Bild ohne BeschreibungBild ohne Beschreibung

Was ist eigentlich aus der 1080° Snowboarding-Serie geworden?

Von Dominik Probst am 31. Juli 2025

Ein Spiel, das Ende der 90er radikale Maßstäbe setzte: realistische Snowboard-Physik, herausfordernde Kurven, massiver Speed und ein Soundtrack, der noch Monate später pulsiert. 1080° Snowboarding auf dem Nintendo 64 war keine spaßige Flumme, sondern ein echtes Erlebnis. Wer einmal den namensgebenden Sprung perfekt gelandet hat, weiß, was für ein Triumphgefühl das war.

Doch während andere Retro-Serien in der Popkultur weiterleben oder Reboots feiern, liegt 1080° seit Jahren im Tiefschnee. Dabei gibt es noch immer Hoffnung, auch aus den Reihen ehemaliger Entwickler. Zeit also, den Pulsschlag zu prüfen: Was wurde aus diesem Kulttitel?

Der große Sprung ins Rampenlicht

Veröffentlicht 1998 für das Nintendo 64, war 1080° Snowboarding ein echtes Brett – im besten Sinne. Entwickelt wurde das Spiel in gerade einmal neun Monaten bei Nintendo EAD. Anders als die meisten Genre-Kollegen setzte es auf präzise Steuerung, Trägheit, Gleichgewicht und Technik statt Arcade-Geballer. Ein Sportsimulator mit Anspruch.

Die Kritiken waren durchweg positiv. 1080° gewann mehrere Preise, darunter den „Interactive Achievement Award“ als bestes Konsolen-Sportspiel des Jahres. Es verkaufte sich über 1,2 Millionen Mal allein in den USA – ein beachtlicher Erfolg für ein Sportspiel dieser Art. Und im Multiplayer? Ein Pflichtprogramm auf jeder Zockerparty.

Die Fortsetzung mit Lawinengefahr

2003 wagte Nintendo mit 1080° Avalanche den Sprung auf den GameCube. Das Spiel war optisch imposant, das Tempo deutlich höher, und die berühmten Lawinenrennen boten cineastische Spannung. Das Gameplay wurde zugänglicher, die Steuerung verzeiht mehr, für manche Fans ein Plus, für andere ein Verlust an Tiefgang.

Der Titel konnte an den Erfolg des Originals nicht ganz anknüpfen. Der große Hype blieb aus, auch weil SSX Tricky und Konsorten das Genre längst dominiert hatten. Avalanche war solide, aber eben auch unauffällig. Und so rutschte die Reihe leise aus dem Rampenlicht.

Dann wurde es leise – zu leise

Nach Avalanche wurde es still. Kein Nachfolger für Wii oder Wii U, keine Spin-offs, keine Remakes. Stattdessen: Snowboard-Minispiele in Wii Sports Resort – nett, aber kein Ersatz. Die einst gefeierte Reihe verschwand aus dem Nintendo-Portfolio. Ein Schicksal, das viele Marken ereilt hat.

Kleine Comebacks für Nostalgiker

Ganz verschwunden war die Serie allerdings nicht: 2008 erschien das N64-Original für die Virtual Console der Wii, 2016 folgte die Wii-U-Version. Und 2023 wurde 1080° Snowboarding ins Nintendo-Switch-Online-Programm aufgenommen – samt Expansion Pack.

Und siehe da: Das Spiel funktioniert auch heute noch erstaunlich gut. Die Steuerung ist fordernd, aber präzise. Die Strecken stimmungsvoll. Die Musik? Kult. Ein Beweis dafür, wie gut durchdachtes Gameplay auch Jahrzehnte später noch Spaß machen kann.

Hoffnung auf Neuschnee?

Offiziell ist derzeit kein neues 1080°-Spiel angekündigt. Doch es gibt zarte Hinweise, dass das Franchise noch nicht völlig abgeschrieben ist. So ließ Nintendo bereits 2018 den Markenschutz für 1080° Snowboarding erneuern – ein kleiner Schritt, der Fans hoffen lässt.

Giles Goddard, der damalige Lead Designer, zeigte sich in Interviews offen für eine Rückkehr. Er sagte, dass er jederzeit bereit wäre, an einem neuen Teil für die Switch mitzuarbeiten. 2021 veröffentlichte er mit Carve Snowboarding sogar einen spirituellen Nachfolger für Oculus Quest, ein VR-Erlebnis, das zeigt: Die Leidenschaft fürs Snowboard-Genre lebt noch. Wer weiß, vielleicht bringt das irgendwann auch frischen Wind auf Nintendos Pisten.

Auch in der Community lebt der Wunsch: Auf Reddit und in Foren fordern Fans ein Remake, eine HD-Collection oder ein komplett neues Spiel mit offener Schneewelt, Online-Multiplayer und realistischen Wettereffekten. Das Potenzial ist da – jetzt müsste Nintendo nur noch die Piste freigeben.

Fazit: Eine Legende im Winterschlaf

1080° Snowboarding war nie so laut wie Mario Kart, nie so bunt wie SSX, aber es war präzise, elegant und technisch seiner Zeit voraus. Es war ein Spiel, das Können belohnte, das bleibenden Eindruck hinterließ und das sich nicht anbiedern musste.

Heute liegt die Reihe im Dornröschenschlaf. Doch die Grundlagen sind gelegt, das Interesse ist da und sogar der alte Entwickler steht Gewehr bei Fuß. Was fehlt? Eine mutige Entscheidung bei Nintendo.

Bis dahin bleibt uns nur eines: die Switch anschmeißen, den alten N64-Klassiker starten und nochmal alles geben für den perfekten 1080°.

Dominik Probst

Dominik Probst

Webentwickler, Technik-Nerd und Gamer aus Leidenschaft seit der Kindheit, mit einem Faible für die komplette The Legend of Zelda- und Halo-Reihe. Dazu fast keine Konsolengeneration ausgelassen und auch sehr interessiert an Indie-Games.