

Rune Factory: Guardians of Azuma im Test: Ein neues Kapitel für Farming- und Fantasy-Fans
Mit Rune Factory: Guardians of Azuma startet die traditionsreiche Serie in eine neue Generation und das auf der Nintendo Switch 2. Die Mischung aus Farming-Simulation, Echtzeitkämpfen und Beziehungsmanagement bleibt auch in diesem Teil das Herzstück. Doch wie gut funktioniert das neue Konzept in der offenen Welt von Azuma? Und gelingt der Spagat zwischen Komfort und Herausforderung?
Zwischen Drachen, Dörfern und Dorfpolitik
Wie in der Serie üblich startet Rune Factory: Guardians of Azuma mit einem klassischen Neuanfang: Unsere Spielfigur, wahlweise männlich oder weiblich, wacht ohne Erinnerung in einem Schrein auf, nachdem sie spektakulär durch die Decke gekracht ist. Die frische Bruchstelle über uns zeugt eindrucksvoll von dieser etwas ruppigen Landung. Was genau passiert ist, bleibt zunächst unklar – doch Zeit zum Nachdenken bleibt kaum, denn kurz darauf werden wir vom Dorfältesten begrüßt, der uns prompt in die Grundzüge des Dorflebens einführt.
Unser neues Zuhause ist das Frühlingsdorf, eines von vier Siedlungen in der Welt von Azuma – benannt nach den Jahreszeiten. Zentraler Punkt dieses Dorfes ist ein gewaltiger, aber verwelkter heiliger Baum, dessen Zustand eng mit dem spirituellen Gleichgewicht der Region verbunden ist. Der Baum steht sinnbildlich für das Leben im Dorf und genau dort setzt unsere erste große Aufgabe an.
Noch bevor wir genau wissen, wie uns geschieht, taucht ein ungewöhnliches Wesen auf: Wollbi, ein kleiner, rundlicher Drache mit freundlicher Ausstrahlung, der sich schnell als treuer Begleiter entpuppt. Gemeinsam mit ihm begeben wir uns auf die Spur der Göttin, die im heiligen Baum wohnen soll. In einer nächtlichen Vision schenkt sie uns ein magisches Musikinstrument, eine Taiko, mit der wir verdorrte Natur wieder zum Erblühen bringen können.
Mit dieser Fähigkeit ausgestattet, gelingt es uns, dem Baum im Frühlingsdorf neues Leben einzuhauchen. Ein erster Hoffnungsschimmer für die Region. Im Anschluss erhalten wir vom Dorfältesten offiziell die Verantwortung über das Dorf und damit auch die Aufgabe, Azuma wieder zu alter Stärke zu führen. Was zunächst wie eine klassische Farming-Routine beginnt, entwickelt sich schnell zu einem weitreichenden Abenteuer mit einem zentralen Ziel: das Land der vier Jahreszeiten in Balance zu bringen.
Freiheit trifft auf Struktur
Schon in den ersten Spielstunden zeigt sich, wie viel Wert Rune Factory: Guardians of Azuma auf individuelle Gestaltung legt. Dabei bauen wir allerdings nicht das gesamte Dorf um, sondern nur unser persönliches Baugebiet. Dieses Bauland steht uns nach und nach zur Verfügung, je weiter wir im Spiel voranschreiten. Innerhalb dieses Areals errichten wir Felder, platzieren Werkbänke, Lager, Dekorationen und sogar Wohnhäuser für neue Dorfbewohner.
Viele dieser Gebäude und Objekte haben konkrete Auswirkungen. Einige Dekorationen verbessern unsere eigenen Statuswerte, andere erhöhen den Ertrag oder geben einen Bonus auf bestimmte Aktivitäten. Für jedes neu gebaute Haus oder Dekoobjekt gibt es einen einmaligen Dorfbonus. Die Positionierung spielt ebenfalls eine Rolle, denn nicht alles entfaltet überall den gleichen Effekt. Trotzdem gibt es kleine Hürden: Besonders größere Strukturen wie Häuser lassen sich nicht immer exakt so platzieren, wie man es möchte. Das Bausystem wirkt an manchen Stellen etwas ungenau und kann bei der Feinjustierung auf hügeligem Gelände frustrieren.
Abseits vom Bauaspekt bietet das Spiel eine Vielzahl an Aufgaben. Wir kümmern uns um Felder, ernten Pflanzen, kochen am Lagerfeuer, stellen neue Ausrüstung her und erfüllen die Bitten der Dorfbewohner. Außerdem ziehen wir los, um neue Gebiete zu erkunden oder in Kämpfen unsere Fähigkeiten zu verbessern. Der Alltag ist abwechslungsreich und verknüpft viele Systeme miteinander.
Besonders gelungen ist das Dorfmanagement. Im Zentrum steht der sogenannte Dorfrang. Je weiter wir ihn steigern, desto mehr Spielfunktionen werden freigeschaltet. Vor allem erhalten wir mit jedem neuen Rang zusätzliche Wohnplätze, was bedeutet, dass wir mehr Dorfbewohner aufnehmen können. Diese Bewohner übernehmen dann für uns verschiedene Tätigkeiten: Sie kümmern sich um das Gießen der Pflanzen, säen neue Samen, ernten reife Feldfrüchte oder kümmern sich um das Fällen von Bäumen und das Sammeln von Erzen.
Einige Arbeiten können sogar außerhalb des Dorfes erledigt werden, allerdings mit etwas geringerer Effizienz. Es lohnt sich daher, die Aufgaben sinnvoll zu verteilen und stets im Blick zu behalten, wie viel Arbeitskraft zur Verfügung steht. Sobald das System einmal läuft, entlastet es uns spürbar im Alltag. Unser Dorf bleibt produktiv, selbst wenn wir gerade auf Erkundungstour sind oder Kämpfe bestreiten. Dieses Zusammenspiel aus Fortschritt, Planung und Automatisierung motiviert und sorgt für ein angenehmes Spielflow-Gefühl.
Beziehungen mit Tempo und Tiefe
Ein besonders gelungener Bestandteil von Rune Factory: Guardians of Azuma ist das Beziehungsmanagement. Hier zeigt das Spiel, wie motivierend soziale Systeme gestaltet sein können. Im Vergleich zu anderen Genrevertretern entwickeln sich Bindungen zu den Dorfbewohnern angenehm zügig, ohne dabei oberflächlich zu wirken. Gespräche, kleine Geschenke oder das Erfüllen persönlicher Bitten tragen dazu bei, das Vertrauen zu stärken. Das sorgt nicht nur für mehr Nähe zu den Figuren, sondern bringt auch spielerische Vorteile.
Mit jedem Beziehungslevel schalten wir neue Möglichkeiten frei, um Zeit mit einer Person zu verbringen. Über den Fortschrittsbaum lassen sich auch gezielt weitere freischalten. Dort wählen wir zum Beispiel, ob wir mit jemandem kochen, plaudern oder einfach gemeinsam Zeit verbringen möchten. Jede dieser Optionen kostet eine bestimmte Menge an Ingame-Zeit, die direkt vom verbleibenden Tagesablauf abgezogen wird. Dadurch entsteht ein sinnvoller Rhythmus, der uns dazu bringt, den Tag gut zu planen.
Jeder Charakter hat individuelle Vorlieben. Manche mögen bestimmte Aktivitäten besonders gern, andere lehnen sie eher ab. Wer hier gut aufpasst und passende Aktionen auswählt, kann die Beziehung schneller vertiefen. Oft werden wir dafür auch belohnt. Beim Levelaufstieg erhalten wir mit etwas Glück neue Ausrüstung oder sogar Blaupausen für weitere Objekte, die wir im Dorf oder für unseren Charakter nutzen können.
Das gesamte Sozialsystem ist durchdacht aufgebaut. Es ist nie aufdringlich und fühlt sich gut integriert an. Wer sich intensiv mit den Bewohnern beschäftigt, wird mit zusätzlichen Spielmechaniken, mehr Tiefe und einem stärkeren Gemeinschaftsgefühl belohnt. Gleichzeitig lässt uns das Spiel die Freiheit, in unserem eigenen Tempo zu interagieren. Egal ob wir alle Beziehungen gleichzeitig pflegen oder uns auf ein paar Lieblingscharaktere konzentrieren, der Fortschritt bleibt greifbar und lohnend.
Echtzeitkämpfe und Fortschritt mit System
Das Kampfsystem von Rune Factory: Guardians of Azuma gehört zu den stabilen Säulen des Spiels und bietet dynamische Echtzeit-Action mit direkter Steuerung. Wir bewegen unseren Charakter frei durch die Welt, greifen aktiv an, weichen gegnerischen Attacken aus und setzen Spezialfähigkeiten ein. Die Steuerung fühlt sich schnell und präzise an, was gerade in hektischen Gefechten für ein gutes Spielgefühl sorgt. Die Kämpfe sind dabei weder übermäßig komplex noch zu simpel, sondern bieten eine gelungene Mischung aus Zugänglichkeit und Anspruch.
Zur Auswahl stehen unterschiedliche Waffentypen, etwa Schwerter, Speere, Fächer oder auch magische Trommeln. Jede dieser Waffen spielt sich unterschiedlich und bringt eigene Angriffsmuster mit. Besonders motivierend ist das individuelle Levelsystem für jede Waffe. Je häufiger wir eine bestimmte Art einsetzen, desto stärker wird sie. Neue Angriffe, zusätzliche Kombos oder passive Boni sind dabei mögliche Verbesserungen. Wer also langfristig bei einem Waffentyp bleibt, wird mit spürbarem Fortschritt belohnt. Gleichzeitig lohnt es sich, verschiedene Waffengattungen auszuprobieren, um im Kampf flexibel zu bleiben.
Hinzu kommt ein durchdachtes Ausrüstungssystem. Neben einer Haupt- und Nebenwaffe können wir unseren Charakter mit weiteren Gegenständen ausstatten, etwa Kopfbedeckungen, Schulterteilen und Zubehör. Viele dieser Ausrüstungsteile haben eigene Effekte, die unsere Werte verbessern oder zusätzliche Effekte im Kampf auslösen. Wer möchte, kann das Aussehen einzelner Ausrüstungsteile individuell anpassen oder sie auf Wunsch ganz ausblenden. Diese Funktion erlaubt es, die Optik des eigenen Charakters frei zu gestalten, ohne dabei auf spielerische Vorteile verzichten zu müssen.
Auch die Fähigkeiten der sogenannten heiligen Schätze spielen eine wichtige Rolle im Kampfsystem. Dabei handelt es sich um besondere Techniken, die eng mit der Geschichte und den Kräften des Protagonisten verbunden sind. Eine der ersten dieser Fähigkeiten ist das musikalische Talent, mit dem wir verwelkte Pflanzen wieder zum Leben erwecken können. Im weiteren Spielverlauf lassen sich diese Kräfte gezielt aufwerten. So erhalten sie zusätzliche Effekte, mehr Reichweite oder kürzere Abklingzeiten. Die Kombination aus klassischen Waffen, magischen Fähigkeiten und individueller Ausrüstung sorgt für ein vielseitiges und motivierendes Kampferlebnis.
Besonders im Zusammenspiel mit der Erkundung entfaltet das System seinen Reiz. Viele Gegner unterscheiden sich nicht nur optisch, sondern auch in ihrem Verhalten und ihren Angriffsmustern. Wer unvorbereitet in ein neues Gebiet zieht, wird schnell lernen, dass Aufmerksamkeit und gutes Timing entscheidend sind. Auch Bosskämpfe fordern uns mit starken Angriffen, wechselnden Phasen und der Notwendigkeit, das richtige Equipment dabei zu haben.
Insgesamt bietet das Kampfsystem eine stabile Grundlage, die sowohl Einsteiger als auch erfahrene Spieler abholt. Es fühlt sich rund an, wächst mit dem Fortschritt des Spielers und motiviert durch spürbare Entwicklung. Wer Lust auf handfeste Gefechte mit taktischer Tiefe hat, wird hier definitiv auf seine Kosten kommen.
Fazit
Rune Factory: Guardians of Azuma bleibt der DNA der Reihe treu, bringt aber spürbare Verbesserungen mit – insbesondere beim Komfort und der Zugänglichkeit. Das schnelle Leveln von Beziehungen, die sinnvolle Automatisierung durch die Dorfbewohner und das angenehm flüssige Kampfsystem sorgen für ein motivierendes Spielerlebnis. Die Kombination aus Farming, Rollenspiel und Dorfalltag ist gelungen und lässt genug Freiheiten, ohne zu überfordern.
Ein paar kleinere Stolpersteine wie das hakelige Platzieren von Gebäuden oder ein etwas altmodisches Menüdesign verhindern zwar die Höchstwertung, trüben den positiven Gesamteindruck aber kaum. Technisch läuft das Spiel stabil, die englische Sprachausgabe ist solide, und Azuma als Welt lädt zum Erkunden und Gestalten ein.
Für Fans von Farming-RPGs, die nach einem frischen, aber vertrauten Erlebnis suchen, ist Rune Factory: Guardians of Azuma definitiv eine Empfehlung wert.
- Schnelles und motivierendes Beziehungslevel
- Dorfbewohner automatisieren lästige Aufgaben
- Abwechslungsreiche Aktivitäten mit Sozialbezug
- Dynamisches Echtzeit-Kampfsystem
- Waffensystem mit individuellem Level-Fortschritt
- Dorfgestaltung mit spürbarem Einfluss
- Solide englische Sprachausgabe
- Technisch stabil auf der Switch 2
- Platzierung von Häusern wirkt ungenau
- Menüführung teils altbacken
- Effekte mancher Deko nicht sofort ersichtlich
- Inventarverwaltung könnte komfortabler sein
- Wenig Innovation im Vergleich zu früheren Teilen


Webentwickler, Technik-Nerd und Gamer aus Leidenschaft seit der Kindheit, mit einem Faible für die komplette The Legend of Zelda- und Halo-Reihe. Dazu fast keine Konsolengeneration ausgelassen und auch sehr interessiert an Indie-Games.