

Was ist eigentlich aus der Perfect Dark-Serie geworden?
Ende der 90er. Konsolen-Shooter sind schnell, laut und meist simpel gestrickt. Dann kommt ein Spiel, das alles anders macht: Perfect Dark. Cyberpunk-Spionage statt Standard-Militärkost, eine Geheimagentin mit Stil – und ein Arsenal, das in Erinnerung bleibt. Darunter die wohl coolste Waffe ihrer Zeit: das Laptop-Gewehr, unscheinbar zusammengeklappt und doch eine tödliche Autoturret, sobald man es abwirft. Rare katapultierte das Nintendo 64 in eine neue Liga, technisch wie spielerisch. Doch während Joanna Dark einst als Zukunft des Genres galt, ist die Reihe heute vor allem eine Legende, die in Foren, Speedruns und Retro-Sammlungen weiterlebt. Was ist passiert?
Der Beginn einer Legende
1997 definierte Rare mit GoldenEye 007 den Ego-Shooter auf Konsolen neu: präzises Gunplay, packende Missionen und ein legendärer Multiplayer. Eine direkte Fortsetzung kam nicht, stattdessen wollte Rare eine eigene Marke etablieren. Das Ergebnis war Perfect Dark, 2000 exklusiv für das Nintendo 64 veröffentlicht. Der Sci-Fi-Thriller kombinierte eine dichte Cyberpunk-Atmosphäre mit einer Story voller Geheimorganisationen, Alien-Verschwörungen und Hightech-Gadgets. Die Protagonistin Joanna Dark wurde schnell zur Kultfigur.
Technisch holte das Spiel alles aus dem N64 heraus, so sehr, dass es für viele Funktionen das Expansion Pak erforderte (höhere Auflösung, mehr Gegner, erweiterte Kampagne). Für die damalige Zeit war es ein visuelles und spielmechanisches Schwergewicht, inklusive Koop- und Challenge-Modi.
Von großen Plänen und verlorenen Möglichkeiten
Nach dem Erfolg des ersten Teils folgte 2005 ein Prequel: Perfect Dark Zero für die Xbox 360. Der Wechsel von Nintendo zu Microsoft hatte Rare verändert, und das merkte man auch am Spiel. Es war kein schlechtes Game, aber irgendwie fehlte ihm der Charme des Originals. Ich weiß noch, wie ich mich auf den Release gefreut hatte und dann ernüchtert war. Die KI wirkte seltsam, das Gunplay nicht so präzise wie erhofft, und das Level-Design konnte nicht mit dem Vorgänger mithalten.
Danach wurde es still. Rare schien den Fokus auf andere Projekte zu legen, und während Fans auf eine richtige Fortsetzung hofften, kamen nur vereinzelte Neuauflagen: Perfect Dark wurde 2010 als HD-Remaster für die Xbox 360 veröffentlicht und war später auch Teil der Rare Replay-Sammlung für Xbox One.
Doch was ist mit neuen Spielen? Nun ja, es gab einige Versuche – aber die meisten endeten in der Versenkung.
Gescheiterte Projekte und der lange Weg zurück
Zwischenzeitlich gab es einige Versuche, Perfect Dark zurückzubringen. Eines dieser Projekte war Perfect Dark Core, eine deutlich actionlastigere Version mit stärkerem Fokus auf Third-Person-Elemente. Es wurde nie offiziell angekündigt und letztlich eingestellt. Auch ein weiteres Spin-off namens Velvet Dark, das sich um eine Nebenfigur drehen sollte, verschwand schnell in der Versenkung.
Die Frage blieb: Sollte Joanna Dark jemals zurückkehren?
Ein neues Perfect Dark – und das abrupte Ende
2020 sorgte Microsoft bei den Game Awards für eine große Überraschung: Ein Perfect Dark-Reboot wurde angekündigt, entwickelt von The Initiative, einem neu gegründeten „AAA-Studio“ mit Veteranen von Crystal Dynamics, Naughty Dog und 343 Industries. Das Projekt wurde als „Eco-Shooter“ beschrieben – eine Mischung aus futuristischer Agentenaction, Hightech-Gadgets und einem dystopischen Szenario rund um ökologische Katastrophen. Ein erster Trailer präsentierte beeindruckende Cyberpunk-Optik, futuristische Metropolen (darunter ein neu interpretiertes Kairo) und deutete ein modernes Gameplay mit Parkour-Elementen und taktischer Freiheit an.
Doch seit der Ankündigung lief es hinter den Kulissen holprig: Personalwechsel, strategische Neuausrichtung und die Hinzuziehung von Crystal Dynamics als Co-Entwickler nährten Gerüchte über Schwierigkeiten. Entwickler Adam McDonald verteidigte später die Authentizität der Trailer-Demo mit den Worten:
„It’s probably more real than you think“ – die Systeme seien tatsächlich funktionsfähig gewesen, auch wenn sie stark geskriptet präsentiert wurden.
Trotzdem folgte 2025 der Schock: Microsoft stellte das Projekt ein und schloss The Initiative im Rahmen einer größeren Umstrukturierung. Schauspielerin Alix Wilton Regan (die Stimme von Joanna Dark) äußerte ihre Enttäuschung und rief Fans dazu auf, sich wie bei Hi-Fi Rush für eine Wiederbelebung starkzumachen.
Fazit: Hoffnung oder Abschied?
Perfect Dark war für viele das Nonplusultra des N64-Shooters – komplex, atmosphärisch, technisch mutig. Nach Perfect Dark Zero blieb die Serie untergenutzt, ihr Potenzial ungehoben. Das Reboot hätte die Chance gehabt, sie wieder relevant zu machen – doch nun ist Joanna Dark erneut im Schatten verschwunden.
Ob es jemals einen weiteren Versuch geben wird, bleibt ungewiss. Bis dahin bleibt Perfect Dark vor allem eines: eine Legende, die in den Köpfen ihrer Fans weiterlebt – und vielleicht, irgendwann, doch noch ein neues Kapitel bekommt.
Dominik Probst
Webentwickler, Technik-Nerd und Gamer aus Leidenschaft seit der Kindheit, mit einem Faible für die komplette The Legend of Zelda- und Halo-Reihe. Dazu fast keine Konsolengeneration ausgelassen und auch sehr interessiert an Indie-Games.