Let’s Get FitLet’s Get Fit
Review

Let's Get Fit - der Personal-Trainer für die Switch im Test

Von Daniel Walter am 27. Mai 2022. Getestet auf Switch. Zum Spiel hier klicken.

Seit Nintendos Wii ist das Training in den eigenen vier Wänden mit einem Controller in der Hand alles andere als eine Wunschvorstellung. Auch die Switch hat in der Zwischenzeit schon einige Trainingsprogramme und Fitness Konzepte erhalten, die es möglich machen, ohne teure Zusatzgeräte oder Personal Trainer am Traumbody zu arbeiten. Mit Let’s Get Fit ist nun ein weiteres Trainingsspiel erschienen, das sich die Bewegungssteuerung der Joy-Cons zunutze macht und in der physischen Version sogar spezielle Arm- und Beingurt mitbringt, die ein noch besseres Erkennen der ausgeführten Moves und damit ein noch effektiveres Training versprechen. Wie sich das Fitnesspiel in der Praxis geschlagen hat, verraten wir euch in unserem Test. Eins gleich vorweg: Wir haben zunächst die digitale Version ohne Gurte getestet und werden unser Review nach Erhalt des physischen Musters um einen entsprechenden Abschnitt ergänzen.

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Schnörkelloses Fitnesstraining mit breit gefächertem Angebot

Was direkt beim Öffnen des Menüs auffällt, ist, dass sich Let’s Get Fit tatsächlich als seriöses Trainingsprogramm versteht, das drumherum wenig bis gar nichts zu bieten hat. Ein storygetriebenes Fitnessabenteuer wie Ring Fit Adventure oder auch ein eigenes Avatar, dem wir nach und nach neue Outfits und Looks verpassen können, wie zum Beispiel in den beiden Fitness-Boxing-Spielen, suchen wir hier also vergebens. Stattdessen hält der Titel Online-Ranglisten zum Punktevergleich mit anderen Spielern sowie individuelle Statistiken und Herausforderungen bereit. Letztere können auf unterschiedliche Arten abgeschlossen werden, zum Beispiel durch eine bestimmte Anzahl an Übungen aus einzelnen Kategorien, durch eine vorgegebene Trainingsdauer oder auch durch das Verbrennen verschiedener Kalorienzahlen. Hinzu kommen sogenannte Tageschallenges, die wechselnde Herausforderungen für uns bereithalten, manchmal für einen Tag oder auch aufgeteilt auf mehrere Trainingseinheiten. Insgesamt ist Let’s Get Fit hier schon sehr reduziert gehalten und liefert abseits des eigentlichen Trainings wenig Anreize. Bei der Präsentation setzt das Spiel auf wechselnde Trainingsarenen, die sich vom Stil her am Trainer und auch an der Art des Fitnessprogramms orientieren. Während bei leichteren Programmen beispielsweise eine buddhistisch angehauchte Umgebung zu erkennen ist, schwitzen wir beim schweißtreibenden Kraft- und Kampfsporttraining in der echten Muckibude. Schön ist hier, dass sich die Areale im Laufe des Trainings verändern und unsere investierte Kraft dazu führt, dass sich die Trainingsumgebung nach und nach öffnet und wir am Ende unter freiem Himmel Sport treiben. Musikalisch wird ebenfalls ein abwechslungsreiches Programm geboten, von beatigen Dancesounds bis hin zu rockigen Gitarrenklängen. Jeder Trainer hat hier ein spezielles Preset, das sich bei Bedarf aber auch individuell anpassen lässt.

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Ein komplettes Training für den ganzen Körper

Bei den Übungen deckt das Fitnessspiel eine große Bandbreite an Workouts und Programmen ab, sodass für jedes Training und jeden Typ ein geeignetes Konzept dabei ist. Dabei stehen vier virtuelle Trainer – zwei männliche und zwei weibliche – mit eigenem Schwerpunkt bereit, die bei Bedarf aber auch gewechselt werden können, falls einem das Auftreten oder auch das Aussehen eines Workout-Partners nicht gefällt. Die vorgefertigten Trainings sind in unterschiedliche Kategorien aufgeteilt, von einem leichten Bewegungs- und Entspannungstraining, über Kardio- und Ausdauerprogramme, bis hin zu Kraft- und Muskelaufbauübungen für unterschiedliche Körperregionen. Fitnessfans werden bei den zahlreichen Bewegungsmustern auf viele alte Bekannte treffen. Klassiker wie der Hampelmann oder ein leichtes Boxen mit wechselnden Links-Rechts-Schlägen gehören beispielsweise ebenso dazu wie Squads, Crunches oder Planks in verschiedenen Varianten. Aber auch bekannte Kickbewegungen aus dem Kampfsportbereich, Dehnübungen für Arme, Beine und Rücken oder spezielle Workouts zum Bauchmuskelaufbau sind Teil des umfangreichen Trainingsangebots. Die Programme lassen sich entweder im freien Spiel nach eigenem Bedarf auswählen oder als Teil eines 30-Tage-Plans absolvieren. Hier stehen ebenfalls mehrere vorgefertigte Auswahlmöglichkeiten mit individuellem Trainingsschwerpunkt bereit. Wer möchte, kann sich auch eigene Workouts zusammenstellen lassen. Hier können zwar keine einzelnen Übungen frei kombiniert werden, dafür wählen wir beim Erstellen einen oder mehrere Kategorien aus, legen fest, welche Körperregionen trainiert werden sollen und entscheiden uns außerdem für die gewünschte Dauer und Intensität sowie für einen der vier Trainer. Darüber hinaus lassen sich hier auch Problembereiche festlegen, die beim Training nicht belastet werden sollen, sodass wir Schwachstellen und Verletzungen gezielt ausklammern können. Im Anschluss erstellt das Spiel ein Fitnessworkout, das den Vorgaben entspricht, und würfelt verschiedene Übungen zusammen. Sind wir damit nicht zufrieden, dürfen wir weitere Varianten anfordern, bis die Auswahl unseren Vorstellungen entspricht.

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Gute Bewegungserkennung, aber unglücklicher Trainingsaufbau

Während die ersten Fitnessspiele auf der Wii teilweise noch mit großen Problemen bei der Bewegungserkennung zu kämpfen hatten, macht Let’s Get Fit hier auf der Switch eine hervorragende Figur. Die Trainings laufen flüssig ab und die Schläge und Bewegungen werden selbst bei der digitalen Variante ohne Arm- und Beingurte sehr gut erkannt und entsprechend auch mit Punkten belohnt. Unterbrochene Übungen und das Warten darauf, dass die Software einzelne Schläge wahrnimmt und man das Training endlich fortsetzen kann, gab es während unseres Tests nicht einmal. Wo das Fitnessprogrann bei der Technik überzeugt, ist es beim Trainingsaufbau und den Hilfestellungen an vielen Stellen mehr als holprig. Ein erster großer Kritikpunkt ist hier das Tempo der Übungen. Hier hetzen die Trainer teilweise so schnell durch die Übungen, dass man kaum die Möglichkeit hat, die Position von einer zur nächsten zu Wechseln. Das enorme Spieltempo ist auch gerade bei den Muskelübungen, wo es auf die exakte Ausführung ankommt, um einen größtmöglichen Trainingseffekt und ein möglichst geringes Verletzungsrisiko zu erzielen, ein Problem. So ist einfach zu wenig Zeit, um die Muskeln bewusst anzuspannen und die Bewegungen mit dem ganzen Körper auszuführen und eben nicht nur schnell die Arme und Beine nach oben zu werfen, um im Timing zu bleiben. Ein weiteres großes Manko ist die teils sehr lückenhafte akustische Untermalung und Hilfestellung. So gibt es keine klar erkennbaren Countdowns oder Startsignale zwischen den Übungen, was vor allem dann, wenn der Kopf bei einem Teil des Workouts nicht auf den Bildschirm gerichtet ist, fatal ist, da man schlichtweg nicht genau erkennt, wann es zum nächsten Abschnitt übergeht. Auch die Ausrufe der Trainer, die in vielen anderen Fitnessspielen als echte Motivation genutzt werden oder auch immer wieder auf das Anspannen der Muskeln und das richtige Atmen hinweisen, sind hier kaum vorhanden und in vielen Fällen auch schlichtweg überflüssig. Statt ernsthafter Trainingshilfen hören wir dann komplett sinnfreie Sätze im Stil von “Heute Abend machen wir richtig Party”, während wir eigentlich jemanden gebrauchen könnten, der uns bei einer Plank daran erinnert, den Rücken gerade zu lassen oder beim Boxen darauf hinweist, dass wir das Ausatmen nicht vergessen sollten. Hinzu kommen sehr rudimentäre Tutorials, bei denen ebenfalls keine Sprachausgabe vorhanden ist, sondern lediglich eine Texterklärung und eine Animation des Trainers. Bei einigen Übungen wären hier aber weitere Profitipps zur korrekten Ausführung wünschenswert gewesen, gerade dann, wenn man als Nutzer weniger vertraut mit dieser Art von Training ist. Zu guter Letzt müssen wir an dieser Stelle auch definitiv noch auf die irritierenden und schlichtweg nicht zutreffenden Kalorienangaben hinweisen. So ist es uns laut Spiel gelungen, innerhalb einer Stunde weit über 1000 Kalorien zu verbrennen, was bei dieser Art von leichtem Training einfach nicht möglich ist. Wer beispielsweise regelmäßig auf dem Fahrrad sitzt und seine verbrannten Kalorien halbwegs verfolgt, kann sich ausrechnen, dass ein bisschen Arm- und Beinbewegung vor dem Fernseher nicht ausreicht, um eine vierstellige Kalorienzahl abzuarbeiten.

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Fazit:

Eins lässt sich vorneweg sagen: Let’s Get Fit macht definitiv Spaß und bietet mit seiner bunt gemischten Auswahl an Trainingsmöglichkeiten eine gute Basis für ein abwechslungsreiches Fitnessprogramms zu Hause. Während sowohl die umfangreiche Palette an Workouts als auch die Präsentation oder die sehr gut umgesetzte Bewegungserkennung überzeugen können, lässt das Fitnessspiel an anderer Stelle jede Menge Potenzial liegen, indem es für mich völlig unverständliche Wege geht, die gerade Anfängern im Fitnessbereich das Leben schwer machen. So bergen das viel zu hohe Tempo und auch die hektischen Übergänge zwischen den einzelnen Übungen das Risiko, die Bewegungen nicht kontrolliert und exakt genug auszuführen. Das verringert nicht nur die Effektivität, sondern ist auch im Hinblick auf das Verletzungsrisiko alles andere als ideal. Wer schon Erfahrung mit vergleichbaren Spielen oder auch mit Fitnesstraining im Allgemeinen gesammelt hat, wird hiermit wahrscheinlich keine größeren Probleme haben, für Unerfahrene wären eine umfassendere (akustische) Begleitung während des Trainings und auch eine detailliertere Einführung aber ohne Zweifel notwendig. Wer über die vorhandenen Schwächen hinwegsehen kann und eine Ergänzung zum Training im Studio oder einen Ausgleich zum Bürojob sucht, kann mit Let’s Get Fit sicherlich wenig falsch machen. Man sollte aber in jedem Fall bedacht an die Sache herangehen und sich von der hektischen Ausführung nicht blind nach vorne peitschen lassen.

Pro:
  • Gute Auswahl an Fitnessübungen für den ganzen Körper
  • Ansprechende Präsentation mit dynamischen Arenen
  • Sehr gute Bewegungserkennung und flüssiger Ablauf der Workouts
  • Hoher Spaßfaktor
  • Physische Version mit speziellen Arm- und Beingurten
Contra:
  • So gut wie keine Motivation abseits des Trainings
  • Viel zu hohes Tempo und hektische Übergänge
  • Kaum akustische Unterstützung
  • Ausbaufähige Tutorials
  • Gerade für Anfänger zu wenig Hilfestellung
  • Sinnfreie Ausrufe der Trainer statt nützlicher Tipps
  • Komplett überzogene Kalorienangabe
Gameplay:
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Grafik:
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Sound:
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Atmosphäre:
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Unsere Wertung: 6.5 / 10
Spiel getestet auf: Switch
Daniel Walter

Daniel Walter

Ein begeisterter Konsolenspieler mit einem breit gefächerten Interessengebiet. Neben Shooter-Serien wie Battlefield oder Call of Duty gehören auch Action-Adventures wie klassische Assassin's Creeds, die Batman-Arkham-Reihe oder The Last of Us Part 1/2 zu den bevorzugten Titeln. Hinzu kommen Survival-Games wie ARK, Horror-Klassiker a la Resident Evil sowie Open-World-Abenteuer im Stile von Far Cry oder Red Dead Redemption. Sport-Franchises wie FIFA oder Tour de France erweitern das Interessenfeld, ebenso wie sämtliche Titel aus dem Star-Wars-Universum.

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