

Atelier Resleriana: The Red Alchemist & the White Guardian im Test: Ein neues Duo im Einsatz für die Atelier-Reihe
Was für eine Frequenz: Gerade mal neun Monate nach Atelier Yumia bringen die Entwicklerstudios Koei Tecmo Games und Gust mit Atelier Resleriana: The Red Alchemist & the White Guardian den nächsten Teil der JRPG-Reihe auf die heimischen Bildschirme. Während Yumia dabei einen frischeren Ansatz mit düsterer Hintergrundgeschichte und einer Open-World zum Erkunden bot, setzt Atelier Resleriana wieder mehr auf eine klassische, bunte Rollenspielformel, die die Serie so auszeichnet. Wir haben uns mit den neuen Protagonisten Rias und Slade ins Abenteuer gestürzt und klären für euch, ob Atelier Resleriana: The Red Alchemist & the White Guardian überzeugen kann.
Wir sind Dorfkinder
Für ein Spiel der Atelier-Reihe durchaus ungewöhnlich, beginnt Atelier Resleriana: The Red Alchemist & the White Guardian sein Abenteuer mit der Auswahl einer Hauptfigur. Wir haben die Wahl zwischen den beiden Abenteurern Rias Eidreise und Slade Clauslyter, welche sich auf den Verlauf und die Perspektive der Story auswirkt. Doch keine Sorge, bereits sehr früh im Spiel begegnen sich die beiden Charaktere und bilden ein geradezu unschlagbares Team, mit dem der Spieler fortan agiert.
Die beiden Protagonisten ergänzen sich gut, da der reservierte Slade als Gegenpol für die sehr aktive Rias fungiert. Beide Figuren eint eine tragische Hintergrundgeschichte, die als Aufhänger für die Story dient. Ursprünglich aus dem Dorf Hallfein stammend, mussten die beiden ihre Heimat früh hinter sich lassen. Slade verlor in jener Zeit seinen Vater, während Rias ihren Großvater betrauern musste.
Nun kehren beide Protagonisten im Rahmen einer Expedition zurück nach Hallfein. Die einst von Bergbau und Handel lebende Ortschaft gleicht mittlerweile einer Geisterstadt, nachdem eine mysteriöse Katastrophe gewütet hat. Unter der Organisation von Rias Schwester Camilla und deren Gehilfe Randolf liegt es nun an unserem Duo, beim Aufbau der Stadt zu helfen. Und ebenso die Umstände aufzuklären, weshalb Hallfein einst völlig verwüstet und von den Bewohnern verlassen wurde.
Ein Kessel und ein Geist-Core
Natürlich kommt kein Atelier-Spiel ohne die serientypische Alchemie aus, sodass uns diese auch in Atelier Resleriana: The Red Alchemist & the White Guardian begegnet. Anders als in Atelier Yumia, wo Alchemie eine verpönte, ja geradezu verbotene Kunst darstellte, ist die Alchemie in Atelier Resleriana ein positiv behafteter Mythos. Recht schnell finden Rias und Slade dabei in der naheliegenden Mine einen vollausgestatteten Raum, den sie fortan für ihre Zwecke nutzen. Und dessen Geheimnis möchte natürlich ergründet werden, soviel ist klar.
Denn unverhofft erwacht in Rias die Fähigkeit, den großen Kessel im Atelier zu nutzen, um alle möglichen Dinge per Synthese herzustellen. In Ermangelung eines Tutors müssen dann zahlreiche Lektüren herhalten, um sich Wissen anzueignen und neue Möglichkeiten freizuschalten. In bester Serientradition gestaltet sich die Synthese als zugänglich, aber mit enormer Tiefe. Prinzipiell können wir Rezepte recht einfach umsetzen, um beispielsweise Heilsalben, Bomben oder Ausrüstungsgegenstände herzustellen.
Wichtig ist die Wertigkeit unserer Zutaten, die wir überall in der Spielwelt oder im Kampf gegen Gegner einsammeln. Je höherwertiger die Teile sind und je besser sie zusammenpassen, desto stärker wird das Ergebnis. Hierbei helfen uns verschiedene Farben bei den Objekten, um leichter gute Kombinationen zu finden. Da nur Rias die Alchemie nutzen kann, benötigt ihr Partner ebenso ein Attribut, das ihn auszeichnet. Dies findet sich in Form des Geist-Cores, eines Relikts aus Familienbesitz, welches er am Handgelenk trägt. Mit dem Geist-Core kann Slade Wege öffnen, die anderen versperrt bleiben, beispielsweise in parallele Dimensionen, in deren Dungeons wir wiederum neue Ressourcen für die Alchemie auftreiben. Slade und Rias ergänzen sich also auch an der Stelle sehr gut.
Das Atelier-Klassentreffen
Typisch Rollenspiel bleiben unsere beiden Hauptprotagonisten im Spielverlauf zum Glück keine Einzelkämpfer. Neben einigen nützlichen NPCs wie beispielsweise Auftraggeber Randolf oder Händler Heiter gesellen sich weitere Charaktere zu unserem Trupp. Während manche davon Seite an Seite mit uns kämpfen, liefern andere weitere Quests, die wir angehen können. Die Nebenmissionen sind dabei jedoch oft Standardkost in Form von Sammelaufträgen oder der Anweisung, eine gewisse Anzahl bestimmter Monster zu besiegen.
Unter den zahlreichen Nebencharakteren finden sich sogenannte Wanderer, was einen richtig tollen Kniff in Atelier Resleriana: The Red Alchemist & the White Guardian darstellt. Denn bei den Wanderern handelt es sich um Figuren aus anderen Dimensionen. Und damit sind tatsächlich andere Spiele aus dem großen Atelier-Universum gemeint. So begegnen uns beispielsweise Ayesha aus dem gleichnamigen Teil oder Razeluxe, Resna und Izana aus dem Mobile-Ableger Atelier Resleriana: Forgotten Alchemy & the Polar Night Liberator. Gerade für Fans des Franchises sind diese Gastauftritte ein schönes Feature, um mal wieder auf liebgewonnene Charaktere zu treffen und mit ihnen weitere Abenteuer zu erleben.
Apropos liebgewonnen: Ähnlich wie Yumia wachsen einem im Spielverlauf auch Slade und Rias mit ihrer unbekümmerten Art richtig ans Herz. Generell hat Atelier Resleriana: The Red Alchemist & the White Guardian einen sehr gemütlichen Cozy-Ansatz, denn eine übergeordnete Bedrohung des gesamten Universums oder mysteriöse, brutale Widersacher suchen wir erstmal vergeblich. Dadurch bietet sich das Spiel durchaus gut zum Abschalten vom täglichen Alltagsstress an. Leider bleibt aber dadurch das Pacing etwas auf der Strecke, sodass sich gerade der Spieleinstieg etwas zäh gestaltet. Man muss sich ein Stück weit einfach auf die Art Spiel einlassen, um Spaß zu haben.
Der Weg in die Selbstständigkeit
Einen wichtigen Faktor im Aufbau des Dorfes nehmen zwei Orte ein. Dies wäre zum einen Star Landing, was quasi das Bürgermeisteramt darstellt. Dort erhalten wir Aufträge von Randolf oder reden mit Camilla über die nächsten Aufgaben. Das zweite Gebäude ist der alte Gemischtwarenladen, den Rias Großvater einst mit Stolz führte und der zu einem Nabel des Dorfes wurde. Dementsprechend ist die junge Frau natürlich hochmotiviert, das Erbe ihres Opas weiterzuführen und den Laden wieder aufzubauen.
Hierbei dürfen wir ein wenig unseren Sinn zur Raumausstattung ausleben, denn der zunächst noch spartanische Laden lässt sich mit verschiedenen Wand- und Bodentexturen sowie Dekorationen verschönern. Ein wichtiger Part ist zudem der Verkaufsbereich, bei dem wir bis zu neun unterschiedliche Waren anbieten. Atelier Resleriana: The Red Alchemist & the White Guardian belohnt uns für den Verkauf von Gegenständen mit dem Aufleveln verschiedener Dorf-Institutionen sowie mit dringend benötigtem Bargeld.
Im Verkaufsraum hat man sich die Mühe gemacht, die jeweiligen Gegenstände sogar optisch darzustellen, was auf jeden Fall die Immersion steigert. Da Rias jedoch hauptberuflich nach wie vor Abenteurerin und Quest-Erledigerin und dementsprechend viel unterwegs ist, benötigt sie einiges an Personal. Hier kommen die Fairies ins Spiel, kleine, fliegende (und zu Spielbeginn furchtbar nervige) Wesen, ähnlich den Alber aus Atelier Yumia. Diese sind, gegen einen kleinen Obolus selbstverständlich, hochmotiviert und lechzen geradezu nach Arbeit.
Jede Fairy hat dabei eigene Stärken und Schwächen. Während manche gut verkaufen kann, ist eine Andere eher im Lager effektiv. Öffnen wir unseren Shop, so werden die Fairies aktiv und erledigen für uns den Job. In der Spielwelt lassen sich noch einige neue Helferlein finden, sodass wir schnell auf eine stattliche Anzahl hochmotivierter (und günstiger) Mitarbeiter blicken können. Berücksichtigen müssen wir letztlich den Erschöpfungsgrad, denn wer das Geschäft mehrfach hintereinander quasi durchgehend öffnet, der steht irgendwann ohne Personal da.
Adios, Open-World
Nachdem man bei Atelier Yumia eine komplett offene Welt bereisen durfte, kehrt Atelier Resleriana: The Red Alchemist & the White Guardian wieder eher zu den Serienwurzeln zurück. Statt Open-World erwarten uns nun schlauchförmige Sektoren, die teils miteinander verbunden sind. Offenere Bereiche sowie Abzweigungen mit Secrets laden dennoch zum Erkunden ein, zumal uns eine praktische Map jederzeit bei der Orientierung hilft.
Neben einigen toll gestalteten Gebieten gibt es im Spiel noch andere Bereiche, die nur über ein Dimensionsportal und Slades Geist-Core erreichbar sind. Diese werden zufallsgeneriert und führen uns durch weitere Portale tiefer in den jeweiligen Level. Gerade zu Spielbeginn sind diese dimensionalen Pfade eine willkommene Abwechslung, da wir zunächst häufig in den gleichen Umgebungen unterwegs sind.
Auch wenn etwas die Abwechslung fehlt, bieten die Bereiche dennoch schöne Schauwerte in Form von toll angelegter Fauna, sodass wir uns teils gefühlt haben, als würden wir eine Gartenschau besuchen, um einfach mal die Seele baumeln zu lassen. Atelier Resleriana: The Red Alchemist & the White Guardian verfügt zudem über einen Tag-Nacht-Wechsel, der zwar sehr plötzlich einsetzt, dafür aber jeweils eine ganz neue Atmosphäre erzeugt.
Round One: Fight!
Ganz so idyllisch ist die Spielwelt natürlich nicht, denn rollenspieltypisch erwarten uns einige Gegner während unseres Abenteuers. Das Spiel setzt, wieder entgegen des Vorgängers, auf ein rundenbasiertes Kampfsystem, bei dem zudem ein Balken Auskunft darüber gibt, welcher Charakter als nächstes an der Reihe ist. Die Gegner wiederum sind, ebenfalls klassisch, anfällig für unterschiedlichen Elementarschaden. Das Gegnerdesign darf ruhig als knuffig bezeichnet werden. Hierzu muss man sich nur mal die blauen Punis anschauen, die durchaus als Serienmaskottchen fungieren.
Insgesamt besteht unser Kampftrupp aus sechs Leuten, wobei drei aktiv in erster Reihe stehen und drei die Nachhut beziehungsweise Reserve bilden. Jede vordere Figur darf ein Item einsetzen, eine normale Attacke starten oder auf Skills zurückgreifen. Diese belasten unser AP-Punktekonto, welches wir durch normale Angriffe auffüllen. Das Kampfsystem an sich ist also eher offensiv angelegt, zumal sich mehrere Charaktere gegenseitig unterstützen, um Schwachpunkte des Gegners zu bearbeiten.
Damit die Defensive nicht zu kurz kommt, dürfen wir auf Wunsch nahezu jede Attacke eines Gegners manuell blocken. Mit perfektem Timing stecken wir somit weniger Schaden ein. Dies verschafft uns einen Vorteil für den weiteren Kampfverlauf, speziell wenn es gegen Bossgegner geht. Eine Option, deutlich schwächere Gegner einfach im Vorbeigehen zu erledigen, fehlt jedoch leider. Dies hätte uns einiges an Spielzeit im Rahmen des für die Nebenquests obligatorischen Backtrackings ersparen können.
Dann leveln wir mal eine Runde auf
Für alle Aktionen im Spiel erhalten wir Erfahrungspunkte, die wir in unsere Charaktere und deren Fähigkeiten investieren. Obligatorisch lassen sich damit etwa die Lebenspunkte erhöhen, die Defensive stärken oder neue Skills lernen, die wir den Gegnern anschließend um die Ohren hauen können. Speziell die Skills werden dabei nochmal mehrstufig aufgerüstet. Alle Kampfgefährten teilen sich den gleichen Pool an Erfahrungspunkten, sodass wir uns stets überlegen müssen, wen wir jetzt wie aufleveln wollen.
Zusätzlich zu dieser Option legen wir wieder Ausrüstungsgegenstände und Equipment an, wie etwa Waffen oder Rüstungen. Hier spielt die Alchemie und das Sammeln von Ressourcen eine größere Rolle, da wir darüber neue Gegenstände herstellen. Es empfiehlt sich also, nicht jeden Gegenstand und jede Zutat im Shop für das schnelle Geld zu verscherbeln, da diese unter Umständen später noch einen besseren Verwendungszweck im Rahmen unserer Ausrüstung haben.
Ein Schritt zurück bei der Lokalisierung
Anders als der Vorgänger steht uns bei Atelier Resleriana: The Red Alchemist & the White Guardian nunmehr wieder nur eine englische Lokalisierung der Texte zur Verfügung. Atelier Yumia bot noch eine komplette Übersetzung auf Deutsch an, die für Spieler mit weniger ausgeprägten Englischkenntnissen natürlich ein Vorteil war. Bei der Sprachausgabe wiederum enthält das Spiel nur die japanische Originalfassung, bei der die Sprecher aber definitiv einen gewohnt soliden Job machen.
Wie bereits gesagt, können die Gebiete visuell absolut überzeugen, egal ob bei Tag oder bei Nacht. Auch der Soundtrack läuft gut mit und unterstreicht das leicht märchenhafte Setting. Ebenfalls sehr schön und detailreich gestaltet sind die Charaktermodelle, speziell unserer Hauptfiguren. Also alles paletti auf der Seite? Leider nicht ganz, denn ein paar kleinere Ruckler bei schnellen Kameradrehungen oder einem beherzten Sprint unseres Protagonisten trüben das ansonsten gute Gesamtbild.
Ein wenig nervig ist die Kollisionsabfrage innerhalb der Spielwelt. Denn unser gerade aktiver Charakter bleibt, anders als beispielsweise Yumia, gerne mal an kleinsten Absätzen hängen, was speziell bei den Treppen in Hallfein auffällt. Und wir reden nicht von hüfthohen Barrieren, sondern wirklich nur von Bordsteinen, die theoretisch ein Fahrradfahrer ohne große Verzögerung direkt überfahren würde.
Fazit
Mit Atelier Resleriana: The Red Alchemist & the White Guardian kehren Koei Tecmo Games und Gust ein Stück weit wieder zu den Wurzeln der Reihe zurück und bieten eine angenehme Cozy-Spielerfahrung, deren Fokus auf den sympathischen Charakteren, der bunten Präsentation, dem offensiven, rundenbasierten Kampfsystem sowie der Erkundung der Spielwelt liegt. Besonders erwähnenswert sind zudem das sehr einsteigerfreundlich umgesetzte Alchemie-System als auch der Ausbau des Gemischtwarenladens, der mit dem Upgrade der Stadt Hand in Hand geht.
Als Kritikpunkte wiederum seien der zähe (aber irgendwie typische) Story-Einstieg sowie leichte, technische Probleme genannt, die uns in Form von Rucklern begegnen. Auch sollte an der Kollisionsabfrage innerhalb der Spielwelt noch einmal ein wenig nachgearbeitet werden. Mir persönlich gefiel der düsterere Ansatz von Atelier Yumia etwas besser, da mir bei Atelier Resleriana: irgendwie der rote Faden abseits des Dorfausbaus fehlte. An sich ist Atelier Resleriana: The Red Alchemist & the White Guardian aber ein angenehmes Cozy-JRPG, welches definitiv für entspannte Abende beim Erkunden der Spielwelt sorgt.
- Sympathische Hauptfiguren
- Sehr gut umgesetztes Alchemie-System
- Motivierende Shop-Gestaltung
- Zahlreiche Charaktere aus anderen Atelier-Spielen
- Schön gestaltete Spielwelt
- Guter Soundtrack
- Offensiv ausgerichtetes Kampfsystem mit Tiefgang
- Angenehmer Cozy-Ansatz
- Zäher Einstieg
- Story plätschert vor sich hin
- Leichte Ruckler
- Hängenbleiben an Umgebungsobjekten aufgrund pingeliger Kollisionsabfrage
- Nebenmissionen sind typische Fetch-Quests

Seit dem ersten Gameboy begeisterter Konsolenzocker. Neben Rennspielen, Action-Adventures und JRPGs sind auch Indie-Perlen gerne im Laufwerk gesehen. Zu den Lieblingsspielen gehören GTA Vice City, Metal Gear Solid, Overboard, Ys VIII, die Uncharted- und Forza-Horizon-Reihe sowie Gran Turismo 7.