Forspoken: In Tanta We Trust im Test: eine neue Chance für die Fantasy-Hoffnung?
Der erste und wohl auch einzige DLC zu Square Enix Fantasy-Open-World-Titel Forspoken hört auf den Namen “In Tanta We Trust” und lässt uns einmal mehr mit Hauptfigur Frey im mythischen Athia gegen böse Mächte kämpfen. Im Test zeigen wir euch, was von der Erweiterung zu halten ist, die sowohl Teil der Digital Deluxe Edition als auch einzeln erhältlich ist. Das Add-on lässt sich im Startmenü einzeln anwählen und nutzt damit auch einen eigenen Spielstand. Da es sich auf die Handlung des Hauptspiels bezieht und quasi als Vorgeschichte fungiert, ist es allerdings sinnvoll, den DLC erst nach Abschluss der Kampagne zu spielen. Die Erweiterung funktioniert im Prinzip als Spiel im Spiel, entsprechend lässt sich der Schwierigkeitsgrad hier auch separat einstellen, und zwar in drei Stufen, sodass jeder Spielertyp fündig werden sollte.
Gegenwart – Stimme – Vergangenheit – Krieg
“In Tanta We Trust” spielt zunächst einmal zwei Monate nach dem Ende der Hauptgeschichte, also nach der Befreiung Athias durch Frey. Zu Beginn der Handlung hört unsere Protagonistin eine mysteriöse Stimme aus dem Off, die sie in die Region Visoria führt, wo auch direkt der Spieleinstieg stattfindet – und zwar gänzlich ohne Einführungssequenzen oder eine andere Art des sanften Spieleinstiegs. Wir finden uns im weiten grünen Land wieder und richten unsere Aufmerksamkeit auf einen seltsam anmutenden Kubus, von dem ein fremdartiges Licht ausgeht. Nachdem wir ihn berührt haben, schickt uns der mystische Gegenstand ohne Umschweife in die Vergangenheit und lässt uns Athias großen Krieg zwischen den Athianern und den Rheddig, der auch in der Hauptstory erwähnt wird, am eigenen Leib erleben. Wir kommen mitten im Kriegsgebiet zu uns und sind umgeben von Feuer, Leichen und brennenden Ruinen, die einst zu Visoria gehörten. Der Einstieg ist dabei wirklich stimmungsvoll inszeniert und lässt uns das Ausmaß der Kämpfe um die Region dank einer düster gestalteten Umgebung voller Chaos, Flammen und dichtem Rauch intensiv spüren, was in Kombination mit der tragenden Streichermusik noch besser zur Geltung kommt. Die Tatsache, dass wir mehr oder weniger ins kalte Wasser geworfen werden, zunächst ohne weitere Erklärungen und einführende Hintergrundinfos – im Falle von Frey auch ohne jegliche Kräfte – hat uns hingegen etwas überfordert, gerade auch, da das Erzähltempo und der Übergang zwischen den Szenen von Beginn an sehr gehetzt wirken.
Goldenes Tattoo statt altbekanntem Reif
Auch, wenn wir zunächst auf unsere altbekannten Kräfte, die uns unser goldener Reif am Handgelenk verleiht, verzichten müssen, findet Frey schnell anderweitig zu der dringend benötigten Magie zurück. So gerät sie während ihres Ausflugs in die Vergangenheit in Gefangenschaft bei den Rheddig und erhält dort ein eigenartiges goldenes Tattoo, das sich über ihren Arm legt und ihr fortan die Nutzung neuer mächtiger Fähigkeiten erlaubt. Aber keine Sorge, auf die allgegenwärtigen zynischen Kommentare des Reifs müssen wir trotzdem nicht verzichten, denn mit an Bord ist er so oder so. Die Magiefertigkeiten verteilen sich wie gewohnt auf die beiden Schultertasten, wovon die rechte Seite mit unterschiedlichen Nah- und Fernangriffen belegt ist, zum Beispiel mit einem magischen Schwert oder scharfen Splittern. Links finden wir dagegen wie gehabt die Unterstützungszauber, bei denen beispielsweise Hilfsmittel wie ein mächtiger Speer zum Einsatz kommen, der Gegner kristallisiert und zurückwirft. Werden beide Angriffsarten kombiniert, sind starke Folgeangriffe möglich, mit denen wir den Gegnern ordentlich zusetzen können. Dabei geizt Forspoken auch im DLC keinesfalls mit wuchtigen Effekten und einer temporeichen Kampferfahrung, die schon im Haupttitel zu den größten Stärken gehörte. Neu ist hingegen, dass wir mit Tanta Cinta eine Begleitung an unserer Seite haben, die uns in und außerhalb der Kämpfe unterstützt. Zwar waren wir auch im Hauptspiel nicht immer gänzlich alleine, hier war der KI-Begleiter aber eher die Ausnahme. Im DLC steht uns die Tanta nicht nur bei den Angriffen zur Seite, sondern schützt uns beispielsweise auch mit einem magischen Feld, wenn unsere Trefferpunkte kritisch werden.
Außergewöhnliches Setting mit gewohnt spaßigem Parcours
In Sachen Setting geht der DLC nicht nur am Anfang in den sehr linear aufgebauten düsteren Katakomben neue Wege, sondern präsentiert uns auch an der offen gehaltenen Oberfläche neue optische Eindrücke, wie zum Beispiel eine komplett von einem riesigen Baum umschlossene Stadt. Selbstverständlich hält die Erweiterung auch wieder das wichtigste Alleinstellungsmerkmal des Spiels für uns bereit, nämlich den spektakulären Parcourslauf, der dieses Mal, dank neuer Schwungmechaniken, sogar noch etwas mehr in die Vertikale geht. Damit steht temporeichen Sprung-, Renn- und Kletterpartien mit Frey auch in Athias Vergangenheit nichts im Wege. Neben den guten Dingen übernimmt die Erweiterung aber leider auch die weniger guten und schafft es beispielsweise nie wirklich, die Charaktere um uns herum richtig zu charakterisieren und ihnen Tiefe zu geben, sodass Cinta zum Beispiel komplett blass und steif bleibt und uns, obwohl sie unsere ständige Begleiterin ist, nie wirklich ans Herz wächst. Auch Frey selbst verliert sich wieder gänzlich in ihren oberflächlichen pseudo-coolen Sprüchen und schafft es leider nur selten, uns wirklich zu berühren, was im Hauptspiel gerade mit dem Bezug zur modernen Welt doch noch recht gut funktionierte.
Fazit:
Der DLC In Tanta We Trust führt das, was uns Forspoken zu bieten hatte, konsequent fort und sorgt mit neuer Magie, einem ständigen Begleiter sowie einer optisch etwas anders aufgebauten Spielwelt für einige kleine Akzente. Kampfsystem und Parcours bleiben auch hier gewohnt stark, Storytelling, Charakterisierung und Erzähltempo aber leider auch gewohnt schwach. So erhalten wir am Ende genau das, was wir von einer Fortsetzung, beziehungsweise in diesem Fall einer Vorgeschichte zu Square Enix Fantasytitel erwartet haben – nicht mehr und auch nicht weniger. Wer das Hauptspiel mochte, darf sich auf einige zusätzliche Spielstunden freuen, alle anderen werden vermutlich aber auch mit dem DLC nicht warm werden.
- Ständiger Begleiter
- Neue Magiekräfte
- Einblicke in Athias Vergangenheit
- Parcours und Kämpfe gewohnt gut
- Gehetztes Erzähltempo
- Seltsamer Einstieg ohne wirklichen Vorlauf
- Flache Figuren, selbst unsere Begleiterin
- Wieder viel pseudo-coole Sprache
Ein begeisterter Konsolenspieler mit einem breit gefächerten Interessengebiet. Neben Shooter-Serien wie Battlefield oder Call of Duty gehören auch Action-Adventures wie klassische Assassin's Creeds, die Batman-Arkham-Reihe oder The Last of Us Part 1/2 zu den bevorzugten Titeln. Hinzu kommen Survival-Games wie ARK, Horror-Klassiker a la Resident Evil sowie Open-World-Abenteuer im Stile von Far Cry oder Red Dead Redemption. Sport-Franchises wie FIFA oder Tour de France erweitern das Interessenfeld, ebenso wie sämtliche Titel aus dem Star-Wars-Universum.