

Was ist eigentlich aus der Tonic Trouble-Reihe geworden?
Manche Spiele vergisst man einfach nicht – selbst wenn sie längst in der Versenkung verschwunden sind. Tonic Trouble ist für mich so ein Fall. Ein 3D-Platformer aus einer Zeit, als Ubisoft noch als Underdog in der Branche galt und mit Experimentierfreude auffiel. Doch während Rayman bis heute überlebt hat, wurde Tonic Trouble schnell vergessen. Zeit, sich die Frage zu stellen: Was ist eigentlich aus Tonic Trouble geworden?
Ein seltsames Experiment
Meine erste Begegnung mit Tonic Trouble war auf dem Nintendo 64. Ich erinnere mich noch genau: Die bunten Welten, die verrückte Story über eine außerirdische Flüssigkeit, die alles mutieren lässt, und natürlich der unförmige Protagonist Ed – ein Charakter, der nie die gleiche Strahlkraft wie Rayman hatte, aber dennoch seinen Charme versprühte.
Das Spiel wurde 1999 veröffentlicht und war im Grunde eine Art Testlauf für das, was später Rayman 2: The Great Escape werden sollte. Michel Ancel, der kreative Kopf hinter Rayman, war auch hier involviert. Man merkt deutlich, dass Ubisoft mit dem Spiel das 3D-Platforming erproben wollte – mit gemischtem Erfolg.
Die Entwicklung: Mehr Chaos als Struktur?
Ubisoft Montreal steckte damals noch in den Kinderschuhen, und Tonic Trouble war eines der ersten Spiele, das dort entstand. Die Entwicklung soll ziemlich chaotisch verlaufen sein, mit ständigen Änderungen am Leveldesign und an der Steuerung.
Ursprünglich sollte das Spiel bereits 1998 erscheinen, wurde dann aber mehrfach überarbeitet. Besonders spannend: Die PC-Version unterscheidet sich deutlich von der Nintendo-64-Fassung. Sie bietet überarbeitete Level, bessere Steuerung – aber auch einige fehlende Elemente. Eine definitive Version gibt es also eigentlich nicht.
Das Gameplay: Ein kreatives Durcheinander
Ich mochte Tonic Trouble, aber ich erinnere mich auch daran, wie frustrierend es manchmal war. Die Steuerung fühlte sich oft schwammig an, die Kamera war eine Katastrophe und einige Level wirkten wie unfertige Experimente. Trotzdem hatte das Spiel seine Stärken: Das Design der Welten war originell, die Gegner kreativ und das ganze Setting war einfach herrlich verrückt.
Besonders cool fand ich Eds Fähigkeiten – von verrückten Sprüngen bis hin zu Gadgets, die das Gameplay abwechslungsreicher machten. Aber Tonic Trouble schaffte es nie, den Feinschliff eines Rayman 2 zu erreichen.
Wie kam das Spiel an?
Die Kritiken damals waren durchwachsen. Viele lobten die kreative Welt und die Musik, aber die Steuerung und Kamera wurden oft kritisiert. Vor allem im direkten Vergleich mit Rayman 2, das nur kurz danach erschien und in fast allen Punkten überlegen war, hatte Tonic Trouble keine Chance.
Dennoch verkaufte sich das Spiel überraschend gut – mit über einer Million verkauften Exemplaren. Kein absoluter Flop also, aber auch kein großer Erfolg, der eine Fortsetzung gerechtfertigt hätte.
Und dann … nichts?
Tonic Trouble blieb ein Einzelgänger. Es gab nie eine Fortsetzung, nie ein Remaster und kaum jemanden, der es heute noch kennt. Ubisoft hat das Spiel praktisch aus seiner Geschichte gestrichen. Kein Easter Egg in neueren Spielen, keine Remakes – einfach nichts.
Trotzdem gibt es eine kleine Fangemeinde, die das Spiel bis heute liebt. Vielleicht ist es nicht das beste 3D-Platformer-Spiel seiner Zeit, aber es hatte Persönlichkeit – und das allein macht es für mich besonders.
Fazit: Ein Relikt aus einer anderen Zeit
Wenn ich heute an Tonic Trouble denke, dann mit einer Mischung aus Nostalgie und Frustration. Es war kein Meisterwerk, aber es hatte Charme und Kreativität – und genau das fehlt vielen modernen Spielen.
Wird Tonic Trouble jemals ein Comeback erleben? Wahrscheinlich nicht. Aber wer weiß – vielleicht bringt Ubisoft eines Tages ein Rayman-Remake heraus und versteckt irgendwo eine kleine Hommage an Ed. Verdient hätte er es.
Dominik Probst
Webentwickler, Technik-Nerd und Gamer aus Leidenschaft seit der Kindheit, mit einem Faible für die komplette The Legend of Zelda- und Halo-Reihe. Dazu fast keine Konsolengeneration ausgelassen und auch sehr interessiert an Indie-Games.