The Forgotten City im Test: Eine anspruchsvolle Reise in eine lang vergangene Epoche
In The Forgotten City streifen wir durch eine vergessene römische Welt und versuchen mithilfe ausgeklügelter Spielmechaniken ein großes Geheimnis zu lüften.
Die ehemalige Skyrim Mod hat anno 2015 schon etliche Preise für ihre Story bekommen unter anderem den “Writers Guild Award”. Kann das nun eigenständige Spiel diese Qualität halten?
Große Gefühle auf kleinem Raum
Wohl der größte Punkt in The Forgotten City ist natürlich die Story. Wie so häufig landen wir als einsame Person ohne nennenswerte Vorgeschichte an einem Strand. In der Nähe gibt es alte Ruinen und angeblich sollen sich dort unten unfassbare Reichtümer der alten Römer befinden. Ohne groß darüber nachzudenken, rennen wir somit in eine Höhle auf der Suche nach Abenteuern. Dabei treffen wir irgendwann auf eine alte römische Siedlung mit einem Portal. Einmal das Portal betreten, werden wir immer wieder wie in einer Zeitschleife 2000 Jahre zurückgeschleudert. Bei näherer Betrachtung des Dorfes merken wir, dass mit uns 22 andere Dorfbewohner hier ausharren. Von dem Magistraten des Dorfes erfahren wir, dass wir mit allen anderen eingesperrt sind und bis jetzt keiner einen Ausweg aus der Höhle gefunden hat. Als ob das nicht reichen würde, erklärt uns der Bürgermeister auch noch, dass mit unserem Erscheinen jemand die “Goldene Regel” brechen wird. Laut dieser Regel werden alle für die Sünde eines Einzigen getötet. Unsere Hauptaufgabe besteht zum einen daraus herauszufinden, wer als wahrscheinlichster Kandidat alle ins Unglück stürzen wird, aber auch aus der Abwendung des Todes aller. Nebenbei locken noch viele kleine Nebenquests und Geheimnisse tiefer in die Geschehnisse von The Forgotten City und werden uns für einige Stunden fesseln. Ingesamt können wir dabei vier verschiedene Missionsenden entdecken.
Das alte Rom glänzt in schickem Schein
Basierend auf der Unreal Engine 4 sieht dieses Spiel messerscharf aus. Das römische Szenario in seiner Opulenz und seinem Glanz wird schön aufgefangen und in Szene gesetzt. Die Texturen sind hochauflösend und die Animationen flüssig animiert. Ab und an trüben leichte Nachladeruckler das Bild, aber in den allermeisten Fällen läuft das Spiel rund. Etwas unrund ist hingegen das auf 30 FPS gecappte Menü, dass bei davor laufenden 120 FPS schon einen leichten Abriss darstellt. Teilweise auftauchende Clipping Fehler sind auch dabei, sowie ein schnell einsetzender Nebel, um die Sichtweite zu begrenzen.
Dichtes Leben in einer kleinen Stadt
Die Atmosphäre wirkt authentisch, so weit man das beurteilen kann natürlich. Es kommt das Gefühl einer kleinen geschlossenen Gemeinschaft auf, die auf Gedeih und Verderb auf sich angewiesen ist. Diese Abhängigkeiten der einzelnen Personen und uns als “Eindringling” fängt das Spiel sehr gut ein. Alle Bewohner haben eine Aufgabe, sei es als Sklave, Senator oder Bauer. Jede Person hat spezifisch zu ihren Aufgaben Emotionen und Denkweisen, die nur zu dieser Gruppe passen und aufgrund der römischen Weltsicht so existieren. In der kleinen Spielwelt gibt es viel zu entdecken, von den Tavernen und Villen bis zu den schmalen Gängen, die blank in den Fels gehauen wurden. The Forgotten City gibt uns einen Einblick in eine längst vergangene Zeit und schafft es, ein Gefühl für das Leben im alten Rom zu vermitteln, lässt uns aber gleichzeitig spüren, dass über allem eine drohende Gefahr liegt, die uns jederzeit heimsuchen kann.
Und täglich grüßt das Murmeltier
Das Spiel beschreibt sich selbst als Mystery Abenteuer Titel und wird aus der Egoperspektive gespielt. Am Anfang wird ein leichter Rollenspiel Touch suggeriert, in dem wir die Klasse, den Namen und die Herkunft unseres Charakters festlegen dürfen. The Forgotten City schlägt ein eher gemächliches Tempo an und das Hauptaugenmerk liegt auf Rätseln und Gesprächen. Im späteren Spielverlauf erhalten wir zwar einen Bogen, aber diesen einzusetzen, würde bedeuten, jemanden zu verletzen und somit eine Sünde zu begehen.
Was man häufig und klug nutzen sollte, ist die ausgefeilte Zeitschleifenmechanik. Mit dieser lässt sich die Zeit zurückdrehen, sobald die Goldene Regel gebrochen wird. Ist das der Fall, werden wir an den Anfang des Portals zurückgesetzt und starten von Vorne. Das hat den Vorteil, dass uns nun schon Dinge bekannt sind, die die anderen Charaktere nicht wissen können und wir ebenfalls unsere Gegenstände behalten dürfen. Um nach jedem Reset nicht jedes Mal von Neuem alle Aufgaben erledigen zu müssen, wird uns ein Helferlein an die Seite gestellt. Dieser kann auf Anfrage bestimmte Handlungen für uns übernehmen, sei es zum Beispiel die Lieferung eines Heilkrauts an eine verletzte Person. Jedoch fallen dadurch auch Gesprächsoptionen weg, die uns ansonsten voran bringen könnten. Da heißt es viel ausprobieren und immer schön den Überblick behalten. Eine Schnellreisemechanik bietet das Spiel auch in Form einer Seilrutsche, die die wichtigsten Punkte der Höhle verbindet. Aufgrund der kleinen Welt wird sie aber kaum benötigt, ist aber nettes Beiwerk und hat sogar kurz einen Auftritt in einer Nebenquest.
Gute Sprecher, stimmige Musik
Die englische Sprachausgabe ist durchweg gut vertont, nur eine deutsche Synchronisation fehlt. Daher müssen wir uns im Deutschen mit Untertiteln begnügen. Die restliche klangliche Untermalung ist stimmig mit einem ruhig vor sich hinlaufenden Soundtrack, der in bedrohlichen Situationen auch mitzureißen weiß.
Fazit
The Forgotten City schafft es aus nur wenig sehr viel zu machen. Durch die toll geschriebenen Dialoge und die gute Sprachausgabe fällt es leicht, sich in die Welt des alten Roms zu versetzen. Die Welt ist stimmig und schön ausgebaut und alle 22 Charaktere haben eine eigene Geschichte zu erzählen. Auch die Zeitschleifenmechanik weiß zu überzeugen und habe ich so flüssig umgesetzt nur selten gesehen. Die verschiedenen Herangehensweisen laden auch zum mehrmaligen Spielen ein.
Wen die kurze Spielzeit von circa 10 Stunden nicht abschreckt und Wert auf eine gute Story legt, sollte auf jeden Fall zuschlagen.
- Atmosphärische Welt
- Schöne Vertonung
- Zeitschleifenfunktion
- Gute Story
- Etwas zu kurz
- Kleine Grafikbugs
Passionierter PC und Konsolenspieler. Fokus liegt auf Einzelspielererlebnissen