Unvollendete Meisterwerke: Spiele, auf deren Fortsetzung wir vergeblich warten
Von Dominik Probst am 21. März 2025
Wer kennt es nicht, man liebt ein Spiel abgöttisch und wartet Jahre, manchmal Jahrzehnte lang auf eine Fortsetzung. Es gibt aber auch Fälle, in denen schlichtweg keine entsprechende Veröffentlichung erscheint und man dadurch gezwungen ist, den geliebten ersten Teil immer und immer wieder zu spielen, selbst wenn es eigentlich noch unzählige Geschichten zu erzählen geben würde. Auch hier haben wir unsere Spielesammlung durchgesehen und nach dem einen unvollendeten Meisterwerk gesucht, das wohl auf ewig auf sein Sequel warten muss.
Segas Taktik-Rollenspiele mit der wunderschönen Aquarell-Optik und dem großartigen, taktischen Gameplay-Mix aus Echtzeitbewegung und rundenbasierten Zügen hat es mir seit dem ersten Teil aus dem Jahr 2008 angetan. Bis hin zu Teil vier, welcher 2018 erschien, habe ich jeden Ableger mit Freuden durchgespielt, den nur in Japan erschienenen dritten Part sowie das leider nur durchschnittliche Valkyria Revolution mal ausgeschlossen. Doch seit dem vierten Valkyria Chronicles ist es erschreckend ruhig um die Reihe geworden. Daher würde ich mir hier definitiv ein Lebenszeichen in Form eines neuen Ablegers wünschen. Also, falls das hier jemand bei Sega liest: Wäre das nicht mal eine gute Idee?
Eines meiner absoluten Favorites aller Zeiten ist Rockstars 40er-Jahre-Krimi LA Noire, der uns in die Hollywood-Ära in Los Angeles eintauchen und die Hochzeit der Filmindustrie in der nach außen schillernden Metropole miterleben lässt. Ergänzend zu den großartigen Tatortuntersuchungen, den Befragungen von Zeugen und Verdächtigen, bei denen wir genaustens auf die Mimik unseres Gegenüber achten sollten, sowie einer packenden Geschichte rund um einen ehemaligen Kriegshelden, der erst einen steilen Aufstieg und dann einen ebenso krassen Fall von der Karriereleiter der Polizei erleben muss, ist es gerade auch die Stadt, die mich noch heute begeistert. Die Aura des Hollywoodland wurde perfekt eingefangen ebenso wie die in allen gesellschaftlichen Schichten sehr zwielichtigen Personen auf beiden Seiten des Gesetzes. Im Laufe der Geschichte läuft das Meisterwerk zur Hochform auf und lässt uns beispielsweise nicht nur auf einem ehemaligen Filmset einen Verbrecher durch die imposanten Kulissen jagen, sondern auch den berühmten Black Dahlia Murder verfolgen. Alles in allem ist LA Noire für mich Rockstars Meisterwerk, das alle noch so großartigen GTA-Teile noch einmal überflügelt. Umso mehr würde ich mir wünschen, noch einmal in das Los Angeles der 40er Jahre reisen zu dürfen, denn dort warten bestimmt noch viele filmreife Verbrechen darauf, von uns gelöst zu werden.
Als großer Fan von Echtzeitstrategiespielen gibt es für mich einen Titel, der bis heute eine besondere Lücke hinterlässt: Command & Conquer: Generäle. Das 2003 erschienene Spin-off der beliebten C&C-Reihe hat mich mit seinem modernen Militär-Setting, den drei einzigartigen Fraktionen und dem spannenden Mix aus Basisbau und taktischen Entscheidungen völlig in seinen Bann gezogen. Besonders die verschiedenen Generalsfähigkeiten und die abwechslungsreichen Missionen haben jede Partie spannend und fordernd gemacht.
Während Command & Conquer später mit Neuauflagen und Remastern von Klassikern wie Alarmstufe Rot und Tiberium Wars bedacht wurde, wartet Generäle bis heute vergeblich auf ein würdiges Comeback. Ein geplanter Nachfolger wurde 2013 leider eingestellt, und seitdem herrscht Funkstille. Dabei wäre genau jetzt der perfekte Zeitpunkt für eine moderne Neuauflage mit zeitgemäßer Grafik und Multiplayer-Features. Ein neuer Ableger könnte die Faszination der originalen Generäle neu entfachen und Veteranen sowie Neueinsteiger gleichermaßen begeistern.
Also EA, wie sieht’s aus? Ein neues Generäle wäre ein absoluter Traum für alle Echtzeitstrategie-Fans!
Gute Coop-Games sind heutzutage leider rar, vor allem wenn man kein Fan von Survival-Crafting oder Loot-Shootern ist. Auch abwechslungsreiche Storygames, die mit einer Vielzahl an Gameplayideen und originellen Settings aufwarten, sind in Zeiten der generischen Open-World-Spiele immer seltener zu finden. Split Fiction jedoch vereint diese beiden Elemente wie kein anderes Spiel und stellte sich damals auf erfrischend kreative Weise gegen den Trend. Mit seinem Spielwitz, intelligentem Leveldesign und einer nahezu makellosen Spielerfahrung setzte es ein echtes Zeichen. Ein zweiter Teil oder auch nur ein spiritueller Nachfolger in gleicher Qualität wäre ein wahrer Segen. Obwohl Split Fiction gerade erst erschienen ist, hat mich dieses geniale Coop-Abenteuer sofort begeistert und mit einer großen Lust auf mehr zurückgelassen. Ein Nachfolger wäre definitiv etwas, das ich mir sehr sehnlich wünsche!
Wenn es nach meinem Wunsch zu einer Fortsetzung geht, stehen natürlich insbesondere meine Lieblingsreihen Grandia und Project Zero ganz weit vorne dick und fett unterstrichen auf dem Wunschzettel, gefolgt von einigen anderen Titeln wie beispielsweise Uncharted oder Mord im Orientexpress von Microids Lyon. Da es aber zu ersteren beiden vor gar nicht so langer Zeit Lebenszeichen in Form von Remastern gab, hege ich die leise Hoffnung, dass sich hier endlich etwas tun könnte. Auch im Falle des aufgeführten Uncharted will ich mir einfach nicht vorstellen, dass nach Teil 4 wirklich final Schluss sein soll, und für Mord im Orientexpress wurde zwischenzeitlich ein neuer Kriminalfall mit klassischem und modernem Setting zumindest schon einmal angekündigt. Daher nenne ich an dieser Stelle ein anderes Spiel, mit dem ich viel Spaß hatte, das aber bisher keinen Nachfolger erhalten hat, nämlich No Fear Downhill Mountain Biking. Als eines meiner ersten Spiele für die PlayStation hat es für mich schon einen besonderen Stellenwert. Hier sind halsbrecherische Abfahrten im Sattel eines Mountain Bikes auf verschiedenen Strecken wie dem Sunshine Forrest, Dry River Valley, Watzmann Path oder über die eisigen Flächen von Hundsjället Slopes möglich, auch in den erweiterten Varianten bei gesteigertem Schwierigkeitsgrad. Dabei gilt es in einem runden Konzept stets die Ausdauer des Fahrers im Auge zu behalten und Regerationszeiten während der Fahrt einzuplanen, um an der richtigen Stelle mit neuer Energie durchtreten zu können. Die Rennen können jeweils im Turnier gegen andere Fahrer, den eigenen Schatten und im lokalen Splitscreen bestritten werden. Sowohl mein Vater als auch ich haben diverse Stunden in dem Spiel versenkt, häufig auch im direkten Duell und begleitet von der spannenden Frage, wer der Rekordhalter einer Strecke bleibt. Zwar gibt es durchaus noch ein paar wenige, andere Downhill-Spiele. Im Vergleich erscheint mir No Fear Downhill Mountain Biking allerdings etwas bodenständiger. Der Fokus liegt eher auf der Strecke und weniger auf der Zeit in der Luft mit Tricks nach Sprüngen oder auf Gegenständen, die man den Gegnern um die Ohren werfen kann, wie es beispielsweise in dem ebenfalls spaßigen Downhill Domination der Fall war. Gegen ein neues No Fear Downhill Mountain Biking, schon einmal allein mit dem Upgrade der heutigen Grafik, hätte ich daher definitiv nichts einzuwenden.
Wenn es um Nachfolger geht, wurden meine Wünsche zu großen Teilen schon erhört. Sei es S.T.A.L.K.E.R. 2 oder Mafia: The Old Country, viele meiner Jugendspiele erleben aktuell wieder ein Revival. Ob sie gut werden, das steht natürlich auf einem anderen Stern. Allerdings fehlt mir nach wie vor ein Nachfolger zu den Deus Ex Titeln. Die Kombination aus Stealth, Ego-Shooter, Rollenspiel und Open-World konnte mir zwar Cyberpunk 2077 etwas zurückbringen, die Lücke aber nie ganz schließen. Umso trauriger macht es mich, dass sogar ein Nachfolger angekündigt wurde, der bereits zwei Jahre in Entwicklung war und nun von der Embracer Group gestoppt wurde.
Dominik Probst
Webentwickler, Technik-Nerd und Gamer aus Leidenschaft seit der Kindheit, mit einem Faible für die komplette The Legend of Zelda- und Halo-Reihe. Dazu fast keine Konsolengeneration ausgelassen und auch sehr interessiert an Indie-Games.