Redfall im Test: Vampire metzeln mit Biss?
Im Test klären wir, ob Arkane Studios den hohen Standard an guten Spielen halten kann, oder ob Redfall doch eher einen Pflock durch sein Herz verdient hat.
Vampire Diaries
Das beschauliche Städtchen Redfall an der amerikanischen Ostküste ist Schauplatz für die Machenschaften fieser Konzernbosse, die an der ultimativen Möglichkeit, unsterblich zu werden, basteln. Das geht natürlich furchtbar schief und somit werden aus versnobten Multimillionären, untote Multimillionäre mit Tollwut, die die kleine Stadt vollständig unter ihre Kontrolle bringen wollen. Auf unsere Flucht raus aus Redfall und weg von den Blutsaugern wird unser Schiff jedoch von den Vampiren aufgehalten und wir hängen zusammen mit der Brut Luzifers mitten in der einst so beschaulichen Gemeinde fest und müssen um unser blankes Leben kämpfen. Zuerst retten wir uns in eine ehemalige Feuerwache, die nun zu unserer Hauptbasis umfunktioniert wird und treffen dort auf allerlei Verbündete. Dieser Ort dient uns ab jetzt als Dreh- und Angelpunkt für die Story und zum Verkaufen von Waffen.
Die Geschichte rund um den Hollow Man und seine Gefolgschaft schafft es dabei allerdings nicht, erzählerische Höhepunkte aufzubauen oder interessante Charaktere zu kreieren und daher geraten diese ziemlich schnell wieder in Vergessenheit. Neben den Hauptquests gibt es einige Nebenmissionen zu erledigen, weitere Unterschlüpfe zu sichern oder Vampirnester auszuheben.
Bis(s) aufs Mark
Redfall an sich ist ein erfrischend neuer Ansatz für eine Open World, da kaum Spiele an der Ostküste der USA angesiedelt sind. Die tagsüber so idyllische Kleinstadt wandelt sich nachts zu einem von Wiedergängern verseuchten Ort und stellt damit einen schön-schaurigen Kontrast zur sonst so beschaulichen Szenerie dar. Die gruselige Soundkulisse gepaart mit dem Flackern der Taschenlampe lassen uns tief in den Kellern alter Herrenhäuser einen Schauer über den Rücken laufen. Allerdings fehlt der Welt der letzte Biss, da viele Häuser nicht begehbar sind oder aufgrund von uninteressantem Loot oder anderen Aktivitäten nicht zu Erkundungen einladen. Die Zettel und Bücher, die überall in der Open World verstreut liegen und uns eigentlich mehr über die Geschehnisse und die Menschen erzählen sollen, wirken völlig belanglos und haben kaum Mehrwert zu bieten. Daher ist auch dieser Anreiz, sich mehr mit den Geschehnissen auseinanderzusetzen, verpufft.
Pfählen bis zum Morgengrauen
Am Anfang können wir aus vier Helden wählen, die über spezifische (unterschiedliche) Fähigkeiten verfügen.
Jacob kann sich unsichtbar machen, Remi hat einen Mini-Roboter dabei, der Gegner ablenkt, Layla wehrt mit ihrem Regenschirm kugeln ab und holt sich ihren Ex in Vampirgestalt zur Hilfe und Devinder versteinert Kryptide dank seines UV-Strahlers zu Stein. Diese Vier haben dann jeweils noch einen spezifischen Skilltree im Angebot, der sich individuell anpassen lässt.
Im Herzen ist Redfall ein First-Person-Coop-Loot-Shooter, der sich aber laut Arkane auch im Singleplayer ohne Abstriche spielen lassen soll. Dass dies ein gewagter Schritt ist und für Balancing-Probleme sorgen kann, wurde schon vor der Veröffentlichung befürchtet. Daher ist es kaum verwunderlich, dass sich die Befürchtungen bewahrheitet haben und Redfall im Einzelspieler zwischen “ein Schuss, alle tot” und “ein Schuss, Spieler tot” hin und her schwankt. Zum Beispiel stecken im schon erwähnten Skilltree Mechaniken, die für Einzelspieler schlicht nicht relevant sind, wie zum Beispiel beschleunigtes Heilen für Verbündete.
Das Gunplay kann mit wuchtigen Rückstößen und einem soliden Trefferfeedback überzeugen. Es gibt zwar nur eine überschaubare Anzahl an Waffen, die sich auch nicht modifizieren lassen, die sind dann aber detailliert ausgearbeitet und laden zum Ausprobieren ein. Speziell die Vampirwaffen sind eher ausgefallen, da es sich hierbei entweder um Signalpistolen, Pflockwerfer oder UV-Strahler handelt. Da Wiedergänger zwar durch normale Kugeln geschwächt werden, aber nur durch UV-Licht oder einen Pfahl durch den Körper endgültig sterben können, bietet es sich an, dass wir eines dieser Hilfsmittel schnell zur Hand haben. Auch Sturmgewehre oder andere große Schießeisen haben teilweise ein Bajonett angeflanscht, um die untoten Biester endgültig zu erledigen.
Eine der größten Schwächen Redfall’s ist der stark verbuggte Zustand, in dem das Spiel auf den Markt kam und an dem sich bis dato auch kaum etwas verändert hat. Die KI ist kaum existent und verharrt nicht selten in völligem Nichtstun, der Mauszeiger verabschiedet sich im Menü, die ESC Taste wird nicht mehr erkannt, Sturmgewehre wechseln munter zwischen Salven und Einzelschuss, obwohl es dafür nicht mal eine Option gibt, und viele kleine bis größere Fehler mehr. Komisch ist auch, dass zwar über NPCs ein Symbol für eine Sidequest schwebt, wenn man den Charakter aber anspricht, nur ein “Hmm” kommt und sonst nichts passiert. Nur Game breaking Bugs konnten allem Anschein nach vermieden werden.
Hier gibt es nichts zu sehen
Ein katastrophales Zeugnis bekommt Redfall für seinen technischen Zustand. Die Performance ist absolut gruselig und nicht dem entsprechend, was uns auf dem Monitor geboten wird. Alleine die 60 FPS durchgehend zu halten, fällt dem Spiel gerade in dicht besiedelten Gebieten äußert schwer. Dazu kommen noch matschige Texturen, Grafik-Glitches und spät aufploppende Gegenstände. Sowieso merkwürdig, aber auch schon von Arkane bekannt, sind die teilweise unpassenden Proportionen, die aber im Hinblick auf den restlichen Zustand schon fast charmant wirken. Fairerweise muss dem Vampirschnetzler aber zugutegehalten werden, dass die generelle grafische Qualität zwar kein Meisterwerk ist, aber dennoch zu einer glaubhaften Atmosphäre beiträgt.
Klanglicher Durchschnitt
Der Titel ist vollständig auf Deutsch vertont und mit deutschen Untertiteln erhältlich, natürlich kann man auch auf die originalen englischen Tonspuren zurückgreifen. Die Vertonung ist dabei gut umgesetzt worden und der Soundtrack trägt solide zur atmosphärischen Untermalung bei.
Fazit
Redfall merkt man an, dass etwas nicht stimmt. Es gibt gute Ansätze wie das frische Setting, die Vampire, die Atmosphäre oder das Gunplay. Aber nichts davon wurde konsequent umgesetzt und alte Stärken des Entwicklerstudios blieben ungenutzt. Daher bietet Redfall nur mittelmäßigen Spielspaß, gepaart mit massig Bugs und einer grottigen Performance.
- Unverbrauchtes Setting
- Funktionierendes Gunplay
- Hübsche Stadt
- Originelle Waffen
- Langweilige Open World
- Abwechslungsarmer Loot
- Schwache KI
- Viele Bugs
- Balancing-Probleme
- Performance-Einbrüche
Passionierter PC und Konsolenspieler. Fokus liegt auf Einzelspielererlebnissen