How 2 Escape im Test: Entkommen mit dem Handy
Es gibt einen neuen Titel im Bereich der asymmetrischen Rätselspiele und der trägt den passenden Titel „How 2 Escape“. Eine Besonderheit hier ist, dass nur ein Spieler in einer 3D-Umgebung spielt und der andere über eine App am eigenen Smartphone. Ob sich dieser Ansatz bewährt, erfahrt ihr im Test.
Einer der Spieler erwacht in einem Zug und dem anderen wird anonym ein Handy zugespielt. Sofort stellt sich heraus, dass es sich bei den beiden Personen um Geschwister handelt und leider auch, dass der Zug auf ein Streckenende zu fährt und rechtzeitig gestoppt werden muss. Wir haben also nur sehr begrenzt Zeit, um als Team die Schlösser der Wagons zu knacken und die Lok zu erreichen, um eine fatale Kollision abzuwenden. Wie es überhaupt zu diesen Umständen kam, erfahren wir immer durch kurze Gespräche mit einer mysteriösen Entität, die auftreten, sobald wir einen neuen Wagon erreichen. Die Story gibt sich, passend zum Spielgenre, sehr kryptisch.
Hauptsache schnell zur Lok
Der Spieler, der sich vor einem Bildschirm (und damit im Zug) befindet, kann dort frei umherlaufen und mit Objekten interagieren. Am Ende eines jeden Wagons befindet sich eine Tür mit unterschiedlich vielen Schlössern, diese Anzahl stimmt mit den zu lösenden Rätseln im Wagon überein. Es lohnt sich zunächst, sich gründlich umzuschauen und in Augenschein zu nehmen, welche Objekte wir sehen und mit welchen wir interagieren können. Dadurch lässt sich abschätzen, was getan werden muss, die Reihenfolge der Rätsel ist frei wählbar. Die Spannweite der Rätsel ist vielfältig, stützt sich aber auf bereits bekannte Typen, was dazu beiträgt, dass wir meist sofort verstehen, wie eine Aufgabe gelöst wird und nicht ewig im Dunkeln tappen. Da, wie bereits oben erwähnt, jeder Wagon ein Zeitlimit hat, (es wird nicht ein generelles für den ganzen Zug, sondern eines pro Wagon vergeben) sollten wir uns auch nicht zu lange an einem Rätsel festbeißen. Wenn wir doch einmal einen Tipp brauchen, gibt es eine Maschine, die uns pro Rätsel bis zu drei Hinweise gibt. Hierfür benötigen wir Münzen, die in den Wagen herumliegen. Diese sind zwar nicht unbedingt knapp, werden aber seltener, je weiter wir voranschreiten — ein bisschen Hirnschmalz sollten wir also vor dem Ausgeben der Münzen schon investieren. Ein Vorgehen mittels Brute-Force durch Resetten der Level bringt uns beim Lösen der Rätsel übrigens nicht wirklich weiter, da die Lösungsweise zwar immer gleich ist, die genaue Antwort aber nicht unbedingt.
Hilfe durch Handy
Aber natürlich kann der „Hauptspieler“ die Denksportaufgaben nicht allein lösen, sondern ist auf Hilfe angewiesen. Und hier kommt die zweite Person ins Spiel, denn diese hat in der App die Möglichkeit, die vierstelligen Codes einzugeben, die man überall in den Wagons findet. Jeder Code bringt einen zu einer unterschiedlichen Infoseite oder anderen Hinweisen. Spätestens ab hier müssen die Spieler viel kommunizieren, um das für jeden Sichtbare abzugleichen, Gemeinsamkeiten zu finden und dadurch eventuell auf eine Lösungsmöglichkeit zu kommen. Ein Beispiel ist, dass im Zug ein Herd steht und in der App ein Kochbuch zu finden ist. Durch das Herausfinden des richtigen Rezepts wird anhand eines Schaubilds im Kochbuch klar, wie die Töpfe auf dem Herd angeordnet werden müssen. Mehr Rätsel wollen wir an dieser Stelle nicht spoilern. Da der Spieler am Bildschirm alles auch ausführen muss, kommt es beim Spieler am Handy häufig zu Pausen, in denen er nichts zu tun hat.
Ein ungewöhnlicher Zug
Der Stil des Spiels setzt nicht unbedingt auf Realismus, sondern gleicht eher einer grobschlächtigen Zeichnung. Die meisten Objekte sind eher kantig und nicht zwingend proportional zueinander. Die Farben sind dunkel bis düster, was zu dem bedrückenden Szenario des entgleisenden Zugs passt. Jeder Wagon hat sein eigenes Thema und unterscheidet sich durch seine Gegenstände deutlich von den anderen. Dabei ist keine explizite Reihenfolge erkennbar und einen „normalen“ Wagen mit Sitzreihen suchen wir auch vergebens. Zwischen den exzentrischen Abteilen haben wir gewöhnliche Sitze aber auch gar nicht so sehr vermisst. Das Sounddesign ist dezent, um die Kommunikation nicht zu erschweren und die düstere Stimmung weiter zu verstärken. Da aber häufiger auch musikalische (oder zumindest Takt-) Rätsel vorkommen, ist dieser gedämpfte Klang manchmal ein Hindernis. Die mobile App ist natürlich in ihrer Darstellung deutlich abgespeckter, da keine 3D-Welt dargestellt wird —sie ist aber trotzdem sehr passend vom Look & Feel.
Fazit
Als Erstes fällt der Ansatz auf, dass nur ein Spieler am Rechner sitzt und der andere per App teilnimmt. Die mobile Umsetzung des halben Spiels ist gut gelöst, aber erfordert seeeehr viel Kommunikation, da man sich manchmal nicht ansatzweise vorstellen kann, was der andere Spieler sieht. Auch muss man gelegentlich die Level neu starten, da es zu Verbindungsabbrüchen kommt oder Schlüsselelemente außer Reichweite glitchen. Insgesamt macht How 2 Escape aber einen sehr guten Job innerhalb seines Genres. Durch den asymmetrischen Ansatz der Geräte wird der asymmetrische Rätselansatz noch deutlicher. Eine dichte Atmosphäre sowie eine kryptische Story runden das Erlebnis für beide Parteien ab. Für jeden Fan von Rätseln ist das Spiel also durchaus einen Blick wert.
- Frischer Ansatz durch Nutzung einer App
- Viele Rätselvariationen
- Exzentrische Zugwagons
- Hilfreiche Hinweismechanik, die einen nicht zu sehr verwöhnt
- Sound schlecht unterscheidbar
- Schon fast zu viel Kommunikation erforderlich
- Gelegentlich Verbindungsabbrüche oder Glitches
Hat seit dem Gameboy jede Handheld-Generation ausgiebig genutzt. Es stehen vorallem Coop- und Multiplayer-Spiele hoch im Kurs.