Quantum: Recharged im Test: Fang sie alle!
Mit Quantum: Recharged macht ein weiterer Atari-Klassiker nochmals auf sich aufmerksam. Das Remake ergänzt als jüngster Neuzugang die Recharged-Collection, in der bereits andere Spiele aus dem Hause Atari in neuem Gewand den Weg zurück auf den Bildschirm gefunden haben. Zehn Jahre nach dem weithin als Urvater der Videospiele geltenden Pong eben jenes Herstellers erblickte unter der Hand von Elizabeth Ryan, der damalig ersten weiblichen Entwicklerin des Unternehmens, im Dezember 1982 Quantum das Licht der Pixel-Welt. Wiederum stolze 40 Jahre nach dem Release des Ursprungsspiels kann man nun in Quantum: Recharged wieder in alter Manier auf Raumschiffjagd gehen. Ob aber auch heute noch ein guter Fang gelingt, zeigt euch unser Test.
Last (wo)man standing
Ähnlich wie bei einem Bullet-Hell-Shooter sehen wir in Quantum: Recharged aus der Vogelperspektive auf das Geschehen hinab und müssen uns gegen feindliche Raumschiffe verteidigen. Dabei stehen uns aber, im Gegensatz zu den genannten Shootern, keinerlei Schussmöglichkeiten zur Verfügung. Stattdessen müssen wir in einer kreativer Spielidee eine Art Gravitationsfeld kreieren, das uns zwar einen hilfreichen Schutzschirm bietet, unsere Feinde aber sofort eiskalt hinein saugt, sobald sie in die Nähe kommen. Um ein solches Todeszone genanntes Feld zu erzeugen, nutzen wir unseren Antriebsschweif, den wir wie einen Kondensstreifen hinter uns her ziehen. Indem wir unsere Spur kreuzen, entsteht für eine kurze Zeit eine Fläche in Form unserer gerade eben absolvierten Flugbahn. Diese Bereiche können wir munter in unbegrenzter Zahl quer über das Spielfeld verteilen und auch überlappen lassen. Je mehr Todeszonen wir anlegen und je größer diese ausfallen, desto höher ist natürlich die Fangwahrscheinlichkeit. Anders als im Mobile-Game Snake ist in Quantum: Recharged also definitiv das Treffen des eigenen Endes gewünscht, ja sogar notwendig, um gegen die Feinde bestehen zu können.
Diese warten derweil mit unterschiedlichen Gegnertypen auf, die uns wiederum das Leben schwer machen. So folgen uns zum Beispiel einige auf Schritt und Tritt, während andere plötzlich die Richtung wechseln oder von der Bande mit neuer Flugroute abprallen. Wiederum andersartige Kontrahenten versuchen, uns nach einem kurzen Vorwarnmoment mit Laserstrahlen aus dem Weg zu räumen oder verbünden sich mittels Laser sogar mit weiteren Feinden. Dabei treten sie uns zumeist in ordentlichen Scharen und in ihren Angriffsformen kombiniert gegenüber. Treffen sie uns, verlieren wir eins unserer drei Leben. Ist unser letztes schließlich verbraucht, ist das Spiel vorbei.
Dem kurzweiligen Kampf um den längeren Atemzug in diesem wilden Getümmel widmen wir uns in verschiedenen Modi, wahlweise alleine oder im lokalen Koop. In den Missionen können wir verschiedene Szenarien absolvieren, die meistens darauf hinauslaufen, alle Feinde zu besiegen und dabei den höchstmöglichen Highscore zu erzielen. Auch im Arkade-Modus gilt es, die Gegner zu eliminieren und möglichst viele Punkte zu sammeln. Hier können wir aber noch weitere Optionen hinzu schalten. Der vierminütige Zen-Modus ist dabei genau die richtige Wahl für eine entspannte Runde zum Üben, denn mit dieser Einstellung verlieren wir bei gegnerischen Treffern keine Leben, sondern müssen nur Abstriche beim Score-Counter hinnehmen. Die Modifizierungen Eisenmann oder Extrem erschweren, wie der Name bereits vermuten lässt, hingegen die Startbedingungen für das Duell Wir-gegen-den-Rest-des-Universums. So können wir nur noch mit einem Leben auf der Hand zum Gegenschlag ausholen oder uns gar noch mehr Gegnern mutig in den Weg stellen.
Charged up
Das Ursprungsspiel Quantum war für die heutige Zeit noch sehr minimalistisch dargestellt. Der Antriebsschweif bestand zum Beispiel aus einem simplen Strich und die Raumschiffe größtenteils aus Punkten. Im Vergleich dazu hat sich Einiges getan. Zwar hat Quantum: Recharged ein passendes, hübsches Retro-Kleid erhalten, wurde aber dennoch deutlich moderner aufgezogen.
Optisch sehen unser Gefährt sowie die der Gegner nun auch wie Raumgleiter aus. Der Schweif schwächt sich wie ein Kondensstreifen zum Ende hin ab und endet nicht einfach wie abgeschnitten. Auch ist die Darstellung der Gravitationsfelder neu, denn diese gab es in der Grundlage optisch nicht.
Schön ist zudem, dass es in den Grundeinstellungen die Option gibt, per Farbfilter die Darstellung so umzustellen, dass das Spielen auch bei verschiedenen Augenerkrankungen möglich ist. Der Sound hat natürlich ebenfalls ein Upgrade erhalten. Elektronische Beats untermalen die Raumschiffjagd und steigern sich zeitgleich mit unserem Highscore-Counter, wenn dieser durch das Einfangen vieler Gegner ohne Gegentreffer in die Höhe schnellt. Die Soundkulisse fügt sich dabei stets gut in das Spielgeschehen ein, ohne sich jedoch in den Vordergrund zu drängen, wodurch sie aber zeitgleich leider auch etwas austauschbar wird.
Um uns gegen die Horden an Feinden zu unterstützen, wurden zusätzliche Mechaniken eingebaut, die es im Ursprungstitel nicht oder zumindest nicht in Gänze gab. Neben der eingängigen Bewegungssteuerung können wir per Tastendruck einen zusätzlichen Turbo zünden und somit schneller über die Wirkungsfläche fliegen, so lange wir die Taste gedrückt halten. Alternativ können wir aber auch einen kurzen Schub aktivieren, der uns ruck zuck ein Stück weiter katapultiert. Zufällig erscheinende Power-ups bieten uns zudem weitere Hilfsoptionen an. Wenn wir sie einsammeln, erhalten wir etwa ein Zusatzleben oder einen temporären Schild. Auch ist ein vorübergehendes Einfrieren oder Verlangsamen der Gegner möglich. Bei all den genannten Hilfsmitteln ist aber durchaus Vorsicht geboten, damit der vermeintliche Vorteil nicht direkt in den gegenteiligen Effekt umschlägt. Gerade der Turbo und der Schub können selbstredend hilfreich sein, um einem feindlichen Schiff gerade noch so auszuweichen und es dann in einem Gegenschlag einzukreisen. Aber ihr Einsatz benötigt doch schon etwas Übung, denn es passiert eben im Getümmel auch sehr schnell, dass man dann statt auszuweichen oder der perfekten Bahn für eine Todeszone zu folgen genau in die Gegner hineinfliegt.
Ein Quantum Rost?
Und damit wären wir bei einer Krux angekommen: Dem Schwierigkeitsgrad. Auch, wenn die Steuerung und das Spielprinzip simpel sind und Quantum: Recharged wirklich Spaß macht, heißt das nicht, dass das Spiel in Summe ein Selbstläufer ist. Einige der Level sind aufgrund des Platzmangels, der sich in der Hitze des Gefechts durch die großen Gegnerwellen zwangsläufig immer wieder ergibt, schon sehr anspruchsvoll. Insbesondere bei Missionen mit vielen Laser-Gegnern kann es vorkommen, dass wir den Game-over-Bildschirm schneller zu Gesicht bekommen, als uns lieb ist. Eine gewisse Frustresistenz und etwas eingeplante Übungszeit können daher definitiv nicht schaden. Nun ist das bei Retro-Games natürlich nicht unbedingt etwas Ungewöhnliches und dem einen oder anderen wird die Herausforderung sicherlich auch wirklich zusagen. Dennoch wäre es bei der Neuauflage schön gewesen, wenn von vorne herein verschiedene Abstufungen beim Schwierigkeitsgrad, wie beispielsweise bei Tetris Effect, auswählbar gewesen wären, um sich ohne größere Frustgefahr langsam steigern zu können.
Noch kritischer fällt allerdings der Aspekt der Langzeitmotivation von Quantum: Recharged ins Auge. Nach dem erfolgreichen Absolvieren der Missionen bleibt nämlich im Grunde nur noch die Highscore-Jagd übrig. Zwar können wir noch Leistungen freischalten, wenn wir bestimmte Ziele erreichen, wie beispielsweise das Eliminieren von zehn Gegnern mit derselben Todeszone. Eine spielerische Auswirkung haben diese aber nicht, womit also leider keine freischaltbaren Elemente vorhanden sind. Nachdem sich die einzelnen Herausforderungen in ihrer visuellen Präsentation schon sehr stark ähneln, hätten sich doch gerade verschiedene optische Darstellungsmöglichkeiten angeboten, um die weitere Highscore-Jagd noch ein wenig mehr zu versüßen. Seien es andere Raumgleiter oder gar das allgemeine Design, das man ähnlich zu einem Remake des Mobile-Games Snake hätte aufziehen können. Hier war es nämlich möglich, das Spiel wahlweise auch in einer weiteren, neuen Optik mit einer Schlange oder in der nostalgischen Pixelform des Ursprungsspiels zu erleben.
Auch bei den Missionsaufgaben selbst lassen sich größere Gleichartigkeiten feststellen, denn diese werden uns sowohl im Singleplayer als auch im Koop in genau derselben Ausführung gestellt. Hier haben wir zusätzliche Möglichkeiten ebenfalls ein wenig vermisst. So wäre es schön gewesen, wenn sich die Missionen je nach Anzahl der Teilnehmer in ihrem Anspruch mehr unterschieden hätten. Ferner hätte ein kompetitiver Modus sicherlich als Ergänzung zum gemeinsamen Bewältigen der Herausforderungen das Portfolio noch weiter ausbauen können. Einen direkten Onlinemodus gibt es leider nicht, der natürlich ebenso eine weitere Option gewesen wäre. Aber wir haben online immerhin die Möglichkeit, uns per Scoreboard mit anderen Spielern zu messen, was wiederum für Motivation sorgt.
Fazit
Das kreative Spielprinzip von Quantum: Recharged hat mir wirklich gut gefallen. Die gegnerischen Raumschiffe per Gravitationsfeld einzufangen macht Laune und funktioniert auch heute noch gut. Zudem wurde, im Vergleich zum Ursprungsspiel, an der visuellen und akustischen Stellschraube gedreht und zugleich dennoch das Retro-Flair gut eingefangen. Ebenso haben neue oder zumindest überarbeitete Steuerungselemente wie der kurzzeitige Schub Einzug erhalten, die das Remake upgraden. Allerdings wird das Spielerlebnis etwas dadurch getrübt, dass sich Anreizpunkte für die Langzeitmotivation missen lassen. So ähneln sich die Level in Aufbau und Präsentation doch stark und es gibt abseits von Leistungstrophäen für bestimmte Ziele keine zusätzlich freischaltbaren Elemente, zum Beispiel in Bezug auf die Optik. Auch beim Gameplay selbst wäre noch etwas mehr Abwechslung schön gewesen. Ein kompetitiver Modus fehlt genauso wie ein Onlinemodus oder unterschiedliche Anforderungen zwischen Singleplayer und lokalem Koop. Zudem ist der Schwierigkeitsgrad teils doch durchaus anspruchsvoll, sodass eine schnelle Runde zwischendurch ohne Übung schnell in Frust enden kann. Wer allerdings von vorne herein eine Herausforderung sucht, macht hier sicherlich nichts falsch.
In Summe lässt sich also sagen, dass das Remake, obwohl es funktioniert, für die heutige Zeit leider etwas Potenzial liegen lässt, um sich mehr hervorzutun. Das finde ich persönlich sehr schade, denn Quantum: Recharged ist eine nette Retro-Erfahrung, bei der ich mich gerne noch länger angespornt in die Highscore-Jagd vertieft hätte.
- Kreatives Spielprinzip
- Optische Überarbeitung mit gutem Retro-Flair
- Neue Steuerungselemente, wie zum Beispiel der Schub
- Barrierefreiheit durch Filter für verschiedene Augenkrankheiten
- Highscore-Jagd
- Vergleichsmöglichkeit per Online-Scoreboard
- Teils hoher Schwierigkeitsgrad mit Frustgefahr
- Kaum Abstufungen beim Schwierigkeitsgrad möglich
- Level ähneln sich recht stark
- Keine zusätzlich freischaltbaren Spielelemente
- Sowohl ein kompetitiver als auch ein Onlinemodus fehlen
- Geringe Langzeitmotivation abseits der Highscore-Jagd
Konsolenzockerin seit der Kindheit, bevorzugt auf der PlayStation. Zu den Lieblingsspielreihen gehören Grandia, Project Zero, Tomb Raider, Uncharted und Tekken, aber es finden auch gerne mal Indie-Titel den Weg auf den Bildschirm.