



Es gibt Spiele, die man als Kind begeistert spielt, obwohl man den eigentlichen Kern kaum begreift. Turok gehört für mich genau in diese Kategorie. Ich erinnere mich an riesige Level, an Tempel, an seltsame Zeitportale – und daran, dass ich nicht wirklich verstanden habe, warum ich ständig Kinder retten sollte oder welchen roten Faden die Geschichte eigentlich hatte. Turok wirkte auf mich wie eine Welt voller Versatzstücke, die irgendwie zusammengehörten, ohne dass mir je klar wurde, weshalb.
Trotzdem – und vielleicht gerade deshalb – hat mich die Serie damals fasziniert. Turok war atmosphärisch, fremd und voller Ideen, die ich als junger Spieler nur halb erfasst habe. Was ich aber sehr wohl verstanden habe: Es gab Bosskämpfe. Und dank der Cheats konnte ich direkt zu ihnen springen. Bis heute weiß ich noch, wie sehr mich diese Möglichkeit begeistert hat. Während andere Kinder sich mühsam durch die Level kämpften, drückte ich ein paar Codes ein und stand sofort vor gigantischen Kreaturen, die Eindruck hinterließen. In gewisser Weise waren die Cheats damals mein eigentlicher Wegweiser durch diese Welt.
Eines der absoluten Highlights war für mich der Partikelbeschleuniger. Wenig in den frühen Shootern wirkte so spektakulär wie diese Waffe. Der Effekt, mit dem Gegner regelrecht zerlegt wurden, war seiner Zeit voraus – ein beeindruckender Moment, den ich immer wieder herbeigesehnt habe. Viele andere Waffen mochte ich ebenfalls, aber diese blieb mir besonders im Gedächtnis, weil sie sich anfühlte wie etwas, das man nur in Turok finden konnte.
Während die Story für mich also eher ein Rätsel blieb, war der Multiplayer ein völlig anderes Erlebnis. Er war zugänglich, chaotisch und ungefiltert spaßig – besonders in Turok 2 und Rage Wars. Man brauchte keine Erklärungen, keine Zusammenhänge, keine große Einarbeitung. Es reichte, mit Freunden auf der Couch zu sitzen, sich durch die Arenen zu jagen und sich mit den absurdesten Waffen gegenseitig auszuschalten. Der Dino-Multiplayer war für uns kein Bonusmodus, sondern der eigentliche Grund, warum wir die Spiele immer wieder eingelegt haben.
Vielleicht liegt genau darin die besondere Stärke der frühen Turok-Teile: Sie mussten nicht logisch sein, um zu funktionieren. Sie mussten nicht jedes Detail erklären, um etwas Besonderes auszustrahlen. Rückblickend verstehe ich, warum mich die Spiele damals gleichzeitig verwirrten und fesselten. Sie waren anders, mutig und voller Visionen, selbst wenn diese nicht immer miteinander harmonierten.
Heute blicke ich mit einem gewissen Schmunzeln auf diese Zeit zurück. Ich habe damals kaum etwas von der Handlung verstanden, ich wusste nicht, warum meine Figur eine zentrale Rolle in dieser Welt spielte, und die Rettungsmissionen wirkten für mich eher wie ein zufälliges Spielelement als wie ein dramaturgischer Schwerpunkt. Aber ich erinnere mich an die Faszination, an den besonderen Stil und an die Momente, die sich fest eingebrannt haben – von gewaltigen Bossen bis hin zum chaotischen Multiplayer-Abend mit Freunden.
Mit ein wenig Abstand wird auch klar, wie sehr gerade diese Mischung aus Orientierungslosigkeit und Begeisterung den Charakter der frühen Turok-Spiele ausmacht. Man merkt erst heute, wie stark einen manche Titel begleiten, selbst wenn man sie als Kind nur bruchstückhaft verstanden hat. Turok war in vielerlei Hinsicht ein seltsames Erlebnis, aber es hinterließ Spuren: rätselhafte Welten, eindrucksvolle Momente und diese besondere Verbindung aus Faszination und Überforderung, die man damals gar nicht richtig einordnen konnte. Gerade in dieser Unvollkommenheit liegt der Charme, der die Reihe bis heute so einprägsam macht.
Und vielleicht kennt ihr dieses Gefühl ja auch: Spiele, die ihr früher geliebt habt, obwohl ihr kaum verstanden habt, was eigentlich vor sich ging. Momente, die sich eingebrannt haben, ohne logisch zu sein. Hattet ihr solche Erlebnisse – vielleicht sogar mit Turok? Schreibt es uns gerne in die Kommentare.
Dominik Probst
Webentwickler, Technik-Nerd und Gamer aus Leidenschaft seit der Kindheit, mit einem Faible für die komplette The Legend of Zelda- und Halo-Reihe. Dazu fast keine Konsolengeneration ausgelassen und auch sehr interessiert an Indie-Games.