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Review

RoadCraft im Test: Auf zu neuen Wegen

Von Till Eilert am 24. Juni 2025. Getestet auf PC. Zum Spiel hier klicken.

RoadCraft reiht sich in die bekannte Mudrunner-Serie ein und bringt frischen Wind ins Genre, indem es den Fokus vom Warentransport auf den Straßenbau verlagert. Statt Erkundung und Lieferung, wie in Snowrunner, steht hier das Erschließen und Wiederherstellen von Infrastruktur im Mittelpunkt. Wie gut das funktioniert und ob das neue Konzept überzeugt, zeigt unser Test.

Never drive alone

Wir übernehmen die Rolle eines Fahrers, der im Auftrag einer Disponentin startet und schrittweise ein eigenes Transportunternehmen aufbaut um Stück für Stück von Umweltkatastrophen gebeutelte Gebiete wieder bewohnbar zu machen.

Die Geschichte entfaltet sich nicht in Zwischensequenzen, sondern ausschließlich über vertonte Texteinblendungen während der Fahrten. Das fügt sich gut in die insgesamt ruhige Tonalität des Spiels ein, bleibt jedoch dezent im Hintergrund.

Die Story fungiert als unaufdringlicher Leitfaden durch die Karriere. Sie motiviert, verleiht dem Fortschritt eine persönliche Note und schafft durch kleinere Aufträge oder Updates zur Spielwelt einen sinnvollen Rahmen, ohne das eigentliche Gameplay zu überlagern.

They see me rollin‘

RoadCraft beeindruckt mit einer stimmungsvollen und detaillierten Spielwelt, die vor allem durch ihre großen Karten und die Vielfalt an Biomen besticht. Ob man durch dichte Nadelwälder fährt, staubige Wüstenpisten überquert oder neblige Sumpfgebiete erkundet – jedes Gebiet bringt eigene visuelle Reize und spielerische Herausforderungen mit sich. Wasserläufe, umgestürzte Bäume oder weggebrochene Straßen sorgen dafür, dass keine Strecke der anderen gleicht und der Spieler stets gefordert bleibt.

Ein echtes Highlight ist die Naturdarstellung: Lichtstimmungen, detailreiche Vegetation und dynamische Wettereffekte erzeugen eine fast meditative Ruhe. Der neu integrierte Regen beeinflusst nun deutlich Fahrverhalten und Sichtweite, was das Spielerlebnis intensiviert.

Das vorherrschende Gefühl ist Einsamkeit – kein NPC, keine Fußgänger, nur Truck und Natur. Etwas Dynamik bringen die neuen KI-Konvois, die für mehr Leben in der Welt sorgen. Einziger Wermutstropfen: Ein vollständiger Tag-Nacht-Rhythmus fehlt. Zwar gibt es Morgendämmerung und Abendlicht, doch das Fahrgefühl bei Nacht bleibt dem Snowrunner-Ableger vorbehalten.

Wer viel will, kann viel falsch machen

So atmosphärisch RoadCraft auch ist, spielerisch zeigt es ein gemischtes Bild. Die Vielzahl an cleveren Systemen wie Recycling, Stromversorgung und Produktion sowie der Aufbau eigener Infrastruktur bieten viel Potenzial. Doch in der Umsetzung hapert es immer wieder an der Bedienung und dem Feinschliff. Besonders die verschachtelte Steuerung fällt negativ auf. Warum die Winde ständig an anderer Stelle im Menü auftaucht und über zwei Ebenen aktiviert werden muss, bleibt rätselhaft. Die Controller-Steuerung ist zudem noch inkonsistenter als mit Maus und Tastatur.

Fragwürdig ist auch, warum grundlegende Funktionen wie Licht und Motor nicht direkt ansteuerbar sind und kein realistischer Spritverbrauch simuliert wird. Die Fahrzeuge selbst wirken träge und schwerfällig, was zwar realistisch sein mag, in Kombination mit der unpräzisen Steuerung jedoch schnell frustrierend wird. Besonders bei den teilweise langsamen Vehikeln, wie zum Beispiel der Planierraupe, droht allzu schnell der Rage Quit.

Die KI hat zudem erhebliche Probleme mit der Wegfindung, bleibt hängen oder fährt unnötige Umwege. Gerade nach mühsam ausgearbeiteten Routen, die minutiös geplant werden müssen, stellt das einen echten Frustfaktor dar. Eine Vorspuloption beim Beobachten der Transporte wäre hier dringend nötig, denn aktuell ziehen sich viele Fahrwege unnötig in die Länge nur um kurz vor dem Ziel festzustellen, dass die letzte Kurve nicht weit genug geplant wurde und sich der Truck in der Vegetation festfährt. Dabei gehen die computergesteuerten Fahrzeuge rabiat vor und können auch mal den eigenen Ladevorgang behindern, sollte man sich in die festgelegte Route stellen.

Positiv hervorzuheben ist der große Fuhrpark im Spiel. Ob Planierraupe, Kräne, LKWs oder Muldenkipper. Die Auswahl ist riesig und für jedes Problem gibt es das passende Fahrzeug. Nach und nach werden wir auch in der jeder Kategorie eine verbesserte Version der Lastesel freischalten, um die Natur noch besser bezwingen zu können.

Scouts profitieren nun vom aus Expedition: A MudRunner Experience bekannten Bodenradar zur Einschätzung des Untergrunds und von der Möglichkeit, den Reifendruck individuell anzupassen.

Trotz aller Schwächen bleibt die Grundlage vielversprechend. Die Systeme greifen clever ineinander, und das Gefühl, sich Stück für Stück eine funktionierende Infrastruktur aufzubauen, motiviert langfristig.

Schöne neue Welt für einen hohen Preis

RoadCraft überzeugt mit einer schicken und stimmungsvollen Lichtgestaltung, die der Spielwelt eine atmosphärische Tiefe verleiht. Die Texturen wirken scharf und die Umgebung detailliert. Besonders das Terra Forming weiß zu beeindrucken und lässt uns dabei fast unbegrenzt neue Wege bauen und die Natur zupflastern. Auch die Abnutzung der improvisierten Pisten durch Regen oder häufiges Befahren wirken realitätsnah.

Allerdings ist die Grafik sehr performancehungrig. Selbst auf modernen Systemen kommt es häufig zu Leistungseinbußen. Erstaunlicherweise bringt die Unterstützung von DLSS kaum eine spürbare Verbesserung, was bei einem so anspruchsvollen Titel auf leistungsschwachen Systemen zu Rucklern führen kann.

Zwischen Windrauschen und Dieselklang

Akustisch hinterlässt RoadCraft gemischte Eindrücke. Die Umgebungsgeräusche sind stimmungsvoll und vielfältig, tragen viel zur Atmosphäre bei. Die LKWs hingegen klingen schnell monoton und bieten wenig klangliche Abwechslung. Die Sprachausgabe ist auf Englisch, optional mit deutschen Untertiteln verfügbar.

Fazit

RoadCraft schlägt innerhalb der Mudrunner-Reihe einen neuen, spannenden Weg ein: Statt reiner Transportmissionen steht nun der Aufbau von Infrastruktur im Zentrum – ein konzeptioneller Richtungswechsel, der erfrischend wirkt und dem Genre eine neue Tiefe verleiht. Die Idee, sich mit schwerem Gerät durch unerschlossenes Terrain zu kämpfen, Straßen zu bauen und die Welt aktiv mitzugestalten, ist zweifellos reizvoll. Unterstützt wird das durch eine atmosphärische Spielwelt mit beeindruckender Naturdarstellung, dynamischem Wetter und einem subtilen Gefühl von Einsamkeit, das hervorragend zur entschleunigten Spielerfahrung passt.

Auch die Integration einer leichten Rahmenhandlung ist gelungen. Sie stört nicht, motiviert aber durch kleine erzählerische Impulse, die dem Fortschritt eine persönliche Note verleihen. Technisch beeindruckt RoadCraft mit schicker Lichtgestaltung, gelungenem Terraforming und einem großen Fuhrpark, der für jede Aufgabe das passende Werkzeug bietet.

Doch trotz all dieser Stärken gibt es auch noch einige Schwächen: Die Steuerung wirkt überladen und unübersichtlich, die KI ist häufig unzuverlässig, und grundlegende Funktionen wie Lichtsteuerung oder Tankmanagement fehlen noch. Besonders ärgerlich sind lange KI-Fahrten, die aufgrund ungenauer Wegfindung in Frust statt Erfolgserlebnis enden. Auch die Performanceprobleme auf leistungsstarken Systemen werfen Fragen auf, zumal moderne Technologien wie DLSS kaum Abhilfe schaffen.

Wer bereit ist, sich auf diese Ecken und Kanten einzulassen und Geduld mitbringt, entdeckt in RoadCraft jedoch ein lohnenswertes Spielerlebnis, das mehr will als nur Trucks durch Matsch zu schicken. Die Vision hinter dem Spiel ist stark – nur an der Umsetzung muss noch gefeilt werden. Sollte Entwickler Saber Interactive hier in Zukunft mit Updates nachlegen, könnte RoadCraft langfristig zu einem echten Geheimtipp für Simulationsfans und Genre-Liebhaber avancieren.

Pro:
  • Innovatives Konzept
  • Stimmungsvolle Spielwelt
  • Durchdachte Systeme
  • Umfangreicher Fuhrpark
  • Schicke Grafik
Contra:
  • Unübersichtliche Steuerung
  • Schwache KI
  • Mangelnder Feinschliff
  • Performanceprobleme
  • Klanglich ausbaufähig
  • Fehlender Tag-Nacht-Rhythmus
Story:
3 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Gameplay:
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Grafik:
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Sound:
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Atmosphäre:
5 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Unsere Wertung: 7.0 / 10
Spiel getestet auf: PC
Till Eilert

Till Eilert

Passionierter PC und Konsolenspieler. Fokus liegt auf Einzelspielererlebnissen

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