

Post Trauma im Test: Survival-Horror der alten Schule
Wenn man die Ursprünge eines Genres ehrt, dann muss man es mit Sorgfalt und Hingabe tun. Genau das ist die Prämisse von Post Trauma, einem Survival-Horror-Spiel, das sich ganz bewusst an den Klassikern der PlayStation 2-Ära orientiert. In einer Zeit, in der Survival-Horror-Spiele oft mehr Action und weniger Atmosphäre bieten, kehrt Post Trauma zu den grundlegenden Elementen zurück, die das Genre einst prägten: düstere Welten, kluge Rätsel und das ständige Gefühl der Bedrohung. Aber kann dieser nostalgische Trip in die Vergangenheit tatsächlich überzeugen? Ist Post Trauma das, was Spieler sich als Fans von Spielen wie Silent Hill 2 und den frühen Resident Evil-Teilen seit Jahren wünschen?
Überleben und puzzeln
Post Trauma wirkt von Anfang an wie ein wahres Herzensprojekt. Hier wurde nicht nur auf die bewährten Mechaniken der alten Klassiker gesetzt, sondern auch eine respektvolle Hommage an diese Werke geschaffen. Das Spiel greift auf eine starre Kamera zurück, eine Technik, die man bereits aus frühen Survival-Horror-Titeln wie Resident Evil und Silent Hill kennt. Doch diese Entscheidung ist nicht nur ein nostalgischer Trick, sondern trägt auch maßgeblich zur beklemmenden Atmosphäre bei, die das Spiel durchzieht. Schon zu Beginn, wenn man als Spieler Roman, den Protagonisten, durch einen verlassenen Zug steuert, merkt man schnell, wie stark das Spiel auf die Angst des Unbekannten setzt. Man kann nicht alles sehen, was um einen herum passiert – und das sorgt für ein Gefühl der Unsicherheit, das heutzutage selten zu finden ist.
Roman ist ein Schaffner, der nach einer Panikattacke in einer albtraumhaften Zwischenwelt erwacht. Schnell wird klar, dass diese Welt mehr zu bieten hat als nur unheimliche, verlassene Orte. Die Spielmechanik und die Erzählweise bauen auf einem klassischen Überlebenskampf auf, in dem es darum geht, sich einen Weg aus der bedrohlichen Umgebung zu suchen. Die Geschichte selbst lässt sich zunächst als einfach und geradlinig bezeichnen: Überleben und einen Ausweg finden. Doch mit der Zeit entfaltet sich die Erzählung weiter und gibt immer mehr Hinweise darauf, was diese Welt eigentlich ist und wie Roman hierher gelangt ist. Das Ende regt dann den Spieler zum Nachdenken an.
Die Sprecherwahl im Spiel ist hervorragend. Es wurde auf namhafte Voice Actors gesetzt, die bereits in anderen bekannten Produktionen ihre Qualitäten unter Beweis stellen konnten. Zwar gibt es keine deutsche Synchronisation, aber die englischen Stimmen sind stark und emotional. Sie tragen einen wichtigen Teil zur düsteren Atmosphäre bei. Ein kleiner Wermutstropfen ist, dass die deutsche Übersetzung lediglich über Untertitel erfolgt, was bei einem so narrativ geprägten Spiel etwas schade ist.
Mit einem Preis von nur 15 Euro ist Post Trauma ein klarer Indie-Titel, der in Bezug auf Qualität und Umfang natürlich nicht mit großen Triple-A-Spielen mithalten kann. Nach rund fünf Stunden sieht man bereits den Abspann. Das Spiel enttäuscht hier jedoch nicht, da es mit einer konstant hohen Qualität in Grafik und Sounddesign punkten kann. Die Optik ist dabei nicht nur funktional, sondern setzt bewusst auf eine stilisierte, fast schon abgegriffene Ästhetik, die an die großen Klassiker der Vergangenheit erinnert. Die Atmosphäre wird zusätzlich durch das hervorragende Sounddesign unterstützt, das durch unheimliche Geräusche, subtile Musik und den Einsatz von Stille immer wieder für den nötigen Nervenkitzel sorgt. Einzelne Bugs und die steifen Animationen des Protagonisten kann man hier leicht verschmerzen.
Wie spielt sich Post Trauma?
Das Gameplay von Post Trauma ist klar auf Rätsel ausgerichtet. Wer auf actionreiche Kämpfe hofft, wird hier nur selten auf seine Kosten kommen. Das Spiel setzt, wie die alten Klassiker, mehr auf das Überleben und das Lösen von Puzzles. Zwar gibt es immer wieder Kämpfe, doch diese sind eher die Ausnahme als die Regel. Und hier zeigt sich ein kleines Problem: Die Kämpfe sind nicht besonders spannend. Ausweichen kostet Ausdauer, doch in den meisten Fällen reicht es, den Gegner einfach zu besiegen, bevor man selbst in Gefahr gerät. Der Anspruch an die Kämpfe ist hier eher gering – ein Kontrast zu den gruseligen, taktischen Auseinandersetzungen, die wir aus Resident Evil und Silent Hill kennen, wo jeder Schuss und jede Begegnung mit einem Gegner eine wertvolle Ressource darstellt und das Überleben auf Messers Schneide steht.
Das eigentliche Highlight des Spiels sind die Puzzles. Die Rätsel sind herausfordernd, ohne frustrierend zu sein, und sie fordern die Spieler dazu auf, aufmerksam durch die Welt zu streifen, um Hinweise zu finden und Gegenstände zu kombinieren. Es ist das klassische Prinzip, das den Spieler zum Forschen und Kombinieren anregt, um von Raum zu Raum zu kommen und dem Ziel, dem Überleben, näherzukommen. Doch Post Trauma bietet nicht allzu viele handfeste Hinweise – hier muss der Spieler oft seinen eigenen Grips einsetzen, um Lösungen zu finden. Die Belohnung ist immer das Fortschreiten in der Geschichte und das zunehmende Verständnis der surrealen Welt, in der man sich befindet.
Fazit
Post Trauma ist eine Rückkehr zu den Wurzeln des Survival-Horror-Genres, die den Spieler in eine düstere, rätselhafte Welt eintauchen lässt, die von der ersten Sekunde an fesselt. Das Spiel versteht es, die Stärken der klassischen Survival-Horror-Titel zu nutzen und sie in eine moderne, aber doch nostalgische Erfahrung zu verpacken. Die Atmosphäre ist intensiv und die Rätsel fordernd. Das Spiel bietet also genau das, was sich langjährige Fans des Genres wünschen. Natürlich gibt es kleinere Schwächen, wie etwa die wenig spektakulären Kämpfe oder die steifen Animationen des Protagonisten, doch diese trüben das Gesamterlebnis kaum. Für den Preis von 15 Euro bekommt man hier ein solides, wenn auch kurzes Erlebnis, das man durchaus auch ein zweites Mal spielen kann.
In einer Zeit, in der die großen Survival-Horror-Franchises immer actiongeladener werden, ist Post Trauma eine wohltuende Abwechslung. Es erinnert uns an die goldene Ära des Genres, in der der wahre Horror nicht in blutigen Kämpfen, sondern in der Atmosphäre, den Rätseln und dem ständigen Gefühl der Bedrohung lag. Wer sich nach dieser Erfahrung sehnt, der wird mit Post Trauma genau das finden: einen rundum stimmigen Nostalgie-Trip, der die dunklen Ecken des Genres wieder aufleben lässt.
- Viel Liebe zu den Anfängen des Genres
- Sehr dichte Atmosphäre
- Knackige aber spannende Rätsel
- Animationen des Protagonisten wirken oft etwas steif und unnatürlich
- Kämpfe sind unspektakulär und wenig bedrohlich

Leidenschaftlicher Zocker, der irgendwo zwischen Shootern, Plattformern, Action-Adventures und arcadigen Sportspielen zuhause ist. Zu den Lieblingsreihen gehören Resident Evil, The Last Of Us, Call Of Duty und GTA.