

Rematch im Test: Erste Liga oder Abstiegskandidat?
Rematch ist kein gewöhnliches Fußballspiel. Wer hier Lizenzen, realitätsnahe Simulation oder eine epische Karrierereise erwartet, wird enttäuscht. Stattdessen erwartet die Spieler ein hektisches, buntes und ungewöhnliches Arcade-Erlebnis. Alles erinnert eher an Rocket League als an EA Sports FC. Die entscheidende Frage ist jedoch: Kann dieses Spiel auf Dauer überzeugen und wirklich Spaß machen?
Orientierungslos am Anfang, dann angenehm fordernd
Der Einstieg in Rematch kann frustrierend sein. Die Steuerung wirkt zunächst wenig intuitiv. Beispielsweise wird der Schuss über den rechten Trigger ausgelöst, was sich unnatürlich anfühlt. Wer jedoch etwas Geduld mitbringt, merkt schnell, dass sich dahinter ein durchaus cleveres Steuerungssystem verbirgt.
Das Spiel bietet drei zentrale Modi. Im Drei-gegen-drei geht es hektisch zur Sache, perfekt für erste Gehversuche. Im Vier-gegen-vier bekommt das Spiel mehr taktische Tiefe, da Raumaufteilung und Zusammenspiel zunehmend wichtiger werden. Im Fünf-gegen-fünf schließlich entfaltet Rematch sein volles Potenzial. Wer hier nicht als Team denkt und handelt, geht schnell unter.
Doch genau hier zeigt sich auch eine Schwäche: Es gibt keinen Offline-Modus. Das Spiel ist ausschließlich online spielbar, was zu einem echten Problem werden kann. Die Mitspieler handeln oft egoistisch und kümmern sich kaum um Teamarbeit. Dadurch gehen viele Partien verloren, ohne dass man selbst etwas dafür kann. Wenn man jedoch auf Spieler trifft, die kooperativ denken und handeln, dann kann Rematch richtig aufblühen. In solchen Momenten spürt man das Potenzial des Spiels sehr deutlich.
Technisch oft wackelig, trotz schlanker Inszenierung
Leider kann das Spiel nicht mit der toll gestalteten Introsequenz mithalten. Die Präsentation ist recht nüchtern, was im Spielgeschehen selbst okay ist, dann aber in Replays schon wie von vorgestern aussieht.
Zur ernüchternden Grafik kommt dann noch hinzu, dass häufig grafische Bugs in den Replays auftreten und das ist wirklich schade.
Technisch gab es ansonsten auch hin und wieder Aussetzer. So wurde ich beispielsweise in ein Spiel gesetzt und war wie eingefroren. Wenn ein Teammate das Spiel verlässt (was bei sich anbahnenden Niederlagen sehr häufig vorkommt) wird teilweise kein neuer Spieler gefunden, aber auch keine KI zur Hilfe an die Seite gestellt. So waren viel Matches über lange Strecken unfair.
An sich läuft das Spiel recht rund, allerdings gab es immer mal wieder Bugs, die zum Neustart gezwungen haben und das sollte bei so einer nüchternen Präsentation eigentlich nicht passieren.
Ansonsten ist die Stadionatmosphäre recht dünn. Sehr leise Fangesänge und kaum Stimmung durch den Hintergrund. Das kann Rocket League beispielsweise deutlich besser!
Das Gameplay: Von Frust zu Faszination
Rematch ist kein Spiel, das einen sofort umhaut. Aber es ist eines, das einen langsam einfängt. Zu Beginn steht man wie vor einer Mauer. Die Steuerung fühlt sich sperrig an, die Präsentation wirkt kühl, das Geschehen auf dem Platz chaotisch. Doch wer diese erste Phase überwindet, entdeckt einen Nervenkitzel, der sich mit jeder gelungenen Aktion verstärkt.
Nach einigen Partien beginnt sich ein Spielgefühl einzustellen, das an gute Fighting Games erinnert. Alles wird flüssiger, kontrollierter, präziser. Die eigene Spielfigur reagiert zunehmend intuitiv auf Eingaben, Kombinationsspiel wird möglich, das Stellungsspiel verbessert sich. Es ist ein schleichender Prozess, aber genau das macht ihn so befriedigend. Man spürt förmlich, wie man sich verbessert. Das Spiel belohnt Übung, Timing und Teamplay aber es bestraft auch Leichtsinn und Egoismus.
In diesem Spannungsfeld zwischen Belohnung und Herausforderung entfaltet Rematch seine eigentliche Stärke. Plötzlich ist es ganz egal, wie nüchtern die Grafik ist oder wie leise die Fangesänge im Hintergrund bleiben. Das Spiel hat dann etwas, das viele moderne Titel verloren haben: eine mechanische Tiefe, die süchtig machen kann.
Gerade in gut abgestimmten Matches, mit funktionierendem Teamplay, fühlt sich Rematch rund, dynamisch und kompetitiv an. Und obwohl der Weg dorthin steinig sein kann, wird man am Ende dafür belohnt. Es ist eine Art Arcade-Kampfgeist, der entfacht wird und der lässt einen das Gamepad so schnell nicht wieder loslassen.
Was bringt die Zukunft?
Trotz des gelungenen Gameplays steht Rematch an einem Scheideweg. Die Grundlagen sind gelegt. Das Potenzial ist da. Doch die Frage ist: Wird daraus mehr als ein kurzweiliger Geheimtipp?
Die technischen Mängel lassen sich sicherlich beheben – ein paar Bugfixes, eine stabilere Serverstruktur, bessere Balance bei Spielabbrüchen und Nachbesetzungen, und schon wäre Rematch auf einem soliden Fundament. Auch grafisch könnte mit ein wenig Politur noch einiges rausgeholt werden.
Was aber wirklich fehlt, ist ein inhaltliches Gegengewicht zum kompetitiven Multiplayer. Das einleitende Intro ist sehr spannend und besitzt eine Energie, die neugierig macht. Doch danach folgt eine Leere, die man kaum nachvollziehen kann. Warum gibt es keinen Einzelspielermodus? Keine Art von Kampagne, die diese Welt mit Leben füllt?
Ein gut erzählter Karrieremodus mit eigener Dynamik, Rivalitäten, Aufstiegsmechaniken oder sogar einer stilisierten Sportlerbiografie hätte dem Spiel eine ganz neue Identität geben können. Stattdessen bleibt Rematch in diesem Punkt ambitionslos und verschenkt damit eine enorme Chance, auch Einzelspieler langfristig zu binden.
Die Hoffnung bleibt, dass die Entwickler diesen Weg in Zukunft vielleicht doch noch einschlagen. Denn das Intro hat gezeigt, was atmosphärisch möglich wäre. Ein erzählerisch untermauerter Karrieremodus könnte das Spiel aus der Masse hervorheben und ihm das emotionale Gewicht verleihen, das derzeit noch fehlt.
Fazit
Rematch ist ein Spiel, das man nicht sofort versteht und genau das macht es interessant. Es ist kein Titel für Menschen, die schnelle Erfolgserlebnisse suchen. Es verlangt Geduld, Lernbereitschaft und Frustrationstoleranz. Doch wer sich darauf einlässt, wird mit einem Gameplay belohnt, das erstaunlich präzise, belohnend und fordernd zugleich ist.
Die Steuerung besitzt Tiefe, die Matches sind kompetitiv, das Zusammenspiel ist entscheidend und wenn es funktioniert, fühlt sich alles flüssig und befriedigend an. Doch abseits dieses Kerns fehlt dem Spiel die Reife. Präsentation, Atmosphäre und Umfang sind schlicht nicht auf dem Niveau, das man 2025 von einem ambitionierten Sportspiel erwarten darf.
Gerade im Vergleich zu Platzhirschen wie Rocket League fällt auf, wie viel Feinschliff, Persönlichkeit und Atmosphäre noch fehlen. Rematch wirkt dadurch wie ein erstes Kapitel. Eine erste Idee, die noch nicht zu Ende gedacht wurde. Es bleibt zu hoffen, dass die Entwickler diesen Weg weitergehen. Denn unter der Oberfläche schlummert mehr.
Ein Spiel mit Ecken und Kanten also. Aber auch mit einem Funken Eigenständigkeit, der nicht übersehen werden sollte.
- Fordernde Steuerung mit Langzeitmotivation
- Stylishes Intro mit Potenzial
- Kurzweiliger Arcade-Fußball für zwischendurch
- Technische Fehler und Bugs
- Blasse Präsentation
- Kein Karrieremodus, kein Offline-Content

Leidenschaftlicher Zocker, der irgendwo zwischen Shootern, Plattformern, Action-Adventures und arcadigen Sportspielen zuhause ist. Zu den Lieblingsreihen gehören Resident Evil, The Last Of Us, Call Of Duty und GTA.