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Review

Skater XL  – Die Skatesimulation im test

Von Marvin Kolb am 21. August 2020. Getestet auf PS4. Zum Spiel hier klicken.

Nur wenige Wochen vor Release des Tony Hawk Remakes schicken Easy Day Studio eine möglichst realistische Skatesimulation ins Rennen. Wer mit Skater XL glücklich werden könnte und wer besser die Finger von dem Spiel lassen sollte klären wir in unserem Test.

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Linker fuß, rechter fuß

Einen wirklichen Storymodus gibt es in Skater XL nicht. Der Spieler wird nach einem viel zu kurzen Tutorial einfach in das erste Level geschmissen. Jetzt gilt es, begleitet von einer Menge schmerzhafter Stürze und Fehler, die Umgebung völlig frei zu erkunden und zu lernen. Zu Beginn befindet man sich auf einem verlassenen Schulhof, der eine Menge Möglichkeiten für Grinds, Flips und Sprünge bietet. Diese gilt es aber erst einmal zu lernen.

Abhilfe schaffen hier die Challenges, die schnell über das Menü erreicht werden können. Hier gibt es eine ganze Palette an Einsteigertricks. Ein kurzes Video mit Controllereinblendung zeigt, was es zu tun gilt. So bekommt man nach und nach ein Gefühl für die gewöhnungsbedürftige Steuerung. Tricks werden hier nicht einfach in einer Animation abgespielt, sie werden jederzeit neu berechnet. Mit dem linken Analogstick steuert man nämlich den linken und mit dem rechten Analogstick den rechten Fuß. Bis man sich daran gewöhnt hat, werden eine Menge Skatesessions ins Land ziehen, aber hat man sich dann ein wenig an diese Mechanik gewöhnt, offenbart Skater XL seine erste große Stärke: Es fordert ungemein die Tricks wirklich exakt und gekonnt aufs Board zu zaubern.

Dabei sieht die Skate-Physik durchweg fantastisch aus. Und je länger man spielt, umso mehr fühlen sich die Tricks wie echtes Skaten an. Wer also nicht nach einer Stunde schon gefrustet den Controller in die Ecke wirft, der wird in Skater XL eine unglaubliche Spieltiefe entdecken. Eben eine waschechte Simulation. Die Lernkurve ist dabei aber sehr motivierend, wenn auch fordernd. Sobald man die Einsteigertricks im Schlaf beherrscht wird man vor die nächste Herausforderung gestellt: Lines aus verschiedensten, aufeinanderfolgenden Tricks aufs Parkett legen. Sind auch diese gemeistert, ist man bereit sich kreative eigene Lines auszudenken.

Das Sahnehäubchen sind die Videos, die die eigenen Runs Revue passieren lassen. Leider haben die Entwickler hier die Chance verpasst diese noch etwas schöner in Szene zu setzen. Ein paar Kameraeinstellungen mehr hätten Wunder gewirkt. Auch die Option ein eigenes “Tape” zusammenzuschneiden, wie es in der Skaterkultur eben Brauch ist, würde sich sehr stark anbieten. Leider muss man auch hierauf verzichten.

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Und wie sieht das Ganze aus?

Noch bevor man sich auf die verschiedenen Pisten wagt, kann man einen eigenen Skater erstellen. Leider ist der Charakter-Editor ziemlich mau ausgefallen und außer ein paar Frisuren und Klamotten kann man hier nichts beeinflussen. Schade, denn hier verschenkt Skater XL Punkte. Wer sich gerne detailgetreu nachbauen oder eben eine Vielzahl an Boards haben möchte, der wird hier enttäuscht. Wie cool wäre es bitte gewesen, wenn man nach wochenlanger Übung den eigenen Freunden ein Video eines perfekten Runs zeigen könnte und das virtuelle Ebenbild sieht einem selbst dabei zum Verwechseln ähnlich.

Die Level sind hingegen nett präsentiert und bieten spielerisch genügend Abwechslung. Vor allem für die Videos der Runs versprühen einige Orte einen magischen Flair. Eine perfekt umgesetzte Line ist eben noch beeindruckender vor einem Sonnenuntergang auf dem California Skatepark. Allerdings sind gerade Orte wie ein Schulhof gespenstisch still und verlassen und hier hätten die Entwickler von Skater XL der Umgebung gerne mehr Leben einhauchen können. Klar, konzentriert man sich auf die virtuellen Füße und die richtige Ausführung der Tricks, aber ein etwas lebhafterer Hintergrund hätte hier keineswegs geschadet.

Teils ungewollt komisch sind die Ragdoll-Effekte, wenn es den virtuellen Skater dann bei einem Trick mal vom Board haut.

Leider ergibt sich grafisch aber dann doch noch der Gesamteindruck eines Early-Access-Spiels und hier hätte man gerne noch etwas an Details und Effekten arbeiten können. Kantenflimmern und schlechte Texturen fallen hier und da negativ auf.

Da Skaten und Musik Hand in Hand gehen ist es wirklich sehr schade, dass Skater XL hier einen kurzen und in unseren Augen langweiligen Soundtrack ins Rennen schickt. Hier darf man bei Easy Day Studios gerne mal zur Konkurrenz schauen, denn die Tony Hawk Spiele leisten hier herausragende Arbeit.

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Tony hawk oder skater xl?

Nun steht natürlich für viele die Frage im Raum: Warte ich auf das Tony Hawk Remake oder kann ich beruhigt zu Skater XL greifen? Dabei sei hier vor allem betont, dass beide Spiele sehr unterschiedliche Ziele verfolgen und dementsprechend sehr unterschiedliche Zielgruppen bedienen.

Ist man echter Skater und interessiert daran Tricks wirklich präzise umzusetzen und für diese gekonnte Umsetzung eine Zeit zu trainieren? Man kann Präsentation und Action hinten anstellen, um das “echte” Skategefühl in den Mittelpunkt zu stellen? Dann wird Skater XL eine Menge Spaß bringen. Bringt man die Geduld mit die Steuerung von Grund auf zu lernen und hart an den eigenen Fähigkeiten zu arbeiten? Dann ab auf das virtuelle Board und viel Spaß mit Skater XL!

Will man jedoch von Session 1 an volle Kontrolle, eine leichte und intuitive Steuerung und das Ganze möglichst actionreich und krass präsentiert, dann sollte man zu Tony Hawk greifen, denn hier bekommt man alles, was das Arcade-Skater Herz sich wünscht.

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FAZIT

Skater XL bietet eine Menge gute Ansätze und macht gerade wegen der fordernden Steuerung eine Zeit lang mächtig Spaß. Eine richtig hohe Wertung verpasst das Spiel dann aber wegen einer stiefmütterlich behandelten Präsentation. Wobei in aller Fairness gesagt sein muss, dass das Kernelement, nämlich das Skategefühl auf einen Controller zu bannen, wirklich sehr gut getroffen ist.

Aufgrund der vergleichsweise langen “Einarbeitungszeit” richtet sich Skater XL an die Simulationsliebhaber und hat für eben diese eine Menge zu bieten, denn um das Spiel zu meistern muss man wirklich einiges an Training investieren.

Wer Spieltiefe über Präsentation stellt, der wird mit Skater XL sicherlich einige spaßige Stunden erleben können.

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Pro:
  • Unglaubliche Spieltiefe durch die präzise Steuerung der Füße
  • Herausfordernde und exakte Steuerung
  • Echtes Skategefühl
  • Teils schöne Schauplätze
Contra:
  • Leider wirken die Schauplätze sehr leblos
  • Schwacher Charakter-Editor
  • Sieht teils noch aus, wie ein Early-Access-Spiel
Gameplay:
4 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Grafik:
3 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Sound:
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Atmosphäre:
4 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Unsere Wertung: 7.0 / 10
Spiel getestet auf: PS4
Marvin Kolb

Marvin Kolb

Leidenschaftlicher Zocker, der irgendwo zwischen Shootern, Plattformern, Action-Adventures und arcadigen Sportspielen zuhause ist. Zu den Lieblingsreihen gehören Resident Evil, The Last Of Us, Call Of Duty und GTA.

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