THE DARK PICTURES ANTHOLOGY: THE DEVIL IN METHE DARK PICTURES ANTHOLOGY: THE DEVIL IN ME
Review

The Dark Pictures Anthology: The Devil in me im Test - ein aufregender Besuch im Horrorhotel

Von Daniel Walter am 22. November 2022. Getestet auf PS5. Zum Spiel hier klicken.

Mit The Devil in me erscheint nun bereits der vierte Teil von Supermassive Games’ Horrorreihe The Dark Pictures Anthology, die im Stil von Until Dawn voneinander unabhängige Gruselgeschichten mit unterschiedlichen Settings erzählt. Nach einem verlassenen Weltkriegskreuzer, einem Hexendorf und einem düsteren Tempel finden wir uns dieses Mal in einem echten Horrorhotel wieder. Ob der neuste Ableger mit seiner tödlichen Kurzgeschichte überzeugen kann, verraten wir euch im Test.

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Ein kuscheliger Horrorabend

Wie wir es von der Reihe gewohnt sind, bietet uns auch The Devil in me im Vorfeld die Möglichkeit, zwischen mehreren Spielvarianten zu wählen. So können wir das Abenteuer alleine erleben, online mit einem Mitspieler zocken oder mit bis zu fünf Personen einen Filmabend auf der Couch verbringen. Bei der letzten Varianten übernimmt jeder Spieler die Kontrolle über eine Figur oder mehrere Charaktere und der Controller wird bei Bedarf hin- und hergereicht. Haben wir unsere Wahl getroffen, entscheiden wir uns außerdem für einen von drei Schwierigkeitsstufen, die Einfluss darauf haben, wie leicht wir unsere Figuren lebend durch die Story bringen. In jedem Fall wird die Geschichte wieder von dem etwas seltsam anmutenden Kurator erzählt, der nicht nur eine kleine Einführung gibt, sondern uns auch zwischendurch immer wieder über unser Abschneiden und die Folgen der von uns getroffenen Entscheidungen informiert.

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Willkommen im Hotel

Die Story beginnt im Jahr 1893 in Chicago und dreht sich um das berühmte World’s Fair Hotel. Wir beobachten ein Ehepaar, Jeff und Marie, dabei, wie es versucht, im Hotel einzuchecken, und kommen schon nach wenigen Sekunden zu dem Schluss, dass hier etwas nicht stimmt. Nicht nur, dass das Etablissement offenbar vollkommen verlassen ist, auch an der Rezeption werden die beiden Gäste erst einmal nicht empfangen. Spätestens dann, als nach einigen Augenblicken ein Mitarbeiter wie aus dem Nichts hinter den beide auftaucht und uns mitteilt, dass er gerade anderweitig beschäftigt war und dabei jeglichen Blickkontakt meidet, machen wir uns ernsthaft Sorgen um das sympathische Pärchen in seinen Flitterwochen. Als sie dann nach dem Check-in auch noch auf die Idee kommen, einen Blick in ein als “privat” gekennzeichnetes Zimmer zu werfen, scheint ihr Schicksal besiegelt. In diesem ersten Spannungsmoment kommen wir auch gleich mit einem der bekannten Stilmittel in Kontakt, nämlich einer Herzklopfenherausforderung, bei dem wir zur richtigen Zeit eine Controllertaste drücken müssen, wenn auf einer Zeitleiste eine bestimmte Markierung erreicht wird. Auf diese Weise regulieren wir den Herzschlag unserer Charaktere und bleiben in gefährlichen Situationen im Verborgenen. Ist die Gefahr abgewendet, finden wir uns wenig später in der wunderschönen Hochzeitssuite wieder, wo wir im Rahmen einer Kissenschlacht auch gleich die neue Ziel- und Schussmechanik kennenlernen, die zusätzliche Action-Sequenzen ermöglicht. Außerdem findet hier auch das erste Quick-Time-Event statt, wenn auch in einer deutlich harmloseren Situation als sonst. Für gewöhnlich entscheiden wir mit den hektischen Tastenkombinationen nämlich über das Überleben unserer Figuren, zumindest in einigen Fällen.

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Ein perfekter Gruselort

Wenig später, als Marie im ausgelagerten Badezimmer ein Bad nimmt und Jeff das verlassene Hotel nach einem Rasierset durchsucht, trennen sich die Wege der beiden und wir wechseln zum ersten Mal aus der Sequenz in das echte Gameplay. Hierbei wandern wir durch die nur spärlich beleuchteten Flure des Etablissements, die von zahlreichen Nischen und dunklen Ecken umgeben sind und die Gruselstimmung damit perfekt machen. Dabei ist die altertümliche Atmosphäre des eleganten und gehobenen Hotels hervorragend eingefangen, sodass wir uns wirklich auch wie in ein anderes Jahrhundert zurückversetzt fühlen. Die fast vollkommene Stille, die nur von Jeffs Schritten und einem extrem leisen, aber spürbar bedrohlichen Männerchor untermalt wird, unterstreicht das Gefühl der Einsamkeit noch zusätzlich und lässt uns angespannt auf den ersten Jump Scare warten, der glücklicherweise deutlich länger auf sich warten lässt als in den Vorgängern, die das Stilmittel weit über ein gutes Maß hinaus genutzt haben. Wenn dann aber mal ein Erschreckmoment auf uns wartet, hat der es auch ordentlich in sich und erfüllt definitiv seinen Zweck.

Die extrem verwinkelte Bauweise des Gebäudes bewirkt außerdem, dass wir ständig um die Ecke laufen müssen, ohne zu sehen, was uns dahinter erwartet, denn die Third-Person-Kameraperspektive erlaubt es uns erst sehr spät, einen vorsichtigen Blick nach links oder rechts zu werfen, um eventuelle Gefahren auszumachen. Nach einem Cut sind wir zurück im hellen und von Tageslicht durchfluteten Badezimmer bei Marie, was übrigens einen krassen Kontrast zu den fast schwarzen Korridoren darstellt und die Unwissenheit der jungen Frau noch zusätzlich betont, während ihr Mann bereits erkannt hat, dass das Hotel kein sicherer Ort ist. An dieser Stelle wird eine weitere Neuerung im Gameplay eingeführt, nämlich das Inventar, das es uns ermöglicht, eingesammelte Gegenstände in bestimmten Situationen zu nutzen, wie hier das frisch gekaufte Puder. Später werden hier natürlich wichtigere Objekte wie zum Beispiel eine Taschenlampe oder ein Feuerzeug zu finden sein. In dieser Situation zeigt die Spielereihe außerdem ihre wiedererlangte Fähigkeit, Stilmittel dezent einzusetzen und uns nicht, wie in früheren Teilen, mit Jump Scares zu bombardieren, denn der Bruchteil einer Sekunde, in der wir die Silhouette eines Fremden im Spiegel sehen, ist so kurz und unterschwellig, dass es uns ordentlich gruselt, wir aber nicht sofort rückwärts vom Stuhl fallen. Der dann folgende brutale Mord an dem jungen Paar, den wir selbstverständlich auch nicht verhindern können, ist aber nichts anderes als eine rundum gelungene Vorgeschichte zur eigentlichen Handlung, die erst viele Jahre später stattfindet. Doch schon im Intro wird klar, dass es die Entwickler endlich wieder schaffen, eine Verbindung zu den Charakteren aufzubauen und uns mit ihnen mitfühlen lassen, eben so wie in Until Dawn oder The Quarry. Die anderen drei Ableger der The Dark Pictures Anthology waren hier hingegen deutlich schwächer aufgestellt und haben es nie wirklich geschafft, dass uns das Schicksal der Figuren berührt hat.

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Ein Filmteam auf den Spuren eines Serienkillers

Dass die Charakterisierung der guten und auch der bösen Figuren in The Devil in me endlich wieder richtig gut funktioniert, zeigt sich schon allein an dem Rezeptionisten des Hotels, der niemand anderes als der Mörder von Jeff und Marie ist. Es handelt es dabei um den Serienkiller Henry Howard Homes, der im späten 19. Jahrhundert rund 200 Morde verübte, dabei behauptet hat, vom Teufel besessen zu sein, und dann am Galgen hingerichtet sowie unter Zement begraben wurde. Die Ausstrahlung des Mannes, den wir in einem Rückblick auch während seines Prozesses beobachten, ist dermaßen intensiv und bedrohlich, dass er uns ein wirklich mulmiges Gefühl bereitet hat. Vom stechenden Blick seiner Augen bis hin zur Gleichgültigkeit in seiner Stimme oder auch seinem markanten Aussehen mit Schnurrbart und Bowler auf dem Kopf brennt sich die Figur sofort in unser Gedächtnis ein und sorgt hier die ganze Zeit für Unbehagen. Der Fakt, dass es sich dabei um eine reale Person handelt, die tatsächlich existiert und ähnliche Grausamkeiten verübt hat, macht das Ganze natürlich nicht unbedingt entspannter.

In der Hauptgeschichte von The Devil in me geht nun ein Filmteam in der heutigen Zeit den Morden der Vergangenheit und eben auch dem berüchtigten Killer auf den Grund. Es begibt sich hierfür zum berüchtigten World’s Fair Hotel, beziehungsweise auf eine Privatinsel eines exzentrischen reichen Typen, der Holmes sogenannte Mörderburg teilweise nachkonstruiert und dabei auch echte Requisiten des Verbechers verwendet hat. In Sachen Atmosphäre und Düsternis steht das Hotel auf der Insel dem Original im Übrigen in nichts nach und setzt auf die gleiche altertümliche Aura und verwinkelte Bauweise, die zum Gruseln und Erschrecken einlädt. In der Geschichte wird das fünfköpfige, von Spannungen zerfressene Team ab der ersten Sekunde glaubhaft inszeniert. Die Künstler und Techniker sind genervt und frustriert wegen vorangegangener Misserfolge und geben hierfür ihrem Regisseur die Schuld. Daher ist die Stimmung, als es für ein Wochenende kurzfristig in einen Nachbau des berühmten Hotels geht, um dort Material für die geplante Show zu sammeln, auch auf dem absoluten Tiefpunkt, ebenso wie die Moral der Truppe. Als der unbekannte und sehr kryptische Besitzer des Gebäudes dann im Vorfeld auch noch verlangt, während des Aufenthalts sämtliche Handys abzugeben, ist die Motivation endgültig im Keller und damit gleichzeitig auch der perfekte Rahmen geschaffen für ein von der Außenwelt abgeschnittenes Horrorschauspiel.

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Fotorealistische Sequenzen mit kleineren Mankos

Grafisch zeigt sich auf der vierte Ableger der Reihe durchweg auf einem hohen Niveau. So können die detailliert gestalteten Räume des Hotels in Chicago oder auch die spätere Umgebung am Lake Michigan durchweg überzeugen und einen glaubhaften und stimmungsvollen Schauplatz schaffen, der perfekt für das mörderische Treiben geeignet ist. In den Sequenzen warten, so wie wir es von Supermassive Games kennen, fotorealistische Gesichter auf uns, bei denen wir einzelne Poren, Falten und Haare oder auch die Linien in den Pupillen der Figuren genau ausmachen können und auch die Mimik nur noch schwer einen Unterschied zu einem echten Menschen erkennen lässt. Leider reißen uns hier, wie auch schon in den Vorgängern, kleinere Hakler, Ruckler und zu spät ladende Texturen immer wieder aus der dichten Atmosphäre heraus, was in Anbetracht der hohen optischen Qualität wirklich etwas schade ist. Bei diesem Punkt lässt sich die merklich bessere Umsetzung bei Full-Lenght-Titeln wie The Quarry oder Until Dawn einfach nicht von der Hand weisen, denn dort sind solche grafischen Aussetzer definitiv Mangelware. Auch die Lippensynchronität, gerade bei der deutschen Sprachausgabe, ist häufig nicht ganz auf dem Punkt, was gerade bei Sprechpausen, in denen sich der Mund aber noch weiter bewegt, leider sehr deutlich auffällt. Außerdem verlagert sich die deutsche Vertonung immer mal wieder für ein oder zwei Sätze ins Englische, bevor wieder die korrekte Tonspur abgespielt wird.

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Die Macht der Entscheidungen

Wie in allen Supermassive Games Produktionen spielen unsere Entscheidungen auch im Spielverlauf von The Devil in me an vielen Stellen wieder eine große Rolle. Mal geht es nur um die Verbindung der einzelnen Charaktere zueinander, wohingegen andere Entscheidungen direkt den Tod oder eben das Überleben in einer bestimmten Situation bedeuten. Die Entscheidungen sind dabei sehr breit gefächert und reichen von Dialogoptionen, über die Wahl eines Weges, bis hin zur direkten Durchführung oder eben auch dem Auslassen einer Handlung. Da das Spiel in jedem Fall sofort automatisch speichert, ist eine spätere Korrektur und Umentscheidung nicht möglich. Daher müssen wir, wenn wir alle möglichen Handlungsstränge sehen wollen, die komplette Geschichte oder zumindest einige einzeln anwählbare Kapitel erneut spielen, wodurch der Wiederspielwert natürlich sehr hoch ist. So liegt es in unseren Händen, ob alle, einige oder womöglich auch kein Charakter den Ausflug ins Hotel überlebt. Als kleine Hilfestellung gibt es an zahlreichen Orten in der Welt Porträts zu entdecken, die einen kurzen Blick auf das ermöglichen, was einzelne Entscheidungen auslösen können. Da die Darstellung hier aber meist sehr wage bleibt, sind die Hinweise auch wahrlich kein Allheilmittel und helfen nur bedingt beim Einschlagen der richtigen Wege.

Zusätzlich zu Sequenzen mit QuickTime-Events, Herzschlagprüfungen, Versteckszenen und Dialogoptionen, die oftmals mit mal mehr mal weniger wegweisenden Entscheidungen durchsetzt sind, gestaltet das Spiel auch die Fortbewegung in der Spielwelt ein wenig abwechslungsreicher als in den alten Ablegern. So klettern wir auf Vorsprünge, balancieren über umgestürzte Bäume oder zwängen uns durch enge Nischen, wodurch ein wenig Abwechslung zum schlichten Laufen und Interagieren mit Objekten geschaffen wird. Aber auch bei letzterem geht man nun etwas mehr ins Detail und kann aufgehoben Gegenstände in LA-Noire-Manier von allen Seiten begutachten, um Hinweise oder Aufschriften zu finden. Außerdem verfügen die einzelnen Figuren über besondere Talente und Schwächen, sodass wir mit Gruppenleiter Charlie zum Beispiel verschlossene Truhen öffnen können, wohingegen Kameramann Mark Probleme mit der Höhe oder Tonfrau Erin mit akutem Asthma zu kämpfen hat. Hinzu kommen Tomb-Raider-Gedächtnismomente, in denen wir Kisten oder Container verschieben müssen, um höhere Ebenen zu erreichen, und auch kleinere Rätsel, wie zum Beispiel ein Sicherungskasten, bei dem wir die Schalter in einer bestimmten Reihenfolge aktivieren müssen, um die Stromzufuhr wiederherzustellen, gehören nun zum Gameplay.

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Fazit

The Devil in me ist für mich mit weitem Abstand der bis dato beste Teil der The Dark Pictures Anthology. Zum ersten Mal treffen wir hier auf glaubhafte Charaktere, mit denen wir von Beginn an mitfiebern und deren Schicksal uns auch wirklich mitnimmt. Einige sinnvolle Ergänzungen im Gameplay, vom nutzbaren Inventar, über die Rätsel, bis hin zur vielseitigeren Fortbewegung in der Spielwelt, heben das Spiel ebenfalls von den Vorgängern ab und machen es in sich runder und abwechslungsreicher. Hinzu kommen ein großartiger Gruselschauplatz, eine spannende Geschichte mit realem Bezug sowie ein gut dosierter Einsatz von Schockelementen, der im direkten Gegensatz zur inflationären Nutzung in den älteren Teilen steht. Die insgesamt wirklich sehr gute Präsentation wird leider von einige Grafikfehlern, einer oft asynchronen Vertonung und dem einen oder anderen Wechsel auf die falsche Tonspur überschattet, sorgt mit fotorealistischen Sequenzen und einem detailliert gestalteten Schauplatz aber dennoch für einen gelungenen Rahmen. Alles in allem ist The Devil in me ein großer Schritt in die richtige Richtung, das Niveau eines Until Dawn oder The Quarry wird aber trotzdem nicht ganz erreicht.

Pro:
  • Spannende Geschichte mit realem Bezug
  • Stimmungsvoller gruseliger Schauplatz
  • Gut inszenierte Charaktere mit Identifikationspotenzial
  • Gute Dosis an Schockeffekten
  • Neue Gameplayelemente sorgen für Abwechslung
  • Fotorealistische Grafik in den Sequenzen
Contra:
  • Grafikhänger und Ruckler stören die optische Präsentation
  • Deutsche Vertonung oft nicht lippensynchron
  • Häufige Wechsel auf die englische Tonspur
  • Steuerung hier und da etwas unrund
Story:
4 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Gameplay:
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Grafik:
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Sound:
4 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Atmosphäre:
5 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Unsere Wertung: 8.0 / 10
Spiel getestet auf: PS5
Daniel Walter

Daniel Walter

Ein begeisterter Konsolenspieler mit einem breit gefächerten Interessengebiet. Neben Shooter-Serien wie Battlefield oder Call of Duty gehören auch Action-Adventures wie klassische Assassin's Creeds, die Batman-Arkham-Reihe oder The Last of Us Part 1/2 zu den bevorzugten Titeln. Hinzu kommen Survival-Games wie ARK, Horror-Klassiker a la Resident Evil sowie Open-World-Abenteuer im Stile von Far Cry oder Red Dead Redemption. Sport-Franchises wie FIFA oder Tour de France erweitern das Interessenfeld, ebenso wie sämtliche Titel aus dem Star-Wars-Universum.

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