Review

Hauntii im Test: Schaurig gruselig oder unendlich traurig?

Von Tjark am 4. Juni 2024. Getestet auf PC. Zum Spiel hier klicken.

Bei einem Action-Adventure mit einem schönen vorwiegend weiß-schwarzem Artstyle erwartet man nicht unbedingt auch noch eine große emotionale Tiefe. Aber Hauntii vom Studio Moonloop Games bringt uns nicht nur das ganze Leben, sondern auch das nächste auf eine sehr gelungene Art und Weise näher. Wird es uns als Geist gelingen, die Mysterien des nächsten Lebens vollkommen zu verstehen?

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Was ist das Jenseits?

Was stellen wir uns für nach dem Tod vor? Eventuell nicht ganz das selbe, wie die Schöpfer von Hauntii, denn wir beginnen dieses Spiel als schwarze, fast schon dreieckige Figur, die komplett im Dunkeln erwacht. Nach kurzem Umherirren treffen wir aber schon auf einen ersten Lichtblick — deser stellt sich recht schnell als eine Ewige heraus. Ewige (quasi Engel) sind in Hauntii deutlich rundere, und wer hätte es gedacht, helle beziehungsweise weiße Wesen. Die ungewöhnliche Begegnung wird schnell zu einer Art Freundschaft und das Wesen zeigt uns stets einen Weg in der Dunkelheit. Nach und nach kommen wir zu einem ganzen Geflecht aus Wegen und auch zu immer helleren Gebieten. Das Ziel, zu dem uns unsere ungewöhnliche Freundin zu bringen scheint, ist ein Turm in der Mitte dieses Geflechts. Dieser Turm ermöglicht es Geistern aufzusteigen und selbst zu Engeln zu werden. Wir kommen auch an diesem Turm an und beginnen unseren Aufstieg, nur um just von massiven Ketten zurückgehalten zu werden. Denn nur Geistern, die komplett mit ihrem bisherigen Leben abgeschlossen haben, ist es erlaubt aufzusteigen. Um dies zu ermöglichen, sammeln wir Erinnerungen (als Sterne dargestellt), die wir in Sternbilder einsetzen und uns Erlebtes so wieder ins Gedächtnis rufen. Jedes Sternbild bildet dabei einen Lebensabschnitt, eine Leidenschaft oder ein Personenverhältnis ab. Insgesamt durchleben wir hier den sprichwörtlichen "Film, der vor dem inneren Auge vorbeizieht".

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Fast so vielfältig wie das Diesseits

Aber wir bewegen uns nicht nur durch Lebensabschnitte, sondern auch durch die vielfältigen Gebiete des Jenseits. In diesen treffen wir auf viele Geister, die entweder aufgegeben haben oder einfach nicht aufsteigen wollen, da sie einen Ort gefunden haben, an dem es ihnen gefällt. Die Abschnitte sind dabei sehr unterschiedlich und haben alle ihr eigenes Erscheinungsbild, ihr Flair und ihre Kultur. Es gibt zum Beispiel einen Wald, gesäumt von Bäumen und quirligen käferartigen Geistern, einen Jahrmarkt mit vergnügungssüchtigen Geistern oder eine karge Wüstengegend mit Nomaden. Allesamt mit leichten Farbnuancen in der Dunkelheit, aber nie wirklich hell. Alle Bewohner haben aber gemeinsam, dass sie dem Turm und den Engeln an sich eher negativ gegenüberstehen. Entweder, weil sie enttäuscht sind, dass sie nicht aufsteigen können, oder, weil sie Angst haben, dass die Engel ihnen ihre Art zu leben nehmen wollen. Aus diesen Gründen sind uns nicht alle Bewohner wohlgesonnen, sondern greifen uns unter Umständen an. Besonders mächtige bekämpfen wir in Bosskämpfen, die häufig auch eine Art Rätselkomponente aufweisen.

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Geisterspuk

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Um uns gegen Angriffe zu wehren, können wir Essenz, also kleine Bälle mit begrenzter Reichweite, verschießen. Weiterhin beschränkt ist dies durch eine Leiste, die sich erst wieder aufladen muss, bevor wir erneut schießen dürfen. Aber wir können nicht nur Gegner damit ausschalten, sondern auch Objekte heimsuchen. Heimsuchen bedeutet in diesem Falle, dass wir in die jeweiligen Objekte schlüpfen, um dann als diese zu agieren. Je nach heimgesuchtem Objekt unterscheiden sich unsere Möglichkeiten signifikant. Wenn man in einen Hügel schlüpft, kann man sich logischerweise relativ wenig bewegen, in einem Marienkäfer ergeben sich dafür komplett neue Bewegungsmöglichkeiten. In Kristallen können wir einen mächtigen Strahl abschießen und als Baum schütteln wir uns, um Objekte fallen zu lassen. Manche Heimsuchungen sind deutlich praktischer als andere, aber andere wiederum haben lustige oder ungeahnte Nebeneffekte. Ausprobieren lohnt sich hier auf jeden Fall!

Sternenjagd

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Wie oben bereits erwähnt, suchen wir konstant nach den Fragmenten unserer Erinnerung, die in Form von Sternen in der Welt verteilt sind. Teilweise liegen diese einfach verteilt herum, aber viele sind auch mit kleinen Rätseln verbunden. Mal müssen wir das richtige Objekt heimsuchen, mal eine bestimmte Schrittreihenfolge ausführen. Bei Splittersternen müssen wir alle kleinen Einzelteile einsammeln, um den Stern wieder zusammensetzen zu können. Die Art der Rätsel ist abhängig vom jeweiligen Gebiet oder Thema, aber insgesamt sehr unterschiedlich und kreativ. Im Vergnügungspark Raffelland müssen wir beispielsweise häufig Achterbahnen heimsuchen, um dort Sterne einzusammeln. Über eine Karte können wir prüfen, wie viele Sterne wir im jeweiligen Abschnitt (noch) finden können. Die Sterne können an bestimmten Altären in Konstellationen eingesetzt werden und sobald eine Konstellation vollendet ist, sehen wir eine kurze Erinnerungssequenz. Anschließend können wir ein Upgrade auswählen, entweder von Leben, Essenzkapazität oder Ausdauer.

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Geisternavi

Die Steuerung mit einem Controller ist bei Hauntii sehr zu empfehlen. Hiermit gestaltet sich diese nämlich präzise und wenig kompliziert. Man kommt mehr oder weniger mit nur einem Knopf und den beiden Controlsticks aus, also quasi wie bei einem sehr behäbigen Twin-Stick-Shooter. Lediglich die isometrische Perspektive macht die Navigation manchmal etwas schwierig, vor allem wenn es um Höhenunterschiede geht.

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Fazit

Dass diese Geistergeschichte so eine emotionale Tiefe besitzt, hat mich zunächst etwas überrascht. Aufmerksam wurde ich auf Hauntii vor allem wegen des Artstyles und bin dann von den vielen kleinen Nebengeschichten und Details sehr positiv überrascht worden. Dass stellenweise die Navigation etwas schwierig ist oder Gebiete sich etwas ziehen, ist hier gut verschmerzbar. Wer also Lust hat auf ein grafisch schönes Adventure mit einer guten Portion Emotionalität, dem sei Hauntii wärmstens empfohlen.

Pro:
  • Tiefgehende Story
  • Schöner Artstyle
  • Abwechslungsreiche Rätsel
  • Viel zu Entdecken
Contra:
  • Behäbige Steuerung
  • Perspektive erschwert Navigation
Story:
4 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Gameplay:
4 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Grafik:
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Sound:
3 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Atmosphäre:
5 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Unsere Wertung: 7.5 / 10
Spiel getestet auf: PC
Tjark

Tjark

Hat seit dem Gameboy jede Handheld-Generation ausgiebig genutzt. Es stehen vorallem Coop- und Multiplayer-Spiele hoch im Kurs.

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