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Review

Pro Cycling Manager 2023 im Test: Ein Radsportteam in unseren Händen

Von Daniel Walter am 9. Juni 2023. Getestet auf PC. Zum Spiel hier klicken.

Der Pro Cycling Manager 2023 ist neben der Sportsimulation Tour de France 2023 gleich der zweite spannende Release für Fans des Radrennsports. Wie uns die neuste Ausgabe von Cyanides Radsportmanager gefallen hat, zeigen wir euch im Test.

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Wie gewohnt hält der Manager im Einzelspielermodus unterschiedliche Spielvarianten bereit. So übernehmen wir in der klassischen Karriere die Kontrolle über ein bekanntes oder unbekannteres Profiteam und arbeiten uns Schritt für Schritt an die Weltspitze. Dabei kümmern wir uns nicht nur um die Taktik und Betreuung der Fahrer auf der Strecke, sondern unter anderem auch um Transfers, Training, Sponsoren oder den Terminplan unserer Fahrer. Der Pro Cyclist Modus widmet sich wiederum einem einzelnen, von uns selbst erstellten Rennfahrer, den wir von den Anfängen seiner Profikarriere an begleiten. Beide Hauptspielmodi schauen wir uns später im Test noch ausführlicher an. Wer auf sämtliche tiefer gehenden Managerfunktionen verzichten möchte, kann sich aber auch für ein Einzelrennen entscheiden und Großereignisse wie die Tour de France oder auch berühmte Eintagesklassiker einzeln und ohne Umschweife erleben.

Darüber hinaus schickt uns der Pro Cycling Manager auf Wunsch auch wieder auf die Radrennbahn, wo wir uns in beliebten Disziplinen wie Sprint, Keirin, Ausscheidungsrennen oder Omnium mit der Bahn-Elite messen können. Hierbei wählen wir aus drei unterschiedlichen Velodromen aus und dürfen des Weiteren auch Details wie die Anzahl an Gewinndurchgängen oder auch den Turniereinstieg bestimmen – also ob wir beispielsweise regulär in der ersten Runde oder erst im Halbfinale oder Finale in den Wettbewerb einsteigen. Im Anschluss können wir nicht nur unseren Fahrer auswählen, sondern auch unsere Material zusammenstellen, wie Rahmen, Räder oder Helm. Die Präsentation auf der Bahn ist mit Werbebanden, Fahrbahnbeschriftungen und Details wie Mitarbeitern in der Mitte der Rennbahn authentisch und stimmungsvoll gehalten. Da wir während des Rennens mit der Kamera sehr nah am Rücken unseres Fahrers sind, während wir seinen Krafteinsatz regulieren, fühlen es sich zudem jederzeit so an als wären wir sehr nah am Geschehen. Insgesamt ist der Bahnmodus nicht überragend spektakulär, aber wie immer eine schöne (kurzweilige) Ergänzung zum Straßenrennen.

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Unsere Managerkarriere beginnt

Beginnen wir mit dem zentralen Spielmodus, der Karriere. Hier wählen wir ein Profiteam unseres Vertrauens aus und dürfen dabei auf unterschiedliche Divisionen zurückgreifen. So finden sich in der World-Tour-Kategorie alle großen Mannschaften, die wir auch aus den TV-Übertragungen der großen Rundfahrten und Eintagesrennen kennen. Von Ineos Grenadiers über Jumbo Visma bis hin zum UAE Team Emirates oder dem deutschen Bora-Hansgrohe-Team ist hier für jede Fan der richtige Rennstall mit dabei. Sämtliche Profiteams kommen mit ihren aktuellen Trikots und dem Teamnamen daher, bei den Fahrern müssen leider wie immer einige Abstriche gemacht werden. Betroffen sind hier bei den World-Tour-Teams die Mannschaften Astana, Cofidis und Soudal Quickstep, in denen sich beispielsweise Namenskreationen wie Civendash statt Cavendish, Alaphilipi statt Alaphilippe oder Edendoel statt Evenepoel finden lassen. Nach all den Jahren, in denen es den Manager mittlerweile schon gibt, ist es natürlich schon ärgerlich, dass immer noch einige große Sportler nicht mit echtem Namen dabei sind, andererseits ist man es als Fan der Reihe mittlerweile auch gewöhnt. Neben den Top-Teams finden sich auch kleinere Mannschaften in der Simulation, die nicht für alle Events automatisch qualifiziert sind. So hält die Kategorie Kontinental-Pro zum Beispiel immer noch halbwegs bekannte Rennställe wie Israel Premier Tech, Caja Rural oder Uno-X Pro Cycling bereit. Vertraute Namen sucht man in der kleinsten Gruppe, der Kontinental Klasse, hingegen weitestgehend vergebens. Anhand der Sternebewertugnen der Teams lässt sich klar erkennen, dass die Schwierigkeitsstufe natürlich auch mit der Mannschaftwahl zusammenhängt, also je größer das Team, desto besser das Budget und natürlich auch die Fahrer. Wer eine echte Herausforderung sucht, beginnt also am besten in der Kontinental Klasse und arbeitet sich Schritt für Schritt nach oben.

Zum insgesamt sehr breit aufgestellten Lizenzpaket gesellt sich ein prall gefüllter Rennkalender mit zahlreichen bekannten Eintagesrennen und mehrtägigen Rundfahrten in sämtlichen Regionen der Welt. Viele wichtige Events sind dabei mit echtem Namen und passendem Streckenprofil vertreten, allen voran die Tour de France sowie die Spanienrundfahrt, die Vuelta. Aber auch kürzere Rundfahrten wie Paris-Nizza oder das Critérium du Dauphiné gehören zu den lizenzierten Events, ebenso wie die Frühjahrsklassiker Fleche Wallonne, Paris-Roubaix oder Lüttich-Bastogne-Lüttich. Auch, wenn viele kleinere Termine nur mit fiktivem Namen vertreten sind, wie zum Beispiel die UAE Tour, die hier schlicht Tour of Saudi Arabia heißt oder Mailand-San Remo, das als Grandprix von Sanremo im Kalender steht, schmerzt das Fehlen des “echten” Giro d’Italia natürlich am meisten. Statt des originalen Rennens müssen wir hier im Mai mit dem daran angelehnten Supergiro di Italia vorlieb nehmen. Abgerundet wird der riesige Rennkalender mit internationalen Events unterschiedlicher Kategorien, von den nationalen Meisterschaften bis hin zu den Welt- und Europameisterschaften, sodass wir im Verlauf der Saison auch mehrfach die Nationalmannschaften zu Gesicht bekommen. Man kann sich bei der Fülle an Veranstaltungen wahrlich nicht über mangelnden Content beklagen, dennoch wäre es, gerade aufgrund der Tatsache, dass dieser mehr und mehr an Bedeutung gewinnt, schön, wenn wir auch die Möglichkeit hätten, eine Saison im Frauenradsport zu bestreiten.

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Ein aufgeräumtes Dashboard optimiert den Spielfluss

Seit unserem letzten Besuch im Pro Cycling Manager im Jahr 2019 sind inzwischen einige Jahre vergangen und wir waren wirklich erstaunt über das übersichtliche Dashboard, das uns auf einen Blick die wichtigsten Infos zeigt und dabei rundum aufgeräumt und strukturiert daherkommt – das war bei Weitem nicht immer so. Direkt auf dem Startbildschirm können wir uns nicht nur über anstehende Rennen, die aktuelle Teammoral oder unsere jüngsten Ergebnisse informieren. Wir bekommen außerdem die neusten Nachrichten in unserem Posteingang angezeigt oder erhalten einen Überblick über aktuelle Verletzungen und Erkrankungen innerhalb unseres Teams mitsamt voraussichtlicher Genesungszeit. Gerade Daten wie die Fitness oder auch die Moral unserer Fahrer helfen uns dabei, das ideale Team für die anstehenden Herausforderungen zu finden, daher ist es äußerst hilfreich, wenn diese leicht eingesehen werden können. Schön ist auch das Informationsfenster, das uns neben Teamvorstellungen unter anderem auch Nachrichten zu wichtigen Transfers oder Wertungen laufender Rennen übermittelt, sodass wir immer bestens über die Welt des Radsports im Bilde sind. Hier versprüht der PCM tatsächlich einen Hauch von FIFA, das ja schon seit einigen Jahren auch über Geschehnisse abseits des eigenen Stadions informiert. Aber auch andere Optimierungen machen den Cycling Manager 2023 deutlich zugänglicher als dies früher der Fall war. So steht uns bei der Planung und Koordinierung der kommenden Rennen auf Wunsch ein automatischer Planungsassistent zur Seite, der die Events des aktuellen Monats für uns im Auge behält. In älteren Ausgaben war schon das Anmelden zu bevorstehenden Rennen eine echte Wissenschaft für sich, gerade auch wegen der unübersichtlichen Anzeige, die damals gewählt wurde. Was uns auch sehr gut gefallen hat und die Managementsimulation noch einmal merklich realistischer wirken lässt, ist die Tatsache, dass wir in unseren virtuellen Emails nun auch interessante Entwicklungen aus der Welt des Radsports nachlesen können, wie zum Beispiel neu vorgestellte Radmodelle oder auch Vertragsabschlüsse, die andere Teams mit Fahrern und Sponsoren tätigen. Alles in allem sind die aktuelle Menüführung und der Aufbau des Dashboards rundum gelungen und erlaubt es uns, mit wirklich wenigen Klicks alle wichtigen Angelegenheiten zu kontrollieren.

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Ein breit gefächertes Arbeitsfeld

Als Teammanager stehen uns im Pro Cycling Manager 2023 zahlreiche Möglichkeiten der Einflussnahme zur Verfügung, mit denen wir die richtigen Schrauben für einen langfristigen Erfolg unserer Mannschaft stellen können. So geht es nicht nur darum, Scouts in alle Welt auszusenden, um vielversprechende Nachwuchsfahrer zu rekrutieren und das Team für die Zukunft aufzustellen. Wir kümmern uns auch um das Personal unseres Rennstall, von individuellen Trainern für einzelne Fahrer oder Fahrergruppen, die mit ihren speziellen Trainingsansätzen (bahnbrechend, modern oder traditionell) zu unterschiedlichen Fahrertypen passen, bis hin zum Teamarzt, der dafür sorgt, dass unsere Rennfahrer bei Verletzungen schneller genesen. Aber das war natürlich noch längst nicht alles. So buchen wir Trainingslager in ganz Europa, um verschiedene Fähigkeiten des Teams zu verbessern, von Disziplinen wie dem Teamzeitfahren bis hin zur allgemeinen Fitness und Kondition. Weiterhin haben wir auch die Chance, auf diesem Weg Streckenerkundungen durchführen zu lassen, um unsere Fahrer auf bevorstehende Rundfahrten vorzubereiten. Schön ist auch, dass wir das Material unseres Rennstalls selbst aussuchen und auf Wunsch auch über einen gewissen Zeitraum optimieren können, indem wir die Forschung und Entwicklung für Komponenten wie Laufräder oder Rahmen vorantreiben, um diese auf die speziellen Ziele und Bedürfnisse unseres Teams zuzuschneiden. Wo wir beim Thema Ziele wären – hier bietet uns das Spiel eine detaillierte Planungsübersicht an, mit deren Hilfe wir die Saisonhöhepunkte jedes einzelnen Fahrers festlegen dürfen. Auf diese Weise stellen wir zum Beispiel sicher, dass, wenn wir mehrere Klassementfahrer haben, jeder für eine der Grand Tours des Jahres in Topform ist, um dort um den Sieg mitzufahren. Dies gilt natürlich auch für unsere übrigen Spezialisten, sodass wir mit der richtigen Zielsetzung für alle wichtigen Rennen der Saison eine gut aufgestellte Mannschaft sicherstellen können. Ergänzend hierzu können wir für jeden Rennfahrer auch die Vorsaison planen und, abhängig davon, wann er in Top-Verfassung sein soll, die Intensität des Trainings zu Jahresbeginn niedriger oder höher ansetzen.

Ein zusätzlicher sehr schön umgesetzter Aspekt unseres Jobs ist die Verhandlung mit Sponsoren, um unsere finanzielle Sicherheit zu garantieren. Hier müssen wir von Zeit zu Zeit in Verhandlungen mit unserem Hauptsponsor treten, um gemeinsam mit ihm die Ziele der Saison festzulegen. Hier erkennen wir zum Beispiel auch, welche Events für unseren Geldgeber besonders wichtig sind und wo wir mit einem guten Abschneiden das Vertrauen des Sponsors sicherstellen können. Wenn wir nämlich dauerhaft unter den Zielsetzungen bleiben, kürzt unser Finanzpartner unter Umständen das Budget oder steigt komplett aus dem Sponsoring aus. Im Laufe der Zeit erhalten wir auch immer wieder Angebote von anderen Interessenten, mit denen wir in Verhandlungen treten können, zum Beispiel, wenn das Vertrauen unseres aktuellen Partners gesunken ist oder wir ein besseres Angebot einholen möchten. Neben dem Hauptsponsor können wir übrigens auch die Ausrüster wechseln, die uns Komponenten wie Rahmen oder Laufräder zur Verfügung stellen. Weiterhin kümmern wir uns auch um die Vertragsverhandlungen mit unseren aktuellen Fahrern sowie mit potenzielle Neuzugängen, die wir entweder auf der offiziellen Transferliste oder auch direkt in den verschiedenen Teams finden. In den Verhandlungen geht es nicht nur um das Geld und die Laufzeit, sondern zum Beispiel auch um die Rolle des jeweiligen Fahrers im Team. Die Fülle an Tätigkeiten, die Teil unseres Jobs als Teammanager sind, ist wirklich mehr als beeindruckend. Das Spiel gibt uns dadurch einen gelungene Einblick in den (stressigen) Alltag eines Teamchefs und ermöglicht dank schlicht und einfach gehaltener Menüs im gleichen Zug eine komfortable Bedienung sämtlicher Aspekte. Wenn wir noch etwas mehr drum herum geboten bekommen würden, zum Beispiel mit Pressekonferenzen, sichtbaren Vertragsverhandlungen oder auch einem ausgestalteten 3D-Büro wäre das Ganze natürlich noch einmal ein gutes Stück imposanter – schließlich besteht das Spiel abseits der Rennstrecken in erster Linie aus Textboxen – dennoch kann das Game in Sachen Zugänglichkeit, Übersicht und Strukturierung rundum überzeugen.

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Gelungene Inszenierung auf der Strecke

Abseits der Managementfunktionen bietet uns der PCM 2023 natürlich auch die Möglichkeit, unsere Fahrer auf der Strecke zu unterstützen. Wem dies zu anstrengend ist oder, wer lieber möglichst schnell zu den richtig interessanten Rennen der Saison gelangen möchte, kann einzelne Etappen oder auch komplette Rundfahrten jederzeit simulieren lassen und somit auf das 3D-Erlebnis verzichten. Gerade für spektakuläre Bergetappen und temporeiche Sprintfinals lohnt es sich aber allemal, die Zeit zu investieren, zumal wir die Etappen dank beschleunigter Zeit auch sehr schnell abarbeiten können. Auf der Strecke haben wir Zugriff auf das gesamte Team und dürfen jedem Fahrer individuelle Befehle erteilen oder Aufgaben zuweisen. Hierzu gehören zum Beispiel die Führungsarbeit an der Spitze einer Gruppe, das Beschützen eines Teammitglieds oder auch das Versorgen der Mitstreiter mit Wasserflaschen. Außerdem haben wir jederzeit die Chance, einen Angriff zu initiieren oder den automatischen Modus zu aktivieren, bei dem wir uns nicht weiter mit dem jeweiligen Teammitglied befassen müssen, da einfach die im Vorfeld festgelegte Strategie verfolgt wird. Unsere Fahrer verfügen dabei wie in der Reihe üblich über drei Arten von Anzeigebalken, den roten Angriffsbalken für Attacken und Sprints, den gelben Zähigkeitsbalken, der sich bei kontinuierlicher Anstrengung leert, zum Beispiel bergauf, und den grünen Ausdauerbalken, der im Prinzip unsere Gesamtenergie für den Rest der Etappe darstellt. Während sich die beiden erstgenannten bei geringerer Belastung wieder auffüllen, leert sich der grüne Balken kontinuierlich, was nur mit einem Gel kurzzeitig verlangsamt werden kann. Ist er komplett leer, erleidet unser Fahrer einen Einbruch und verliert zunehmend den Kontakt zu den Kontrahenten und damit auch viel Zeit. Unsere Aufgabe ist es also, die vorhandene Energie bestmöglich zu nutzen und bei unseren Angriffen und Aktionen immer im Blick zu behalten. Bei allen Befehlen können wir zudem über eine Zahleneingabe die Intensität festlegen, mit der die jeweilige Aktion ausgeführt werden soll, was natürlich auch Einfluss auf den Energieverbrauch hat. Sehr schön ist auch, dass wir bei kurzfristigen Aktivitäten wie einem Angriff gleich auch einen Folgebefehl auswählen können, der im Anschluss automatisch ausgeführt wird, sodass wir den Fahrer nicht die ganze Zeit beobachten müssen und mitunter wertvolle Sekunden verlieren. Was mittlerweile ebenfalls sehr gut von der Hand geht und früher alles andere als einfach zu managen war, ist der Aufbau eines Sprinterzugs. Hierfür steht nun ein spezieller Folgen-Befehl zur Auswahl, der es uns ermöglicht, mit wenigen Klicks eine Reihe unserer Fahrer aufzubauen, die für den Sprinter das Tempo anzieht. Einen weitere äußerst nützliche Funktion ist die, die es uns ermöglicht, zwei beliebige Fahrer zu markieren und deren zeitlichen Abstand zueinander zu messen, was gerade bei umkämpften Klassements äußerst hilfreich ist.

Bei der Präsentation macht der Pro Cycling Manager auch in diesem Jahr eine gewohnt gute Figur, wenn man mal von den wieder einmal komplett identischen Gesichtern im Feld absieht, die leider mittlerweile ein Dauerbrenner bei beiden Radsportspielen sind. Die umliegenden Landschaften mitsamt ihrer Vegetation, ihren Dörfern und Städten und auch mit markanten Streckendetails wie Bergen, Abfahrten, Zwischensprints oder dem Start-und Zielbereich werden wie gewohnt glaubhaft in Szene gesetzt und zeigen eine authentisch wirkende Radsport-Übertragung wie man sie aus dem TV kennt. Dabei haben wir auch die Option, zwischen mehreren Kameraperspektiven zu wählen, wie der Third-Person-Ansicht, der Motorradkamera oder der Hubschrauberperspektive, um in jeder Situation die perfekte Übersicht zu haben. Auch, wenn die optische Präsentation insgesamt gelungen ist, hätte es an der einen oder anderen Stelle gerne auch etwas mehr Umgebungsdetails geben dürfen, um für mehr Abwechslung zu sorgen, gerade auch, da an vielen Stellen keine Zuschauer platziert wurden, wo sie aber definitiv gut hingepasst hätten. Was uns hingegen sehr gut gefallen hat, sind die wechselnden Witterungsbedingungen, die nicht nur optisch sehr schön aussehen, sondern auch Einfluss aufs Spielgeschehen haben, indem sie beispielsweise die Wahrscheinlichkeit für Stürze erhöhen. Die Soundkulisse ist hingegen sehr dezent, vielleicht etwas zu dezent gehalten und beinhaltet neben sanften Naturklängen fast ausschließlich das Fahrgeräusch der Räder sowie die insgesamt sehr rar gesäten Sätze des Kommentators. Hier wäre vielleicht, gerade im Hinblick auf die Ausgestaltung der Naturklänge oder die akustische Darstellung des Feldes, in dem ja beispielsweise auch gesprochen oder gefunkt wird, etwas mehr drin gewesen. Damit wir während der Fahrt immer bestens mit allen wichtigen Informationen versorgt sind, zeigt uns das HUD ein Streckenprofil der jeweiligen Etappe, eine übersichtliche Darstellung der aktuellen Gruppen mitsamt den zeitlichen Abständen dazwischen und auch die verbliebenen Kilometer zu nächsten Berg- und Sprintwertung oder auch zum Ziel. Weiterhin dürfen wir jeden Fahrer im Feld anklicken, um Informationen zu seinen Fähigkeiten in den unterschiedlichen Bereichen zu erhalten und dadurch zum Beispiel seine Skills am Berg oder beim Zwischensprint besser einschätzen zu können. Außerdem erhalten finden wir hier Details zu seiner Platzierung in den unterschiedlichen Klassements, um einordnen zu können, ob er eine Bedrohung für unsere Pläne ist.

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Im Pro Cyclist Modus rücken wir einen Fahrer in den Mittelpunkt

Wer kein ganzes Team steuern, sondern sich auf einen einzelnen Fahrer konzentrieren möchte, ist wie gewohnt im Pro Cyclist Modus gut aufgehoben. Hier erstellen wir ein individuelles Rennfahrer Avatar, das wir aus sechs vorgefertigten Varianten auswählen. Außerdem bestimmen wir Name, Nationalität, Größe, Gewicht und Hautfarbe und fügen dem Fahrer auf Wunsch auch eine markante Gesichtsbehaarung zu. Ein weiblicher Charakter kann hier leider auch in 2023 nicht gewählt werden, was sich hoffentlich in den nächsten Ausgaben einmal ändern wird. In den nächsten Schritten legen wir neben unserem Potenzial, das bestimmt wie schnell unsere Werte im Rahmen der Karriere wachsen können, auch unsere Spezialisierung fest – also ob wir Bergfahrer, Zeitfahrer, Sprinter usw. sind. Dabei wählen wir nicht nur unsere Hauptbegabung, sondern auch eine Nebenachse aus, um die Fähigkeiten zu verfeinern. Wo wir gerade bei den Fähigkeiten sind – wie im Rennspiel Tour de France 2023 hat auch der Pro Cycling Manager in allen Spielmodi zwei neue Attribute in diesem Bereich eingeführt, nämlich das Mittelgebirge als Abgrenzung von Bergen und Hügeln sowie die Beweglichkeit unseres Fahrers. Diese dienen dazu, die einzelnen Rennfahrer noch realistischer darzustellen und mehr Dynamik in den unterschiedlichen Rennsituationen zu generieren. Im Anschluss an die Wahl unserer Spezialisierung geht es im Pro Cyclist Modus darum, sich für ein Team zu entscheiden, dass uns ein Angebot unterbreitet hat. Dabei wird uns anhand unserer Fähigkeiten und unseres Potenzials ein allgemeiner Rang innerhalb der Mannschaft angeboten. Außerdem sehen wir, wie hoch unser Ansehen im Team in unser Spezialkategorie ist, also zum Beispiel, welchen Rang wir unter den Bergfahrern einnehmen. Auch, wenn unser Potenzial hoch eingestellt ist, müssen wir uns aber zunächst mit Angeboten aus der Kontinental- und Kontinental-Pro-Kategorie zufrieden geben.

Haben wir uns entschieden, finden wir uns kurz darauf auf dem Dashboard wieder. Dieses ist etwas schlanker gehalten als im Teammodus und natürlich deutlich persönlicher von den gezeigten Statistiken her. So sehen wir auf einen Blick unsere Erfolge, anstehende Rennen und Email-Korrespondenzen mit Teammitgliedern, dem Trainerteam oder dem Vorstand. Außerdem können wir Fitness und Ermüdung einsehen und zudem erkennen, auf welchem Level unser Fahrer aktuell ist und wie viele XP zum nächsten Stufenaufstieg benötigt werden. Diese erhalten wir zum Beispiel dann, wenn wir die Rennziele unseres Managers erfüllen. Die Managerzufriedenheit, die als Prozent-Wert auf dem Dashboard abgelesen werden kann, wirkt sich natürlich positiv oder negativ auf unsere Position in den nächsten Vertragsverhandlungen aus. Schön ist auch, dass wir im Rahmen von kurzen Nachrichten mit mehreren Antwortmöglichkeiten aktiv mit unserem Trainer kommunizieren können und beispielsweise dabei auch Einfluss darauf haben, in welchen Rennen wir eingesetzt werden. Auch das Training geht dieses Mal sehr tief und bietet uns zum Beispiel die Chance, eigene Fitnessziele zu setzen, unseren mentalen Zustand im Auge zu behalten und auch gezielt Erholungstage einzubauen, um nicht zu stark zu ermüden. Hier können wir eigene Trainingsblöcke mit individuellen Schwerpunkten im Trainingskalender platzieren und somit Einfluss auf die Verbesserung unseres Fahrers in den unterschiedlichen Kategorien nehmen. Wem dies zu kompliziert ist, der kann sich auch einen Vorschlag vom Assistenztrainer erstellen lassen. Auf der Strecke steuern wir dann selbstverständlich auch nur unseren eigenen Fahrer, haben aber trotzdem Einblick in die aktuellen Befehle und Vitalwerte unserer Teamkollegen. Dadurch fühlt sich der Modus zwar individuell an, muss jetzt aber in den Grundzügen nicht neu erlernt werden, wenn wir mit dem Teammodus vertraut sind. Die Ziele, die uns von unserem Trainer für ein Rennen gesteckt werden, sind breit gefächert und können zum Beispiel lauten: Führe einen Ausreißversuch für eine bestimmte Anzahl an Kilometern durch. Im Laufe der Etappe werden wir durch Einblendungen auch immer wieder über unseren Fortschritt dahingehend auf dem Laufenden gehalten. Wenn wir ein Ziel nicht gänzlich erreichen, sondern beispielsweise nur drei Viertel der gewünschten Distanz in eine Ausreißergruppe verbracht haben, wird uns dies dennoch angerechnet und vom Trainer entsprechend bewertet. Alles in allem ist der Pro Cyclist Modus eine gelungene Ergänzung zum Teammodus, gerade auch, da wir hierbei die Perspektive wechseln und, im Gegensatz zur Managerkarriere, von außen gesagt bekommen, was wir tun sollen. So dürfen wir im PCM 2023 beide Seiten kennenlernen, die sich mit ihren individuellen Schwerpunkten, trotz insgesamt gleichem Spielablauf, auch gut genug voneinander abheben.

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Fazit:

Wer den Pro Cycling Manager 2023 mit etwas weiter zurück liegenden Vorgängern vergleicht, wie in meinem Fall mit der 2019er Ausgabe, der findet hier eine an allen Ecken und Enden aufpolierte und deutlich realistischer und übersichtlicher gestaltete Managementsimulation vor, die an sehr vielen Stellen große Schritte nach vorne gemacht hat. Hierzu gehören neben dem dynamischen Wetter oder dem hervorragend strukturierten Dashboard beispielsweise auch die deutlich leichter zu meisternden Managementfunktionen beim Planen des Trainings oder der Renntaktik. Weiterhin bietet der neuste Ableger natürlich auch alle Stärken der Vergangenheit, wie die tief gehenden Managementfunktionen, die realistische Darbietung auf der Strecke oder auch die leicht verständliche Steuerung auf und abseits der Straße. Und auch die beiden Hauptspielmodi, die Teamkarriere und der Pro Cyclist Modus, können mit ihren individuellen Besonderheiten rundum überzeugen und bieten uns zwei interessante und grundlegend unterschiedliche Perspektiven im Profiradsport. Einen Vergleich mit dem direkten Vorgänger kann ich leider nicht anstellen, da ich diesen nicht gespielt habe, hierbei dürften die Unterschiede aber merklich geringer ausfallen. In jedem Fall wurden zwei neue Attribute für die Fahrer eingeführt, die für zusätzliche Dynamik sorgen, und im Pro Cyclist Modus wurde das Training deutlich überarbeitet und detaillierter gestaltet. Mit den wechselhaften Witterungsbedingungen wartet auf der Strecke außerdem eine zusätzliche Herausforderung auf uns. Was die 2023er-Ausgabe leider versäumt, ist die (längst überfällige) Einführung des Frauenradsports oder auch das stückweise Loslösen vom sehr textbasierten Spielaufbau, indem man zum Beispiel aus anderen Sportspielen bekannte Mittel wie Interviews, Pressekonferenzen oder ähnliches nutzt, um das ganze etwas spektakulärer zu machen. Nichtsdestotrotz ist der Pro Cycling Manager 2023 ein Meister seines Fachs und versteht es hervorragend, uns das abwechslungsreiche und teils auch recht stressige Leben eines Radsport-Teamchefs zu veranschaulichen.

Pro:
  • Vielschichtige Managementfunktionen
  • Realitätsnahe optische Präsentation
  • Große Auswahl an Events garantiert realistischen Saisonablauf
  • Dynamisches Wetter
  • Dank Pro Team und Pro Cyclist Modus zwei unterschiedliche Perspektiven
  • Sehr aufgeräumtes und übersichtliches Dashboard mit allen wichtigen Infos
  • Deutlich bessere Menüführung als in früheren Teilen
  • Neue Fahrerattribute für zusätzlichen Realismus
  • An vielen Stellen vereinfachte Bedienung
  • Bahnradsport als gelungene Ergänzung
Contra:
  • Noch immer Lücken bei den Lizenzen, sowohl bei den Fahrern als auch bei den (großen) Rennen
  • Nach wie vor sehr textbasiert mit wenig drumherum
  • Fokus liegt ausschließlich auf dem Männerradsport
  • Identische Gesichter bei den Fahrern
  • Teilweise recht leere Umgebungen mit wenig Zuschauern
Gameplay:
5 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Grafik:
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Sound:
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Atmosphäre:
4 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Unsere Wertung: 8.5 / 10
Spiel getestet auf: PC
Daniel Walter

Daniel Walter

Ein begeisterter Konsolenspieler mit einem breit gefächerten Interessengebiet. Neben Shooter-Serien wie Battlefield oder Call of Duty gehören auch Action-Adventures wie klassische Assassin's Creeds, die Batman-Arkham-Reihe oder The Last of Us Part 1/2 zu den bevorzugten Titeln. Hinzu kommen Survival-Games wie ARK, Horror-Klassiker a la Resident Evil sowie Open-World-Abenteuer im Stile von Far Cry oder Red Dead Redemption. Sport-Franchises wie FIFA oder Tour de France erweitern das Interessenfeld, ebenso wie sämtliche Titel aus dem Star-Wars-Universum.

Kommentare

Mpunkt am 12. August 2023

Schaft mein Laptop das Spiel ? Asus d509d....ich blick da nicht durch. Vielleicht kann jemand helfen

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Dominik Probst(Team) am 14. August 2023

Hey Mpunkt, dass ist schwer zu sagen, da es wahrscheinlich verschiedene Modelle von dem Laptop gibt. Ich kann dir aber folgende Website empfehlen, auf der du es testen kannst: https://www.systemrequirementslab.com/cyri

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