Train Sim World 4 im Test: Neues Jahr, neuer Zug
Dovetail Games kommt auch 2023 mit einer neuen Version der Train Sim World angerauscht. Was die vierte Version zu bieten hat und ob sie ein respektabler Nachfolger ist, klären wir im Test.
Auf zu neuen Gleisen
Im Allgemeinen steht Train Sim World für eine realitätsnahe Simulation, in der wir auch die Außenwelt aus der Egoperspektive frei erkunden können. Es werden Pendler-, Güter- und Fernverkehrsrouten abgedeckt und mit verschiedensten Zuggattungen kombiniert. Neu dabei:
Antelope Valley Line: Los Angeles – Lancaster, eine Pendlerstrecke, die nicht nur das quirlige L.A. mit den Stationen Union und Lancaster darstellt, sondern uns auch in das namensgebende Antelope Valley entführt. Die insgesamt 75 Meilen werden wir mit der EMD F125-Diesellokomotive bereisen können.
Dazu gesellt sich die in Österreich angesiedelte Strecke S-Bahn Vorarlberg: Lindau – Bludenz, die sich vor der Kulisse der Alpen an beschaulichen Bergdörfern entlang schlängelt. Auf dieser eher gemächlichen Route fahren wir eine ÖBB 4024 Talent und haben die Aufgabe, die 67 km in verschiedenen Szenarios zu meistern.
Und da aller guten Dinge drei sind, bekommen wir mit der East Coast Main Line: Peterborough – Doncaster noch eine 80 Meilen lange Fernverkehrslinie hinzu. Diese wird mit der LNER BR Class 801 bedient und kann mit bis zu 125 mp/h entlanggebrettert werden. Für Besitzer der Deluxe-Edition kommen noch der altehrwürdige Flying Scotsman und die top moderne Siemens Vectron dazu.
Zu jedem Streckenpaket werden einige Aufgaben, ein Fahrplanmodus und die neue “Freie Fahrt” Funktion mitgeliefert. Wer noch mehr möchte, kann sich in Dovetails eigenem “Creators Club” anmelden und auf Szenarien, Lackierungen und Community Meisterschaften zurückgreifen.
Neues Modell, Originalteile
Am grundsätzlichen Spielprinzip hat sich kaum etwas geändert, wir sind immer noch in der Egoperspektive unterwegs und können unsere Strecke frei erkunden sowie aus unserem Zug ein- und aussteigen, wie es uns beliebt.
Ganz neu dazu gekommen in Train Sim World 4 und von der Community sehnlichst erwartet, ist der Editor, der laut Dovetail Games die volle Bandbreite an Tools bereitstellt, die auch die Entwickler nutzen. Daher richtet sich der digitale Werkzeugkasten auch speziell an alte Hasen der Zugsimulationen, die bereits Erfahrungen im Umgang mit einem solchen System mitbringen. Allerdings ist dieser nur über den Epic Store abrufbar und noch in der Beta Phase.
Für Controller gib es nun verbessertes haptisches Feedback und mehr Konfigurationsmöglichkeiten. Und natürlich darf in der aktuellsten Version auch der Fotomodus nicht fehlen, mit dem wir unsere Stahlungetüme in ihr bestes Licht rücken können. Der “Freie Spiel” Modus wird in der diesjährigen Version mit einziehen, sodass wir uns nun die Züge direkt auf unser Gleis holen können. Egal, aus welchem Land und aus welcher Epoche, ab jetzt kann man den TGV auch durch Aschaffenburg rattern lassen. Um uns dann noch eine Route zurechtzulegen, klicken wir in der digitalen Karte einfach unsere Lok an und können uns daraufhin ein freies Streckenziel einrichten. Das Spiel erledigt den Rest und kümmert sich um Signale und Weichen. Das hat im Test überraschend flüssig und intuitiv funktioniert.
Auch das HUD hat ein Update bekommen und so kann sich jeder Spieler je nach seinem Fertigkeitsgrad mehr oder weniger Informationen auf den Monitor holen. Außerdem gibt es nun eine Übersicht über die nächsten Streckenabschnitte und deren Signale und Geschwindigkeitsbegrenzungen. Nett anzusehen ist aber auch, dass bei der Vectron der Bordcomputer bedienbar ist und wir zum Beispiel den Bremsmodus, die Stromstärke oder die verschiedenen Lichtsignale durchschalten können.
Laut Dovetail sollen fast alle Routen der Vorgängergenerationen kompatibel zu der aktuellen Version sein, dass konnte sich auch im Test bestätigen. Zwar muss man auf die neuen Gimmicks verzichten, nutzbar sind die Strecken aber auf jeden Fall.
Einige kleinere Bugs sind im Spielverlauf aufgefallen, wie etwa, dass die Türen an einem Bahnhof nicht entriegelt werden konnten oder Signale falsch dargestellt wurden. Keiner dieser Fehler hat aber zum Absturz des Spiels geführt.
Endlich grafisch aufgebohrt
Besonders aufgefallen sind die feineren und höher aufgelösten Regentropfen, die physikalisch korrekt an unsrem Stahlross entlanglaufen. Auch der Nebel wirkt in Train Sim World 4 nochmals plastischer und trägt gerade in frühen herbstlichen Morgenstunden schön zur Atmosphäre bei. Ebenfalls nett sind die nun auch vertikal animierten Drehgestelle, die zum Beispiel an Weichen physikalisch korrekt reagieren. Der restliche Eindruck weiß durchaus zu gefallen, gerade, was die Beleuchtung und den Detailgrad der Lokmodelle betrifft. Dennoch wirken viele Bahnhöfe auch weiterhin recht karg. Die Performance konnte über die Jahre reifen und nur ganz selten tauchen noch unschöne Nachladeruckler auf.
Das Rattern der Räder
Klanglich kann Train Sim World 4 wieder überzeugen, fast alle Züge haben ihre eigenen Soundeffekte und können, so weit einschätzbar, auch mit der Realität mithalten. Die Umgebungsgeräusche tragen zur Atmosphäre bei und variieren zwischen dem hektischen Grundrauschen in großen Bahnhöfen oder Vogelgezwitscher auf kleinen und ruhigen Nebenrouten. Das vertonte Tutorial hat es wieder in die neueste Version geschafft und automatische Ansagen im Zug und am Bahnhof tragen zur Immersion bei. Nur individuelle Durchsagen in den Szenarien fehlen weiterhin.
Fazit
Die aktuellste Version des Train Sim World von Dovetail Games kann mit vielen kleinen und großen Verbesserungen überzeugen. Gerade für Einsteiger und Casual Gamer, die nur mal kurz in die Welt der Züge reinschnuppern wollen, wurde der Simulator nochmals bedienungsfreundlicher gestaltet. Für alteingesessene Lokführer gibt es erfreulich durchdachte Optionen, wie zum Beispiel das neue HUD. Die “Freies Spiel” Funktion ist ein interessanter Ansatz und funktionierte im Spiel sehr eingängig. Dennoch stellt sich mal wieder dir Frage, ob die vierte Generation nun wirklich wieder zum Vollpreistitel taugt oder, ob es nicht auch ein Update getan hätte. Wer noch etwas warten möchte und die neuen Routen nicht direkt zum Start benötigt, kann auch einen Sale abwarten und dann zuschlagen.
- Verbesserte Effekte
- "Freie Fahrt" Modus
- Verbessertes HUD
- Verbesserte Benutzerfreundlichkeit
- Mehr Update als Vollpreistitel
- Keine individuellen Ansagen in den Szenarien
- Kleinere Bugs
Passionierter PC und Konsolenspieler. Fokus liegt auf Einzelspielererlebnissen