Syberia RemasteredSyberia Remastered
Review

Syberia VR im Test: Von Höhen und Tiefen

Von Daniel Walter am 18. November 2025. Getestet auf Meta Quest. Zum Spiel hier klicken.

Syberia VR, das fast zeitgleich zum Remake von Syberia 1 erschienen ist, lässt uns tiefer in die Welt von Kate Walker eintauchen als jemals zuvor. Wie sich die Neuauflage des Point-and-Click-Klassikers auf der Meta Quest 3s geschlagen hat, verraten wir euch im Test.

Bevor wir starten, dürfen wir einige VR-spezifische Einstellungen vornehmen, zum Beispiel, ob wir im Sitzen oder Stehen spielen möchten, welches unsere Haupthand ist oder wie wir es mit der Umsetzung der Bewegung halten möchten. Hier steht uns neben der Teleportation, die Motion Sickness entgegenwirken soll, auch die komplett freie Bewegung sowie ein Hybrid aus beidem zur Verfügung, je nachdem, wie anfällig wir für Übelkeit in der virtuellen Realität sind. Bei der Hybrid-Variante wählen wir direkt im Spiel durch die von uns betätigten Controllertasten selbst aus, ob wir uns regulär bewegen oder teleportieren, dadurch sind wir ingame flexibel und können direkt auf ein Motion-Sickness-Gefühl reagieren, ohne direkt die komplette Steuerung umzustellen - eine gute Zwischenlösung.

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Syberia aus Kates Perspektive (zumindest meistens)

Im Spiel angekommen, finden wir uns in einem Zug wieder und blicken aus der Egoperspektive auf eine Leinwand. Dort beobachten wir Kate Walkers Ankunft am ersten Schauplatz, der Vorarlberg-Fabrik in Valadilene, von außen, bevor wir wenig später in ihre Perspektive wechseln und das eigentliche Spiel beginnt. Die Tatsache, dass wir die Sequenz quasi von außerhalb zweidimensional erleben und dann aus Kates Perspektive auf die Welt schauen ist sicherlich nicht die eleganteste Entscheidung, denn so fühlen wir uns zunächst einmal als externer Beobachter, bevor wir dann in unsere Rolle schlüpfen. Für die Immersion wäre es auf jeden Fall schöner gewesen, wenn wir auch die Cutscene bereits aus Kates Augen hätten erleben dürfen. Nichtsdestotrotz nimmt uns die kurze Einleitung emotional gleich schon wieder mit auf Kate Walkers erstes Abenteuer, das wir noch bestens in Erinnerung haben.

Die außergewöhnliche Geschichte erzählt von Kates Auftrag in Valadilene, wo sie als Anwältin den Verkauf der Vorarlberg-Fabrik unter Dach und Fach bringen soll. Allerdings kommt es hierbei zu Komplikationen, da Frau Vorarlberg, die Inhaberin der Fabrik, kurz vor Kates Ankunft verstorben ist. Wenig später findet sie heraus, dass es mit Hans Vorarlberg unerwarteterweise einen Verwandten gibt, mit dem sie das Geschäft doch noch abschließen kann, dieser ist allerdings alles andere als leicht zu finden. In Rücksprache mit dem Notar vor Ort beschließt Kate, ihren Aufenthalt zu verlängern und der Sache rund um die Fabrik auf den Grund zu gehen. Als Erfinder hat sich Hans voll und ganz den Automaten verschrieben, sodass Kate während ihrer Reise auf der Suche nach Hans immer wieder mit mechanischen Rätseln und außergewöhnlichen Figuren konfrontiert wird. Auch in VR ist die Geschichte von Kate Walker absolut sehenswert, die Technik und auch die grafische Umsetzung stehen einem unbeschwerten Genuss allerdings immer wieder im Weg.

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Gelungene Atmosphäre und gute Interaktionselemente

Schon im Foyer des Hotels offenbart Syberia direkt einige seiner Stärken, aber auch seiner Schwächen. So kann die Atmosphäre, die zum einen durch die bekannte melancholische Musik, die typisch für die Serie ist, kreiert wird sofort überzeugen. Auch die Gestaltung der Räume trifft in Sachen Stimmung den Nagel auf den Kopf. Wer Syberia kennt, wird sich direkt wie zu Hause fühlen, denn sowohl die Architektur und die Einrichtung als auch die Farben oder der ganz spezielle Lichteinfall fangen das Spielgefühl der Reihe in Perfektion ein. Auch die Tatsache, dass wir die Klingel an der Rezeption von Hand aufziehen dürfen, um einen kleinen Automaten zu aktivieren, ist toll gemacht, ebenso wie die Möglichkeit, unsere Dialogantworten mit einem Stift auf einem Notizblock auszuwählen. Die Interaktion mit Objekten, vom Aufheben bis zum Drehen in der Hand, funktioniert ebenfalls einwandfrei, sodass hier das Eintauchen in die Spielwelt funktioniert. Allgemein ist die Bedienung der Automaten sehr gut gelungen, schließlich ist die Automatenwelt ja auch das Herzstück der Geschichte. So dürfen wir am Büro des Notars zum Beispiel mit einer Empfangsmaschine interagieren, ihr einen Brief in die Hand legen und mehrere Schalter per Bewegung betätigen, um das Gebäude betreten zu können. Die speziellen Rätsel, bei denen wir uns mit mechanischen Elementen wie Zahnrädern, Schaltern und Knöpfen auseinander setzen müssen, funktionieren in VR natürlich richtig gut und versetzen uns mithilfe entsprechender Bewegungsmuster mitten ins Geschehen.

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Eine grafische Herausforderung

Dann sind wir gerade richtig begeistert von der VR-Präsentation und drehen uns etwas zu schnell nach links oder rechts, nur um dort, wo eigentlich eine lückenlose 3D-Umgebung sein sollte, einen schwarzen Balken zu entdecken, der uns vertröstet, bis der Raum vollständig geladen ist. In Sachen VR-Immersion ein No-Go. Schwierig ist auch, dass unser Notizblock in Gänze in die Umgebung gliched, wenn wir zum Beispiel zu nah an der Wand stehen. Lachen mussten wir auch, als sich unser Gesprächspartner plötzlich noch bevor er seinen Satz zu Ende gesprochen hatte, aus dem Raum teleportiert und uns alleine im Raum zurückgelassen hat. Ein weiteres großes Problem sind die in weitläufigeren Umgebungen quälend langen Laufwege, die aufgrund des geringen Lauftempos oftmals endlos wirken. Die Tatsache, dass wir zum Rennen die ganze Zeit einen Controllerstick durchdrücken müssen, macht das Ganze nicht besser.

Grafisch präsentiert sich Syberia VR leider ebenfalls nicht in Bestform. Ja, die grundlegende Optik der Schauplätze ist äußerst liebevoll gestaltet und und man merkt, dass hier sehr viel Herzblut drinsteckt. Die Grafik an sich ist aber absolut nicht auf der Höhe der Zeit, nicht einmal für einen Meta Titel. Nicht nur, dass die Gesichtszüge der Figuren oder auch die Darstellung der Haare als dicke schwarze Streifen völlig aus der Zeit gefallen sind, auch die Texturen wirken oft flach und nicht plastisch, wie zum Beispiel Löcher in der Wand oder herunter hängende Tapetenfetzen, die bei genauem Hinschauen einfach nur aufgemalt sind und keinerlei Tiefe besitzen. Gleiches gilt beispielsweise auch für die Dielen des Holzbodens, die bestenfalls als bedruckte PVC-Matte durchgehen. Auch die Regentropfen, die wir durch die Scheibe beobachten können, sind lediglich als dicke weiße Striche dargestellt, hier darf man heute dann doch etwas mehr erwarten. Draußen wird es nicht besser, wenn wir zwischen aufgemalten Grünflächen, Felsen und Steinböden ohne jegliche Tiefe und Bäumen, die wie Pappmodelle aussehen, umher laufen. Blätter, die von gelben Herbstbäumen fallen, sehen erst einmal wunderschön aus, bis man sich darunter stellt und sieht, dass die Blätter aus dem Nichts entstehen und in Endlosschleife zu Boden fallen. Wir sind leider noch nicht am Ende, denn die Texturen laden beim Vorbeilaufen extrem spät, teilweise erst, wenn wir komplett drauf stehen. So sind Bodenbeläge mitunter unter unseren Füßen unscharf und stellen sich erst scharf, während wir weiter laufen.

Wunderschöne Musik trifft auf mittelmäßige Vertonung

In Sachen Vertonung können wir zumindest mit Blick auf die Musik vermelden, dass hier ganze Arbeit geleistet wurde. Die Orchesterklänge wurden aufwändig arrangiert, klingen extrem hochwertig und tragen die Atmosphäre des Spiels quasi im Alleingang. Die wunderschönen Melodien sind an Schwermut und Melancholie kaum zu überbieten und besitzen dennoch eine derart große Faszination, dass wir jedem Takt aufmerksam gelauscht haben. Am besten lässt sich das Gefühl beim Hören vielleicht mit dem Soundtrack von Die fabelhafte Welt der Amélie vergleichen. Hier spielt Syberia auf jeden Fall eine seiner größten Stärken aus. Abseits hiervon lässt sich bei der Vertonung nicht nur Gutes vermelden. Ja, die Charaktere sind mit Hinblick auf die Emotionen ordentlich synchronisiert, vor allem Kate Walker selbst wurde gut umgesetzt. Schwierig wird es dann, wenn wir genauer auf die Klangqualität hören, denn hier nimmt man immer wieder ein leichtes Rauschen über der Stimme wahr, was bei einer professionellen Tonaufnahme so eigentlich nicht sein sollte. Jedes Gespräch klingt ein wenig so, als würden wir telefonieren, auch dann, wenn wir es gar nicht tun. Auch die Lippensynchronität ist gelinde gesagt erschreckend schwach, denn hier beschränken sich die Mundbewegungen häufig auf ein einfaches Öffnen und Schließen, ohne das wirkliche Worte mit dem Mund geformt werden.

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Fazit

Die Syberia-Reihe hat definitiv einen festen Platz in meinem Point-and-Click-Herz und gerade The World Before hat mir nach dem schwierigen dritten Teil wieder sehr viel Hoffnung für die Zukunft der Serie gemacht. So hab ich mich natürlich auch wahnsinnig über die VR-Umsetzung gefreut und auf den Release hingefiebert. Das, was mich hier dann aber erwartet hat, hat mich gelinde gesagt schockiert. Ja, die typische Syberia-Atmosphäre stimmt ab der ersten Sekunde, denn zum Einen steckt sehr viel Liebe in der Gestaltung der Schauplätze, zum anderen ist die Musik wieder einmal herausragend. Auch die Egoperspektive steht dem Spiel sehr gut, denn gerade bei den Rätseln und beim Betätigen der zahlreichen mechanischen Elemente sind wir so viel näher am Geschehen. Technisch gesehen ist Syberia VR allerdings eine echte Herausforderung, und zwar in mehreren Aspekten. So ist die Grafik freundlich ausgedrückt mit einer recht dicken Staubschicht bedeckt. Die Texturen laden spät nach, es fehlt jegliche Tiefe bei Oberflächen jeder Art, egal, ob Holz, Fels oder Vegetation, und auch die Mimik und die Darstellung der Figuren an sich stammt definitiv nicht aus dieser Zeit. Hinzu kommt eine im Prinzip nicht vorhandene Lippensynchronität, da die Münder nicht mal wirkliche Worte formen. Abgerundet wird das technische Desaster durch schwarze Balken, die immer wieder am Rand des Blickfeldes auftreten, ständig ineinander glitchende Objekte und teilweise äußerst ungeschickt platzierte Textboxen, die entweder nicht lesbar sind oder andere wichtige Elemente verdecken. Auch die Laufwege in Kombination mit dem viel zu geringen Lauftempo sorgen immer wieder für Frust, gerade auch, weil man zum Rennen ständig eine Taste drücken muss. So gern ich etwas anderes sagen würde, doch die großartige Syberia-Reihe hat eigentlich etwas besseres verdient als diese technisch vermurkste VR-Version. Kate Walkers erstes Abenteuer bleibt aber in Sachen Geschichte und Atmosphäre auch hier über jeden Zweifel erhaben.

Pro:
  • Syberia 1 noch immer ein Story-Highlight der Point-and-Click-Ära
  • Stimmungsvoll gestaltete Schauplätze
  • Großartige Musik
  • Bedienung der Automaten in VR gut umgesetzt
  • Egoperspektive steht dem Spiel gut zu Gesicht
Contra:
  • Unscharfe, spät nachladende Texturen
  • Oberflächen ohne jegliche Tiefe
  • Grafik aus vergangenen Tagen
  • Mimik und Lippenbewegungen nur rudimentär
  • Schlechte Klangqualität bei Synchro
  • Viel zu lange Laufwege
  • Zu geringes Lauftempo
  • Rennen nur mit gedrücktem Button möglich
  • Zahlreiche Glitches
  • Schwarze Balken treten am Rand des Blickfeldes auf
Story:
4 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Gameplay:
2 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Grafik:
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Sound:
3 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Atmosphäre:
4 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Unsere Wertung: 6.0 / 10
Spiel getestet auf: Meta Quest
Daniel Walter

Daniel Walter

Ein begeisterter Konsolenspieler mit einem breit gefächerten Interessengebiet. Neben Shooter-Serien wie Battlefield oder Call of Duty gehören auch Action-Adventures wie klassische Assassin's Creeds, die Batman-Arkham-Reihe oder The Last of Us Part 1/2 zu den bevorzugten Titeln. Hinzu kommen Survival-Games wie ARK, Horror-Klassiker a la Resident Evil sowie Open-World-Abenteuer im Stile von Far Cry oder Red Dead Redemption. Sport-Franchises wie FIFA oder Tour de France erweitern das Interessenfeld, ebenso wie sämtliche Titel aus dem Star-Wars-Universum.

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