Nioh 2 – The Complete Edition im Test: Eine schwere Dämonenjagd
Das neuste Werk Nioh 2 von Team Ninja ist jetzt für den PC und die PS5 erschienen. Ob sich das Spiel auch auf neuerer Hardware lohnt oder ob es überhaupt etwas für euch ist, erfahrt ihr in unserem Test.
Japan jetzt auch mit Dämonen
In Nioh 2 finden wir uns, wie auch schon im Vorgänger, im historischen Japan wieder. Der kleine Unterschied zu der in unseren Geschichtsbüchern vermerkten Version des asiatischen Landes sind die Dämonen (oder auch Yokai genannt), die dort hausen. Betrachten wir die Story von Nioh 2, so führt es die Geschehnisse aus dem ersten Teil weiter, deswegen ist das Wiedersehen mit altbekannten Charakteren vorprogrammiert. Wir spielen einen Halb-Yokai, der mit seinen neuen Verbündeten durch das Land zieht und gegen die Dämonen kämpft. Zeitlich ist das Spiel in der Sengoku-Ära Japans angesiedelt.
Die Geschichte wird mit kurzen Dialogen in Cutscenes vorangetrieben. Hier gibt es sowohl in Spielegrafik gerenderte, als auch comichaft gezeichnete Passagen. Unser Spielercharakter verzichtet gänzlich aufs Sprechen, dafür lässt er gerne mal Taten sprechen. In dieser Hinsicht unterscheidet er sich nicht viel vom Hauptcharakter des ersten Teils. Was uns sehr gut gefällt ist, dass wir nicht wie im ersten Teil einen vordefinierten Charakter spielen, in Nioh 2 bekommen wir einen vollausgereiften Charakter-Editor an die Hand. Dieser besitzt erstaunlich viele Anpassungsmöglichkeiten, obwohl wir doch eh die meiste Zeit in voller Rüstung unterwegs sind. Trotzdem verleiht es dem Spiel eine gehörige Portion Individualität.
Nur ein weiteres Soulslike?
Die Nioh Vertreter werden häufiger mit den Dark Souls-Teilen verglichen, dies ist angesichts des namensgebenden Genres (Soulslike) auch nicht weiter verwunderlich. So ähneln sich die beiden Serien in etlichen Dingen. Dazu zählen zum Beispiel der grobe Levelaufbau, bei dem wir im Verlauf des Spiels immer wieder Abkürzungen freischalten können, oder die Checkpoint-Mechanik, die uns einen bestimmten Ort zum Aufleveln und zum Start nach dem Tod gibt. Allerdings unterscheiden sich die beiden Genrekollegen bei der Waffenauswahl und dem -handling. In Nioh verfügen wir über die sogenannten Haltungen. So lässt sich mit jeder Waffe eine von drei verschiedenen Posen einnehmen, die das Verhalten grundlegend ändert. Dazu zählen die defensive (niedrige), die ausgeglichene (mittlere) und die offensive (obere) Haltung. Die offensive Stellung ist die langsamste, aber auch die mit der größten Schlagkraft, während die defensive Haltung unsere Verteidigung und Ausweichfähigkeiten verbessert. Die mittlere Pose ist der Mittelweg zwischen den beiden Extremen und bietet sowohl offensive als auch defensive Fähigkeiten. Je nach ausgerüsteter Waffe unterscheiden beziehungsweise verhalten sich die Angriffe in den Haltungen anders. Es liegt also an uns, die perfekte Kombination zu finden, um unseren Gegner an seinem Schwachpunkt zu treffen.
Zusätzlich dazu können wir uns auch noch in eine Yokai-Form verwandeln, eine mächtige Dämonenversion unseres Charakters. Aussehen, Fähigkeiten und Angriffe werden dabei von unserem ausgerüsteten Schutzgeist bestimmt. Aber alle Formen haben gemeinsam, das sie mit bombastischen Animationen ordentlich austeilen und wir während der Verwandlung die meisten Gegner problemlos ausschalten können.
In welchem Punkt sich Nioh 2 aber nicht von den Soulsborne-Spielen unterscheidet, ist der Schwierigkeitsgrad. Es handelt sich hier eben nicht um ein simples Hack and Slash Spiel, sondern jeder Gegner ist fähig uns zu erledigen, sollten wir nicht aufpassen. Deswegen empfiehlt es sich, die Level aufmerksam und einigermaßen taktisch zu durchstreifen und Gegner gezielt zu bekämpfen, um nicht aus Versehen ganze Gegnerhorden auf uns aufmerksam zu machen. Die Schwierigkeit ist zwar hoch und wahrscheinlich werden wir manche Levelabschnitte häufiger sehen als uns lieb ist, aber wenn man sich etwas mit den Kampfmechaniken vertraut macht und seine Fähigkeiten nutzt, dann ist jeder Gegner überwindbar.
Das Levelsystem und die Fortschrittsmechanik erinnern ebenfalls an andere Soulslike-Spiele. In Nioh 2 sammeln wir sogenannte Amrita (das Äquivalent zu Seelen). Beim Tod bleiben diese an unserer Todesstelle liegen, wodurch wir die einmalige Chance haben diese wiederaufzunehmen. Zusätzlich verlieren wir aber auch unseren Schutzgeist, der uns unsere Yokai Kräfte verleiht. Sollten wir es nicht schaffen, die Amrita und unseren Schutzgeist wieder einzusammeln, bevor wir ein weiteres Mal sterben, so kehrt der Geist zwar zu uns zurück, aber die Amrita sind für immer verloren. Während der Level können wir an Schreinen (dem Äquivalent zu Leuchtfeuern) unsere gesammelten Amrita in Level umwandeln. Dabei gibt es eine Vielzahl von Werten die wir steigern können. Während zwei davon vorwiegend unsere Trefferpunkte, Ausdauer und Tragfähigkeit anheben, sind die Restlichen dazu da, um unseren Schaden mit bestimmten Waffengattungen zu erhöhen. Man sollte also vorher überlegen, welche Waffen man hauptsächlich verwenden will. Ein weiterer Unterschied ist, dass es zusätzlich dazu noch Skillpunkte in den verschiedenen Waffengattungen gibt. Diese erhält man einfach durch das Benutzen einer zugehörigen Waffe. Diese Punkte kann man dann in den entsprechenden Skill-Baum investieren um neue Fähigkeiten, Angriffe und Kombos freizuschalten. Auch gibt es neben Amrita noch eine weitere Währung, die wir zum Kauf von Items verwenden können und die wir beim Tod nicht verlieren.
Eine Ähnlichkeit gibt es aber auch wieder im Bereich des Multiplayers. Wir finden auf dem Boden immer wieder farbige Gräber von anderen Spielern. Blaue Gräber stellen uns einen computergesteuerten Helfer zur Seite, die roten lassen uns den Geist eines Spielers herausfordern. Besiegen wir einen solchen rachsüchtigen Geist, dann erhalten wir Gegenstände und Ruhm. Je höher das Level des Geistes ist, desto größer sind die Kosten des Rufens beziehungsweise die Belohnung. Welches Level der erscheinende Geist hat verrät uns das Grab im Vorfeld über ein Infofenster. Coop ist nur in begrenztem Maße möglich, dafür gibt es einen extra Missionstyp oder eine zufällige Suche nach einem Spieler der Hilfe benötigt.
Ein merklicher Unterschied ist, dass es ein Loot-System gibt. Wir erhalten durch das Besiegen von Gegnern Waffen und andere Gegenstände. Dabei gibt es jedes Item in verschiedenen Seltenheitsstufen, Leveln und mit unterschiedlichen passiven Fähigkeiten. Dadurch ist ein Eisenkatana aus der ersten Mission nicht so gut wie eines aus einer späteren, obwohl beide das gleiche Aussehen und Moveset haben. Ebenfalls gibt es sehr viel Loot in den Missionen, so dass am Ende das Inventar erst einmal aussortiert werden muss.
Die Welt kann nicht frei erkundet werden und Gebiete werden mithilfe einer Übersichtskarte in Missionen betreten. Jede kann beliebig häufig absolviert werden, aber bringt nur beim erstmaligen Abschließen besondere Belohnungen. Dadurch ist auch immer ersichtlich, für welches Spielerlevel eine Mission gedacht ist.
Das Spiel ist in einem wunderschönen, aber auch düsterem Japan angesiedelt. Die Farben sind meist etwas entsättigt und es werden mit kräftigen Farben Akzente gesetzt. Dadurch sind relevante Stellen, wie zum Beispiel gefährliche Yokai, aber immer gut erkennbar. Nur stellenweise wirkt das Bild durch die fehlende Farbe etwas flach. Die Complete Edition von Nioh 2 profitiert gegenüber dem Original von der besseren Hardware der PS5 und gegebenenfalls auch des PCs. Deswegen bietet die Complete Edition jetzt Auflösungen bis 4K und Frameraten bis 120 Hertz. Leider bleiben die Cutscenes weiterhin auf 30 FPS begrenzt, was bei dem größeren Sprung der Bildwiederholrate besonders bemerkbar wird.
Fazit
Nioh 2 ist ein Spiel, das einen mit seinem mehrschichtigen Kampfsystem und der schönen asiatischen Fantasy-Spielwelt leicht in seinen Bann ziehen kann. Die Vielzahl an Waffengattungen und Haltungen lässt einem die freie Wahl seinen eigenen Spielstil zu finden. Es enthält alle Zutaten, die die Souls-Like-Formel so erfolgreich macht und erweitert sie noch um eigene Nuancen.
Als ein Veteran der Soulsborne-Spiele hatte ich persönlich allerdings etwas Probleme mich an die andere Kampfweise und Menüstrukturen zu gewöhnen. Gerade zu Beginn können die gefühlt 10.000 Werte und Statusleisten etwas überfordern. Dennoch sollte man sich, wenn man etwas für Soulslikes übrig hat, Nioh 2 auf jeden Fall anschauen. Vor allem, weil die Complete Edition durch ihre erweiterten Optionen jetzt ein noch besseres Spielerlebnis bereitstellen kann.
- Gelungene Atmosphäre
- Gut ausgearbeitetes Waffensystem
- Bosse und Gegner fühlen sich wirklich Badass an
- Menüs und Spielerwerte unübersichtlich
- Entsättigung der Farben macht Welt manchmal etwas unübersichtlich
- Tutorial etwas umständlich
Hat seit dem Gameboy jede Handheld-Generation ausgiebig genutzt. Es stehen vorallem Coop- und Multiplayer-Spiele hoch im Kurs.