Infinity Nikki im Test: Modische Abenteuer in einer offenen Welt
Die Nikki-Reihe steht seit jeher für farbenfrohe Welten und ein einzigartiges Gameplay, das Mode mit kreativen Herausforderungen verbindet. Mit Infinity Nikki wagt sich die Serie in neues Terrain: Eine offene Welt, die dazu einlädt, nicht nur modische Outfits zu sammeln, sondern diese auch direkt im Gameplay einzusetzen.
Schon der erste Trailer versprach eine Mischung aus verträumter Atmosphäre, spannenden Mechaniken und magischen Erlebnissen. Doch die große Frage lautet: Kann Infinity Nikki diese Versprechen auch halten? Und vor allem – kann ein Spiel, das Modemechaniken in den Mittelpunkt stellt, wirklich eine packende Open-World-Erfahrung bieten?
Ein geheimnisvolles Kleid verändert alles
Infinity Nikki entführt uns in die magische Welt von Miraland, eine Region voller farbenfroher Landschaften, märchenhafter Städte und geheimnisvoller Orte. Doch bevor Nikki und ihr treuer Begleiter Momo dort ankommen, beginnt alles mit einem scheinbar harmlosen Moment: Auf der Suche nach einem Kleid für ihren Abschlussball stöbern die beiden auf dem Dachboden. Zwischen verstaubten Kisten und vergessenen Erinnerungen entdecken sie einen unscheinbaren Schrank, in dem ein leuchtend rotes Kleid hängt. Schon bei der ersten Begegnung mit dem Stoff wirkt es, als würde das Kleid Nikki magisch anziehen – und dann geschieht das Unglaubliche: Das Kleid beginnt sich wie von selbst zu bewegen, greift nach Nikki und legt sich wie von Geisterhand um sie.
Doch damit nicht genug: Kaum hat das Kleid sie vollständig umhüllt, öffnet sich ein magischer Strudel, der Momo erfasst und verschlingt. Nikki versucht noch, ihren Freund zu greifen, wird aber selbst in die magische Kraft hineingezogen. Als sie wieder zu Bewusstsein kommt, findet sie sich in einer völlig fremden Welt wieder – Miraland. Die Luft ist erfüllt von Magie, die Landschaften sind wie aus einem Traum und eine geheimnisvolle Stimme erklingt. Sie ruft nach Nikki, als hätte sie eine Rolle in diesem fremden Land, die sie erst noch verstehen muss.
In diesem Moment startet ihre Reise, mit allerlei offenen Fragen: Was war das rote Kleid? Wer ruft nach ihr? Und welche Verbindung hat all das zu der Welt von Miraland? Die Geschichte beginnt mit einem spannenden Einstieg, doch wie es weitergeht, bleibt zunächst genauso rätselhaft wie die Umstände, die sie hierher gebracht haben.
Spielerisch durch Fantasie und Mode
Die Nikki-Reihe ist bekannt für ihre einzigartigen Anzieh-Mechaniken und Infinity Nikki macht daraus ein zentrales Gameplay-Element. Doch diesmal geht das Spiel einen Schritt weiter: Es verbindet die modischen Herausforderungen mit einer offenen Welt, die darauf wartet, von uns erkundet zu werden. Miraland bietet uns eine Vielzahl an Regionen, die wir frei bereisen können. Wir streifen durch idyllische Dörfer, mystische Wälder und schillernde Städte. Während die offene Welt beeindruckend aussieht, gibt es auch kleine Mängel: Viele Bereiche wirken zwar liebevoll gestaltet, laden aber nicht immer zur Interaktion ein. Manche NPCs stehen eher wie Dekorationen herum und abseits der Hauptwege bleibt es manchmal etwas leer.
Dennoch gibt es mehr als genug zu tun. Versteckte Pfade, kleine Herausforderungen und geheime Sammelobjekte motivieren uns dazu, wirklich jede Ecke der Welt zu untersuchen. Nebenbei fordern uns kleine Rätsel und Aufgaben heraus, die sich perfekt in die Spielwelt einfügen. Hier müssen wir beispielsweise versteckte Muster erkennen, magische Mechanismen aktivieren oder uns in Geschicklichkeitspassagen beweisen. Ein besonderes Highlight sind Rätsel, bei denen wir gemeinsam mit Momo agieren müssen. Der kleine Kater kann Hebel betätigen, auf hohe Plattformen springen oder geheime Orte betreten, die für Nikki unerreichbar sind. Die Rätsel sind nicht übermäßig komplex, aber sie unterbrechen den Spielfluss angenehm und sorgen für Abwechslung.
Natürlich stehen die Outfits im Mittelpunkt – schließlich sind wir in einem Nikki-Spiel! Jedes Kleid erzählt eine Geschichte und fügt sich perfekt in die Welt von Miraland ein. Viele bieten zudem spezielle Fähigkeiten: Sie ermöglichen es uns zu fliegen, über Wasser zu laufen oder verborgene Pfade zu entdecken. Nicht jedes Outfit bringt jedoch auch eine spielerische Funktion mit. Einige Kleider sind rein kosmetisch, aber genau das ist Teil des Charmes – sie erlauben uns, Nikki nach unserem Geschmack zu gestalten. Wenn wir jedoch an Aufgaben scheitern, weil das richtige Kleid nicht zur Hand ist, kann das ständige Wechseln manchmal den Spielfluss stören.
Unsere Fortschritte werden mit Punkten belohnt, die wir durch das Lösen von Rätseln, das Finden von Outfits und das Meistern von Herausforderungen sammeln. Dieses Fortschrittssystem ist einfach gehalten – keine komplizierten Skilltrees, keine überfordernden Menüs. Es passt perfekt zur leichten und zugänglichen Natur des Spiels. Während alles Wesentliche auch ohne Echtgeld erspielbar ist, gibt es im Ingame-Shop eine Reihe kosmetischer Kleidungsstücke, die uns beim Vervollständigen unserer Sammlung helfen können. Diese Gegenstände haben keinen direkten Einfluss auf das Gameplay, erleichtern aber das Komplettieren bestimmter Erfolge. Das System ist nicht aufdringlich, dennoch fühlen wir uns manchmal dazu verleitet, doch mal in die Geldbörse zu greifen – besonders, wenn wir unbedingt ein seltenes Outfit haben wollen.
Eine Welt, so schön wie ein Traum
Die Welt von Miraland ist ein wahr gewordener Traum aus Fantasie und Farben. Von malerischen Hügeln, die in den Sonnenuntergang getaucht sind, bis zu verwunschenen Wäldern, die von magischem Glanz erfüllt sind – jede Region erzählt ihre eigene Geschichte allein durch ihre Gestaltung. Wir können uns kaum sattsehen an den vielen kleinen Details, die die Entwickler in diese Welt eingebaut haben.
Jede Ecke von Miraland wurde mit Liebe zum Detail geschaffen. Die Städte sind voller Leben – zumindest visuell – mit schimmernden Fassaden und belebten Märkten. Auch die ländlichen Gebiete haben ihren eigenen Charme: Glitzernde Seen, Blumenmeere und Wälder, in denen sich die Lichtstrahlen sanft in den Baumkronen brechen. Es ist diese liebevolle Inszenierung, die Miraland wie ein lebendiges Märchenbuch wirken lässt. Allerdings merken wir nach einer Weile, dass die Welt mehr Kulisse ist, als dass sie Möglichkeiten zur Interaktion bietet. Viele NPCs stehen einfach nur da und reagieren nicht auf uns, was der Illusion eines lebendigen Universums ein wenig schadet.
Ein Highlight sind natürlich die Outfits, die nicht nur spielerisch, sondern auch optisch einen Wow-Faktor bieten. Jedes Kleid ist detailliert gestaltet, von eleganten Ballroben bis hin zu skurrilen, fantasievollen Designs, die direkt aus einem Traum stammen könnten. Manche Kleider sind an bestimmte Regionen angepasst und spiegeln die Kultur und Atmosphäre des Ortes wider. Auch die Kreaturen, die wir auf unserer Reise treffen, tragen zur Atmosphäre bei. Ob es kleine magische Wesen sind, die uns neugierig beobachten, oder majestätische Tiere, die in der Ferne über die Landschaft streifen – sie machen Miraland noch bezaubernder.
Die Animationen sind flüssig und detailverliebt. Wenn Nikki ein Kleid trägt, flattern die Stoffe im Wind, während sie läuft, und die Magieeffekte, die einige Outfits mit sich bringen, sind einfach atemberaubend. Auch Momo wurde mit viel Liebe animiert – sein freches Nicken oder sein stolzes Herumstolzieren zaubern uns oft ein Lächeln ins Gesicht. Dank der Unreal Engine 5 sieht das Spiel auf leistungsstarken Plattformen beeindruckend aus. Die Beleuchtung, Schatteneffekte und Texturen wirken modern und stimmungsvoll. Auf älteren Geräten oder schwächeren Systemen gibt es jedoch merkliche Einschränkungen: Die Ladezeiten sind länger und es kommt zu vereinzelten Framerate-Einbrüchen, besonders in belebten Gebieten.
Märchenhafte Klänge
Die musikalische Untermalung von Infinity Nikki trägt entscheidend dazu bei, dass wir uns in Miraland wie in einem lebendigen Märchen fühlen. Der Soundtrack passt sich perfekt den unterschiedlichen Regionen und Situationen an, während die Geräuschkulisse und die Charakter-Vertonungen die Welt weiter bereichern.
Der Soundtrack ist ein Highlight des Spiels. Leichte, verträumte Klaviermelodien begleiten uns über friedliche Wiesen, während majestätische Orchesterklänge die großen Momente der Geschichte unterstreichen. Jede Region hat ihre eigene musikalische Identität – ein geschäftiger Marktplatz wird von fröhlichen, lebhaften Rhythmen untermalt, während düstere Höhlen mystische und geheimnisvolle Töne bereithalten. Besonders gelungen ist der dynamische Übergang zwischen den Musikstücken. Wenn wir von einer offenen Ebene in einen verwunschenen Wald spazieren, verblasst das eine Thema allmählich und macht Platz für die neue Stimmung. Das sorgt dafür, dass wir uns immer mitten im Geschehen fühlen.
Die Geräusche der Welt von Miraland sind zwar subtil, aber wirkungsvoll. Vogelgezwitscher in den Wäldern, das Plätschern eines entfernten Wasserfalls oder das leise Murmeln eines Marktes im Hintergrund – all das trägt dazu bei, dass sich die Welt lebendig anfühlt. Manchmal fehlen jedoch Details: Bei Interaktionen mit NPCs oder Objekten hätten wir uns mehr akustisches Feedback gewünscht. Es gibt Momente, in denen alles still bleibt, obwohl die Situation nach einem kleinen Geräusch oder Effekt schreit.
Die Vertonung der Charaktere, insbesondere von Nikki und Momo, ist charmant und passt zur leichten, märchenhaften Atmosphäre des Spiels. Momo, der treue Kater, liefert immer wieder humorvolle Kommentare, die uns zum Schmunzeln bringen, und Nikkis Stimme spiegelt ihren mutigen, aber auch sanften Charakter wider. Dennoch bleibt die Sprachvertonung auf Dialoge beschränkt, die zur Hauptgeschichte gehören. Viele NPCs sind stumm und kommunizieren nur über Textboxen – ein Stilbruch, der der Immersion ein wenig schadet.
Fazit
Infinity Nikki ist eine bezaubernde Reise in eine Welt, die von Fantasie und Farben erfüllt ist. Mit seinem Mix aus modischen Herausforderungen, offener Erkundung und magischen Elementen bietet das Spiel ein Erlebnis, das sowohl entspannt als auch kreativ ist.
Die Geschichte beginnt stark mit einem fesselnden Einstieg, verliert aber im Spielverlauf etwas an Tiefe. Die Welt von Miraland ist wunderschön gestaltet und lädt uns ein, in ihren Zauber einzutauchen, auch wenn es an Interaktivität und lebendigen Details manchmal mangelt. Das Gameplay glänzt durch die Vielfalt an Outfits und deren kreative Einsatzmöglichkeiten. Besonders die magischen Fähigkeiten sorgen für spannende Rätsel und abwechslungsreiche Erkundungen. Doch das ständige Wechseln der Outfits und die teils leeren Passagen in der offenen Welt können den Spielfluss bremsen. Die Atmosphäre wird durch die Musik, die Geräuschkulisse und die liebevoll animierten Charaktere hervorragend getragen. Auch Momo, unser Begleiter, spielt eine zentrale und charmante Rolle. Der Ingame-Shop bleibt ein diskussionswürdiges Element: Er ist rein kosmetisch, erleichtert aber das Vervollständigen von Sammlungen, was manche Spieler als Anreiz zum Geld ausgeben empfinden könnten.
Infinity Nikki ist kein perfektes Spiel, aber eines mit großem Herz. Es richtet sich vor allem an Fans entspannter, kreativer Abenteuer und jene, die Spaß daran haben, durch eine märchenhafte Welt zu schlendern und sich dabei von Outfits und Magie verzaubern zu lassen.
- Magische Outfits mit kreativen Fähigkeiten
- Bezaubernde, detailreiche Weltgestaltung
- Toller Soundtrack, der die Atmosphäre perfekt einfängt
- Momo als charmanter und nützlicher Begleiter
- Abwechslungsreiche Rätsel und Herausforderungen
- Keine spielentscheidenden Vorteile durch den Ingame-Shop
- Welt ist stellenweise visuell belebt, aber nicht interaktiv genug
- Häufiges Wechseln der Outfits unterbricht den Spielfluss
- Einige NPCs wirken statisch und wenig lebendig
- Ingame-Shop verleitet Sammler leicht zu Käufen
- Keine Multiplayer- oder Koop-Option
Webentwickler, Technik-Nerd und Gamer aus Leidenschaft seit der Kindheit, mit einem Faible für die komplette The Legend of Zelda- und Halo-Reihe. Dazu fast keine Konsolengeneration ausgelassen und auch sehr interessiert an Indie-Games.