Hotel Renovator im Test – Billige Absteige oder Nobelhotel?
Hotel Renovator verspricht viel Freiraum für Kreativität und unzählige Gestaltungsoptionen für Designfreunde. Wir verraten euch in unserem Test, ob sich die Mühe lohnt, das heruntergekommene Hotel aufzupolieren.
Bevor wir unsere Reise als Hoteleigentümer starten, dürfen wir uns für den Story- oder Sandbox-Modus entscheiden und einen von vier persönlichen Assistenten einstellen, der uns mit den wichtigsten Infos versorgt und uns immer wieder über die kleinen und größeren Probleme in Kenntnis setzt, die als Hotelerbe auf uns zukommen. Kaum im Hotel angekommen, wird schnell klar, dass der ehemalige Stern am Ferienhimmel schon bessere Tage gesehen hat. Überall stapeln sich Müll und uralte Möbel und zu allem Überfluss hat sich auch ein freches Huhn in den Fluren eingenistet, das erst einmal gefangen werden will. Haben wir diesen etwas skurrilen Einstieg hinter uns gebracht, müssen wir auch gleich das erste Zimmer renovieren. Die künftigen Gäste scheinen nämlich ziemlich verzweifelt eine Bleibe zu suchen, denn obwohl das Haus eine echte Müllhalde ist, will der erste Kunde bereits einchecken und wartet geduldig darauf, dass wir sein Zimmer fertigstellen.
Wir verkaufen also die wenigen brauchbaren Gegenstände wie Bilder und antike Lampen und bewaffnen uns anschließend mit einem Brecheisen, um Möbel und Müll zu entfernen und Wandbeläge und Böden herauszureißen. Dass wir das Brecheisen für jede Aktion verwenden müssen – sogar, um Spinnweben zu entfernen – und kompakte Möbel mit einem kleinen Klick auf die Maustaste einfach verschwinden, ist leider etwas unrealistisch. Hier wäre es doch schön gewesen, wenn für die verschiedenen Aktionen unterschiedliche Werkzeuge zur Verfügung stehen würden. Außerdem ist es schade, dass man durch Möbel einfach hindurchlaufen kann. Was hingegen gut gelungen ist, ist die Atmosphäre der alten modrigen Zimmer. Hier kann man förmlich den Schimmel riechen, während man die Staubpartikel vor den alten Vorhängen in der Luft tanzen sieht.
Wenn’s dir nicht gefällt: Mach neu
Sobald wir die Zimmer entkernt haben und der Schutt beseitigt ist, dürfen wir uns austoben und die Räume nach Lust und Laune gestalten. Dafür stehen uns unglaublich viele Möglichkeiten offen und der Kreativität sind wirklich keine Grenzen gesetzt. Insgesamt können wir aus über 2000 verschiedenen Möbeln und Dekorationen sowie unterschiedlichen Tapeten, Wandmustern, Anstrichen und Bodenbelägen wählen. Hier kann man sich wirklich stundenlang damit beschäftigen, zu entscheiden, ob das Zimmer eher schrill, modern oder klassisch eingerichtet werden soll und wie die Möbel und Dekoobjekte am schönsten angeordnet werden können. Mit der Zeit schalten wir auch immer neue Objekte frei und verbessern unsere Werkzeuge, sodass das Renovieren immer schneller von der Hand geht. Neben Tapeten, Böden und Deckenanstrichen können wir das komplette Mobiliar, die Lampen und alles, was das Zimmer schön und gemütlich macht, selbst aussuchen. Wir müssen dabei lediglich dafür sorgen, dass jeder Raum eine grundlegende Ausstattung enthält, der Fortschritt wird uns jederzeit angezeigt.
Prinzipiell können wir die Zimmer so ausstatten, wie es uns gefällt, allerdings haben die Gäste immer wieder Vorlieben, was die Farbgestaltung oder Einrichtung ihres Zimmers betrifft. Erfüllen wir diese Wünsche, gibt es eine bessere Bewertung und natürlich auch mehr Geld für uns. So können wir immer mal wieder das eine oder andere Geldbündel im Zimmer finden und ein nettes Trinkgeld einstreichen.
Der große Gestaltungsfreiraum und die vielen Möglichkeiten, ganz eigene Stile zu kreieren, sind definitiv die ganz große Stärke des Hotel Renovators. Wo Titel wie House Flipper leider schnell an ihre Grenzen kommen, geht es hier gerade mal los. Entsprechend frisst die liebevolle Einrichtung eines Zimmers richtig Zeit, das ganze macht aber auch wirklich Spaß. Wir hätten uns jedoch noch etwas mehr Komfort beim Gestalten gewünscht. Was fehlt, ist zum Beispiel die Möglichkeit, Lampen mit einem einfachen Klick auf die gleiche Höhe zu bringen. Außerdem wäre ein Filter für Möbel mit gleichem Holz und gleicher Farbe ein schöner Zusatz gewesen, da man die Farben sonst immer recht mühsam aufeinander abstimmen muss.
Hotel Renovator macht den Namen zum Programm
Richtig gut gefallen hat uns, dass wir nicht nur die Hotelzimmer renovieren können, sondern eben das ganze Haus, von der Lobby über das Büro bis hin zum Restaurant. Egal ob elegant, gemütlich oder antik, das gesamte Hotel lässt sich komplett aufeinander abstimmen. Dabei können wir uns über eine wirklich gelungene Optik und schönen Lichteinfall, vor allem durch die großen Fenster der Lobby, freuen. Im Übrigen gibt es auch einen Tag- und Nacht- sowie Wetterwechsel. Letzterer hat auch Einfluss auf unser Hotel. Jedes Zimmer bietet einen eigenen Ausblick auf die umliegende Stadt, die aber nicht zugänglich ist. Macht nichts, schließlich gibt es auch drinnen genug zu tun. Am Sound hätte man allerdings noch etwas feilen können. Hier und da ist das Gemurmel von Gästen oder leise Fahrstuhlmusik zu hören und wenn man an die Fenster geht, kann man Kinder spielen hören, dennoch hätte die Soundkulisse etwas üppiger ausfallen dürfen.
Anspruchsvolle Gäste und tägliche Probleme
Im Laufe der Zeit trudeln jede Menge seltsame Gäste bei uns ein. Wir richten Zimmer für Junggesellenabschiede und Hochzeitsgäste her, beherbergen seltsame Herren, die sich dunkle Zimmer mit Kerzenschein ohne Spiegel wünschen und stellen unsere Lobby Musikern zur Verfügung, die mal eben ein Musikvideo drehen wollen. Alle, die bei uns übernachten, bewegen sich auch in ihren Zimmern oder im Rest des Hauses.
Es kommt auch immer wieder vor, dass Gäste einchecken möchten, die kurzfristige Sonderwünsche haben. Entsprechend müssen wir innerhalb eines Zeitlimits ein bestehendes Zimmer um die Objekte ergänzen, die unsere Besucher fordern. Gelingt uns das, lassen sie schon mal die eine oder andere Aufmerksamkeit am Empfang zurück. Darüber hinaus kommt es immer wieder zu technischen Problemen im Haus. Mal muss der Strom wieder angestellt werden, die Aufzugtür verkeilt sich oder ein Hotelgast verliert seine Brieftasche in der Lobby. Wir lassen also unser Werkzeug fallen und kümmern uns auch um all diese Dinge, während sich unser Assistent am Empfang die Beine in den Bauch steht. Wofür hat man doch gleich Personal? Die kleinen Zusatzaufgaben sind zunächst zwar ganz nett, sie wiederholen sich jedoch leider auch immer wieder, was auf Dauer etwas eintönig wird, vor allem, weil man die Renovierung für sie unterbrechen muss.
Neben dem Renovieren und den kleinen Zusatzquests sollten wir auch nicht vergessen, die Zimmer sauber zu halten und so die Zufriedenheit unserer Kunden zu gewährleisten. Ein Tablet gibt uns einen Überblick darüber, welche Gäste gerade bei uns übernachten und wie zufrieden sie mit ihrer Bleibe sind. Beim Putzen der Räume fällt leider auf, dass Schmutz immer wieder am exakt selben Ort entsteht. Hier hätten wir uns über etwas mehr Abwechslung gefreut.
Eigentlich gibt es ja auch noch eine Story…
Fast könnte man bei all dem Renovieren und Gestalten vergessen, dass es auch noch eine Story gibt und diese läuft eigentlich auch nur nebenher. Die klassische Geschichte vom Großvater, der uns sein Hotel vererbt, ist nun wirklich nicht neu. Hinzu kommt, dass das besagte Huhn vom Anfang immer wieder auftaucht und uns zu einem Würfelspiel herausfordert. Immerhin lässt es wertvolle goldene Eier im Hotel zurück, was uns etwas für die Absurdität entschädigt.
Fazit:
Hotel Renovator macht vieles richtig und punktet für mich vor allem mit der tollen Atmosphäre und den unglaublich vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten. Ein ganzes Hotel seinen Wünschen anpassen zu können, ist wirklich reizvoll und das Renovieren und Gestalten macht richtig Spaß, gerade wenn das Werkzeug die Prozesse im Laufe des Spiels optimiert. Da kann man auch über eine beiläufige Story und fade Nebenquests hinwegsehen und darüber, dass doch noch ein paar Bugs zu finden sind. Wer also gerne gestaltet und kreativ wird, kann sich hier stundenlang beschäftigen.
- Tolle Atmosphäre
- Viel Gestaltungsfreiraum
- Das ganze Hotel kann den eigenen Wünschen angepasst werden
- Vorlieben der Gäste laden dazu ein, kreativ zu werden
- Keine realistischen Werkzeuge
- Beiläufige Storyfetzen
- Repetitive Nebenquests
Leidenschaftliche Fantasy-Farmerin mit einem Faible für Japan-Rollenspiele der Marke Final Fantasy oder Persona. Als Sims-Fan gehören bei ihr aber auch nahezu alle Hauptspiele und Erweiterungen von EAs Personensimulation zum Standardrepertoire. Das Interessengebiet wird erweitert durch Shooter und Rollenspiele aus dem Star-Wars-Universum sowie durch Rätselspiele und Point-and-Clicks im Stile von Gray Matter oder Black Mirror.