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Review

Unrailed! – Schienen bis in die Unendlichkeit

Von Tjark am 12. Oktober 2020. Getestet auf PC. Zum Spiel hier klicken.

Unrailed! ist ein Spiel, in dem es nur um eines geht: Schienen bauen. Dass dabei so manche Freundschaft auf die Probe gestellt wird, ist nur ein Nebeneffekt. Wie genau das funktioniert und was der Coop-Schienenbausimulator sonst noch so kann, verrät unser Test.

Das Ziel in Unrailed! ist einfach: wir versuchen unseren Zug solange am Rollen zu halten wie möglich. Dazu müssen wir dauerhaft Schienen bauen. Genauer gesagt bauen wir Verbindungen von Bahnhof zu Bahnhof und kommen dabei durch verschiedene Biome, die jeweils unterschiedliche Charakteristika aufweisen. Gespielt werden kann in verschiedenen Modi. Es gibt einen Unendlich Modus, der solange geht, bis man mit den Schienen nicht mehr hinterherkommt. Einen schnellen Modus, bei dem nur ein Level gespielt wird, und einen Versus Modus, bei dem zwei Teams mit jeweils zwei Spielern antreten, um die längere Strecke zu bauen. Ergänzt werden die Modi noch durch verschiedene Schwierigkeiten, die zum Beispiel Ressourcenverfügbarkeit oder Zuggeschwindigkeit beeinflussen.

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Rohstoffe abbauen, Schienen bauen, Rohstoffe abbauen, Schienen bauen…

Da es aber natürlich nicht in jedem Bahnhof einen Vorrat an Schienen gibt, müssen wir diese selbst produzieren. Hier zeigt sich die zweite Säule von Unrailed!: das Ressourcensammeln. Ausgestattet mit einer Axt und einer Spitzhacke müssen wir Bäume fällen und Stein abbauen, um Holz und Metall zu erhalten. Diese beiden Materialien können wir dann in dem, praktischerweise auf einem Waggon montierten, Warenlager ablegen, um von einem anderen Waggon automatisch Schienen herstellen zu lassen. Da unser Zug ja aber im Dauerbetrieb ist, muss er auch konstant gekühlt werden, dazu muss der Kühlwassertank immer wieder aufgefüllt werden. Hierzu steht uns unser drittes Werkzeug zur Verfügung: ein Eimer. Da wir allerdings immer nur eine Sache gleichzeitig tragen können, müssen wir uns zwischen dem Rohstoffabbau, dem Transport oder dem Ausbau der Strecke entscheiden.

Das sind sogar auch schon alle wichtigen Gameplay-Elemente, die Unrailed! zu bieten hat. Das wäre erst mal nicht besonders aufregend, wenn nicht alles darauf ausgelegt wäre, Chaos auszulösen. Das Spiel ist immer in kurze Abschnitte gegliedert, in denen wir von einem Bahnhof zum nächsten fahren. Diese fungieren dabei je nach eingestellter Schwierigkeit als kurze Zwischenstationen oder sogar als Speicherpunkte. Um von einem Bahnhof zum nächsten zu kommen, müssen wir logischerweise Schienen zwischen den beiden Gebäuden bauen. Allerdings ist die Welt zufallsgeneriert, sodass wir nie genau wissen, wo der nächste Bahnhof auf der schlauchartigen Karte überhaupt ist. Dass wir nur ein sehr begrenztes Sichtfeld um unsere Lokomotive herum haben, hilft dabei nicht unbedingt. Und das Sichtfeld kann durch Wettereinflüsse oder Nachteinbruch sogar noch (meist eher negativ) beeinflusst werden.

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Das Chaos ist überall

In jedem der Abschnitte ist eine der Ressourcen immer weniger häufig verfügbar als die anderen, sodass immer ein Mangel entsteht. In den späteren und damit schwereren Biomen müssen wir sogar komplett ohne manche Ressourcen auskommen. Dieser künstliche Mangel ist der erste Baustein des mehr oder weniger zwangsweise entstehenden Chaos. Der zweite Faktor sind die Spieler. Wir können Unrailed! mit bis zu drei anderen Spielern bestreiten. Dadurch lassen sich zwar die verschiedenen Aufgaben (Holz und Stein abbauen, einsammeln, Schienen produzieren und bauen, Kühlung nachfüllen…) aufteilen, aber es gibt immer mehr Aufgabenbereiche als es Spieler gibt. Und je mehr Spieler auf der Karte umher wuseln, desto eher stehen wir uns auch mal im Weg… Wer versucht, das zu umgehen, oder einfach keine Freunde mobilisieren kann, der bekommt einen Bot zur Seite gestellt, dem wir bestimmte Aufgaben zuteilen können. Der Bot erledigt seine Aufgaben dann erstaunlich effizient und klug. Dennoch ist Unrailed! definitiv auf ein kooperatives Spiel mit mehreren realen Spielern ausgelegt. Um das Chaos weiterzuführen, treten in den einzelnen Leveln zusätzlich noch bewegliche Hindernisse wie Kühe, die unseren Weg blockieren, oder Diebe, die unsere abgebauten Rohstoffe stehlen, auf. Und der ständige Zeitdruck durch den unaufhaltsam rollenden Zug sowie die Notwendigkeit, auch die Kühlung nachzufüllen, tun ihr Übriges. Dadurch, dass sich der sichtbare Bereich ständig weiterbewegt, können wir sogar unsere Werkzeuge verlieren. Ein Chaos à la Overcooked ist hier somit an der Tagesordnung. Ein kurzes Verschnaufen ist nur in den Bahnhöfen möglich. Das ist auch die Gelegenheit, bei der man kurz aufhört, sich gegenseitig für begangene Fehler verantwortlich zu machen, sondern mal konstruktiv diskutieren kann.

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Die Bahnhöfe bieten die einzige Möglichkeit, unseren Zug zu verbessern. Dafür benötigen wir Bolzen. Diese erhalten wir für das Abschließen eines Abschnitts und da wir unterwegs noch nicht genug zu tun haben, können wir in jedem Abschnitt zusätzlich noch einen Bolzen finden und eine Minimission erfüllen. Die Upgrades, in die wir unsere hart erkämpfte Währung dann investieren, sind entweder Leistungssteigerungen unserer bestehenden Waggons oder auch komplett neue Wägen, die wir an unseren Zug anhängen. Wir haben dabei immer nur eine zufällige Auswahl zur Verfügung. Der Nutzen und die Funktion der verschiedenen Wagentypen sind sehr unterschiedlich, und die Wahl sollte wohlüberlegt sein. Wir haben auch die Möglichkeit, unsere Lok an sich aufzuwerten. Einerseits ist es möglich, mehr Wägen anzuhängen. Andererseits stellt das Aufwerten die einzige Möglichkeit dar, in das nächste Biom zu kommen. Die Biome haben eine steigende Schwierigkeit, da in jedem Umgebungseinflüsse warten. Das kann ein neues Wetter wie Schnee sein oder der Mangel an bestimmten Ressourcen. Welche genau euch erwarten, wollen wir euch hier nicht vorwegnehmen.

Das blockt richtig

Optisch wartet Unrailed! mit einem einzigartigen Pixel- beziehungsweise Low-Poly-Stil auf. Das heißt nicht, dass hier ein ungenauer Pixelbrei gezeigt wird, sondern einfach, dass jedes Element auf der rechteckigen Form von Pixeln beruht. Die Entwickler haben trotzdem einen erstaunlichen Detailgrad untergebracht und schöne Animationen eingefügt. Wie in jedem modernen Spiel dürfen natürlich auch Kostüme beziehungsweise verschiedene Charakter-Skins nicht fehlen. Diese werden mit dem Erreichen einer bestimmten Anzahl von Bahnhöfen nacheinander freigeschaltet. Zu den optischen Merkmalen gibt es eine passenden Soundkulisse, die zum Beispiel aus der dauernd stampfenden Dampflokomotive besteht. So hat Indoor Astronaut eine einfache aber sehr schöne und passende Kulisse geschaffen, die auf den zweiten Blick doch noch so manches Detail bereithält.

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Fazit

Wer ein schnell zu lernendes, aber schwer zu meisterndes Spiel für bis zu vier Spieler sucht, der ist mit Unrailed! bestens bedient. Aber nur, wenn man das dauerhafte Chaos, die daraus resultierende Anspannung und den etwaigen Konflikt mit den Mitspielern aushält. Eigentlich sind das aber auch genau die Punkte, die Unrailed! so gut machen. Durch den zufallsgenerierten Charakter der Spielwelt kann es leider aber manchmal zu zwar nicht unlösbaren, aber zumindest unfairen Situationen im Levelaufbau kommen, allerdings nie in einem Ausmaß, das einen wirklich frustriert. Wer also schon immer beweisen wollte, dass er Schienen bis in die Unendlichkeit bauen kann, der hat hier die Chance dazu. Und für einen doch eher kleinen Indie-Titel ist hier wirklich vieles gut gelungen.

Pro:
  • Wiederspielwert durch Zufallsgenerierung
  • Replays des aktuellen Versuchs
  • viele freischaltbare Wägen und Skins
  • verschiedene Schwierigkeitsstufen
Contra:
  • „unfaire“ Level durch Zufallsgenerierung
  • starke Sprünge in der Schwierigkeit
Gameplay:
4 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Grafik:
5 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Sound:
3 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Atmosphäre:
5 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Unsere Wertung: 8.5 / 10
Spiel getestet auf: PC
Tjark

Tjark

Hat seit dem Gameboy jede Handheld-Generation ausgiebig genutzt. Es stehen vorallem Coop- und Multiplayer-Spiele hoch im Kurs.

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