assassinen-Reihe stehen und es weitestgehend uns überlassen, wie wir am Ende vorgehen, tut dem bekannten Ablauf richtig gut. Auch sind beide Helden sehr schön gezeichnet und spielen sich auch wirklich individuell. Hinzu kommen ein respektvoller Umgang mit Natur und der japanischen Kultur sowie eine lebendige Umgebung, die sich nach Assassin's Creed anfühlt, aber nicht so vollgestopft ist mit Aktivitäten, dass es uns erschlägt.
Es gibt nicht viel, dass die Entwickler hätten besser machen können, sodass leichte Ungenauigkeiten beim Parcours und beim Reiten sowie die etwas hölzernen Gesichter bei der Ingame-Präsentation auch schon das Höchste der Gefühle sind. Als Fan der ersten Stunde, der alle Höhen und Tiefen des Franchise mitgenommen hat, bin ich in jedem Fall rundum begeistert von diesem wunderschönen und mit äußerster Liebe und Sorgfalt umgesetzten Japan-Ableger, der für mich keine Wünsche offen lässt. Assassin's Creed Shadows schafft sogar das, was ich immer für unmöglich gehalten habe: er übertrifft den nahezu unerreichbaren Piraten-Klassiker Black Flag und reiht sich für mich ganz oben in der Rangliste der Assassinenabenteuer ein.
- Wunderschöne Welt mit authentischem Asia-Flair
- Schön inszenierte Geschichte mit glaubhaften Figuren
- Zwei sehr gut gezeichnete Hauptfiguren mit individuellem Kampf- und Bewegungsstil - für Haudrauf- und Stealth-Fans
- Gelungene neue Stealth-Elemente und Kletterhaken
- Reduziertes Angebot an Aktivitäten in der Open-World
- Tolle Sequenzen und insgesamt hervorragende grafische Präsentation
- Perfekt auf das Setting zugeschnittener Soundtrack
- Respektvoller Umgang mit Natur und Kultur
- Flashbacks sorgen für Abwechslung
- Asia-Pathos vom Feinsten
- Parcours läuft nicht immer ganz rund
- Pferdesteuerung ebenfalls etwas ungenau
- Gesichter bei Ingame-Präsentation etwas steif


Ein begeisterter Konsolenspieler mit einem breit gefächerten Interessengebiet. Neben Shooter-Serien wie Battlefield oder Call of Duty gehören auch Action-Adventures wie klassische Assassin's Creeds, die Batman-Arkham-Reihe oder The Last of Us Part 1/2 zu den bevorzugten Titeln. Hinzu kommen Survival-Games wie ARK, Horror-Klassiker a la Resident Evil sowie Open-World-Abenteuer im Stile von Far Cry oder Red Dead Redemption. Sport-Franchises wie FIFA oder Tour de France erweitern das Interessenfeld, ebenso wie sämtliche Titel aus dem Star-Wars-Universum.