

Sugardew Island im Test: Entspannte Farm-Idylle oder eintönige Routine?
Mit Sugardew Island möchte Entwickler rokaplay eine entspannte Farming-Simulation auf die Bildschirme bringen – ein Liebesbrief an das Genre, inspiriert von Klassikern wie Harvest Moon. Die versprochene Idylle mit süßen Tieren, farbenfrohen Landschaften und gemütlichem Farmleben klingt nach dem perfekten Spiel für Fans des Genres. Doch reicht das aus, um uns langfristig zu fesseln? Wir haben uns in das bunte Inselleben gestürzt, Pflanzen gesät, Tiere gestreichelt und versucht, mit unserer Ernte ordentlich Harmonie zu sammeln. Dabei sind uns einige clevere Komfortfunktionen aufgefallen, die das Gameplay erleichtern, aber auch eine Reihe von Problemen, die sich nach und nach in den Spielspaß schleichen.
Natur retten durch Gemüseverkauf?
Sugardew Island gibt uns eine klare Aufgabe: Die Insel befindet sich in einem Ungleichgewicht und es liegt an uns, das Gleichgewicht und die Harmonie zwischen Natur, Tiere und Menschen wiederherzustellen. Der zentrale spielmechanische Kniff besteht darin, dass wir durch den Verkauf unserer Farmprodukte Harmoniepunkte sammeln, die die Insel langsam wieder erblühen lassen.
Das klingt nach einem netten Rahmen für ein gemütliches Spiel, doch in der Praxis bleibt die Story stark im Hintergrund. Es gibt keine ausgeprägten Charaktere, keine großartigen Dialoge, keine bedeutsamen Zwischensequenzen – wir kümmern uns einfach um unseren Hof, verkaufen unsere Produkte und sehen zu, wie sich die Insel optisch verändert. Während andere Farming-Spiele oft auf soziale Interaktionen mit NPCs setzen oder zumindest ein Gefühl von Gemeinschaft aufbauen, fühlt sich Sugardew Island eher wie eine einsame Mission an. Es gibt keine Dörfler, keine besonderen Charaktere, mit denen man eine Bindung aufbauen kann, und somit auch keine großen Überraschungen in der Handlung. Wer eine tiefgründige Geschichte sucht oder hofft, emotionale Verbindungen zu Dorfbewohnern aufzubauen, wird hier nicht wirklich fündig.
Gute Ideen, aber wenig Abwechslung
Das Herzstück jeder Farming-Simulation ist das Gameplay, und hier gibt es in Sugardew Island einige clevere Mechaniken, die sich angenehm auf das Spielgefühl auswirken. Besonders positiv fallen einige Komfortfunktionen auf, die typische Probleme anderer Genre-Vertreter aus dem Weg räumen. So bleibt Dünger beispielsweise auf dem Feld liegen, bis die Pflanze abgeerntet ist, sodass wir nicht ständig nachdüngen müssen. Die Gießkanne ist immer voll, sodass wir uns das ständige Auffüllen am Brunnen sparen. Auch das Füttern der Tiere wurde vereinfacht: Statt jedem einzelnen Tier Futter hinzuhalten, können wir es an einer zentralen Stelle den Tieren zuweisen und auch alle per Knopfdruck gleichzeitig füttern. Das sind alles sinnvolle Verbesserungen, die das tägliche Farmen angenehmer machen.
Auch das Anbauen und Ernten wurde überarbeitet. Eine besonders nützliche Funktion ist das großflächige Bearbeiten von Feldern: Wer die Taste gedrückt hält, kann gleichzeitig bis zu neun Felder mit Samen oder Dünger bearbeiten. Das macht das Anlegen von Beeten deutlich schneller als in anderen Farming-Spielen. Allerdings gibt es hierbei eine kleine Stolperfalle: Die Steuerung des Zielfadenkreuzes ist etwas zu empfindlich, wodurch man manchmal versehentlich das falsche Feld trifft.
Ein interessanter, aber letztlich problematischer Aspekt ist das Verkaufssystem. Anstatt unsere Ernte einfach in eine Kiste zu werfen und am nächsten Morgen automatisch bezahlt zu werden, betreiben wir hier einen kleinen Farmladen, in dem Naturgeister als Kunden auftreten. Sie nehmen sich eine zufällige Anzahl an Produkten – meist nur wenige Stück – und müssen teilweise durch Rabatte oder Beratung überzeugt werden. In der Theorie klingt das charmant, aber in der Praxis zieht sich der Verkaufsprozess unnötig in die Länge. Besonders problematisch wird das, wenn man größere Mengen verkaufen muss, um Quests zu erfüllen. So benötigen wir für manche Aufgaben 250 Harmoniepunkte, aber da die Geister pro Besuch nur winzige Mengen kaufen, kann es ewig dauern, bis wir dieses Ziel erreichen. Es fehlt eine Option zur Automatisierung oder zumindest eine Möglichkeit, den Verkauf schneller abzuwickeln.
Neben der Farmarbeit gibt es leider nur wenige Beschäftigungsmöglichkeiten. Während andere Farming-Spiele oft durch Minen, Angeln, Kochen oder soziale Interaktionen zusätzliche Aktivitäten bieten, konzentriert sich Sugardew Island ausschließlich auf das Bestellen der Felder und das Versorgen der Tiere. Abgesehen davon gibt es noch die Möglichkeit, freigeschaltete Tiere auf deren Inseln zu besuchen, aber auch das ist keine wirklich spielerische Herausforderung. Es gibt keine Nebenquests, keine besonderen Charaktere, die einem Aufgaben geben – das tägliche Leben dreht sich ausschließlich um die Farmarbeit.
Ein weiterer Punkt, der das Spielerlebnis trübt, sind einige Bugs und technische Probleme. Besonders auffällig ist ein visueller Fehler, bei dem große Bäume beim Fällen in einem grellen Rosa umfallen – kein Drama, aber definitiv ein Bruch in der ansonsten schönen Optik. Ein größeres Problem sind verlorene Items: Besucht man die freigeschalteten Tiere auf den Inseln, schenken sie uns manchmal Samen. Drückt man die Taste zu schnell weiter, kann es passieren, dass diese Samen einfach verschwinden – besonders ärgerlich, wenn es sich um seltene oder dringend benötigte Pflanzen handelt. Auch das Kaufen von Tieren ist nicht ganz fehlerfrei: In unserem Test mussten wir nach dem Kauf mehrerer Hühner ganze drei Ingame-Tage warten, bis beide Tiere tatsächlich auf dem Feld erschienen.
Farbenfroh und charmant
Optisch kann Sugardew Island überzeugen. Der Stil ist bunt und verspielt, mit liebevollen Details und sanften Farbverläufen, die eine angenehme, beruhigende Atmosphäre erzeugen. Besonders die Lichteffekte zu verschiedenen Tageszeiten oder die sanften Bewegungen der Pflanzen im Wind tragen zur idyllischen Stimmung bei. Trotz der wenigen Gameplay-Elemente lädt die Welt visuell dazu ein, sich in ihr zu verlieren.
Beruhigende Klänge
Akustisch gibt es wenig auszusetzen. Die Musik ist angenehm und unaufdringlich – genau das, was man von einer entspannten Farming-Simulation erwartet. Sie plätschert leise im Hintergrund und unterstützt die ruhige Atmosphäre des Spiels, ohne aufdringlich zu wirken. Lediglich die Laute, die unser Hauptcharakter von sich gibt, sind auf Dauer etwas gewöhnungsbedürftig.
Ladezeiten stören den Spielfluss
Technisch hätte man das Spiel noch optimieren können. Besonders störend sind die Ladezeiten, die bei jedem Bereichswechsel auftreten – selbst bei kleinen Bereichen. Das reißt immer wieder aus dem Spielfluss heraus und hätte durch ein geschickteres Streaming-System vermieden werden können.
Fazit
Sugardew Island macht vieles richtig: Es bietet einige clevere Komfortfunktionen, eine charmante Grafik und eine entspannte Atmosphäre. Doch trotz dieser Stärken fehlt es dem Spiel an Langzeitmotivation. Das Verkaufssystem zieht sich unnötig in die Länge, Nebenaktivitäten gibt es kaum, und die technischen Macken stören an manchen Stellen den Spielfluss. Die Grundidee ist schön, aber das Gameplay gibt auf Dauer einfach zu wenig her. Wer eine rein auf Farming fokussierte Erfahrung sucht, wird hier vielleicht glücklich – alle anderen werden sich nach kurzer Zeit nach mehr Abwechslung sehnen.
- Schöner, bunter Grafikstil mit liebevollen Details
- Praktische Farming-Features
- Angenehme Musikuntermalung
- Säen/Düngen auf mehreren Feldern gleichzeitig möglich
- Verkaufssystem ist extrem langsam und zieht sich
- Sehr wenige Nebenaktivitäten, was das Gameplay eintönig macht
- Screen-Transitionen haben unnötige Ladezeiten
- Bugs mit Tieren, Samen und fallenden Bäumen
- Hauptcharakter gibt seltsame Laute von sich
- Steuerung beim großflächigen Säen/Düngen etwas fummelig
- Zu wenig Langzeitmotivation – wenig zu tun abseits des Farmens

Webentwickler, Technik-Nerd und Gamer aus Leidenschaft seit der Kindheit, mit einem Faible für die komplette The Legend of Zelda- und Halo-Reihe. Dazu fast keine Konsolengeneration ausgelassen und auch sehr interessiert an Indie-Games.