Two Point CampusTwo Point Campus
Review

Two Point Campus im Test - vom Krankenhaus an die Universität

Von Stephanie Walter am 22. August 2022. Getestet auf Switch. Zum Spiel hier klicken.

Mit Two Point Campus ist die zweite Wirtschaftssimulation des Entwicklers Two Point Studios erschienen. Ob der neue Titel seinen Abschluss besteht oder gnadenlos durchfällt, erfahrt ihr in unserem Test.

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Das kommt mir doch bekannt vor…

Dass man mit Two Point Campus einen Titel erhält, der sehr nah an den beliebten Vorgänger Two Point Hospital angelegt ist, wird schon in der ersten Sekunde klar, in der man das Spiel startet. Man muss tatsächlich kurz nachsehen, ob man das richtige Spiel geladen hat, denn das Hauptmenü sieht sich zum Verwechseln ähnlich und uns empfängt auch gleich der bekannte Sound. Da Two Point County ab sofort über einen Bildungssektor verfügt, ist die Karte gespickt mit verschiedenen Campusanlagen, die, wie üblich, mit bis zu drei Sternen ausgezeichnet werden können. Haben wir alle nötigen Vorgaben für die Ein-Sterne-Wertung abgeschlossen, dürfen wir entweder bleiben und weiter machen oder uns auf dem nächsten Campus einer neuen Herausforderung stellen. 

Der erste Campus, auf dem wir als Campusverwalter durchstarten können, ist Freshleigh Meadows, ein College auf dem Land an einem idyllischen Fluss gelegen. Hier sind die Erwartungen der Studenten nicht besonders hoch. Perfekt, um uns in unser neues Jobfeld einzuarbeiten. Als persönlicher Berater steht uns Albert Crank zur Seite und erklärt uns, wie wir einen Campus aufbauen und uns um unsere Studenten kümmern. Vom Grundaufbau her erinnert dabei wieder viel an Two Point Hospital: Wir bauen Unterrichtsräume, Unterkünfte, sanitäre Anlagen und Imbissstände, die wiederum Personal benötigen, das wir ebenfalls anheuern und versorgen müssen. Eine große Neuerung, die hier direkt auffällt und trotz aller Ähnlichkeit beim Bauen und Organisieren heraussticht, ist, dass das Unijahr in zwei Phasen gegliedert ist, nämlich in das Semester selbst, dessen Fortschritt wir jederzeit anhand einer Monatsleiste nachvollziehen können, und die Sommerpause. Diese bietet uns vor jedem Semester die Möglichkeit, unseren Campus mit den benötigten Einrichtungen auszustatten und zu dekorieren, was das Gameplay ein gutes Stück entschleunigt. Haben wir uns mit dem grundlegenden Aufbau vertraut gemacht, werden wir auch schon auf die akademische Welt losgelassen und gehen unserer Hauptaufgabe nach, unsere Studenten glücklich zu machen — denn nur Nachwuchsakademiker, die ideale Bedingungen vorfinden, bekommen auch gute Noten und spülen mit ihren Studiengebühren Geld in unsere Kassen.

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Auf dem Weg zur Bestnote

Unsere Studenten schreiben sich für jede Menge verrückter Studiengänge wie Forschologie, Narrenwirtschaft oder Rittersportwissenschaften ein, deren Unterrichtsräume unterschiedlich animiert sind und zeigen, wie die Studenten arbeiten. Je größer und besser ausgestattet die Studienräume und Unterkünfte sind, desto besser können sie sich auf das Studium konzentrieren und ihre Leistungen ausbauen. Außerdem lässt sich die Erfahrung der Studenten mit Aufgaben auch außerhalb des Hörsaals steigern. Um die Nachwuchsakademiker weiterzubilden und sie zufriedener zu machen, können wir Events wie Partys oder Theateraufführungen für sie organisieren, Nachhilferäume bauen oder auch ihre Wünsche nach besonderen Dekorationen erfüllen. Letztere stehen auch oft in Verbindung mit dem Aufbau von Freundschaften oder Beziehungen, die die Studenten nun eingehen können. So kann man sich an der Hantelbank freundschaftlich coachen oder im Rosengarten einem angebeteten Kommilitonen näher kommen. Diese Wünsche zu erfüllen, ist nicht immer ganz einfach, denn in der Regel müssen wir die gewünschten Gegenstände mit Kudosh freischalten. Diese Sonderwährung erhalten wir von Zeit zu Zeit als Belohnung für erreichte Karriereziele, erledigte Aufgaben oder den Besuch wichtiger Persönlichkeiten, die sich von der Qualität unserer Bildungseinrichtung überzeugen. Wir müssen uns immer gut überlegen, welche Anliegen wir erfüllen, um noch genügend Kudosh für größere Aufgaben oder einfach unsere Lieblingsgegenstände zur Verfügung zu haben. Mit Kudosh kann man nämlich auch neue Tapeten, Böden oder Mitarbeiteruniformen freischalten. Das ist dann ab und zu schon schade, wenn man sich ein cooles Objekt, mit dem man gerne dekorieren würde, einfach nicht mehr leisten kann, weil man von Studentenwünschen überhäuft wird. Etwas anstrengend ist auch, dass die Studenten, sobald man einen neuen Campus aufbaut, erst einmal immer die gleichen Gegenstände wollen. Es müssen also immer eine Parkbank, eine Tulpe und ein Entenbusch her, was auf Dauer etwas öde wird. Eine weitere Möglichkeit, unsere Studenten effizienter zu machen, sind die Club-Stände. So stellen Mitglieder des Powernapping-Clubs beispielsweise Energie her, während Studenten durch den Buchclub schneller lesen und lernen können. Das Personal kann im Übrigen nach der altbekannten Methode durch einen Weiterbildungsraum geschult und damit verbessert werden. Außerdem können unsere Hausmeister auch wieder unsere Maschinen pimpen. So verbessert sich die Campus-Stufe nach und nach durch die Qualität und Quantität von Personal, Studenten und Einrichtungen und wir erhalten am Ende des Semesters eine Übersicht über die Attraktivität des Campus‘, unser Prestige sowie über Auszeichnungen, Belohnungen und wie unsere Studenten abgeschnitten haben.

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Ein neuer Campus, eine neue Herausforderung 

Ein Sandboxmodus steht uns nicht von Beginn an zur Verfügung, ihn müssen wir uns erst verdienen, indem wir uns als Campusleiter in den verschiedenen Bildungseinrichtungen des County einen Namen machen. Dabei warten immer neue Herausforderungen auf jedem einzelnen Campus auf uns. So müssen wir uns beispielsweise in Noblestead gegen feindliche Raubritter zur Wehr setzen, indem wir unsere Hausmeister im Bereich Security ausbilden oder die  unvermeidbaren Blessuren unserer Nachwuchsritter auf der Krankenstation behandeln. In Fluffborough müssen wir hingegen einem Cheeseball-Team zu neuer Größe verhelfen oder uns in Piazza Lanatra den Kochduellen stellen. Außerdem gehört auch die psychische Gesundheit der Studenten zur unserem Aufgabenbereich. Jeder einzelne Campus hat hier definitiv seinen eigenen Charme: Vom französischen Städtchen über die altehrwürdige Eliteuniversität bis hin zur Zauberer-Akademie, die uns doch an ein sehr bekanntes anderes Zaubererschloss erinnert, ist hier alles dabei. Ich habe mich nur leider immer wieder dabei ertappt, dass ich nur den Studiengang ausgebaut habe, mit dem man auf einem Campus auch beginnt. Der Wunsch, die Uni wirklich zu vergrößern und mit unterschiedlichen Fachrichtungen auszustatten, kam bei mir leider etwas zu kurz. Das ist nicht zuletzt auch der Performance und der Bildschirmgröße der Switch geschuldet, denn der Campus wird durch neue Grundstücke, mit denen man expandieren kann, sehr schnell viel größer und damit auf dem kleinen Bildschirm auch zu unübersichtlich. Generell sind die Grundstücke, die zugekauft werden können, ein gutes Stück größer als in Two Point Hospital. Für mich verliert sich der Titel damit aber auch bei allem Gestaltungsspielraum etwas in seiner Größe. Die Performance spielt übrigens auch bei den Ladezeiten eine Rolle, denn diese sind immens, wenn ein Campus geladen wird. Außerdem zu kritisieren ist, dass ich im Spiel beim Bauen von neuen Wegen statt fertiger Bezeichnungen Platzhalter vorgefunden habe. Das sollte nach Veröffentlichung eigentlich nicht passieren. Darüber hinaus hat auch der eine oder andere Bug mein Spiel zum Absturz gebracht oder Räume verschwinden lassen, die aber nötig waren, um ein neues Schuljahr zu starten.

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(Fast) grenzenlose Freiheit

Liebhaber kreativer Bauprojekte aufgepasst: In Two Point Campus dürft ihr euch austoben, denn jetzt ist es endlich auch möglich, Außenbereiche mit Pflanzen, Dekoelementen und Wegen selbst zu gestalten. Außerdem können auch eigene Campusgebäude gebaut werden und wenn man ein neues Grundstück dazu kauft, kann man wählen, ob man bestehende Gebäude dazu erhalten oder lieber komplett frei bauen möchte. Diese Möglichkeit schafft enormen Gestaltungsspielraum für alle, die gerne bauen. Überhaupt ist die gesamte Atmosphäre ein großer Pluspunkt des Titels. Die Deko-Objekte sind zahlreich, richtig gut gelungen und begeistern auch mit Detailreichtum. So sind zum Beispiel Schreibtische, die platziert werden, unterschiedlich dekoriert oder wir dürfen die Bettwäsche in den Studentenunterkünften anpassen. Auch die unterschiedlichen Campusanlagen punkten mit ihrer jeweils eigenen Stimmung. Natürlich muss sich jeder überlegen, ob man sich auf jedem Campus wieder von Neuem die Mühe machen möchte, ausgiebig zu dekorieren. Zwar kann man bestehende Räume auch als Vorlage speichern, jeder Campus ist mit seinen Mitteln und räumlichen Anforderung aber doch anders. So gibt es zum Beispiel auch den ein oder anderen Campus, der Platz für Unterrichtsräume im Freien benötigt. Üppige Schlafsäle nehmen da beispielsweise unter Umständen zu viel Platz weg und eine Vorlage wird damit unnötig. Ich habe bei mir da schon gemerkt, dass mir das repetitive Aufbauen im Gegensatz zu Two Point Hospital irgendwann die Lust am Ausgestalten genommen hat, aber das ist eben Geschmacksache.

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Lockeres Studentenleben

Natürlich setzt Two Point Campus wie sein Vorgänger vor allem auf Eines und zwar seinen großartigen Humor. Seien es die lustigen Sprüche der Radiomoderatoren und Universitätsdurchsagen oder die Beschreibungen der Campuswelt: Hier kommt es definitiv zum einen oder anderen Schmunzler. Gleiches gilt für das Leben der Studenten, deren Alltag wir verfolgen können. Durch das etwas entspanntere Gameplay bleibt auch mal Zeit, sich anzuschauen, was die angehenden Akademiker gerade so treiben, während sie im Unterricht Roboter bauen oder für ein Nickerchen unter die Decke ihrer Gemeinschaftsunterkunft kriechen. 

Auch warten wieder einige skurrile Katastrophen wie Meteoriten oder Rostbeulen an Ritterrüstungen auf uns. Wie wir es aus Two Point Hospital kennen, haben Lehrer und Schüler auch wieder besondere Eigenschaften wie eine stählerne Blase oder den unwiderstehlichen Drang, ihre Umgebung zu verschmutzen – leider wiederholen sich diese Eigenschaften für meinen Geschmack sehr oft und sie sind natürlich auch in der Umgebung einer Universität nicht ganz so skurril wie in einem Krankenhaus. Der spezielle Sound, der im Übrigen dieses Mal auch mit rockigen Tönen punkten kann, passt aber wieder hervorragend ins Gesamtkonzept und unterstreicht die lockere Stimmung optimal. Schön ist auch, dass wir unsere Studenten wieder mit den traditionellen Cheesey Gubbins versorgen und uns über Besuch von alten Bekannten wie Roderick Cushion freuen dürfen. 

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Fazit

Wie ihr seht, habe ich bei Two Point Campus nicht wirklich viel zu meckern, abgesehen von einigen Bugs, Platzhaltern und längeren Ladezeiten. Daher fällt es mir nicht ganz leicht festzumachen, warum der Funke für mich nicht zu 100 Prozent überspringt. Überzeugt haben mich die vielen Deko-Möglichkeiten, gerade auch im Außenbereich, die liebevollen Details und dass es auf jedem Campus etwas Neues zu entdecken gibt. Die Uni-Atmosphäre und der Sound stimmen und gerade auch bei den Durchsagen und dem Campusradio kommt der Humor gut zur Geltung. Außerdem können sich alle, die gerne bauen, auf viele Möglichkeiten freuen, einen Campus richtig auszugestalten. Ich finde allerdings, dass Two Point Hospital insgesamt einfach runder war, auch, was den Humor betrifft. Two Point Campus ist eben etwas Neues, das doch nicht ganz so neu ist, und manche der Dinge, die übernommen wurde, passen für mich doch besser in den Kontext eines Krankenhauses. Irgendwie fehlt mir auch ein bisschen das Chaos, auch wenn das entspanntere Gameplay sicher viele Freunde findet. Insgesamt ist Two Point Campus auf jeden Fall ein Titel, bei dem man zugreifen kann, der aber für mich nicht ganz an Two Point Hospital heranreicht. 

Pro:
  • Sehr viele Freiheiten beim Bauen
  • Stimmiger Sound
  • Bekannter Humor
  • Atmosphäre auf den unterschiedlichen Campusgeländen
Contra:
  • Lange Ladezeiten
  • An einigen Stellen repetitives Gameplay
  • Bei größerem Campus unübersichtlich
Gameplay:
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Grafik:
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Sound:
5 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Atmosphäre:
5 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Unsere Wertung: 7.5 / 10
Spiel getestet auf: Switch
Stephanie Walter

Stephanie Walter

Leidenschaftliche Fantasy-Farmerin mit einem Faible für Japan-Rollenspiele der Marke Final Fantasy oder Persona. Als Sims-Fan gehören bei ihr aber auch nahezu alle Hauptspiele und Erweiterungen von EAs Personensimulation zum Standardrepertoire. Das Interessengebiet wird erweitert durch Shooter und Rollenspiele aus dem Star-Wars-Universum sowie durch Rätselspiele und Point-and-Clicks im Stile von Gray Matter oder Black Mirror.

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