

Tony Hawk’s Pro Skater 3+4 Remake im Test: Nostalgie oder Nullnummer?
Nach dem erfolgreichen Comeback der ersten beiden Tony-Hawk-Klassiker war es eigentlich nur noch eine Frage der Zeit, bis auch Teil 3 und 4 ihr Remake bekommen. Diese beiden Serienteile gelten für viele Fans bis heute als kreative Höhepunkte der Reihe mit ikonischen Parks, erweitertem Trickrepertoire und einem Soundtrack, der sich tief ins Gedächtnis eingebrannt hat. Nun also wagt Activision gemeinsam mit dem neuen Entwickler Iron Galaxy den nächsten Schritt.
Doch kann dieses Doppel-Remake die Magie der Originale wieder aufleben lassen? Bleibt das Spielgefühl erhalten, funktioniert das Leveldesign auch heute noch und wie gut ist die technische Umsetzung gelungen? Ein Blick auf das Gesamtpaket von Tony Hawk's Pro Skater 3+4 verrät: Hier steckt viel Herzblut drin, auch wenn nicht jede Entscheidung glücklich war.
Nostalgie und Neuerungen
Das Spielprinzip ist unverändert: Mit dem gewählten Skater geht es in die bekannten Parks, wo in knappen Zwei-Minuten-Runs bestimmte Ziele erreicht werden müssen. Wer die Vorgänger gespielt hat, findet sich sofort zurecht. Auch in Teil 3 und 4 jagt man Highscores, kombiniert Tricks an bestimmten Stellen oder sucht versteckte Gegenstände. Das klingt simpel, wird aber durch das clevere Leveldesign und die immer etwas kniffliger werdenden Herausforderungen erstaunlich komplex.
Dazwischen warten klassische Wettbewerbe, in denen man in drei Durchgängen mit möglichst kreativen Trickkombos Punkte sammelt, um vor Publikum zu glänzen. Der Wettkampfcharakter, das ständige Tüfteln an Combos, das gezielte Wiederholen einzelner Runs – all das funktioniert auch heute noch hervorragend.
Etwas schade ist, dass Iron Galaxy den offenen Karrieremodus von Teil 4 über Bord geworfen hat. Im Original wurde die Struktur damals aufgebrochen. Statt vorgegebener Zeitlimits konnte man frei durch die Level skaten und Aufgaben in beliebiger Reihenfolge annehmen. Das brachte nicht nur mehr Freiheit, sondern auch eine stärkere Immersion in die Welt. Im Remake bleibt davon leider nicht viel übrig. Zwar lässt sich das Zeitlimit manuell deaktivieren, aber der damit verbundene Spielfluss wirkt eher nachträglich drangepflastert als elegant integriert.
Liebe zum Detail und frischer Wind
Trotzdem steckt enorm viel Liebe in den Spielwelten. Die Parks sind nicht nur optisch überarbeitet worden, sondern stecken voller kleiner Gags, Easter Eggs und kreativer Elemente. Wer die Originale kennt, wird an vielen Stellen nostalgisch schmunzeln. So etwa beim Wiedersehen mit dem kanadischen Skatepark oder dem College Campus. Gleichzeitig wirkt das Design an vielen Stellen spürbar modernisiert, ohne den Charakter der Vorlage zu verlieren.
Die Riege an Skaterinnen und Skatern wurde sinnvoll erweitert. Neben Legenden wie Tony Hawk oder Bam Margera finden sich auch moderne Größen im Roster. Diese Mischung aus alt und neu schafft einen angenehmen Spagat zwischen Fanservice und Zeitgeist.
Besonders lobenswert: Der Charaktereditor erlaubt es wieder, eigene Skater zu erstellen. Diese kann man mit reichlich Outfits, Boards und Styles anpassen. Wer sich kreativ austoben will, hat hier viele Möglichkeiten. Auch das schrittweise Freischalten von Ausrüstung und Skills sorgt für eine angenehme Progression.
Soundtrack: Zwischen Kult und Kompromiss
Was wäre ein Tony-Hawk-Spiel ohne Musik? Auch im Remake spielt der Soundtrack eine zentrale Rolle. Die Mischung aus Punk, Hip-Hop, Metal und Indie-Sounds hat die Serie einst mitdefiniert und dieses Gefühl versucht das neue Spiel wiederzubeleben.
Nur sehr wenige Klassiker haben den Sprung ins Remake geschafft. Gleichzeitig wurde die Playlist deutlich erweitert. Neuere Acts wie Turnstile bringen frischen Wind und treffen meist den richtigen Ton. Allerdings fehlt es an mancher Stelle doch an Nostalgie. Einige ikonische Songs der Originalspiele wurden unverständlicherweise gestrichen. Für Fans, die eine starke emotionale Bindung zu bestimmten Tracks haben, ist das enttäuschend.
Das Gameplay: Arcade mit Tiefgang
Die größte Stärke des Spiels liegt aber nach wie vor im Gameplay. Die Steuerung ist punktgenau, direkt und geschmeidig. Grundbewegungen wie Ollies, Flips und Grinds gehen schnell in Fleisch und Blut über. Doch wer höhere Punktzahlen erreichen oder komplexe Trickserien landen will, muss sich reinknien.
Die Kombination aus präzisem Timing, geschickter Linienführung und geübtem Balancieren bei Manuals oder Liptricks fordert und belohnt gleichermaßen. Besonders in den Wettbewerbsmomenten entfaltet sich die alte Magie: Flow-Zustände, in denen alles zusammenpasst, führen zu spektakulären Combos und echtem Stolz, wenn ein Run perfekt gelingt.
Dabei bleibt das Spiel jederzeit fair. Fehler entstehen selten durch ungenaue Steuerung, sondern fast immer durch eigenes Versagen. Das motiviert ungemein und sorgt dafür, dass man auch nach zig Versuchen noch denkt: „Einer geht noch.“
Technisch sauber umgesetzt
Technisch präsentiert sich das Remake von seiner besten Seite. Die Grafik wurde modernisiert, ohne den charmanten Comiclook der Originale zu verlieren. Texturen sind hochauflösend, die Umgebungen wirken lebendig und detailreich. Auch die Animationen der Skater wurden überarbeitet und wirken nun geschmeidiger und realistischer – ohne die Überdrehtheit früherer Jahre ganz aufzugeben.
Besonders erfreulich: Während des Tests sind keine Bugs, Glitches oder Performanceprobleme aufgetreten. Das Spiel läuft butterweich, Ladezeiten sind kurz, und auch in hektischen Momenten bleibt alles stabil. Für ein Spiel, das direkt zum Release in so gutem Zustand erscheint, verdient das Entwicklerteam definitiv Lob.
Auch die akustische Kulisse überzeugt: Soundeffekte wie Rollen auf Beton, das Knallen des Bretts bei einem Flip oder das metallische Geräusch beim Grinden sorgen für eine dichte Atmosphäre. Hier wirkt alles durchdacht und stimmig.
Motivation für viele Stunden
Inhaltlich wird einiges geboten. Neben den klassischen Levelzielen gibt es zahlreiche Zusatz-Challenges, versteckte Geheimnisse in jedem Park und eine Vielzahl an Belohnungen, die zum erneuten Durchspielen motivieren. Boards, Kleidung, Skater – alles lässt sich freischalten und gibt das gute Gefühl, stetig Fortschritte zu machen.
Dazu kommen Online-Modi, in denen man sich mit anderen Spielerinnen und Spielern messen oder einfach gemeinsam die Parks erkunden kann. Der Wettkampfgedanke wird hier genauso bedient wie der entspannte Flow-Modus. Das sorgt für Abwechslung und für eine ordentliche Portion Langzeitmotivation.
Gerade wer gerne Perfektion anstrebt, wird viele Stunden in dieses Spiel investieren. Die Vielzahl an Herausforderungen, das Sammeln aller Goodies und das stetige Optimieren der eigenen Fähigkeiten bieten mehr als genug Gründe, um immer wieder den Controller in die Hand zu nehmen.
Fazit
Tony Hawk's Pro Skater 3+4 ist ein würdiges Remake. Es ist vielleicht nicht in allen Aspekten perfekt, aber mit viel Herz und Sorgfalt umgesetzt. Die Rückkehr der klassischen Zwei-Minuten-Runs mag nicht jeden Geschmack treffen, vor allem Fans des freien Karrieremodus aus Teil 4 werden etwas enttäuscht sein. Auch der Soundtrack hätte noch einen Schuss mehr Nostalgie vertragen können.
Dennoch: Das Spielgefühl ist genau so, wie es sein soll. Die Steuerung ist präzise, der Umfang ordentlich, und technisch gibt es nichts zu meckern. Wer Spaß an Arcade-lastigem Skaten hat, wird hier voll auf seine Kosten kommen – egal ob Neueinsteiger oder Fan der ersten Stunde.
- Stimmige Mischung aus Vertrautem und Neuem
- Technisch sehr stabil und hochwertig
- Umfangreiche Auswahl an Skatern und Anpassungsmöglichkeiten
- Liebevolle Gestaltung der Levels mit vielen Details
- Viele Stunden Spielspaß durch Challenges, Secrets und Online-Modi
- Kein offener Karrieremodus wie im Original von Teil 4
- Sehr viele ikonische Songs fehlen
- Kleinere Kürzungen bei den altbekannten Challenges

Leidenschaftlicher Zocker, der irgendwo zwischen Shootern, Plattformern, Action-Adventures und arcadigen Sportspielen zuhause ist. Zu den Lieblingsreihen gehören Resident Evil, The Last Of Us, Call Of Duty und GTA.