The Walking Dead: Destinies im Test: Eine etwas andere Geschichte von The Walking Dead
Seit 2010 sind bereits elf Staffeln der Erfolgsserie The Walking Dead von AMC ausgestrahlt worden. Seither sind etliche verschiedene Spiele erschienen, die auf der Handlung basieren, doch bis vor kurzem gab es keines, das sich mit The Walking Dead: Destinies vergleichen lässt. Game Mill und Flux Game Studio versprechen uns, dass wir die Geschichte der Serie nach unserem Gusto gestalten können, in dem wir verschiedene Wahlmöglichkeiten haben, die den Verlauf beeinflussen. Dabei bereisen wir einige bekannte Locations der Serie. Ob uns das Spiel überzeugen kann, erfahrt ihr im Test.
Alles beginnt im Krankenhaus
Genau wie in der Serie starten wir in The Walking Dead: Destinies im Krankenhaus. Rick Grimes, unser Hauptcharakter, wurde angeschossen und liegt seither im Koma. Als er aufwacht und aus seinem Zimmer wankt, stellt er fest, dass sich seltsamerweise niemand sonst im Krankenhaus befindet. Auf dem Weg nach draußen findet er neben verrammelten Türen, ungeordnetem Inventar und seltsamen Warnungen an den Wänden auch Blutspuren. Kurz vor dem Ausgang trifft unser Protagonist auf die ersten Zombies, die ihm das Leben naturgemäß schwer machen wollen.
Wir schleichen uns an ihnen vorbei, um in die Freiheit zu gelangen, und sehen draußen angekommen zum ersten Mal das Ausmaß dieser Apokalypse, welche uns auch Morgan, ein Mann aus der Nachbarschaft, erklärt. Von jetzt an sind wir auf der Suche nach unserer Frau Lori und unserem Sohn Carl, die hoffentlich noch irgendwo am Leben sind.
Hier hält sich das Spiel an die Vorlage und lässt uns auch mit Charakteren interagieren, die meist eine wichtige Rolle in der Serie übernommen haben. Zwischen den einzelnen Leveln erhalten wir auch immer eine Zusammenfassung der Geschehnisse. Das ist an sich sehr cool umgesetzt, allerdings nehmen diese Zeitsprünge viel von der Spannung und dem Spielfluss raus.
Das kommt mir bekannt vor
The Walking Dead: Destinies erzählt aber nicht nur die Geschichte der Serie nach, sondern lässt uns an bestimmten Passagen im Spiel auch selbst entscheiden, wie wir vorgehen möchten. Eine der ersten Entscheidungen ist beispielsweise ein Kampf zwischen T-Dog und Merle auf einem Dach. Übermannt Rick Merle in der Serie und fesselt ihn an ein Rohr, haben wir in The Walking Dead: Destinies die Möglichkeit, uns entweder genauso zu entscheiden oder uns aber auf Merles Seite zu stellen und somit den Verlauf der Geschichte zu ändern. Dass das auch fatale Folgen, zum Beispiel den Tod bestimmter Charaktere, haben kann, sei hier kurz erwähnt.
Allerdings trügt der Schein etwas, denn unsere Wahl hat nicht wirklich eine große Auswirkung auf die Geschichte. Die meisten Entscheidungen führen eben zum Tod oder zum Überleben eines bestimmten Charakters, für den sonst ein anderes Schicksal geplant war. Das kann dazu führen, dass nicht Charakter A an der Macht ist, sondern Charakter B. Es werden teilweise also nur andere Leute das tun, was vorgesehen war. Schade eigentlich.
Ein verlorener Charakter hat aber auch einen kleinen negativen Einfluss auf das Spiel, denn jeder lebende von ihnen gewährt uns einen eigenen Skillbaum. Mittels Fertigkeitspunkten, die wir in der Spielwelt aufsammeln, können wir eben diese Fähigkeiten für alle spielbaren Charaktere freischalten. Ist ein Kamerad tot, wird auch dessen Skillbaum gesperrt. Beispielsweise lassen sich der Explosionsradius von Granaten erhöhen, ebenso der Schaden von verschiedenen Schusswaffen oder unsere Panzerung. Auch ein paar wenige neue Angriffe können freigeschaltet werden. Über 60 verschiedene Skills können wir uns aneignen, wovon mehr als die Hälfte direkt zu Beginn wählbar sind. Das bietet zwar einen recht individuellen Spielstil, allerdings überfordert die schiere Menge zum Spielstart schon sehr.
Die Zombies sind überall
Auf unserem Weg durch die Geschichte von The Walking Dead: Destinies kämpfen wir uns des Öfteren durch verschiedenste Zombiehorden. Dabei finden wir gelegentlich andere Waffen wie eine Axt oder einen Baseballschläger, mit denen wir effektiv im Nahkampf angreifen können. Schusswaffen finden sich erst im späteren Spielverlauf. Mit einer gehörigen Portion Wucht und Muskelkraft ziehen wir unsere Nahkampfwaffe jedem Zombie über den Kopf, der uns zu nah kommt. Können wir uns anschleichen, hilft auch ein gezielter Treffer mit dem Messer, um die Gegner lautlos auszuschalten.
Auf unsere Ausdauer sollten wir dabei stets einen Blick haben, denn im Fall der Fälle geht sie uns genau dann aus, wenn wir umzingelt sind. Um uns zu heilen, können wir neben Medikamenten auch unser durch den Kampf gesammeltes Adrenalin nutzen, um einen Feind zu exekutieren. Das sieht nicht nur gut aus, es bringt uns auch eine gute Portion Gesundheit zurück.
Um uns besser in der Spielwelt zurechtzufinden, können wir mittels Taste Z eine Ansicht auswählen, die wichtige Objekte und auch die Wege von manchen Zombies hervorhebt. Das hilft uns dabei, unser Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, aber auch neue Waffen und Gegenstände zu finden und patrouillierenden Zombies auszuweichen.
Wasin The Walking Dead: Destinies negativ auffällt, ist, dass die Missionen, die wir erhalten, sehr repetitiv sind und mit der Zeit langweilig werden. Auch die Kämpfe sind sehr monoton und bestehen meist nur aus dem Einprügeln auf Gegner. Dabei kann zwischen einer normalen und einer starken Attacke gewählt werden. That’s it. Mehr gibt es nicht.
Hübsch hier für eine Zombieapokalypse
Die optische Darstellung der Spielwelt von The Walking Dead: Destinies fällt positiv ins Gewicht. Die Umgebungen sind sehr schön gestaltet und atmosphärisch, was uns so fühlen lässt, als wären wir mitten in der Serie. Sei es die beklemmende Atmosphäre im Krankenhaus, in dem wir mit Rick starten, oder die darauffolgende Nachbarschaft mit ihren Autowracks und den Häusern. Auch die Modelle unserer Charaktere sehen gut aus und wirken authentisch. Von manchen Gegnern kann man das nicht behaupten, denn einige Zombies sehen im Gesicht etwas billig und matschig aus, was ein wenig irritiert.
The Walking Dead: Destinies besitzt eine englische Sprachausgabe und wir können uns deutsche Untertitel aktivieren. Die Sprecher leisten aus unserer Sicht einen guten Job und verkörpern ihre Alter Egos recht gut. Was uns ein wenig stört, sind die Kommentare im Kampf, die sich gefühlt ständig wiederholen. An der musikalischen Untermalung gibt es nichts auszusetzen, da sie sich gut ins Spielgeschehen einfügt und zur Atmosphäre beiträgt.
Fazit
Als ich The Walking Dead: Destinies gespielt habe, war ich zunächst begeistert von der Möglichkeit, die Geschichte der Serie nach meinen eigenen Vorstellungen zu beeinflussen. Das Spiel bleibt den Originalschauplätzen und Charakteren treu, was mir als Fan der Serie gefallen hat. Besonders die grafische Darstellung der Spielwelt hat mich beeindruckt und das Gefühl vermittelt, wirklich Teil der Serie zu sein.
Jedoch wurde mir schnell klar, dass meine Entscheidungen nicht so weitreichenden Einfluss auf den Verlauf der Geschichte nehmen, wie ich es mir erhofft hatte. Viele Entscheidungen führten lediglich dazu, dass bestimmte Charaktere überlebten oder starben, ohne dass sich die grundlegende Handlung wesentlich änderte. Dies war etwas enttäuschend.
Die Missionen und Kämpfe empfand ich nach einiger Zeit als repetitiv und wenig abwechslungsreich. Obwohl die Nahkampf- und Schleichangriffe anfangs Spaß machten, fühlte sich das Gameplay bald monoton an. Positiv anzumerken ist jedoch, dass die Sprachausgabe und die musikalische Untermalung gut zur Atmosphäre des Spiels beitragen.
Insgesamt ist The Walking Dead: Destinies ein Spiel mit Licht und Schatten. Für Fans der Serie bietet es sicherlich einige interessante Aspekte, besonders durch die Verbindung zu bekannten Elementen aus The Walking Dead. Aber wer sich tiefgreifende Entscheidungsmöglichkeiten und ein vielfältiges Gameplay erhofft, könnte letztendlich enttäuscht werden.
- Treue zu Originalschauplätzen und Charakteren der Serie
- Möglichkeit, die Geschichte nach eigenen Vorstellungen zu beeinflussen
- Grafisch gute und atmosphärische Darstellung der Spielwelt
- Gute Sprachausgabe und passende musikalische Untermalung
- Entscheidungen haben begrenzten Einfluss auf die Gesamthandlung
- Missionen und Kämpfe werden mit der Zeit repetitiv und monoton
- Charaktermodelle von Zombies teils qualitativ schwach
- Kommentare im Kampf wiederholen sich und können stören
- Spiel verliert an Langzeitmotivation aufgrund mangelnder Abwechslung
Webentwickler, Technik-Nerd und Gamer aus Leidenschaft seit der Kindheit, mit einem Faible für die komplette The Legend of Zelda- und Halo-Reihe. Dazu fast keine Konsolengeneration ausgelassen und auch sehr interessiert an Indie-Games.