Call of Duty: Modern Warfare 2 im Test: Kann der neueste Ableger der Reihe überzeugen?
Ein neues Jahr, ein neues Call of Duty. Der aktuelle Ableger des Franchise wird von Fans allerdings seit einiger Zeit sehnlichst erwartet. Der Grund: Schon seit Call of Duty 4: Modern Warfare 2007 erschien, zählt die Reihe zu den beliebtesten der Serie. Und das mit Recht, denkt man an all die ikonischen Momente, die hier in den Kampagnen erlebt werden konnten. Zudem konnte das 2019er Reboot der Reihe auch im Multiplayer neue Maßstäbe setzen und mit dem Battle-Royale-Modus „Warzone“ Millionen Spieler weltweit begeistern. Es sind also große Fußstapfen, in die Modern Warfare 2 hier treten muss.
Das Spiel erzählt die Story des 2019er Reboots der Serie weiter und hat nichts mit dem 2009 erschienenen gleichnamigen Titel zu tun. Anspielungen an vorangegangene Teile haben die Entwickler von Infinity Ward jedoch des Öfteren untergebracht.
Schafft es Modern Warfare 2 sowohl in der Kampagne als auch im Multiplayer zu überzeugen? Und wie spielen sich die Coop-Missionen? Schafft das Spiel den Spagat zwischen alten Stärken und frischem Wind? Wir haben uns den Tarnanzug übergestreift, die Waffen durchgeladen und es herausgefunden.
Willkommen im Sonderkommando 141
Im ersten Teil der neu aufgelegten Reihe musste der Spieler die Terrororganisation Al-Qatala daran hindern, einen Anschlag in London zu verüben. Die Zerschlagung der Organisation blieb aber aus. So konnte sich Al-Qatala neu formieren und tritt in Modern Warfare 2 nun wieder als Gegenspieler in Aktion.
Das Spiel beginnt mit der Auslöschung des Al-Qatala-Generals Ghorbrani. Dass die Terroristen diese nicht auf sich sitzen lassen, wird schnell klar. Dem Westen wird Rache geschworen und für den nötigen Nachdruck dieser Ankündigung sorgt der Umstand, dass die Terrororganisation in Besitz dreier Langstreckenraketen ist. Al-Qatala muss aufgehalten werden!
Der Spieler schließt sich also dem Sonderkommando 141 an, um genau dafür zu sorgen. Allerdings wird schon früh im Spielverlauf aufgedeckt, dass Las Almas, ein mexikanisches Kartell, gemeinsame Sache mit Al-Qatala macht. Unter der Führung von General Shepherd (Fans der Reihe sollten ihn bereits kennen) soll nun der neue Anführer Al-Qatalas geschnappt und Las Almas zerschlagen werden.
Technisch sehr geile Schießbude: Die Kampagne
Waren die alten Teile der Reihe vor allem für ihre Mischung aus episch angelegten Schlachten und atmosphärischen Schleichpassagen bekannt, geht es spätestens seit dem 2019er Reboot in eine andere Richtung: Auch Modern Warfare 2 setzt, wie schon der Vorgänger, darauf, dass sich die Spieler als Teil des Sondereinsatzkommandos 141 fühlen. Das heißt: Es geht hier mehr um das Eintauchen in das Erlebnis als um groß angelegte Kämpfe. Häuser werden infiltriert und es wird oft eher taktisch vorgegangen. Wie von der Reihe gewohnt, haben die Missionen einen sehr ordentlichen Spannungsbogen.
Modern Warfare 2 setzt vor allem auf Abwechslung: Der Spieler wird sowohl durch enge Häuser als auch weite mexikanische Natur geführt. Es gibt Verfolgungsjagden in Autos, Missionen zu Wasser und sogar Survival-Elemente (hier sei aus Spoiler-Gründen auf weitere Beschreibungen verzichtet). Das Spiel schafft es also wie kann anderes der Reihe Immersion und Abwechslung in den Vordergrund der Spielerfahrung zu rücken. Das sorgt für wirklich frischen Wind in der Reihe, auch, wenn man hier und da die epischen Missionen vermisst, in denen eine ganze Stadt vor der Invasion feindlicher Soldaten befreit werden muss.
Zudem gibt es einige alte Bekannte, die im Reboot der Reihe allen Modern-Warfare-Fans ein nettes Wiedersehen bereiten. Hier möchten wir keine Namen nennen, um die Überraschung nicht zu verderben. Es sei jedoch gesagt, dass verloren geglaubte Fan-Lieblinge wieder vertreten sind. Besonders interessant sind die Beziehungen der Charaktere untereinander. Hier geht Modern Warfare 2 eigene Wege, macht aber immer wieder Anspielungen auf die alten Teile der Reihe. Treue Fans der Serie bekommen eine sehr gute Mischung aus Nostalgiegefühlen und spannenden neuen Facetten geboten.
Einziger wirklicher Kritikpunkt an der Kampagne ist die teils auffallend schlechte künstliche Intelligenz der Gegner. Oft laufen diese hinter die Deckung des Spielers, um im Kamikaze-Stil ein paar Schüsse abzufeuern. Das kann die Immersion etwas brechen und an manchen Stellen wirklich nervig werden.
Die Kampagne ist, wie von der Reihe gewohnt, durchweg auf sehr hohem Niveau inszeniert und bietet jede Menge abwechslungsreiche Spielelemente. Es gibt eine Vielzahl spannender Settings zu bewundern und auch spielerisch kommt keine Langeweile auf. Von Anfang bis Ende wird hier eine sehr ausgewogene Mischung aus atmosphärischen Schleicheinlagen und krachender Schießbudenaction geboten. Was will man mehr?
Hohe Standards: Gameplay und Technik
In 17 Missionen wird also einiges geboten. Was man mittlerweile schon von der Reihe erwartet, ist auch in Modern Warfare 2 vorhanden: Ein unglaublich gutes Waffenhandling. Die verschiedenen Waffengattungen fühlen sich sehr unterschiedlich an und so macht es auch hier wieder sehr großen Spaß, sich durch die verschiedenen Schießeisen durchzuprobieren und eigene Präferenzen zu entwickeln.
Das Gameplay ist dabei so einsteigerfreundlich wie auch tiefgehend. Auch nach vielen Jahren Call-of-Duty-Erfahrung bieten sich viele Möglichkeiten, Neues zu entdecken und mit verschiedenen Waffen zu experimentieren. Dabei ist die Steuerung immer präzise und geht auch Neueinsteigern sofort in die Finger über.
Technisch sieht die Kampagne rundum top aus. Von den weitläufigen Außenarealen, bis zu den engen Innenräumen mit Nachtsichtfilter, ist alles grafisch auf höchstem Niveau. Die vorgerenderten Zwischensequenzen sind zudem wirklich beeindruckend.
Zu Bugs und optischen Fehlern kam es meist nur im Multiplayer (wo dies dem Spielspaß keinerlei Abbruch getan hat). Allerdings sind hier und da spät ladende Texturen aufgefallen (gerade in den Außenarealen). Wie schon das Missionsdesign ist auch die Grafik auf Immersion und Realismus getrimmt. Hier haben Infinity Ward ein weiteres Mal ganze Arbeit geleistet. Die Waffen sehen unglaublich gut aus und auch das Leveldesign könnte kaum besser sein.
Mit den entsprechenden Kopfhörern lässt sich jeder Feind genau im Raum lokalisieren. Neben den präzisen Umgebungsgeräuschen ist vor allem der brachiale Soundmix hervorzuheben. Jeder Waffentyp hat seinen ganz eigenen, immer saftigen Klang. Auch hier gibt es nichts zu meckern.
Die abwechslungsreichen Level, die grafisch wunderschön in Szene gesetzt werden, ergeben im Zusammenspiel mit der Vielzahl an spielerischen Elementen, der hohen Erlebnisdichte und dem top Sound eine unglaublich stimmige Gesamtpräsentation. So sollte eine Shooter-Kampagne aussehen! Dass die Geschichte hier und da erfordert, dass man das eigene Hirn ausstellt, ist bei der tollen Erzählweise und gebotener Action durchaus zu verzeihen.
Zusammen schießt man weniger allein: Coop
Modern Warfare 2 bietet neben der Kampagne und dem Multiplayer auch einige Coop-Missionen. Hier gilt es, sich von Gebiet zu Gebiet vorzukämpfen und mit einem Freund den Feinden Einhalt zu gebieten.
Wer die spannend ausgearbeiteten Coop-Missionen des alten Modern Warfare 2 kennt, wird allerdings etwas enttäuscht werden. Die Level und die Aufträge wirken etwas stiefmütterlich behandelt im Vergleich zur Haupterzählung. Ist die Kampagne des Spiels rundum aufregend inszeniert, wartet im Coop-Modus stumpfes und unspektakuläres Abarbeiten von Zielen. Schade, denn dadurch bleibt etwas Potenzial liegen.
Hat man sich einmal gemeinsam durch den Modus gekämpft, bietet sich kaum Wiederspielwert und so wird man mit Freunden eher die Multiplayer-Matches oder die Warzone unsicher machen.
Das Kernstück: Der Multiplayer-Modus
Call of Duty lebt seit jeher vom Multiplayer-Modus. Hier liegt die Langzeitmotivation des Spiels. Für Fans der Reihe bieten sich allerdings einige grundlegende Neuerungen, aber auch alte Stärken der Reihe.
Aber zuerst einmal: Was ist gleichgeblieben? Das Grundprinzip ist noch immer unberührt: Man stellt sich ein „Loadout“ bestehend aus Primär- und Sekundärwaffe, Granaten, passiven Boni und Kampfvorteilen und sogenannten Abschussserien zusammen. Letztere erhält man durch eine Serie an Tötungen, ohne dabei selbst zu sterben. Mit diesen „Loadouts“ zieht man dann in verschiedensten und sehr abwechslungsreichen Spielmodi gegen Spieler aus der ganzen Welt in den Kampf.
Sowohl die einzelnen Waffen und Perks, als auch die Waffenlevel und Attachments spielt man durch Punkte für Abschüsse und Siege in Multiplayer-Matches frei. Hier sammelt man Erfahrungspunkte, die dann oben genannte Verbesserungsmöglichkeiten freischalten.
Besonders spannend ist, wie schon beim Vorgänger, das Zusammenbauen der eigenen Waffen mit freigespielten Aufsätzen und Waffenteilen. Es können bis zu fünf Teile an einer Waffe angebracht werden. Das reicht von einem besseren Zielfernrohr über verschiedene Griffe hin zur panzerbrechenden Munition. Jedes Teil verändert bestimmte Werte der Waffe und so kann diese an den eigenen Spielstil angepasst werden. Das sorgt für grenzenlose Abwechslung und eine unglaubliche Langzeitmotivation. Wer sich selbst nicht zu sehr in die Materie einarbeiten will, findet mit freispielbaren Blueprints bereits vorgefertigte verbesserte Waffen.
Was hat sich nun geändert zu den Vorgängern? Das System, wie man Waffen freispielt, ist erneuert worden und anfangs etwas gewöhnungsbedürftig. So muss man häufig eine Pistole oder ein Gewehr einige Zeit spielen, um eine weitere Waffe dieser Art freizuspielen. Das kann mitunter etwas nervig und langatmig sein, fördert allerdings, dass man sich durch verschiedene Schießeisen durchprobiert.
An den Maps für den Multiplayer gibt es wenig zu meckern und auch die Rotation der Karten wird langfristig für Abwechslung sorgen. Aktuell ist mit Shoothouse ein echter Fan-Liebling hinzugekommen. Spieler können hier langfristig mit Spielspaß rechnen, denn auch die Spielmodi wechseln immer wieder und es werden neue per Patch vom Entwickler hinzugefügt. Auf Dauer könnte die aktuelle Anzahl an Karten etwas zu wenig sein. Hier wird hoffentlich von den Entwicklern nachgeholfen, um den Spaß auch langfristig hoch zu halten.
Die Modi sollten Veteranen der Reihe allesamt bekannt sein. Das tut dem Spielspaß keinen Abbruch, denn man fühlt sich hier schnell heimisch und hat wieder genauso viel Spaß wie beim 2019er Ableger der Reihe.
Was sind die Schwächen des Multiplayer?
Auch wenn es immer wieder (rein optische) Bugs gibt und einige Dinge noch per Patch nachgebessert werden müssen (zum Beispiel überlappt sich das User Interface beim Warten auf ein neues Match in der Lobby mehrfach mit anderen Interfaces), ist das Spielgefühl im Multiplayer wirklich überragend. Das liegt vor allem an den vielen Waffentypen, die sich alle sehr unterschiedlich spielen und anfühlen.
Das skillbased Matchmaking, also die an die Fähigkeiten des Spielers angepasste Gegnersuche, wurde im Vorgänger schon häufig kritisiert und ist auch in Modern Warfare 2 weiterhin ein Streitpunkt. Ziel ist es, dass man ausgewogene Matches erreicht, da das Können der Spieler aufeinander abgestimmt ist. In der Realität sorgt das manchmal allerdings für Frust, da hier jedes Match sehr anstrengend werden kann und entspannte Runden zum Feierabend nahezu unmöglich sind. Besonders viel Frust entsteht, wenn man gemeinsam mit Freunden spielt, die weitaus besser sind als man selbst, da man hier gegebenenfalls durchweg gegen Spieler antritt, die auf deren Niveau sind. Allerdings hat es sich für mich so angefühlt, als sei dies etwas weniger präsent, als noch im Vorgänger der Reihe. Schade ist weiterhin, dass man das skillbased Matchmaking nicht ausstellen kann.
Technische Mängel, zum Beispiel bei der Spielersuche, waren anfangs ein Problem, sind bei mir aber seit dem neuesten Update nicht mehr aufgetreten und so ergibt sich für mich im Multiplayer mittlerweile eine ziemlich runde Erfahrung mit ein paar technischen Schwächen und Luft nach oben bei der Anzahl der Maps. Das Spielgefühl allerdings ist ungeschlagen und ich bin bereits nach wenigen Matches genauso begeistert wie vom 2019er Modern Warfare. Hier liegt großes Suchtpotenzial.
Fazit
Modern Warfare 2 bringt mit einer rundum gelungenen Kampagne und neuen Ideen frischen Wind in die Reihe. Inszenierung und Technik sind auf Top-Niveau. Es fehlen hier und da die ausladenden Schlachten der alten Reihe, aber das fällt bei den tollen Levels und dem immersiven Missionsdesign kaum ins Gewicht. Die KI der Gegner ist allerdings ein echter Kritikpunkt.
Den Coop-Modus kann man meiner Meinung nach getrost vernachlässigen. Dafür bietet der Multiplayer umso mehr Spaß. Technische Schwächen und eine etwas karge Auswahl an Karten kann man bei dem großen Spaßfaktor und hohen Suchtpotenzial verschmerzen. Manche Waffen sind etwas umständlich freizuspielen, dafür wird man dann aber auch mit einer Vielzahl an Gewehren und Pistolen belohnt, die sich allesamt interessant und abwechslungsreich spielen.
Wer das Spiel im Multiplayer spielen will, findet mit Modern Warfare 2 einen umfangreichen wie auch spaßigen Titel, der über einen sehr langen Zeitraum vor den Bildschirm fesseln wird. Die Schwächen sind zu verschmerzen und die Kampagne wird man sicher mehr als einmal spielen. Wer allerdings nur die Singleplayer-Inhalte genießen will, der wird enttäuscht feststellen müssen, dass es diese nicht einzeln zu kaufen gibt.
Trotz einiger weniger Schwächen bin ich wieder sehr überzeugt vom neuesten Ableger der Reihe und werde hiermit noch einige sehr spannende Stunden verbringen.
- Der Multiplayer macht süchtig
- Die Kampagne ist mächtig präsentiert wie immer
- Die Langzeitmotivation könnte nicht höher sein
- Es gibt noch einige störende Bugs
- Das System, um gezielt neue Waffen freizuspielen, ist oft umständlich
- Die KI der Gegner in der Kampagne ist sehr verbesserungswürdig
Leidenschaftlicher Zocker, der irgendwo zwischen Shootern, Plattformern, Action-Adventures und arcadigen Sportspielen zuhause ist. Zu den Lieblingsreihen gehören Resident Evil, The Last Of Us, Call Of Duty und GTA.