Ad Infinitum im Test: Zwischen Schützengräben und Wahnvorstellungen
Vor der düsteren Kulisse des Ersten Weltkriegs, wo der Nebel des Krieges buchstäblich und metaphorisch hängt, versucht Ad Infinitum uns tiefer in die Schützengräben und Felder dieses schrecklichen Konflikts zu ziehen. Doch sind die wahren Schrecken der Krieg selbst oder etwas viel Sinisteres, was vielleicht nur in unserem Kopf passiert?
Ein Krieg mit zwei Fronten
Ohne zu viel zu verraten, webt Ad Infinitum eine interessante Erzählung, die sowohl die Realitäten des Krieges als auch die unheimlichen Aspekte des Übernatürlichen verknüpft. Wir erleben den Ersten Weltkrieg aus der Sicht unseres Protagonisten, der höchstwahrscheinlich ein Trauma davongetragen hat und von schrecklichen Erinnerungen in Form von Monstern geplagt wird. Aber auch das Leben in seiner Familie ist Teil dieser Visionen. Was hierbei Realität ist und was nicht, ist uns anfangs nicht bekannt und wird im Laufe des Spiels immer mehr aufgelöst.
Vom Schlachtfeld zur Geisterstadt
Ein sofortiger Blickfang in Ad Infinitum ist die detaillierte und atmosphärische Grafik. Das Spiel nutzt moderne Grafiktechnologien, um eine überzeugende Darstellung des Ersten Weltkriegs zu präsentieren. Jeder Schützengraben, jedes Stück zerstörte Landschaft und die verfallenen Strukturen sind mit etlichen Details und Realismus gestaltet. Dabei wurde versucht, die Gräben realistisch zu platzieren, lange Passagen wurden dabei abergekürzt, um keine allzu langen Laufwege zu etablieren. Auf der anderen Seite steht das Herrenhaus, das verlassen scheint und mit seiner düsteren Atmosphäre ein Gefühl der Beklommenheit erzeugt. Ob wir dort allein sein oder nicht, klärt sich relativ schnell auf. Spätestens wenn wir uns der Séance widmen, können wir uns eine Antwort auf die Frage bilden.
Echos aus der Vergangenheit
Ein Spiel, das so stark auf Atmosphäre setzt, benötigt einen Soundtrack, der diese ergänzt, und Ad Infinitum liefert genau das. Die Geräuschkulisse ist ständig präsent, von den fernen Echos von Artilleriefeuer bis hin zu näheren und persönlicheren Geräuschen wie dem Klirren von Metall oder dem unheilvollen Wehen des Windes. Die Hintergrundmusik ist subtil, aber effektiv und trägt entscheidend dazu bei, den Spieler in diesen historischen Horror eintauchen zu lassen.
Überleben zwischen den Linien
Das Gameplay von Ad Infinitum konzentriert sich auf die Erkundung und das Überleben. Während man durch die Landschaft navigiert, wird man nicht nur von den physischen Gefahren des Krieges bedroht, sondern auch von unheimlichen Kreaturen. Wir schleichen uns an diesen vorbei, locken sie mit verschiedensten Hilfsmitteln von uns weg und bahnen uns so einen Weg durch das Gebiet. Dabei gilt es auch, Rätsel zu lösen, um voranzukommen. So müssen wir beispielsweise verschiedene Kerzen sammeln, um ein Ritual durchführen zu können oder aber einen Morsecode lösen.
In Ad Infinitum warten verschiedene Kreaturen auf uns, die uns nach dem Leben trachten. Manche sind blind und somit sehr geräuschempfindlich, andere sind unglaublich stark und schnell. Somit sollte immer die richtige Technik gefunden werden, um lebendig an den nächsten Ort zu gelangen. Klappt dies einmal nicht, heißt es nicht gleich Game Over, sondern wir werden zum letzten gefundenen Feldbett transportiert, auf dem wir dann aufwachen. Ein schönes kleines Detail ist, dass wir nicht neu in das Spiel einsteigen, respawnen oder ähnliches, sondern wir bestätigen, dass wir aufwachen wollen. Das lässt dann natürlich wieder die Frage offen, ob es tatsächlich die Wirklichkeit ist, die wir hier erleben.
Der dünne Schleier zwischen Realität und Albtraum
Das Zusammenspiel von Grafik, Sound und Gameplay schafft eine Atmosphäre, die zugleich bedrückend und fesselnd ist. Ad Infinitum gelingt es, die reale Angst und Paranoia der Soldaten in den Schützengräben zu vermitteln, während es gleichzeitig eine übernatürliche Ebene einführt, die den Spieler ständig auf Trab hält.
Fazit
Ad Infinitum ist nicht nur ein weiteres Kriegsspiel. Es ist eine sorgfältig gestaltete Erfahrung, die den Spieler sowohl physisch als auch emotional herausfordert. Mit überzeugender Grafik, sehr gut eingesetztem Sound und gelungenem Gameplay setzt dieses Spiel zwar keine neuen Maßstäbe im Genre des historischen Horrors, trotzdem ist es eine Erinnerung daran, dass die wahren Schrecken des Krieges oft jenseits der physischen Realität liegen. Und das ist genau das, was die Entwickler erreichen wollten, wie mir in einem kurzen Interview auf der gamescom bestätigt wurde.
- Atmosphärische und detailreiche Grafik
- Interessante Erzählung, die Realität und Übernatürliches verknüpft
- Verschiedene herausfordernde Kreaturen
- Passende musikalische Untermalung
- Diverse Rätsel
- Spielmechaniken auf Dauer etwas eintönig
- Mögliche Trigger durch Kriegsdarstellung und -thematik
Webentwickler, Technik-Nerd und Gamer aus Leidenschaft seit der Kindheit, mit einem Faible für die komplette The Legend of Zelda- und Halo-Reihe. Dazu fast keine Konsolengeneration ausgelassen und auch sehr interessiert an Indie-Games.