Aragami 2 im Test: Endlich wieder ein Schleichspiel, aber mit Tücken
Mit Aragami 2 erwartet uns endlich einmal wieder ein Koop Schleich Abenteuer, in dem wir uns in einer Fantasieepoche des alten Japans lautlos und unsichtbar von Dach zu Dach teleportieren. Ob das Spiel die Stärken des Vorgängers bewahren oder sogar ausbauen kann, erfahrt ihr im Test.
Ein Ninja auf langweiliger Mission
In Aragami 2 spielen wir einen verstorbenen Ninja, der Rache an seinem Tod nehmen will und sich mit stoischer Ergebenheit durch Gegnerwellen meuchelt. Die Story ist eher von der belanglosen Sorte. Es gibt drei Zwischensequenzen, die handwerklich gut umgesetzt wurden, daneben dümpelt die Geschichte aber langweilig vor sich hin, da kaum Augenmerk auf spannend inszenierte Dialoge oder stark ausgeprägte Charaktere gelegt wurde. Da das Schleichabenteuer aber wohl eher die Koop Helden unter uns ansprechen soll, belassen es die Entwickler auch dabei. Leider sind die Missionen an sich auch nicht viel abwechslungsreicher und so turnen wir durch immer gleiche Level, töten leise immer gleiche Gegner und erledigen immer gleiche Aufgaben. Akkordarbeit als Ninja sozusagen.
Alles so karg hier
Aragami 2 wird aus der Third-Person-Perspektive gespielt, dadurch haben wir von überall eine gute Übersicht auf die Geschehnisse, die um uns herum passieren. Wir können uns so flüssig von Haus zu Haus hangeln und nebenbei noch leicht die Gegner im Auge behalten. Auch die Framerate tat dem Spielfluss keinen Abbruch und flimmerte konstant mit 143 FPS über den Monitor. Das lag aber leider meist an der arg kargen Landschaft und dem doch eher rudimentären Grafikstil. Es sollte wohl eine Art Cell Shading Look nachgestellt werden, wirkte aber eher detail- und texturarm. Durch den dadurch gewonnenen sehr cleanen Look haben wir zumindest wieder mehr Übersichtlichkeit dazu gewonnen, das kann man dem Spiel kaum vorwerfen. Negativ aufgefallen sind zudem einige Glitches, so kann man sich beispielsweise am Anfang ohne viel Mühe direkt aus dem Hub Dorf herausglitchen, aufploppende Elemente in der Ferne sowie die recht starren Animationen der Gegner.
Auf leisen Sohlen über die Dächer
An den besten Stellen schleichen wir uns ungesehen durch Gestrüpp, spähen Routen aus, prägen uns Standorte ein und schmieden alleine oder zu zweit einen Plan, um das Questziel zu erreichen. Dabei baut Aragami 2 einen schönen Spielflow auf und wäre die Welt nicht so generisch, könnte das Spiel diesen auch halten. Leider ähneln sich die abgesteckten Areale nach gewisser Zeit allzu sehr und es stellt sich eine gewisse Monotonie ein. Da kann all das geschmeidige Rumgehüpfe auch nicht viel retten. Die Hubwelt ist zwar schön in Szene gesetzt, allzu viel lässt sich dort jedoch auch nicht erledigen und so wird diese auch meistens nur ignoriert.
Es hakt im alte Japan
Kernelement in Aragami 2 ist das lautlose von Dach zu Dach Schwingen mit unseren übernatürlichen Sinnen. Wir können uns von einer Dachkante aus einem Symbol folgend mit der Shift Taste abdrücken und uns somit über geringen Entfernungen zu unserem Ziel teleportieren. Das macht überraschend viel Spaß und geht schön flüssig von der Hand. Erst mal auf den Dächern angekommen, kann uns dort oben eigentlich auch kaum ein Gegner etwas anhaben. Müssen wir jedoch auf den Boden und in die Nähe der gegnerischen Soldaten, sieht die Welt schon anders aus. Wir haben den Waffen der Wachen kaum etwas entgegenzusetzen und sollten uns tunlichst im Schatten aufhalten. Zu allem Überfluss hängt sich unser Protagonist an Regenrinnen und Fensterbänke. Das soll uns zwar davor bewahren, abzustürzen, sorgt meistens aber eher dafür, dass wir ungelenk vor einen Gegner plumpsen, weil wir mal wieder die Taste zum runterfallen vergessen haben. Sollten wir dann auch erwischt werden, kommt das neue Kampfsystem zum Einsatz. Und genau das sollten wir vermeiden. Zum einen hält ein Ninja naturgemäß kaum Schläge aus und zum anderen ist das Kämpfen hakelig und kaum herausfordernd. Im Grunde blocken wir nur und zum zuhauen kommen wir aufgrund der ungenauen Steuerung kaum. Hinzu kommt das ein Angriff gefühlt alle Gegner in der Anlage alarmiert und damit haben wir erst recht keine Chance mehr, in dem Kampf die Oberhand zu gewinnen. Daher heißt es bei unseren drei Versuchen pro Mission aufpassen und verstecken, sonst müssen wir den Level noch mal komplett von vorne durchleben. Wenn wir dann doch eine Mission gemeistert haben sollten, werden wir in drei Kategorien eingeteilt. Je nachdem wie sneaky oder meuchelnd wir vorgegangen sind. Um uns bei der Spielspaßstange zu halten, gibt es noch einen Skilltree in dem wir verschiedene Fähigkeiten wie Flüstern und Unsichtbarkeit erlernen können. Auch unser Inventar ist um explodierende Lampen und Wurfsterne erweiterbar, nur machen die alle meist zu viel Lärm und wir lassen wieder die Finger davon.
The Sound of Silence
Aragami 2 liegt mit deutschen Untertiteln vor, die Story wird in den Zwischensequenzen von einer Erzählerin erläutert. In Gesprächen mit NPCs gibt es nur eine pseudojapanische Vertonung. Die musikalische Untermalung ist stimmig und trägt gut zur Atmosphäre bei. In der Hubwelt klingen ruhige fernöstliche Melodien, die zum Verweilen einladen. In Kämpfen oder in Schleichpassagen passt sich der Soundtrack an und wird bedrohlicher und treibender.
Fazit
In den besten Fällen baut Aragami 2 einen schönen Spielfluss auf und es macht anfangs Spaß, sich über die Gegner hinwegzuschwingen. Danach kommt leider die viel zu langweilige Story und die hakeligen Kampfmechaniken zum Einsatz. Auch die sich zu sehr ähnelnden Missionen und Areale locken keinen Meuchelmörder hinter dem Ofen hervor. Alleine wird es sehr schnell sehr langweilig, nur im Koop Modus kann das Spiel wohl für einige Stunden Spaß machen.
- Teilweise angenehmer Spielfluss
- Gute Übersichtlichkeit
- Online-Koop Unterstützung
- Langweilige Story
- Schwache Grafik
- Abwechslungsarme Areale
- Hakelige Kämpfe
- Balancing Probleme
Passionierter PC und Konsolenspieler. Fokus liegt auf Einzelspielererlebnissen