Blue Reflection: Second Light im Test: Ein JRPG mit spannender Story und beeindruckendem Kampfsystem
Mit dem neusten Teil der Blue Reflection Reihe schicken uns Entwickler Gust und Publisher Koei Tecmo erneut in eine andere Welt. Unsere Protagonistin Ao Hoshizaki muss sich in dieser neuen, dennoch vertrauten Umgebung mit etlichen Mädchen anfreunden, ihre Erinnerungen zurückerlangen und dabei viele verschiedene Monster erledigen. Blue Reflection: Second Light macht dabei auch Einiges besser als andere RPGs. Im Test finden wir gemeinsam heraus, warum das Spiel einen Blick wert ist.
Alles beginnt an einem normalen Tag
In Blue Reflection: Second Light übernehmen wir die Kontrolle über Ao, eine ganz normale Schülerin. Seit jeher wollte sie immer etwas Besonderes sein, um ihrem langweiligen Alltag entfliehen zu können. An einem Tag wie jedem anderen kommt ihr auf dem Weg zur Schule ihr Handy abhanden. Schnell rennen wir unseren bisherigen Weg zurück und finden es glücklicherweise wieder. Allerdings ist eine neue App namens Free Space installiert worden und es befindet sich eine seltsame Nachricht darauf: „Be Reborn“ (Deutsch: Werde wiedergeboren). Da wir eh schon spät dran sind für den Unterricht, machen wir erst mal keine weiteren Untersuchungen, sondern rennen zur Schule.
Dort angekommen scheint erst mal alles normal zu sein. Pünktlich sind wir glücklicherweise auch noch. Ein wenig seltsam kommt es uns vor, dass keine anderen Personen in den Gängen herumlaufen, aber das mag ja vorkommen. Im Klassenzimmer treffen wir auf ein Mädchen, das wir bisher noch nie gesehen haben. Als sie uns bemerkt, verhält sie sich sehr seltsam und sagt etwas davon, dass sie nicht hätte glauben können, dass irgendjemand hierherkommt. Sie will uns direkt den anderen vorstellen und wir gehen aus der Schule heraus. Was uns hier erwartet, klingt wie aus einem Traum. Das Gebäude, in dem wir gerade noch waren, ist auf einer kleinen Insel, komplett umgeben von Wasser.
Wir sind also irgendwie in einer anderen Welt gelandet, in der die Schule unser neues Zuhause sein wird, da kein Weg herunter von dieser Insel zu existieren scheint. Dazu kommt noch, dass die anderen Mädels ihr Gedächtnis verloren haben, sich also nur an das Leben hier erinnern können. Bei Ao sieht das anders aus, sie weiß noch alles, genauso wie ihren Weg zur Schule. Was hier passiert, kann sie sich allerdings trotzdem nicht erklären.
Das Ziel der Mädchen ist es also ab sofort, ihr Überleben zu sichern und irgendwie ihre Erinnerungen wiederzuerlangen. Was sich ihnen dabei in den Weg stellt und welchen Gefahren und Herausforderungen sie sich stellen müssen, finden wir gleich heraus.
Ein Ort voller Erinnerungen und Gefahren
Zu Beginn steht uns ein sogenanntes Heartscape als einziges Reiseziel von unserer einsamen Insel zur Verfügung. Dieses Heartscape ist ein Ort, der aus Erinnerungen einer Person gebaut wurde. Diese gliedern sich in verschiedene Areale und bilden unterschiedliche Ereignisse aus der Vergangenheit der Person ab. Es werden dabei Themen wie Mobbing, Vertrauen, Liebe, Sport und andere Dinge behandelt. Dementsprechend gibt es auch grafisch einigen Spielraum, da jedes Areal, also jedes Heartscape komplett unterschiedlich aussieht. Mal sind wir an einem Strand mit etlichen Tetrapoden, mal auf einem Festival mit ganz vielen verschiedenen Ständen oder aber wir befinden uns auf einer Art Bahnhof mit einigen Bahngleisen.
Die Hauptgründe für den Besuch des Heartscapes sind zum einen das Sammeln von Ressourcen und zum anderen das Beschaffen von Erinnerungsfragmenten. Die Ressourcen benötigen wir für das Crafting-System von Blue Reflection, auf das wir später noch eingehen werden. Diese finden wir entweder auf der Karte verteilt mit einem Hinweis auf der Minimap, durch Truhen oder aber durch das Besiegen von Monstern. Unsere Gegner werden als roter Punkt auf der Minimap angezeigt und können weitestgehend umgangen werden, ein Kampf ist also nicht unbedingt notwendig. Der Loot und die Erfahrungspunkte sind aber natürlich immer ein Anreiz.
Um die Erinnerungen der Person wiederherzustellen, benötigen wir die Erinnerungsfragmente. Diese sind in allen Arealen verteilt und wollen gefunden werden. Beim Aufsammeln erleben wir dann einen Flashback und sehen den Teil der Erinnerung, der gespeichert wurde. Das gibt uns einen guten Einblick, wie die Person früher war und was ihr am meisten am Herz gelegen hat. Am Ende jedes Heartscapes beherbergt ein Boss das größte und wichtigste Fragment. Also nichts wie hin und ihn erledigen.
Tapfere Mädchen gegen die Armee der Dämonen
Das Kampfsystem von Blue Reflection: Second Light ist zwar relativ simpel, aber dennoch ein wirkliches Highlight! Um einen Kampf zu starten, können wir entweder in einen Gegner hineinlaufen, erhalten so aber keinen Vorteil. Treffen wir ihn mit unserer Waffe, gehört uns der Erstschlag. Schleichen wir uns allerdings von hinten an und schlagen zu, obliegt uns nicht nur der Erstschlag, der Gegner lässt sich damit auch leichter ausknocken, was uns am Ende einen entscheidenden Vorteil im Kampf geben kann.
Anhand eines Zeitstrahls sehen wir, wann unsere Charaktere und der Gegner eine Aktion durchführen können. Dieser Strahl ist geteilt in fünf Bereiche mit jeweils 1000 Ether Points (kurz: EP, Aktionspunkte) und stellt die fünf verschiedenen Gear-Stufen dar, die unsere Mädchen haben können. Gestartet wird mit Gear-1, welcher maximal 1000 EP sammeln kann. Jeder Angriff kostet eine bestimmte Menge an EP und nach der Durchführung steigt unsere Gear-Stufe an, bis wir beispielsweise in Gear-2 ankommen. Hier können wir nun maximal 2000 EP sammeln (immer +1000 pro Stufe), was uns am Ende bis zu zwei Angriffe ermöglichen kann, oder aber natürlich auch stärkere.
Ab Gear-3 verwandeln sich die Mädchen in sogenannte Reflectors, die um Einiges stärker werden, aber auch mehrere Attacken besitzen. Als Beispiel könnten wir auf Gear-5 entweder fünf normale Angriffe für jeweils 1000 EP ausführen, oder aber zwei mit 2000 EP und einen mit 1000 EP, oder aber einen mit 3000 EP und einen mit 2000 EP. Natürlich müssen wir nicht warten, bis die Leiste voll ist, sondern dürfen beim Überschreiten der Gear-Marke auf dem Zeitstrahl direkt einen Angriff starten.
Je länger also ein Kampf dauert, desto mehr Aktionen und auch stärkere Angriffe können wir ausführen. Das macht das Kampfsystem von Blue Reflection: Second Light zu einem der spaßigsten und beeindruckendsten, die wir bisher gesehen haben. Schaut man sich nämlich andere Vertreter des Genres an, so wird die Truppe meist im Kampfverlauf schwächer, da Aktionspunkte/Mana gegen Null laufen, die Items immer weniger werden und der Gegner unaufhörlich auf uns einprügelt. Hier ist das System, wie gesagt, ganz anders und gibt dem Spieler ein wirklich gutes Gefühl im Kampf und belohnt uns sozusagen auch für längere Kämpfe.
Neben Nah-, Fernkampf und Zaubern stehen uns RPG-typisch auch Items zur Verfügung und im späteren Verlauf sogar noch ein Support-Charakter, der unsere Heldinnentruppe aus maximal drei Kämpferinnen unterstützt. Diese Unterstützung kann beispielsweise ein Item sein, das wir gerade einsetzen möchten oder aber ein bestimmter Skill, der automatisch getriggert wird.
Ich level gerne und jeden Tag, weil ich leveln so gern mag
Nach einem Kampf erhalten wir Erfahrungspunkte, durch welche wir im Level aufsteigen. Dadurch erhöhen sich unsere Basiswerte wie Lebenspunkte, Angriff und Verteidigung. Es gibt allerdings noch eine andere Möglichkeit zu leveln, nämlich die Steigerung des Talentlevels. Dieses erreichen wir zum einen durch Quests, die wir von den Mädchen erhalten, zum anderen durch Dates, die wir mit ihnen unternehmen. Das können Spaziergänge durch die Schule sein oder Verabredungen an Locations, die wir gebaut haben.
Diese Locations müssen, wie gerade erwähnt, erst errichtet werden. Irgendwann kommen die Mädchen auf uns zu und wünschen sich beispielsweise Strandliegen, eine Café-Bar oder eine Windkraftanlage. Diese können wir im Arbeitszimmer der Schule herstellen, sofern wir alle Materialien dafür gefunden haben. Nebenbei lassen sich dort auch neue Items erschaffen, die uns beispielsweise heilen, die Angriffskraft erhöhen oder dem Gegner Schaden zufügen. Die Locations können, wenn sie thematisch zusammenpassen, auch einen Bonus auf bestimmte Bereiche, wie beispielsweise die Angriffskraft geben.
Aber was bringen uns nun die Talentlevel? Jedes der Mädchen hat vier verschiedene Talenttypen: Energetisch, Rational, Sanft und Kreativ. Je nachdem, in welchem Reiter wir uns befinden, können mit Talentpunkten andere Fähigkeiten gekauft werden. Da sind zum einen Crafting-Skills, die unsere hergestellten Items verbessern, zum anderen können wir unsere Basiswerte erhöhen oder aber unsere Ether Points schneller regenerieren lassen. Support-Charaktere können diese Dinge ebenfalls skillen, allerdings dann nicht für sich selbst, sondern für alle anderen Mädchen.
Ein Spiel zum Verzaubern
Blue Reflection: Second Light ist zwar an sich für die PlayStation 4 erschienen, in unserem Test haben wir das Spiel aber auf der PlayStation 5 gespielt und sind wirklich erstaunt. Ladezeiten sind so gut wie nicht vorhanden, was dem Spielfluss zugute kommt. Selten haben wir solch ein optisch ansprechendes Menü und solch eine gute Menüführung in Spielen gesehen. Dazu gesellt sich noch das Interface in den Kämpfen, was ebenfalls wirklich ein Hingucker ist und alles Wichtige direkt zu erkennen gibt.
Wie weiter oben schon beschrieben, sehen auch die einzelnen Heartscapes mit ihren Arealen wirklich gut aus! Hier wurde mit sehr vielen Details gearbeitet, was die Spielwelt lebendig wirken lässt und zum Erkunden einlädt. Grafisch können wir an Blue Reflection: Second Light nichts aussetzen. Partikeleffekte runden das Gesamtbild ab, sei es Nebel, der das ganze Areal in Beschlag genommen hat oder aber jegliche Funken und sonstige Projekte, die im Kampf erzeugt werden.
Ein weiterer Pluspunkt von Blue Reflection: Second Light ist der Soundtrack. Dieser wiederholt sich zwar ständig im Heartscape, dies fällt aber fast gar nicht auf, sodass er uns insgesamt wirklich überzeugen konnte. Wir werden von entspannten Melodien begleitet, die mit der Zeit immer etwas mehr an Kraft und Spannung gewinnen. Die Sprachausgabe ist auf Japanisch mit englischen Untertiteln. Englischkenntnisse werden also vorausgesetzt, um das Spiel spielen zu können.
Als einziger echter Kritikpunkt im Spiel kann der Fokus der Kamera auf den Rock der Damen genannt werden. Klettern wir beispielsweise unter einem Haus durch oder auch in allgemeinen Kamerafahrten, positioniert sich die Kamera so, dass wir den Rock und damit den Hintern des Mädchens mitten im Bildschirm haben.
Fazit
Für mich ist Blue Reflection: Second Light eines des Highlights dieses Jahres. Beginnend mit der tollen optischen Darstellung, bei der mich vor allem die Umgebungen und das Menü überzeugen konnten, über den beeindruckenden Soundtrack, bis hin zu einem Kampfsystem, das auch auf lange Zeit Spaß macht und mit zunehmender Kampfdauer auch vielseitiger und spannender wird, ohne dabei unfair zu werden. Das Crafting-System, das durch verschiedene Fähigkeiten der Mädchen beeinflusst wird, ist eine durchdachte und sinnvolle Ergänzung. Die Dates mit den Mädchen geben Einblicke in ihre Vergangenheit und in ihr Wesen, bringen uns aber vor allem neue Fähigkeiten ein, die den weiteren Spielverlauf verändern können. Bis auf die Kamera, die gerne mal auf den Hintern der Mädchen fixiert ist, konnte ich auch nicht wirklich etwas Negatives feststellen. Das Gesamtpaket ist stimmig und für mich waren es viele Stunden Spielzeit, die ich genossen habe. Ich kann Blue Reflection: Second Light nur empfehlen!
- Beeindruckender Soundtrack
- Umgebungen sind detailreich und gut gestaltet
- Selten so ein gutes Menü gesehen
- Langzeitmotivation durch verschiedene Aktivitäten gegeben
- Gefühlt keine Ladezeiten auf der PS5
- Kamera ist ab und an auf den Hintern der Mädchen fixiert
- Keine deutsche Synchronisation / Untertitel
Webentwickler, Technik-Nerd und Gamer aus Leidenschaft seit der Kindheit, mit einem Faible für die komplette The Legend of Zelda- und Halo-Reihe. Dazu fast keine Konsolengeneration ausgelassen und auch sehr interessiert an Indie-Games.