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Review

Bayonetta 3 im Test: Von guten Hexen und bösen Engeln

Von Tjark am 5. Dezember 2022. Getestet auf Switch. Zum Spiel hier klicken.

Im nun dritten Teil der Serie gibt es wie gewohnt fette Hack-and-Slash-Action mit der exzentrischen Umbra-Hexe Bayonetta. Die Story ist dabei keinen Deut verständlicher oder langweiliger geworden, das Gameplay dafür umso flüssiger. Zunächst hat der (inzwischen geklärte) Skandal um die Synchronstimme Bayonettas auf das Spiel aufmerksam gemacht, ob sich das Spektakel auf der Nintendo Switch lohnt, erfahrt ihr in unserem Test.

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Multiversum ist Multikomplex

Bayonetta 3 steigt gleich voll ein und uns wird in einigen Cutscenes eine komplett neue Umgebung vorgesetzt. Diesmal geht es vor allem um Paralleluniversen und deren Einfluss aufeinander. Dementsprechend viel passiert auch schon in den ersten Minuten, denn wir sehen nicht nur eine Dimension, sondern gleich mehrere. Der Hexenlehrling Viola reist mit einer Weltenbrücke in eine Parallelwelt, um hier Hilfe von der uns bekannten Bayonetta zu beschaffen. Dort angekommen, gerät sie mitten in den ersten Angriff der Homunkuli, vor denen sie eigentlich warnen wollte. Ab hier ist natürlich klar, dass diese aufgehalten werden müssen. Die Geschehnisse der ersten beiden Teile werden dabei in keinster Weise zusammengefasst und es wird einfach vorausgesetzt, dass uns alle Charaktere bereits geläufig sind. Alle Charaktere sind deutlich überzeichnet und sehr exzentrisch. Dabei scheinen sie extrem mächtig und erledigen jeden noch so großen Gegner, nur um dann im nächsten Moment zu stolpern und fast zu sterben. All das macht den seltsamen Charme von Bayonetta aus. Von den Entwicklern wurde extra ein „Naiver Engel“-Modus integriert, der die vielen Szenen mit sexuellen Darstellungen oder anderen nicht jugendfreien Inhalten, wie Rauchen oder Gewaltdarstellungen, zensiert oder anders darstellt, sodass man das Spiel auch auf dem Fernseher im Familienwohnzimmer genießen kann.

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Kloppen bis (oder eben wenn) die Engel kommen

Gameplay technisch hat sich zu den Vorgängern nicht sonderlich viel verändert. Das bedeutet, wir metzeln uns stilvoll in bester Hack-and-Slash-Manier durch die Level und können mit unseren ausgerüsteten Waffen eine absurde Anzahl an verschiedenen Kombos ausführen. Eine Besonderheit der Hexe Bayonetta ist, dass sie Pistolen nicht nur in den Händen benutzt, sondern auch welche an den Füßen montiert hat und diese auch benutzen kann, während sie in den Händen eine beliebige Waffe führt (oder auch einfach noch mehr Pistolen). Die große Zahl möglicher Kombos ergibt sich aus genau diesem Umstand, denn wir können zwischen Schlägen, Tritten und der ausgerüsteten Hauptwaffe eben auch immer ein paar Schüsse unserer Fußpistolen einstreuen. Eine weitere wichtige Waffe sind die Haare der Umbra-Magierin, denn mit diesen können wir riesige Gliedmaßen formen, was Tritte und Schläge natürlich viel verheerender macht. Oder wenn wir schon dabei sind, können wir auch gleich ganze Dämonenbestien damit beschwören. Hier liegt eine Neuerung zu den bisherigen Teilen, denn wir können die Dämonen nicht nur in unseren Finisher-Moves herbeirufen, sondern jederzeit, zumindest so lange wir noch Magiekraft haben, und diese sogar frei steuern. Frei beweglich heißt dabei, wir können laufen und vier verschiedene Angriffe ausführen, auf Kombos müssen wir dabei aber leider verzichten. Jeder Dämon hat spezifische und einzigartige Angriffe, die vom jeweiligen Wesen abhängen. Nach jedem Kampf erhalten wir eine Wertung, in der Dinge wie Kombos und erlittener Schaden bewertet werden und dementsprechend eine Belohnung an Geld und Skillpunkten. Der Kampf ist durch die vielen Angriffsmöglichkeiten sehr flüssig und auch die neuen Dämonen-Beschwörungen machen Spaß, aber die Kamerasteuerung und Anvisieren-Mechanik ist etwas eigenwillig und macht ab und zu den guten Flow zunichte.

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Lost in Apokalypse

Außerhalb der Kämpfe, die immer in abgesteckten Arenen stattfinden, können wir frei die Level erkunden. Hier gibt es einige Collectibles und Geld zu finden, manche sind aber erst bei einem Replay der Level überhaupt auffindbar. Pro Level gibt es drei Tiere (Rabe, Kröte und Katze), die uns ein besonderes Power-Up-Material geben, sofern wir alle finden. Beim Erkunden können wir uns selbst mit Dämonenverwandlungen und neuen Fähigkeiten wie Schweben oder besseren Sprüngen ausstatten. Die Welt ist an vielen Stellen so generisch, dass man beim Erkunden auch mal den eigentlichen Pfad verlieren kann und diesen erst wieder suchen muss, um weiterzukommen. Auch in den häufigeren Verfolgungssequenzen ist der begehbare Weg nicht immer erkennbar. Stärker werden wir, in dem wir die verdienten Skillpunkte in Fähigkeiten investieren, diese sind in klassische Bäume gegliedert. Zusätzlich dazu gibt es Consumables (allesamt farbige Lutscher), die uns entweder temporäre oder dauerhafte Werterhöhungen oder das Auffüllen von HP oder Magiekraft bringen. Jedes Level hat noch optionale Ziele und Kämpfe, die uns zusätzliche Erfahrung und Geld bringen, wenn wir sie abschließen. Ganz Platinum-Games typisch wird uns zum Ende eines Levels ein Rang zugewiesen, der unsere Gesamtperformance bewertet, der aber durch wiederholtes Spielen verbessert werden kann.

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Visuell wird in Bayonetta 3 einiges geboten. Vom Monsterdesign über Effekte bis zum Worldbuilding ist alles darauf getrimmt, uns das klare Gefühl von Badassness zu geben. Der teils ruhige und teils fetzige Soundtrack unterstreicht das perfekt. Die Performance wird zwar teilweise von der Hardware der Nintendo Switch eingeschränkt, ist aber immer noch flüssig und beeinflusst nicht das Spielgefühl. Die Kämpfe sehen trotz teilweise nachladender oder weniger aufgelöster Texturen immer noch episch aus. Und auch an der Größe der Gegner wurde definitiv nicht gespart.

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Fazit

Meine Erfahrung mit Bayonetta 3 ist etwas zwiegespalten, denn der Kampf und vor allem die Kombos fühlen sich sehr flüssig und spaßig an, aber die Story, Charaktere und Setting haben mich nicht überzeugen können. Die Gründe, die hierzu geführt haben, sind folgende: Die Collectibles werden erst beim erstmaligen Finden erklärt, das bedeutet aber auch, dass man an vielen bereits vorbeigezogen ist, da man sie nicht als solche erkannt hat. Auch, dass man die optionalen Levelziele erst beim Beenden eines Levels erfährt, führt zu unangenehmem Backtracking. Oder, dass das generische Design mich öfter den Weg verlieren ließ. Alle Charaktere sind derart überzogen, dass Dialoge selten flüssig und zusammenhängend erscheinen und die Reaktionen nicht immer nachvollziehbar sind. Auch die Sexiness wird etwas überstrapaziert und selbst im „Naiver Engel“-Modus ist dies nicht komplett weg. Das sind aber alles Punkte, die auf die komplette Serie zutreffen und nicht nur für Bayonetta 3 spezifisch sind. Wer aber über solche Mängel hinwegsehen kann und Gefallen an gutem Kampf a la Devil May Cry hat, dem ist das Spiel wärmstens zu empfehlen. Genauso natürlich Fans der bisherigen Spiele, da es sich hier um die konsequente Weiterführung der Serie mit einigen willkommenen Neuerungen handelt.

Pro:
  • Flüssiger Kampf
  • Eigener Kampfstil möglich
Contra:
  • Seltsame Dialoge
  • Schwierige Kameraführung
  • Generische Welttexturen
Story:
2 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Gameplay:
4 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Grafik:
3 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Sound:
4 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Atmosphäre:
3 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Unsere Wertung: 6.5 / 10
Spiel getestet auf: Switch
Tjark

Tjark

Hat seit dem Gameboy jede Handheld-Generation ausgiebig genutzt. Es stehen vorallem Coop- und Multiplayer-Spiele hoch im Kurs.

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