Trepang2 im Test: Ist Alma endlich zurück?
In dem furiosen Actiontitel Trepang2 versuchen wir eine globale Verschwörung rund um die Sicherheitsfirma Horizon aufzudecken und deren dunkle Machenschaften zu verhindern. Ob Trepang2 dabei an das geniale F.E.A.R. von Monolith Productions aus dem Jahre 2005 herankommt oder doch das Ziel verfehlt, klären wir im Test.
Wo ist mein F.E.A.R.? Da ist mein F.E.A.R.!
In dem Ego-Shooter von Trepang Studios zählen brachiale Gewalt und die in Zeitlupe durch den Raum fliegenden Körperteile zu den Kernkompetenzen des Spiels.
Fast so wie zu den glorreichen Zeiten von F.E.A.R.. Die Parallelen sind nicht von der Hand zu weisen und durchaus von den Entwicklern gewollt: Allen voran die Bullet-Time mit ihren Verzerrungen hinter den Projektilen, die klar kommunizierten Ansagen der Gegner, um neue Formationen auszuführen, das Flackern der Taschenlampe in dunklen Gängen und zu guter Letzt die Zweihandoption für Waffen, mit der böse Buben noch schneller in ihre Einzelteile zerlegt werden, kennt man so auch von dem Klassiker rund um das Mädchen namens Alma. Nur fehlt Trepang2 leider etwas der gruselige Anstrich, der das große Vorbild damals auszeichnete. Dennoch kann die brutale und kompromisslose Action überzeugen und transportiert viel des alten Flairs in ein schickes neues Gewand.
G‘schichten aus‘m Paulanergarten
Am Anfang der Geschichte sind wir Gefangener der Horizon Corporation und nur als Subject 106 bekannt. Hinter den verschlossenen Türen des Konzerns müssen die Insassen grausame menschliche Experimente über sich ergehen lassen und das können wir natürlich nicht einfach so akzeptieren. Daher brechen wir erst einmal aus unserem Gefängnis aus, um uns dann der Taskforce 27 anzuschließen, die es auf den Großkonzern abgesehen hat und seine Machenschaften unterbinden will. Dabei müssen wir verschiedene Schauplätze der Horizon Corporation infiltrieren, zu denen Krankenhäuser, Therapiezentren, Großraumbüros und zu guter Letzt dann noch ein riesiges Schloss gehören. In einem Headquarter können wir im Besprechungsraum unsere nächste Mission auswählen und auch Nebenaufträge erfüllen, zu denen zum Beispiel das Hacken von Servern unter Beschuss gehört. In den Missionsgebieten gibt es immer wieder versteckte Drohnen zu finden, die uns eine etwas andere Sichtweise auf die Geschehnisse bieten, als es die Taskforce uns glauben machen will, und somit entspinnt sich zum Ende hin noch ein veritabler Plottwist. Die Story bietet Standardkost, bei der aber etwas die Tiefe fehlt und Glaubwürdigkeit verloren geht.
Was ballert hier so schön?
Das Hauptaugenmerk hat Trepang Studios eindeutig auf ein rundes Gameplay gelegt, was man dem Spiel auch anmerkt. Wenn wir mit aktivierter Zeitlupe einem Gegner in die Beine sliden, dabei rechts und links der Putz von den Wänden abspritzt und neben uns noch eine Granate explodiert, dann fühlen wir uns wie ein Dirigent im Orchester des Chaos’. Das sind mit die besten Actionszenen, die seit Langem über unsere Monitore flackern durften. Dabei verfügt das Spiel über ein rundes Waffenarsenal, das klassische Waffen wie Schrotflinte, Pistole, SMG und Sturmgewehr abdeckt und noch durch Granatwerfer oder ein Maschinengewehr etwas erweitert wird. Die Schießprügel können dann noch an einer Waffenkiste mit Mods erweitert werden, die wir aber in den Levels davor erst einmal finden müssen. Zu einem späteren Zeitpunkt im Spiel wird auch die Zweihandfähigkeit freigeschaltet, die uns unter anderem mit einer Doppelschrotflinte rumrennen lässt, was die Zerstörungsorgie nur noch mehr antreibt. Etwas untergegangen ist dabei allerdings die Fähigkeit, sich für kurze Zeit unsichtbar zu machen, da Gegner sowieso hypersensibel sind und sofort auf alles ballern, was nicht niet- und nagelfest ist. Wirklich vermissen werden wir sie aber auch nicht und kaum eine Mission ist auf das Feature ausgelegt. Im Gegensatz dazu fühlt sich die Bullet-Time, genannt “Fokus”, wie aus einem Guss an und fügt sich wesentlich natürlicher in den Spielflow ein. Auch aufgrund der Tatsache, dass die Kämpfe ziemlich schnell ablaufen und die Maps meist eher dunkel sind, ist es ganz angenehm, das Spielgeschehen mal etwas langsamer an sich vorbeirauschen zu lassen, um sich erst einmal einen Überblick zu verschaffen. Den toten Gegnern fehlt es hingegen etwas an Masse, da sie wie nasse Handtücher auf dem Boden liegen und bei jeder Bewegung unseres Charakters etwas zu leicht über das Parkett wirbeln.
Flüssige Effekthascherei
Trepang2 kann mit tollen Partikel- und weiteren schicken optischen Effekten glänzen. Die teilweise zerstörbaren Level in Kombination mit umherfliegenden Kugeln und explodierenden Fässern werfen uns einen fetzigen Actionshooter auf den Monitor, den es so lange nicht mehr gegeben hat. Dazu läuft das Ganze auch noch angenehm flüssig und mit einer Geforce RTX 3080 auf “Ultra”-Einstellung dann auch durchgängig mit 143 FPS. Negativ aufgefallen sind nur die teilweise recht detailarmen Level und die etwas geringe Anzahl an Gegnertypen.
Bombige Beats
Der Titel liegt in englischer Sprachausgabe mit deutschen Untertiteln vor, da aber hauptsächlich geschossen wird, können wir das getrost vernachlässigen. Der Soundtrack haut uns dafür aber heftige Gitarrenriffs und ballernde Beats um die Ohren, die sich nicht vor dem Blutbad auf dem Bildschirm verstecken brauchen und das Spielgeschehen passend begleiten. Die extrem übermotivierten Explosionen der Granaten sind jedoch auch ein Kritikpunkt, da uns bei aktivem Subwoofer gefühlt der halbe Raum um die Ohren fliegt. Deswegen lieber etwas den Bass reduzieren, da freuen sich dann auch die Nachbarn und das Trommelfell bleibt heile.
Fazit
Trepang2 hat sich die richtigen Stärken von F.E.A.R. rausgepickt und ordentlich umgesetzt. Sei es die prägnante Zeitlupe, die umherfliegenden Gegner und deren Körperteile oder das flotte Gameplay. All das kann aber leider auch nicht über die offensichtlichen erzählerischen Schwächen und die fehlende Abwechslung hinwegtäuschen. Und so bleibt von dem vielen Potenzial zwar einiges übrig, aber man merkt leider auch, dass hier nicht aus dem Vollen geschöpft wurde. Das ist aber vermutlich auch dem überschaubaren Budget und der Größe des Entwicklerteams geschuldet. Und so kann man am Ende festhalten, dass Fans kompromissloser Actiontitel und Liebhaber der altehrwürdigen Vorlage für einen schmalen Taler von 30 Euro bedenkenlos zugreifen können.
- Zeitlupe
- Kompromisslose Action
- Treibender Soundtrack
- Teilweise zerstörbare Umgebung
- Gute Performance
- Tolle Partikeleffekte
- Etwas halbgare Story
- Wenig Gegnertypen
- Wenig Abwechslung
Passionierter PC und Konsolenspieler. Fokus liegt auf Einzelspielererlebnissen
Kommentare
Peter am 1. Januar 2024 um 10:52
Hi Dominik, erstmal frohes neues Jahr. Danke für deine Antwort, falls ich doch noch Infos finde ,werde ich diese hier veröffentlichen.
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Peter am 23. November 2023 um 21:00
Ist das Spiel denn im deutschen Playstation Playstore uncut ? Man findet so gut wie nix darüber
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Dominik Probst(Team) am 15. Dezember 2023 um 09:32
Hey Peter, entschuldige die späte Antwort. Also ich habe gerade auch mal recherchiert und es gibt wirklich keine Infos dazu. Ich schau immer gern mal in den Online-Shops in Österreich, ob das Spiel dort als Uncut-Edition verkauft wird, denn falls ja, ist es meist in Deutschland zensiert. Und ja, die gibt es dort. Im deutschen PlayStore wird also vermutlich auch diese Version verkauft.
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