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Review

Story of Seasons: A Wonderful Life im Test: Ist das Remake des Farming-Klassikers gelungen?

Von Stephanie Walter am 22. Juni 2023. Getestet auf Switch. Zum Spiel hier klicken.

Story of Seasons: A Wonderful Life ist der Name des Remakes vom Originaltitel Harvest Moon: A Wonderful Life, der 2003 für den GameCube erschienen ist. Wir haben uns die Farming-Simulation mit Knuddel-Faktor für euch angeschaut und klären im Test, ob der Sprung in die Neuzeit gelungen ist.

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Irgendwo im Nirgendwo

Die Handlung von Story of Seasons: A Wonderful Life ist schnell erklärt: Wir sind ein junger angehender Farmer, der im vergessenen Tal auf den Spuren seines toten Vaters wandeln und seinen alten Bauernhof übernehmen will. Also ziehen wir spontan von der Großstadt in das verschlafene Nest, um ein neues Leben zu beginnen und damit geht es auch direkt los mit dem Alltag auf dem Bauernhof. Bevor uns Takakura, der Jugendfreund unseres Vaters, eine kleine Einführung gibt, dürfen wir unseren Nachwuchsfarmer personalisieren. Schön ist, dass wir hier unsere Optik abseits von einem vorgegebenen Geschlecht gestalten und dann unabhängig davon ein Pronomen festlegen dürfen. Diese Möglichkeit bringt auch gleich eine echte Neuerung mit sich, denn wir können in Story of Seasons: A Wonderful Life erstmals eine gleichgeschlechtliche Familie gründen. Ein Detail, das lange überfällig war. 

Unser Hof, den wir dann auch gleich erkunden dürfen, besteht aus dem Farmhaus, einer Weide und einem Stall für Vieh und Hühner, außerdem können wir auf zwei Feldern, die eine unterschiedliche Fruchtbarkeit aufweisen, unsere Samen aussähen. Auch Takakura hat ein kleines Häuschen auf dem Farmland und tummelt sich tagsüber auf dem Hof.

Während wir unsere Farm kennenlernen, erhalten wir auch einen ersten Blick auf das kleine Dorf im Vergessenen Tal. Überall blühen bunte Bäume auf saftigen Wiesen und die Einwohner gehen ihrem Alltag nach. Die friedliche Szenerie mit den bunten Farben und der niedlichen Optik ist auf jeden Fall gut gelungen, das gilt vor allem für den Frühling. Nach diesem kleinen Einstieg starten wir auch sofort ins Farmleben, das genau die Dinge mit sich bringt, die wir auch aus anderen Farmingsimulationen kennen: Wir verkaufen unsere Ernte, pflegen unsere Tiere, freunden uns mit unseren Nachbarn an und vertreiben uns mit Angeln, Kochen und kleinen Nebenaufgaben die Zeit.
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Auf dem Weg zum Selbstversorger

Um uns unsere Brötchen zu verdienen und die Farm Stück für Stück mit nützlichen Erweiterungen wie größeren Ställen oder einer automatischen Düngermaschine ausstatten zu können, müssen wir zunächst unsere Felder bestellen. Wie lockern die Erde mit einer Hacke auf und pflanzen anschließend Samen der passenden Jahreszeit ein, um Obst und Gemüse oder Wurzelgemüse zu ernten. Dann noch ein Schluck Wasser und unsere Feldarbeit ist getan. Verschiedene Baumsorten sind besonders pflegeleicht und müssen nicht extra gegossen werden. Sind die Früchte gewachsen, können wir sie einfach mit einem kräftigen Ruck abschütteln. Am Anfang stehen uns nicht allzu viele verschiedene Pflanzen zur Verfügung, im Verlauf des Spiels kann man jedoch durch Kreuzung neue Samen erhalten. Unsere Ernte dürfen wir dann einlagern oder sie in einer Versandkiste auf unserem Hof verkaufen. Mit einem Bestellbuch erwerben wir außerdem neue Gebäude, Tiere oder Futter. An zwei Tagen im Monat kommt auch ein fliegender Händler vorbei, dem wir unsere Produkte verkaufen können. Er bietet uns außerdem verbessertes Werkzeug und neue Kleidung zum Kauf an. Weiterhin  besteht die Möglichkeit, einen kleinen Verkaufsstand zu öffnen und unsere Waren dort feil zu bieten.

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Die zweite Einnahmequelle sind die Produkte unserer Tiere. Diese müssen wir füttern oder auf der Weide grasen lassen und haben zudem die Möglichkeit, sie zu bürsten oder zu streicheln, um uns mit ihnen anzufreunden. Im Gegensatz zu anderen Farmingsims versucht Story of Seasons: A Wonderful Life einen gewissen Realismus an den Tag zu legen, denn um Jungtiere zu erhalten, müssen auch männliche Tiere gekauft werden. Außerdem geben Kühe, die gerade ein Kalb geboren haben, mehr Milch. An dieser Stelle hat mich das Spiel dann aber doch verwundert mit dem Kopf schütteln lassen. Als Einzugsgeschenk erhalten wir von Takakura eine Kuh, die erst kürzlich Mutter geworden ist und daher richtig viel Milch liefert, von dem kleinen Kälbchen ist allerdings nirgendwo etwas zu sehen. Das ist schon viel Grausamkeit für die zuckersüße Farmidylle. Außerdem trifft der realistische Ansatz hier auf rosa gefleckte Mamor- und Sternkühe, die entsprechend auch besondere Milch liefern. Das ist eine Kombination, die irgendwie nicht so richtig zusammenpassen will.

Ein verschlafenes Nest

Haben wir uns um unsere Arbeit gekümmert, können wir das Vergessene Tal dann auch erkunden und dieser Ausflug fällt leider ziemlich kurz aus, denn das Örtchen ist wirklich klein, ein Café, einen Gasthof, eine Villa sowie einen Strand und ein kleines Waldstück in dem, wie könnte es auch anders sein, die Erntewichtel leben, können wir aber trotzdem entdecken. Auch wenn es nicht besonders viel zu tun oder zu entdecken gibt, sind die einzelnen Häuser trotzdem sehr detailliert und individuell gestaltet und im Laufe der Jahreszeit wachsen die Pflanzen auf den Feldern und in den Gärten.

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Schön ist auch, dass man überall hinter Kisten oder Bildern neue Rezepte finden kann. Jeder Schauplatz hat zudem eine eigene Musik, was etwas Abwechslung in die sonst recht einfache Soundkulisse bringt. Die Musik auf unserer Farm wiederholt sich ständig und manchmal setzt sie im Umland ganz aus, sodass nur noch gruseliger Wind oder seltsam entfremdete Vogelstimmen zu hören sind. Ein besonderer Ort im Tal ist übrigens eine archäologische Ausgrabung. Hier können wir jeden Tag nach Schätzen buddeln, um den Erfolg des Ausgrabungsteams voranzubringen oder kleine Kostbarkeiten zu finden, die wir dann behalten und verkaufen dürfen. Das klingt zunächst ganz spannend, die Begeisterung lässt aber schnell nach, wenn man stumpfsinnig stundenlang die gleiche Taste drückt und einem bei der Arbeit noch ständig die Archäologen im Weg stehen, sodass man nicht weitergraben kann. Hier merkt man schon, dass der Titel in Sachen Steuerung nicht ganz in der Neuzeit angekommen ist. 

Insgesamt gestaltet sich das erste Jahr auf dem Bauernhof recht eintönig, denn es gibt anfänglich nicht richtig viel zu tun. Die Felder sind schnell bestellt und das Dorf ist rasch erkundet, zumal es nicht wirklich viel zu entdecken gibt. Hier merkt man dem Titel deutlich sein Alter an, denn viele aktuellere Genrekollegen bieten eindeutig mehr Abwechslung. Da ertappt man sich doch oft dabei, dass man die Möglichkeit nutzt, sechs Stunden des Tages zu überspringen, indem man einen Ausflug Richtung Stadt unternimmt. Hier gibt es keine Animation und auf einem schwarzen Bildschirm ist lediglich eine kleine Anmerkung zum Städtetrip zu lesen. Das wäre definitiv eine Möglichkeit gewesen, das Remake um einen neuen Aspekt zu erweitern, um das Gameplay ein Stück weit in die Neuzeit zu heben.

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Der Trend geht zur Zwangsheirat

Punkten kann Story of Seasons: A Wonderful Life dann aber mit seinem Social-Life-Aspekt. Es gibt viele schrullige Bewohner, die man kennenlernen kann und die in kleinen Sequenzen immer mehr von ihrem Charakter preisgeben. Gerade am Anfang sind diese Events recht häufig und lockern das Spielgeschehen damit merklich auf. Besonders schön ist, dass die Bewohner in Dialogen auch auf das Wetter eingehen oder uns auf Werkzeug ansprechen, das wir tragen, und mit uns sogar über gemeinsame Erlebnisse sprechen. Unter den Bewohnern gibt es auch acht heiratswillige Junggesellen, also vier weibliche und vier männliche, deren Herz wir erobern können und sogar müssen. Wenn wir es im ersten Jahr nicht geschafft haben, eine Familie zu gründen, erklärt uns Takakura als ungeeignet für das Farmleben und das Spiel ist beendet, sodass uns ein großer Aspekt des Gameplays vorenthalten bleibt. Das kann dann schon ganz schön stressig werden, denn jede Jahreszeit besteht nur aus zehn Tagen. Wir haben also lediglich 40 Tage Zeit, um uns einen passenden Partner auszusuchen, kennenzulernen und einen Antrag zu machen. Gelingt dies nicht, müssen wir jedoch nicht gleich Liebeskummer haben, denn wir können uns kurzentschlossen für einen der beiden Heiratskanidaten entscheiden, die die meiste Sympathie für uns hegen und uns von ihm erobern lassen. Hier ist übrigens vom entspannten Lebemann, über die reizende Kellnerin bis hin zum abweisenden Eigenbrödler für jeden etwas dabei. Etwas dubios ist das Konzept der Zwangsehe aber doch.

Nach dieser Hochzeit gründen wir dann unsere eigene Familie und können die Fähigkeiten unseres Nachwuchses weiter entwickeln, während wir unsere Farm weiter ausbauen. Aber nicht nur unsere Familie erhält Zuwachs, auch das Dorf wächst weiter an, sodass wir auch neue Bewohner kennenlernen.

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Fazit: 

Optisch ist das Remake von Story of Seasons: A Wonderful Life gelungen. Bunte Farben, viele schöne Details und die niedliche Optik sollten Fans anderer Feelgood-Farming-Games gefallen. In Sachen Gameplay merkt man dem Titel die Staubschicht aber doch ziemlich stark an. Dieses ist gerade am Anfang auffallend eintönig und die Karte zu klein, um wirklich richtigen Spielspaß aufkommen zu lassen. Trotzdem sind die Social-Aspekte mit vielen kleinen Sequenzen und dem Familienleben, das dem Spiel im zweiten Jahr einen ganz neuen Fokus gibt, schön umgesetzt. Wer dieser Spielrichtung zugetan ist oder das Original geliebt hat und es nochmal erleben möchte, kann der Simulation sicher etwas abgewinnen. Alle, die vor allem den Farming-Aspekt mögen und sich eine Welt wünschen, bei der es viel zu entdecken oder erkunden gibt, sollten sich gut überlegen, ob das Gameplay von Story of Seasons: A Wonderful Life hierfür ausreicht, oder sich besser für einen anderen Genrevertreter entscheiden.

Pro:
  • Gleichgeschlechtliche Beziehung möglich
  • Eigene Familie
  • Niedliche Optik
  • Schöne Details in der Gestaltung
Contra:
  • Gameplay angestaubt
  • Kleine Karte
  • Farming steht eher im Hintergrund
  • Gameplay nicht sehr abwechslungsreich
Story:
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Gameplay:
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Grafik:
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Sound:
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Atmosphäre:
4 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Unsere Wertung: 6.5 / 10
Spiel getestet auf: Switch
Stephanie Walter

Stephanie Walter

Leidenschaftliche Fantasy-Farmerin mit einem Faible für Japan-Rollenspiele der Marke Final Fantasy oder Persona. Als Sims-Fan gehören bei ihr aber auch nahezu alle Hauptspiele und Erweiterungen von EAs Personensimulation zum Standardrepertoire. Das Interessengebiet wird erweitert durch Shooter und Rollenspiele aus dem Star-Wars-Universum sowie durch Rätselspiele und Point-and-Clicks im Stile von Gray Matter oder Black Mirror.

Kommentare

Samy am 25. Juni 2023

Bei dem Remake Story of Season Back to Nature konnte man auch schon dasselbe Geschlecht heiraten.

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