resident evil 4resident evil 4
Review

Resident Evil 4 Remake im Test: Gelingt die Neuauflage des Horror-Meilensteins?

Von Daniel Walter am 1. April 2023. Getestet auf PS5. Zum Spiel hier klicken.

Nach Teil 2 und 3 bekommt nun auch der vierte Ableger der Resident-Evil-Hauptreihe ein umfassendes Remake spendiert. Ob der Horror-Meilenstein mit dem zu seiner Zeit revolutionären Gameplay auch in der heutigen Zeit noch begeistern kann, verraten wir euch im Test.

re4 ashley exploration

Ein intensiver Einstieg

Zunächst einmal stehen uns drei unterschiedliche Schwierigkeitsgrade zur Auswahl. Vom assistierten Modus mit Zielhilfe, automatischer Erholung und geringeren Ingame-Preisen für bestimmte Gegenstände, über den ausgewogenen Standard-Modus, bis hin zur speziellen Herausforderung für Veteranen mit stärkeren Feinden und erhöhten Kaufpreisen ist für jeden Geschmack etwas dabei. Im Anschluss empfängt uns Resident Evil 4 mit einer bedrückenden Introsequenz, bei der wir Zeuge der rituellen Opferung einer jungen Frau werden, die von vermummten Gestalten abgehalten wird. Schon hier macht das Remake deutlich, wo die Reise in Sachen Grafik hingeht, denn der kurze Clip besticht mit gestochen scharfen Objekten, kleinsten Details wie einzelnen Haarsträhnen oder realistischen Blutstropfen oder auch mit rundum gelungenen Texturen und Oberflächen, zum Beispiel aus Metall oder Sandstein. Nach der Eröffnung beginnt die eigentliche Handlung und wir lauschen der Stimme von Hauptfigur Leon, der die Geschehnisse von Racoon City aus seiner persönlichen Perspektive rekapituliert und einen Einblick in seine Gefühlswelt und seinen Werdegang seit der Zerstörung der Stadt gibt. Während er aus dem Off über seine Erlebnisse berichtet, beobachten wir, wie Leon gemeinsam mit zwei Polizisten mitten im Nirgendwo unterwegs ist, nach eigener Aussagen, um jemand wichtigen zu suchen. Resi-Veteranen wissen natürlich, dass es sich dabei um die verschollene Tochter des Präsidenten handelt. Es kommt, wie es kommen muss, und einer der beiden spanischen Gesetzeshüter kehrt nach einer Pinkelpause nicht zum Fahrzeug zurück, sodass wir uns kurzerhand in einer gruseligen verlassenen Hütte im dichtem Wald wiederfinden, um den Vermissten zu suchen. Spätestens dann, als wir in einem der baufälligen Räume der Hütte den blutgetränkten Ausweis des gesuchten Beamten finden und kurz darauf von einem apathisch wirkenden, verwahrlosten Mann attackiert werden, sollte jedem klar sein, dass an diesem Ort etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Was uns dort erwartet, vermittelt schon einen guten Eindruck von der eindringlichen Horror-Stimmung des Remakes, die deutlich macht, warum eine Neuauflage des Meisterwerks absolut gerechtfertigt ist – denn der Grusel des Originals lässt uns aus heutiger Sicht natürlich nur noch müde mit den Achseln zucken.

re4 explosive barrels

Das Remake strotzt vor Atmosphäre

Die stimmungsvolle Beleuchtung, der dezente und hervorragend getimete Einsatz der Controller-Vibration oder auch die zahlreichen verstörenden Objekte, die überall um uns herum zu finden sind, von satanischen Symbolen, über zerrissene Kleidungsstücke und Opfergaben, bis hin zu mit Blut geschriebenen Nachrichten, versetzen uns in der Neuauflage direkt ins Geschehen und lassen uns das mulmiges Gefühl der Hauptfigur am eigenen Leib spüren – und zwar deutlich intensiver als in der Vorlage. Hinzu kommt eine, gerade in den kurzen Cutscenes, sehr gut umgesetzte Kameraführung, die uns immer ein wenig im Dunkeln lässt und dadurch für enorme Spannung sorgt. Wo wir bei einem weiteren Thema wären, denn auch das Spiel mit Licht und Dunkelheit gelingt dem Spiel durchgehend auf hohem Niveau, sodass wir in spärlich beleuchteten Arealen auch wirklich nur Umrisse erkennen können und uns der Schein der Taschenlampe nicht viel mehr als einen kleinen Lichtkegel bietet, der alles andere als beruhigend ist. Auch entstehen durch die Lampe neue gruselige Schatten, die sich bedrohlich an den Wänden, an der Decke oder auch am Boden bewegen und uns immer wieder vor die Frage stellen, ob die Bewegung nur ein Schattenwurf oder ein potenzieller Angreifer ist. Untermauert wird die perfekt inszenierte optische Darstellung durch eine sehr zurückhaltende aber in den entscheidenden Momenten äußerst präsente Soundkulisse. Während man die Hintergrundmusik in den meisten Fällen nur als unterschwelligen Soundteppich wahrnimmt, bei dem flächige Synthesizer für ein durchgehendes Unbehagen sorgen, schwillt die Musik in anderen Szenen zu einem fast greifbaren und merklich unangenehmen Klangkonstrukt an, das mit seinen Hall-lastigen spitzen Elektrosounds einen wichtigen Teil zur Horrorerfahrung beiträgt.

re4 ganado brute

Dies gilt übrigens auch für die wahrlich markerschütternden Schreie der Besessenen, die uns das eine oder andere Mal zusammenzucken ließen. Darüber hinaus geizt Resi 4 in der neuen Version auch keinesfalls mit Brutalität und Ekel und lässt uns Folter-, Tötungs- und Verbrennungsszenen ebenso hautnah miterleben wie verstümmelte Leichen oder getötete Tiere, die regelmäßig unseren Weg säumen. Durch die moderne und äußerst detaillierte Optik fühlen sich diese Gewaltdarstellungen natürlich nochmal um einiges heftiger an als im Urspiel, gerade auch, da unsere Feinde hier weitaus menschlicher aussehen, als die klassischen Infizierten in den früheren Teilen.

re4 leon combat 03

Auch die Schauplätze an sich, wie zum Beispiel der Dorfplatz, den wir zu Beginn erreichen, besitzen im Remake eine sehr viel greifbarere und bedrohlichere Aura, sodass es einem schon etwas mulmig wird, wenn die Bewohner mit gezückten Mistgabeln und Äxten durch den dichten Nebel auf einen zu stürmen. Dies gilt im Übrigen auch für die übernatürlichen Aspekte des Spiels, beispielsweise, wenn die Einwohner wie aus dem Nichts die Waffen fallen lassen und wie besessen dem Glockengeläut der Kirche folgen, das die unheimliche Stille durchbricht. In diesen Momenten fühlt sich Resident Evil 4 im neuen Gewand wie ein echtes Horrorspiel an und sorgt regelmäßig dafür, dass es uns kalt über den Rücken läuft. Dies konnte das Original selbst zu Releasezeiten nicht in diesem Maß erreichen, sodass es der Neuauflage tatsächlich gelingt, das Beste aus dem ohnehin schon hervorragenden Grundgerüst herauszukitzeln.

re4 ganado zealot

Beim Gameplay trifft Altbekanntes auf sinnvolle Verbesserungen

Eine weitere essenzielle Neuerung des Remakes ist das überarbeitete Kampfsystem. Während wir im Original alle Hände voll zu tun hatten, die Gegner mit unserer Waffe anzuvisieren und in den teilweise sehr unübersichtlichen Kämpfen gegen zahlreiche Gegner den Überblick zu behalten, ist die Neuauflage in jeglicher Hinsicht deutlich zugänglicher. Das Zielen mit den Schusswaffen geht mit und auch ohne Zielhilfe sehr gut von der Hand und wir können uns auch während des Zielvorgangs ohne Schwierigkeiten bewegen und die Position wechseln, was in der Vorlage ein Ding der Unmöglichkeit war. Richtig gut gefallen hat uns außerdem die Inszenierung der Nahkämpfe, denn wenn ein Besessener auf uns zu stürmt, läuft nicht nur die Vibration des Controllers Amok, sondern die Kamera, und damit auch unser Sichtfeld, beginnt ordentlich zu wackeln und lässt uns dadurch die Wucht des Angriffs tatsächlich spüren. Auch kommen die adaptiven Trigger des DualSense in verschiedenen Nahkampf-Situationen immer wieder zum Einsatz, allerdings nie zu vordergründig, sodass sie als zusätzliches Stilmittel sehr gut funktionieren. Weiterhin bietet uns das Spiel die Möglichkeit, Türen und Fenster mit verschiedenen Einrichtungsgegenständen zu verbarrikadieren, um die Verteidigung bestimmter Areale etwas leichter zu gestalten – eine Mechanik, die wir bereits aus anderen Serienteilen kennen.

re4 jack krauser 01

Darüber hinaus sind wir auch nicht ständig alleine unterwegs, sondern kämpfen uns immer wieder auch an der Seite von KI-Begleitern durch das verseuchte Dorf, was uns neben neuen Kampfmechaniken auch zusätzliche Interaktionsmöglichkeiten mit der Umgebung bietet. Trotz der markanten Verbesserungen des Remakes muss man sich dennoch immer wieder in Erinnerung rufen, dass die Grundidee des Titels aus dem Jahr 2005 stammt und damit mittlerweile ganze 18 Jahre auf dem Buckel hat. Daher bleibt die KI der Gegner erwartungsgemäß weitestgehend flach und des Spiel besitzt an vielen Stellen einen gewissen Schießbudencharakter, der heute so wahrscheinlich nicht mehr auf diese Weise funktionieren würde. Dies schadet der Spielerfahrung aber in keinster Weise, sondern lässt uns durchgehend in wohliger Nostalgie schwelgen, ähnlich wie bei der großartigen Neuauflage von Dead Space.

re4 gigantes

So dürfen wir uns natürlich auch auf typische Trademarks der Serie freuen, wie die klassische Resident-Evil-Karte, die mittlerweile kultigen Animationen beim Öffnen von Türen oder auch die obligatorischen Schreibmaschinen zum Speichern des Spielstandes. Auch sammeln wir in bekannter Resi-Manier nach und nach Schlüssel und Werkzeuge, um neue Areale zu betreten, dürfen im Spielverlauf einige Rätsel und Umgebungsaufgaben lösen und sind außerdem ständig mit Munitions- und Lagerknappheit in unserem Inventar konfrontiert. Eine weitere gelungene Optimierung ist die Umsetzung der Videocalls, die in Dead-Space-Manier auf unserem Bildschirm auftauchen und uns beim Durchstreifen der Spielwelt ein wenig an die Hand nehmen. Das An-die-Hand-Nehmen wirkt hingegen an anderer Stelle ein wenig übertrieben, wenn uns neongelbe Absperrbänder, Farbklekse und Klebestreifen quasi mit dem Vorschlaghammer darauf hinweisen, dass wir mit unterschiedlichen Objekten interagieren können oder einem bestimmten Weg folgen müssen. Ein klein wenig Eigeninitiative kann man den Spielern, gerade in einem sehr geradlinig aufgebauten Spiel wie Resident Evil dann wohl doch abverlangen, denn so groß, dass die Übersicht gänzlich verloren geht, sind die Areale der Spielwelt nun wirklich nicht.

re4 leon combat 04

Zusätzlich zur Geschichte finden wir an verschiedenen Stellen Flugblätter mit kleineren Nebenaufgaben, die sich im Vorbeigehen erledigen lassen und uns unter anderem zur Zerstörung einer festgelegten Anzahl an Medaillons oder von steinernen Wappen auf Grabsteinen aufrufen, die im näheren Umfeld versteckt sind. Diese bringen uns nicht nur diverse Belohnungen beim hiesigen Händler ein, sondern bieten uns außerdem Anreize, uns noch detaillierter mit der Umgebung auseinanderzusetzen und sind damit eine nette Ergänzung. Die Herausforderung hierbei wäre noch etwas größer gewesen, wenn die Zielorte der gesuchten Objekte nicht auf der Karte markiert wären, was den Anspruch dann doch ein wenig zu stark begrenzt.

re4 helicopter

Fazit:

Da ich Resident Evil in erster Linie für sein Adventure-nahes Gameplay, für außergewöhnliche Orte wie verlassene Villen, Forschungsanlagen und verseuchte Städte oder auch für seine klassische Zombie-Thematik schätze, war Teil 4 mit seiner sehr ländlichen Ausrichtung nie einer meiner ganz großen Favoriten. Stattdessen habe ich mich immer eher in den ersten drei Ablegern oder auch in Resident Evil Zero oder Revelations zu Hause gefühlt. Nach dem grandiosen Remake zu Teil 2 und der für mich völlig verkorksten Neuauflage des dritten Teils war ich nun aber doch gespannt, was Capcom aus dem allgemein sehr beliebten vierten Ableger gemacht hat. Und zu meiner Verwunderung hat es im Resident Evil 4 Remake sofort gefunkt, denn schon nach wenigen Spielminuten war für mich klar, dass die Entwickler aus den Fehlern des Vorgängers gelernt und den Geist des Originals nicht nur erhalten haben, sondern dem Spiel genau die moderne Neuinszenierung bieten konnten, die auch Teil 3 verdient gehabt hätte. So überzeugt RE4 im frischen Gewand auf ganzer Linie und bietet eine glaubhafte und intensive Horrorerfahrung vom Feinsten, die alle Stärken der Reihe, gerade aus ihren Anfangstagen, in sich vereint und mir mal wieder zeigt, dass früher alles besser war, heute aber eben alles sehr viel schöner aussieht. Hinzu kommen ein rundum geschmeidiges Kampfsystem, eine bombastische Grafik und eine vor Grusel und Ekel strotzende Spielwelt, die mich endlich mal wieder getouched und für den einen oder anderen Gänsehautmoment gesorgt hat. Alles in allem ist das Remake von Resident Evil 4 nicht weniger als ein Meisterwerk, an dem es so gut wie nichts auszusetzen gibt und das mich auf ähnliche Neuauflagen in naher Zukunft, zum Beispiel von Teil 1, hoffen lässt.

Pro:
  • Intensive Atmosphäre, die endlich mal wieder gruselt
  • Ekelelemente und Brutalität sorgen für eine glaubhafte Horrorerfahrung
  • Grafisch rundum überzeugende Neuinszenierung der bekannten Spielwelt
  • Geschmeidiges Kampfsystem mit sehr eindringlichem Nahkampf
  • Bekannte Trademarks der Reihe bleiben vorhanden
  • Nebenaufgaben runden die Geschichte ab
Contra:
  • Nebenquests etwas zu einfach
  • Übertriebene Hilfestellung mit neongelben Markierungen
  • Am grundlegenden Gameplay merkt man das eigentliche Alter
Story:
4 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Gameplay:
4 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Grafik:
5 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Sound:
5 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Atmosphäre:
5 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Unsere Wertung: 9.5 / 10
TestingBuddies Award Silber
Spiel getestet auf: PS5
Daniel Walter

Daniel Walter

Ein begeisterter Konsolenspieler mit einem breit gefächerten Interessengebiet. Neben Shooter-Serien wie Battlefield oder Call of Duty gehören auch Action-Adventures wie klassische Assassin's Creeds, die Batman-Arkham-Reihe oder The Last of Us Part 1/2 zu den bevorzugten Titeln. Hinzu kommen Survival-Games wie ARK, Horror-Klassiker a la Resident Evil sowie Open-World-Abenteuer im Stile von Far Cry oder Red Dead Redemption. Sport-Franchises wie FIFA oder Tour de France erweitern das Interessenfeld, ebenso wie sämtliche Titel aus dem Star-Wars-Universum.

Schreibe einen Kommentar