Star Wars Bounty Hunter im Test: Als Kopfgeldjäger quer durch die Galaxis
Mit Star Wars Bounty Hunter veröffentlicht Aspyr ein weiteres Star-Wars-Spiel aus vergangenen Tagen und bietet uns dabei die Möglichkeit, in die Rolle eines berühmten Kopfgeldjägers zu schlüpfen. Wie sich das Action-Adventure rund um Jango Fett in der Praxis schlägt, verraten wir euch im Test.
Unruhige Zeiten in einer weit weit entfernten Galaxis
In der Introsequenz wohnen wir einem Treffen zwischen Darth Sidious und Lord Tyranus bei, die sich über die aktuellen Entwicklungen in der Galaxis austauschen. Im Gespräch geht es um den neu erstarkten Kult namens Bando Gora, der mit Angriffen auf wichtige Industrien innerhalb der Galaxis für Unruhe sorgt, was wiederum auch den Plänen des dunklen Sithlords in die Quere kommt. Zum Kult gehören angeblich ehemalige Jedi, die nun in der ohnehin schon unruhigen Zeit zwischen Episode 1 und Episode 2 zusätzliches Öl ins Feuer gießen, was dem künftigen Imperator natürlich missfällt. Er beauftragt seinen Schützling damit, das Problem aus der Welt zu schaffen, der sich wiederum an einen berüchtigten Söldner namens Jango Fett wendet, der, wie wir alle wissen, der genetische Vater der Klonarmee der Republik sein wird. Fett wiederum befindet sich gegenwärtig auf der Outland-Station, einer Raumstation, in der es vor Abschaum wie Schmugglern, Piraten oder Söldnern nur so wimmelt und wo brutale Tierkämpfe das zwielichtige Klientel bei Laune halten.
Mitten im Geschehen
Wir steigen als Jango ins Geschehen ein, indem wir es mit einer riesigen Kreatur, einem Borhek, in der Arena der Outland-Station aufnehmen. Dabei lernen wir auch gleich die grundlegende Steuerung des Kopfgeldjägers kennen, den wir aus der Third-Person-Perspektive heraus lenken dürfen. So haben wir entweder die Möglichkeit, einen Gegner manuell anzuvisieren oder, ihn dauerhaft zu fixieren, wodurch sämtliche abgefeuerten Blasterschüsse automatisch im Ziel landen, auch dann, wenn wir uns in die entgegengesetzte Richtung bewegen. An Waffen stehen uns nach und nach, neben einem Nahkampfschlag und dem Standardblaster, auch Blastergewehre oder Flammenwerfer zur Verfügung, ebenso wie Giftpfeile und Peitsche. Weiterhin ist Jango in der Lage, über Hinternisse zu springen oder zu klettern, verschlossene Areale mit dem Schweißbrenner zu öffnen - was übrigens automatisch von statten geht - oder auch dunkle Areale mit der Taschenlampe zu erleuchten. Später bekommen wir außerdem das für den Kopfgeldjäger typische Jetpack, mit dem wir höhere Ebenen erreichen, Feinde verfolgen und auch im Kampf neue Wege gehen können, zumindest, solange die Schubkraft dafür ausreicht. Weiterhin dürfen wir uns auch auf Kletterpassagen freuen, in denen wir uns im Tomb-Raider-Style an Griffkanten entlang hangeln oder von Haltepunkt zu Haltepunkt springen, was in Sachen Steuerung aber nicht immer ganz so geschmeidig funktioniert. Insgesamt wurde die modernisierte Steuerung aber sehr gut umgesetzt und lässt uns wie gewohnt über die Schultertasten zielen und schießen. Wer das echte Retro-Feeling erleben möchte, kann sich aber auch für die klassische Steuerung entscheiden, bei der die Schusstaste beispielsweise auf der Y-Taste des Joycons angesiedelt ist.
Des Weiteren nutzen wir auch Elemente in unserer Umgebung, wie zum Beispiel explosive Fässer, um Durchgänge freizubekommen oder auch, um Gegner zu überraschen. Darüber hinaus steht uns auch ein Scanner zur Verfügung, mit dem wir unsere Widersacher durchleuchten können, um herauszufinden, ob und wenn ja welches Kopfgeld auf sie ausgesetzt ist, tot oder lebendig. Diese können wir dann entweder erschießen oder mit der Peitsche einfangen, um die entsprechende Belohnung einzustreichen. Die Kopfgeldmissionen sind Teil der meisten Levels und sind als Nebenaufträge zu verstehen, die erledigt werden können. Wer übrigens erwartet, bei Bounty Hunter an die Hand genommen zu werden, wird schon sehr kurz nach Beginn eines Besseren belehrt, denn das Spiel hält weder Wegmarkierungen noch Hilfestellungen oder Hinweise für uns bereit. Dadurch müssen wir in guter alter Jedi-Knight-Manier die Umgebung genaustens unter die Lupe nehmen, um versteckte Durchgänge, Schalter oder Areale zu finden, die uns weiterbringen. Man merkt dem Spiel sein Alter also definitiv an, was aber nichts Schlechtes sein muss, gerade dann, wenn man mit Retro-Gameplay dieser Art aufgewachsen ist. Dies gilt im Übrigen auch für die Speicherpunkte, die innerhalb der linear aufgebauten Level alles andere als feinmaschig gesetzt sind, sodass wir nicht einfach nach Belieben ohne Fortschrittsverlust das Spiel beenden können. Am Ende jedes Levels erhalten wir eine Übersicht über die besiegten Gegner, die benötigte Zeit, die erledigten Nebenaufträge oder auch die entdeckten Geheimnisse und können unser Abschneiden dadurch genau einordnen und den Abschnitt bei Bedarf auch direkt wiederholen.
Gelungenes Star-Wars-Feeling mit aufpolierter Optik
Bounty Hunter schafft es Ingame und auch in den Sequenzen zwischen den Leveln, die neben ikonischen Figuren wie Count Dooku oder Darth Sidious auch durchaus imposante Weltraumszenen und Planeten zeigen, durchweg eine glaubhafte Star-Wars-Atmosphäre zu kreieren. Es sind nicht nur die unterschiedlichen Gegner und NPCs, die sich quer durch die bekannten Rassen und Kreaturen bewegen, wie Rodianer, Gamorreaner, Trandoshaner, Tusken, Dugs oder diverse Droiden. Auch die Schauplätze an sich mit ihrer speziellen Architektur und ihrem meist recht vertikalen Design, wie beispielsweise auch in den Jedi-Knight-Teilen, versprühen echte Krieg-der-Sterne-Stimmung, nicht nur in den typischen endlosen Fluren und Katakomben der unteren Ebenen oder in den von schwachem Licht und grellen Neonreklamen erhellten Straßen der zu Beginn besuchten Raumstation. Auch später, wenn es unter anderem in die belebten Straßen Coruscants, die sandige Einöde von Tattooine oder das karge Gefängnis auf Oovo IV geht punktet das Spiel mit Atmosphäre. Grafisch kann sich das Remaster auf der Switch wirklich sehen lassen und besticht im Vergleich zum Original mit deutlich schärferen Texturen sowie modernisierten Animationen, dennoch lässt sich das Alter von mittlerweile 22 Jahren auch hier nicht verbergen, denn es handelt sich schließlich nicht um ein Remake. Daher müssen wir auch mit klobigen Gliedmaßen, etwas abgehackte Bewegungen, starren Gesichtern und einer insgesamt recht detailarmen Umgebung leben, was dem angenehmen Retro-Spielgefühl aber nicht schadet. Den einen oder anderen Ruckler innerhalb der Sequenzen können wir ebenfalls nicht unter den Tisch fallen lassen, alles in allem ist die technische Umsetzung aber absolut in Ordnung.
Die Sounduntermalung ist, wie auch im Original, sehr gut getroffen und vereint Franchise-typische authentische Soundeffekte wie Blasterschüsse, Aufzüge, aufgleitende Türen oder Terminalsounds mit einer etwas rarer gesäten, wenn vorhanden, dann aber gewohnt großartigen orchestralen Musik mit altbekannten Themes. Die Ausrufe von Jango und seinen Widersachern sind hier und da vielleicht etwas repetitiv, für ein Spiel dieser Generation ist das aber wiederum alles andere als außergewöhnlich. Spielerisch gewinnt Bounty Hunter sicherlich keinen Innovationspreis. Die dargebotene Mischung aus recht simpel gehaltenen Schießereien, unterhaltsamen Kletter- und Schwungpassagen sowie typischen Wegfinderätseln ist aus heutiger Sicht nicht mehr wirklich bahnbrechend und bedient sich bei bekannten Größen wie Tomb Raider oder Jedi Knight. Im Star-Wars-Kontext und mit flinkem Jetpack bekommt das Ganze dann aber doch nochmal eine etwas andere Note und kurzweilig ist das Action-Adventure rund um Jango Fett allemal. Dennoch gehört Bounty Hunter im Vergleich zu revolutionären Titeln wie Jedi Outcast, The Force Unleashed, Dark Forces oder Battlefront zu den schwächeren Ablegern des Franchises, was es aber dennoch nicht zu einem schlechten Spiel macht. Richtig cool ist es in jedem Fall, dass wir auch auf der Switch die alten PC-Cheatcodes nutzen können, zum Beispiel, um alle sechs Kapitel und damit die insgesamt achtzehn Level direkt freizuschalten.
Fazit
In Star Wars Bounty Hunter schlüpfen wir in die Rolle von Jango Fett und nehmen es in der von Konflikten gezeichneten Zeit zwischen Episode 1 und 2 mit allerhand Abschaum und gefallenen Jedi auf. Dabei überzeugt das Spiel vor allem mit seiner gut getroffenen Atmosphäre und auch mit einer ansprechend inszenierten Geschichte rund um den berühmten Kopfgeldjäger. Technisch funktioniert der Titel im Remaster auf der Switch insgesamt sehr gut, grafisch und auch vom Gameplay her muss man aber natürlich altersbedingte Abstriche machen. Neben eckigen Bewegungen, texturarmen Umgebungen und recht leeren Schauplätzen gehören hierzu auch rar gesäte Speicherpunkte sowie die gänzlich fehlende Unterstützung bei der Suche nach dem nächsten Ziel. Wer sich darauf einlässt, erhält hier aber ein grundsolides Action-Adventure mit Schießereien, Sprung- und Kletterpassagen sowie richtig coolem Jetpack-Gameplay - auf dem Niveau eines Jedi Knight, eines The Force Unleashed oder eines Republic Commando befinden wir uns hierbei aber definitiv nicht.
- Gelungene Star-Wars-Atmosphäre
- Technisch sichtbar optimiert
- Steuerung gut modernisiert
- Zeitlose Gameplay-Elemente nach Tomb-Raider-Vorbild
- Jetpack als spielerisches Highlight
- Gut inszenierte Story
- Stimmungsvoller Orchesterscore
- PC-Cheatcodes nutzbar
- Grafisch mit deutlicher Staubschicht bedeckt
- Einige Ruckler in den Sequenzen
- Moderner Komfort fehlt (Regelmäßige Speicherpunkte, Wegmarkierungen,...)
- In Sachen Gameplay eines der schwächeren Star-Wars-Retrospiele
Ein begeisterter Konsolenspieler mit einem breit gefächerten Interessengebiet. Neben Shooter-Serien wie Battlefield oder Call of Duty gehören auch Action-Adventures wie klassische Assassin's Creeds, die Batman-Arkham-Reihe oder The Last of Us Part 1/2 zu den bevorzugten Titeln. Hinzu kommen Survival-Games wie ARK, Horror-Klassiker a la Resident Evil sowie Open-World-Abenteuer im Stile von Far Cry oder Red Dead Redemption. Sport-Franchises wie FIFA oder Tour de France erweitern das Interessenfeld, ebenso wie sämtliche Titel aus dem Star-Wars-Universum.