Dragon Quest I & II HD-2D RemakeDragon Quest I & II HD-2D Remake
Review

Dragon Quest I & II HD-2D Remake im Test: Wie zwei Klassiker ihre zweite Jugend feiern

Von Dominik Probst am 26. November 2025. Getestet auf Switch 2. Zum Spiel hier klicken.

Es gibt Spiele, die altern wie alte Lederbände: robust, ehrwürdig, aber mit der Zeit etwas störrisch beim Aufschlagen. Dragon Quest I & II gehörten lange genau in diese Kategorie – monumental für ihr Genre, aber aus heutiger Sicht ungeschliffen, kantig und mitunter schwer zugänglich.

Mit dem HD-2D-Remake von Dragon Quest III hatte Square Enix im Jahr 2024 bereits demonstriert, wie elegant sich alte Rollenspielpioniere in einen modernen Rahmen übertragen lassen. Die Neuauflage von Teil I & II setzt genau dort an – weniger als Revolution, vielmehr als vorsichtige Weiterführung eines Stils, der den Ursprung respektiert und zugleich zeitgemäßer wirkt. Die Nintendo Switch 2 bietet dafür das passende technische Fundament, und Square Enix scheint genau zu wissen, wie viel man verändern darf, ohne die Seele zu verlieren.

Das Ergebnis ist ein Doppelpaket, das sich gleichzeitig vertraut und überraschend frisch anfühlt. Eine Neuauflage, die ihre Wurzeln nicht kaschiert, sondern selbstbewusst betont – und trotzdem komfortabel genug ist, um ein Publikum abzuholen, das historisch sonst eher abgeschreckt wäre.

Ein Blick zurück – und warum diese Rückkehr mehr ist als Nostalgie

Es ist kaum zu überschätzen, welchen Abdruck Dragon Quest I & II im Genre hinterlassen haben. Die Spiele setzten Maßstäbe zu einer Zeit, in der RPGs noch Pionierarbeit leisteten: schlichte Menüs, rundenbasierte Kämpfe, spartanische Hinweise, kaum Komfort. Wer damals die Übersicht behalten wollte, brauchte Zettel, Bleistift und Geduld.

Dass Square Enix genau diese beiden Titel neu auflegt, ist daher nicht nur ein Geschenk an Veteranen. Es ist eine Einladung an jene Spieler, die vor den Originalen bisher ehrfürchtig zurückschreckten. Besonders spannend: Die Entwickler haben bewusst nicht jedes Element verjüngt. Einige Strukturen, besonders im Dungeon-Design oder der klaren Geradlinigkeit der Story, bleiben erhalten – allerdings nun in einem Rahmen, der diese Façon charmant statt antiquiert wirken lässt.

HD-2D, wie es im Lehrbuch stehen könnte

Es dauert exakt zwei Sekunden, bis klar ist, dass das HD-2D-Remake die eigentliche Hauptrolle spielt. Dieser Stil – die Mischung aus klassischen Sprites und modernen Lichteffekten – wirkt hier so organisch wie selten zuvor. Die Switch 2 schiebt die Szenen mit konstanter Performance durch den Bildschirm, und plötzlich leuchten Städte, Wälder und Katakomben in einer Intensität, die man – unverändert am Layout – so nie im Original hätte erahnen können.

Die Beleuchtung ist der heimliche Star: Fackeln werfen lebendige Schatten in Dungeons, Mondlicht bricht über Dächer, und selbst die kostenfreien Grasebenen bekommen ein dezentes Schimmern. Dass Figuren und Umgebungen trotz aller Effekte nicht stilistisch auseinanderfallen, ist eine Leistung für sich. Wo frühere HD-2D-Titel gelegentlich wie ein Diorama wirkten, wirkt dieses Remake wie ein lebendiges Miniaturtheaterstück.

Auch akustisch passiert Bemerkenswertes. Die bekannten Themes erklingen in sauberer Abmischung, mit kräftigerem Klangbild, ohne ihre klassische Identität zu verlieren. Bei einigen Stücken spürt man mehr Dynamik, klarere Instrumente, eine insgesamt rundere Präsenz – keine Revolution, aber eine deutlich modernere Klangkulisse.

Klassische Struktur, moderne Spielfreude

Wer Dragon Quest spielt, weiß, was er bekommt: rundenbasierte Kämpfe, Menüs, klare Abfolgen. Und genau das bleibt erhalten. Die Modernisierung geschieht eher zwischen den Zeilen – in der Art, wie Kämpfe eingeleitet werden, wie Animationen ihnen Gewicht geben oder wie sich das Tempo über die gesamte Spielzeit angenehmer anfühlt.

Neu-Spieler profitieren vor allem davon, dass das Spiel flüssiger wirkt. Menüs reagieren schneller, Statusinformationen sind klarer, und die Vielzahl an neuen Qualitäts-Optionen sorgen dafür, dass man selten ins Stocken gerät.

Auffällig ist die Balance: Grinding ist weiterhin Teil der Formel, doch es wirkt weniger notwendig. Levelanstiege greifen geschmeidiger ineinander, und wer strategisch spielt, kommt selten in Situationen, in denen stundenlanges Wiederholtraining unumgänglich wäre. Die Remakes bleiben klassisch – aber die Spitze des ursprünglichen Schwierigkeitskegels wurde abgeschliffen.

Ein Oldschool-RPG, das heute wirklich spielbar ist

Früher war Dragon Quest ein Abenteuer plus Zettelwirtschaft. Heute ist es eine angenehm strukturierte Reise. Dank neuer Komfortfunktionen fühlt sich fast jeder Spielflussfaden glatter an:

  • Klarere Menüs
  • Nachvollziehbare Info-Strukturen
  • eEn insgesamt leichterer Zugang zur Orientierung
  • Zusätzliche Optionen zur Anzeige wichtiger Elemente
  • Voiceover in Englisch und Japanisch
  • Mini Medallien sind hinzugefügt worden, welche man aus späteren Dragon Quest Titeln kennt
  • Hilfreiche Tutorials

Der ideale Erstkontakt mit der Serie

Es ist erstaunlich, wie niedrig die Einstiegshürde geworden ist. Die Remakes erklären sich gut, ohne sich aufzudrängen, bieten Struktur, ohne zu gängeln, und lassen Neulinge nicht im Nebel stehen. Es entsteht ein Spielflow, der sich fast wie der Unterricht eines geduldigen Mentors anfühlt: immer unterstützend, nie bevormundend.

Gerade Spieler, die das Original nicht kennen, profitieren enorm von dieser Version – sie bekommen die Essenz zweier Klassiker, aber mit dem Komfort eines modernen Systems.

Es wäre ein Leichtes gewesen, beide Spiele narrativ aufzublasen. Aber Square Enix entscheidet sich für einen anderen Weg: die bewusste Bewahrung der simplen, klaren Dramaturgie. Keine Twists, keine tiefgehenden Charakterbögen – stattdessen die Essenz klassischer Fantasy im puren, schnörkellosen Stil.

Kritik – Wo das Remake seine Grenzen zeigt

So viel die Neuauflage auch modernisiert, an manchen Stellen stößt das Konzept bewusst an seine Grenzen oder hält an Traditionen fest, die nicht jedem gefallen werden.

Obwohl Dragon Quest I im Remake spürbar erweitert wurde – darunter erstmals die Möglichkeit, mehrere Gegner gleichzeitig zu bekämpfen, sowie neue Zauber und Fähigkeiten – bleibt das Abenteuer insgesamt kompakter und deutlich klarer strukturiert als heutige Rollenspiel-Epen. Das ist kein Fehler, aber eine stilistische Setzung: ein klassischer Prolog zur Serie, nicht mehr und nicht weniger.

Auch das Kampfsystem selbst bleibt in seinem Kern sehr schlicht. Es wurde mit besseren Animationen und mehr Komfort versehen, wirkt aber weiterhin bewusst puristisch. Wer tief verschachtelte Systeme, frei kombinierbare Klassen oder taktische Experimente sucht, könnte hier an die natürliche Grenze des Dragon-Quest-Designs stoßen.

Und schließlich: Trotz vieler neuer Inhalte – darunter auch zusätzliche Dungeons – merkt man einigen Abschnitten ihre Herkunft immer noch an. Manche Labyrinthe folgen klassischen Strukturen, die heute ein wenig kantig wirken können. Nicht frustrierend, aber eben deutlich Retro: ein Echo einer anderen Design-Ära.

Fazit

Dragon Quest I & II HD-2D Remake ist kein Remake, das die Geschichte neu schreibt. Es ist eines, das sie besser lesbar macht.

Die Modernisierung ist spürbar, aber nie aufdringlich. Die Präsentation ist prachtvoll, aber nicht überinszeniert. Und der Komfort ist endlich so, dass die Spiele nicht nur historisch interessant, sondern heute wirklich erfreulich spielbar sind.

Für Neueinsteiger eignet sich das Paket hervorragend – es bietet einen klaren, sauberen Einstieg in eine Serie, die RPG-Geschichte schrieb. Für Veteranen ist es eine Wiederkehr ohne Brüche: vertraut, aber neu gewandet. Und für alle anderen bleibt das Remake ein Beispiel dafür, wie man Klassiker respektvoll erneuern kann, ohne ihnen ihre Identität zu nehmen.

Pro:
  • Herausragender HD-2D-Stil
  • Stabile Performance auf der Switch 2
  • Zahlreiche Quality-of-Life-Verbesserungen
  • Angenehmere Balance
  • Modernisierte Akustik
  • Viel zugänglicher als die Originale
  • Respektvoller Umgang mit der Vorlage
Contra:
  • Teil I bleibt kompakt
  • Manche Dungeons atmen noch stark Vergangenheit
  • Kampfsystem weiterhin sehr simpel
  • Narrative Struktur bewusst geradlinig
Gameplay:
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Grafik:
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Sound:
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Atmosphäre:
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Umfang:
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Unsere Wertung: 9.0 / 10
TestingBuddies Award Silber
Spiel getestet auf: Switch 2
Dominik Probst

Dominik Probst

Webentwickler, Technik-Nerd und Gamer aus Leidenschaft seit der Kindheit, mit einem Faible für die komplette The Legend of Zelda- und Halo-Reihe. Dazu fast keine Konsolengeneration ausgelassen und auch sehr interessiert an Indie-Games.

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